Fachbereiche: Geschichte (Politik, Sowi, Philosophie) - Sprachen - Wirtschaft, Recht - Biologie (Chemie) - Technik (Physik) und Blödsinn.
Dieser Universal-Blog ist aus einer Seite für Geschichte, Politik (und Realienkunde) hervorgegangen, die sich dann in Richtung Humanwissenschaften weiterentwickelt hat.
Sprachen: Englisch, Französisch, Spanisch; Latein, Altgriechisch; Russisch; Japanisch, Chinesisch; Arabisch; Mittelägyptisch; Sanskrit und Hindi etc.
Personen-Link: http://novatlan.blogspot.de/2014/08/personen-pool.html

Donnerstag, 10. Dezember 2020

LINUX & BSD: 2020

Beastie & Tux

Es ist wieder ein Jahrfünft vergangen und wieder stellt sich die Frage, wie sich Linux und BSD als Systemalternativen für Windows und Mac entwickelt haben.
Wir weisen hier zunächst auf neue (!) Hardwareprobleme hin und führen dann einige Distributionen beispielhaft auf. 
 

HARDWAREPROBLEME

Leider ist es hier zu einigen neuen Problemen gekommen.
Noch vor wenigen Jahren konnte man aufgrund der weit entwickelten Benutzerorientierung von Linux-Distributionen auch Neuumsteigern guten Gewissens raten, einfach einen Bootstick oder eine Boot-DVD zu erstellen und dann dem grafischen Installationsmenü zu folgen.
Inzwischen gibt es aber neue Schwierigkeiten!
(Bootstick mit Rufus oder LinuxLive [LiLi]-USB-Creator!)


1. UEFI

Die Zeiten des klassischen BIOS sind vorbei. Heute regiert in handelsüblichen Computern (PCs und Notebooks) das UEFI. Dieses soll näher auf die Bedingungen des Betriebssystems eingehen, kommt aber in Wirklichkeit eher Windows entgegen. Nicht alle Linux-Distributionen können das UEFI "überwinden".

Hier sei dem Nutzer zu populären Linux-Distris wie Ubuntu/Mint, Fedora oder SUSE geraten.


2. Secure Boot

Secure Boot ist (leider) die zweite Hürde. Um Linux auf dem Computer zu installieren, muss in der Regel Secure Boot deaktiviert werden. Dies geschieht im Boot-Menü, das meistens mit F2 oder einer anderen Funktionstaste gleich zu Beginn des Startvorgangs zu erreichen ist.
Man beachte: Für das Ausschalten des Secure Boot ist manchmal die Vergabe eines Passwortes erforderlich!


3. RST

RST ist (leider) die dritte Hürde. RST steht für Rapid Storage Technology und ist in verschiedene Intel-Chipsätze verbaut. Dadurch können verschiedene Festplatten als Einzellaufwerke gruppiert und verwendet werden. Man spricht auch von RAID, Redundant Array of Independent Disks.
Der Bootvorgang muss nun auf AHCI umgestellt werden.
Hierzu geht man auch wieder in das Boot-Menü und stellt entsprechend um. Aber Vorsicht: Häufig muss der entsprechende Menüpunkt erst mit Strg+S sichtbar gemacht werden!

Für eine präzisere Einstellung inklusive Dual-Boot empfiehlt ubuntu diese (komplizierte) Seite:
https://discourse.ubuntu.com/t/ubuntu-installation-on-computers-with-intel-r-rst-enabled/15347

Vorsicht: Sicherheitskopien machen und aufpassen, dass Linux oder ggf. Linux und Windows beide korrekt booten!


LINUX-DISTRIBUTIONEN

Auf dem "Markt" der Distributionen auf Distrowatch.com hat sich seit 2015 nicht revolutionär viel verändert. Es gibt aber in der Top 5 Änderungen durch das Auftrumpfen von MX Linux (auf Debian-Basis, aus antiX und MEPIS) und von Manjaro (auf Arch-Basis).

2015 - Top 5:
1. Mint [Ubuntu/Debian]
2. Debian [Debian]
3. Ubuntu [Debian]
4. openSUSE [Slackware]
5. Fedora [RedHat]
(Mageia [RedHat] ist auf Platz 6 und dahinter schon Manjaro [Arch] auf Platz 7!)

2020 - Top 5:
1. MX Linux [Debian] (weit vorne!)
2. Manjaro [Arch]
3. Mint [Ubuntu/Debian]
4. Ubuntu [Debian]
5. Debian [Debian]
(Pop!_OS [Ubuntu/Debian] auf Platz 6 und elementary [Ubuntu/Debian] auf Platz 7.)


1. MX Linux

MX Linux ist eine Distribution, die auf Debian basiert. Auf Distrowatch.com führt sie 2020 deutlich. Schon 2019 war sie auf Platz 1 und 2018 auf Platz 4.

MX Linux ist sicher eine solide Distribution. Sie lässt sich leicht installieren und bietet dann einen aufgeräumten Desktop auf Basis von Xfce. Als Community-Ausgabe gibt es MX Linux auch mit KDE.
Die Taskleiste ist links am Bildschirm und als "Conky" enthält der Bildschirm noch eine gestylete Digitaluhr. Diese Designelemente können allerdings leicht verändert werden.
Zusätzlich enthält MX Linux noch einige Programme, die dem Anwender das Leben erleichtern sollen.

Aus unserer Sicht ist MX Linux zwar eine solide Distribution, es erschließt sich aber nicht, wieso diese Distribution so viel besser sein soll als die vorher starken (und verwandten) Distributionen Mint und Ubuntu. Immerhin gehören aber alle drei zur Debian-Familie.
Bei den Desktops wäre es wünschenswert, wenn zumindest noch Mate mit angeboten würde, was aber laut Twitter-Nachfrage zur Zeit nicht zur Disposition steht. Auch "ultraleichte" Desktops werden nicht angeboten.


2. Manjaro

Manjaro gehört zur Familie der Arch-Linuxe. Es ist damit als "Fremdling" in die früher von Debians und RedHats dominierten Spitzenplätze vorgedrungen.
Wenn man auf Arch setzt, muss man natürlich wissen, dass in der Konsole ganz andere Befehle verwendet werden.
Ansