Fachbereiche: Geschichte (Politik, Sowi, Philosophie) - Sprachen - Wirtschaft, Recht - Biologie (Chemie) - Technik (Physik) und Blödsinn.
Dieser Universal-Blog ist aus einer Seite für Geschichte, Politik (und Realienkunde) hervorgegangen, die sich dann in Richtung Humanwissenschaften weiterentwickelt hat.
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Samstag, 31. Oktober 2015

CONFIDENTIAL (ZEITSCHRIFT)

Confidential war eine Zeitschrift, die sich mit Klatsch, Tratsch und Skandalen von Prominenten - v. a. aus Hollywood - beschäftigte. Sie erschien von Ende 1952 bis 1978, bis August 1953 vierteljährlich, dann zweimonatlich.
Die Zeitschrift wurde vom Publizisten Robert Harrison gegründet. Unterstützt wurde vor vom Theaterkritiker Walter Winchell.
Sie galt als Pionierin auf dem Tabloid-Markt, der dann in den 60ern durchstarten sollte. Ein Vorgänger-Konzept, das nie veröffentlicht wurde, war die Zeitschrift Eyewitness von 1947.
Das Magazin startete mit einer Auflage von ca. 250.000, im August 1953 nach der Trennung von Marilyn Monroe und Joe DiMaggio schnellte das Magazin aber auf 800.000 Exemplare hoch und erschien zweimonatlich. 1955
erreichte es schon eine Auflage von 4-5 Millionen. Dazu muss man davon ausgehen, dass die Zahl der tatsächlichen Leserschaft noch ein vielfaches dieser Zahl erreichte. 
Wie zu erwarten musste die Zeitschrift viele Rechtsstreitigkeiten durchstehen. Das Magazin versuchte das dadurch zu umgehen, dass es nur Andeutungen machte in Richtung Fremdgehen, sexueller Devianz oder krimineller Handlungen.
Ein berühmter Streit war der mit Maureen O'Hara. Dieser Streit setzte dem Magazin langfristig sehr zu.
Confidential hielt bis 1978 sehr lange durch. Es musste sich aber zunehmender Konkurrenz in seinem Marktsegment erwehren.


Dezember (Nov.) 1952
  
November 1955

November 1957


April 1958

Januar 1960



Montag, 19. Oktober 2015

KRIEGSTHEORIEN

Der Themenbereich "Kriegstheorien" ist ein äußerst interessantes und relavantes Forschungsfeld. Trotzdem mangelt es hier an Überblicksdarstellungen.
Ausnahmen bestätigen die Regel: In den 90er-Jahren erschien von Seyom Brown das Werk "The Causes and Prevention of War".
Und (erst) 2011 erschien von Thomas Jäger und Rasmus Beckmann das "Handbuch Kriegstheorien".

Wir werden uns hier vor allem, aber nicht nur, auf das "The Causes and Prevention of war stützen.
Schwierig bei der Einteilung ist die Frage, ob man von Denkschulen ausgehen soll - was wir hier primär getan haben - oder von individuellen im Gegensatz zu kollektivistischen Ansätzen. 


1. Biologische Theorien ("biomaterialistisch"):

  • der Mensch hat entweder einen biologisch begründbaren triebhaften Zwang zu Aggression und Krieg oder zumindest das Potenzial dazu
  • akademische Grundlagen sind die Humanethologie (E. = Verhaltenslehre), die Genetik (Vererbungslehre), die Soziobiologie und andere
    Vertreter: Konrad Lorenz, Irenäus Eibl-Eibesfeldt, Edward O. Wilson, Desmond Morris
  • aus biologischer Sicht ist ein Aggressionsverhalten nicht unbedingt nur negativ zu sehen; es hat in der natürlichen Umgebung eine Funktion, also einen Zweck (z. B. Kampf um Territorium, Verteidigung, Nahrungsbeschaffung, Kampf um Weibchen)


2. Ökonomische Theorien ("ökonomisch-materialistisch"):

  • Krieg ist ein wichtiges Mittel, um sich ökonomische Ressourcen zu beschaffen 
  • diese Theorien können verschiedener Provenienz sein, z. B. aus dem politischen Realismus stammend, liberalistisch, marxistisch, strukturalistisch, funktionalistisch etc. 
  • viele bringen die ökonomi(sti)schen Ansätze aber mit marxistischer Theoriebildung in Verbindung 
  • aus marxistischer Sicht ist Krieg im Kapitalismus sogar notwendig, damit sich das System erhalten und weiter expandieren kann 
  • die marxistischen Theorien sind unterteilt in (klassische) marxistische Theorien, neomarxistische Theorien und von letzteren abgeleitet Systemtheorien und Dependenztheorien 
  • Vertreter: viele klassisch-marxistische Imperialismustheoretiker wie Lenin, Luxemburg, Hilferding; Ekkehard Krippendorf, Hartmut Elsenhans, Immanuel Wallerstein (Weltsystemtheorie), André G. Frank (Dependenztheorie, Weltsystemtheorie)  

3. Psychologische Theorien und tiefenpsychologische Theorien:

a) psychologisch:
  • psychologische Theorien gehen davon aus, dass Kriege ihre alleinigen oder hauptsächlichen Ursachen in den Individuen selbst haben. 
  • die Individuen können z. B. als Kind Aggressionen ausgesetzt worden sein, im Berufsleben gescheitert sein o. ä., was dann zu einer schweren seelischen Kränkung geführt hat   
  • die Kränkung ist oft verbunden mit (subjektiv erlebter oder objektiver) Isolation
  • das gilt sowohl für jeden einzelnen Kriegsbefürworter wie auch und insbesondere für die Anführer, die andere zum Krieg anstacheln
  • seelische Prägungen wirken in der Kindheit besonders stark, können aber auch später erfolgen  
  • das Individuum versucht dann, persönliche Erniedrigungen zu kompensieren oder überzukompensieren 
  • dabei kann es zu Überlagerungen von Motivlagen kommen, z. B. wenn sich Hitler für persönliche Kränkungen in der Kindheit UND im (Ersten) Weltkrieg rächen will 
  • viele historische Anführer stehen unter Verdacht, eine entsprechende Persönlichkeitsformung bzw. -deformation erlitten zu haben:
    Richelieu, Talleyrand (frühe und mittlere Neuzeit); Hitler, Mussolini, Stalin, Mao; George W. Bush, Tony Blair, Wladimir Putin


  • tiefenpsychologische Theorien gehen dabei von besonders tief sitzenden seelischen Faktoren aus, die sehr oft unbewusst wirken 
  • besonders bekannt ist die psychoanalytische Schule von Sigmund Freud:
    Freud entwarf eine Personlichkeitstheorie des Ich - Über-Ich - Es
    (Über-Ich: kontrollierende Instanz, heute im Frontallappen verortet,
    Es: triebhafte, von außen wirkende Instanz, heute im Stammhirn verortet)
    hinzu entwarf er Theorien zur Persönlichkeitsentwicklung in bestimmten Phasen, die aber heute sehr umstritten sind



4. Sozialpsychologische Theorien:


5. Soziologische Theorien:


6. Etatistische Theorien:

  • etatistische Theorien gehen davon aus, dass Krieg v. a. oder ausschließlich von Staaten ausgelöst und zwischen Staaten geführt werden 
  • man kann diese Theoriegruppe auch als Unterordnung der soziologischen Theorien sehen, sie hat aber eine gewisse Eigenständigkeit (und ein "Eigenleben") 
  •  






Dienstag, 6. Oktober 2015

ZUKUNFTSMODELLE NACH RÜDIGER LUTZ

Überlegungen über die Zukunft faszinieren seit jeher die Menschheit.
Die moderne Zukunftsforschung bzw. Futurologie versucht, daran anzuknüpfen. Wie zu erwarten, haben sich verschiedene Denkschulen gebildet und streiten um die richtige Methodologie.
Es ist schwer, Voraussagen für die Zukunft zu treffen, wo man da doch mit so vielen Variablen aus den Bereichen der Sozial- und Naturwissenschaften hantieren muss.


RÜDIGER LUTZ

Ein Ansatz sind die 7 - 8 Zukunftsmodelle von Rüdiger Lutz, die in den kommenden Wochen hier noch genauer erläutert werden sollen (vgl. Hafemann/Schlüpen: Technotopia; Weinheim, Basel 1986). 


Rüdiger Lutz stammt aus der Bewegung der "Zukunftswerkstätten" und war mit Norbert Müllert im Umfeld von Robert Jungk, dem Begründer dieses Konzeptes, tätig. Lutz war durch verschiedene alternative und gegenkulturelle Ansätze, besonders aus den USA, beeinflusst. Manchmal ließ er sich aber zu sehr von solchen Entwürfen beeinflussen und geriet so in Streit mit Vertretern der Alternativbewegungen und mit den Gesetzen der Machbarkeit. Er verstarb 2006 in Tübingen, ausgezehrt von langen Kämpfen.
Trotzdem sind einige seiner Ansätze auch heute noch betrachtenswert. Die Weltentwicklung hat im 20. Jhd. eine enorme Dynamik erfahren und im Positiven und Negativen wirtschaftlich und technisch vorher ungeahnte Ausmaße angenommen.
Rüdiger Lutz entwarf in den frühen 80er-Jahren zunächst 7 Zukunftsszenarien, denen er nach dem Jahr 2000 noch ein 8. hinzufügte, das Corcoran-Szenario.
Bei den ersten Szenarien wurde er beeinflusst durch die 68er-Bewegung, die Neuen Sozialen Bewegungen (Alternative) und die Gründung der Grünen 1980. Das letzte, nachgelieferte Szenario war beeinflusst durch die ständige Verschärfung der Sicherheitspolitik sowie durch die Erfahrung seiner eigenen Einlieferung in die Psychiatrie 2004/05, die er als ungerecht empfand. Unten sind die Szenarien aufgezählt.
Szenarien wie Computopia (IT) oder Dallas (Kapital) zeigen sich nach 2000 noch deutlicher im Durchbruch, z. T. kombiniert mit dem neuen Corcoran-Szenario, also der Idee der Ein- und Aussperrung großer Menschenmengen.
Alternative, ökologische und spirituelle Szenarien, also gemeinhin auf postmaterialistischen Werten basierend, gerieten dagegen ins Hintertreffen.


Szenario 1: Computopia

- allseits vernetzte, computerisierte Kommunikations- und Produktionssysteme
- T. Nelson, W. Norris, M. McLuhan, A. Toffler
- nützt: Soft- und Hardwareproduzenten, sowie Computerfreaks
- schadet: der armen Dritten Welt (im Süden) [heute z. T. umstritten]


Szenario 2: Raumkolonie

- autonome Raumstationen in Erdumlaufbahn


Szenario 3: Ökotopia

- kleine, dezentrale Öko-Siedlungen


Szenario 4: Chinatown

- Multi-Millionen-Metropolen als ethnische Schmelztiegel


Szenario 5: Findhorn (schottisches New-Age-Zentrum)

- spirituell orientierte New-Age-Kommunen


Szenario 6: Dallas

- Wirtschaftsimperialismus und Marktorientierung; Sieg des "westlichen Systems"


Szenario 7: Gaia

- Ökosystem Erde als selbstorganisierendes intelligentes Lebewesen


Szenario 8: Corcoran (später konzipiert, benannt nach dem kaliforn. Hochsicherheitsgefängnis)

- nützt: globalen Konzernen, Regierungen mit Kontrollmacht; offiziell aber alternativlos
- schadet: schwachen Wirtschaftssubjekten, obwohl die auch einige Krümel abbekommen können
  (→ Ich-AG)
- für das System werden Sicherheitsmaßnahmen nach Außen UND Innen überlebensnotwendig
- entscheidend ist nun, wer "innen" und wer "außen" ist;
  die Festlegungsmacht hierüber ist wichtig!
- die Ein- und Ausgrenzung erfolgte früher durch Zäune und Mauern, heute erfolgt sie AUCH digital
- die moderne Videoüberwachung (allg.er: Datenkontrolle) hat die "Dystopie" 1984 längst überholt
- die beschränkenden Auswirkungen dieses Systems betreffen aber alle:
  Menschen sitzen entweder in einem "goldenen" oder in einem "asozialen Käfig"
- Wanderer zwischen den Welten gibt es nur wenige: z. B. Asylanten und Hacker;
  diese sind dann aber auch die mobilsten und die gefährdetste Elemente
- das System ist irgendwann (angeblich) alternativlos geworden, ABER es ist instabil!
  es muss sich immer mehr ausbreiten, aber die dann entstandenen sinnentleerten Lebenswelten mit
  Pseudoinhalten füllen, z. B. als Spass- oder Event-/Ereignisgesellschaft
- das Ende der Hierarchie und damit des Systems ("Tod des Drachens") ist aber trotz der Instabilität
  bisher noch nicht absehbar, das kranke System konnte sich bislang immer wieder revitalisieren
- eine "distanzierte Betrachtung" oder "nüchterne Tatsachenerfassung" sind nicht mehr möglich
  ("Das ständig Neue überstrahlt die ewigen Wahrheiten.")
- Gewalt tritt jetzt nicht mehr (so oft) brachial auf, sondern verschleiert durch Incentives/Anreize;
  das System bleibt aber ein dominantes System
- so wie früher viele Gegenstände zur Ware wurden, wird jetzt auch die Information zur Ware;
  auch die Natur wird zunehmend patentiert
- in Deutschland ist einer der vielen Repräsentanten des Systems ausgerechnet Otto Schily,
  der als ehem. RAF-Anwalt und ehem. Grüner als SPD-Innenminister die Überwachung in D massiv ausgebaut hat!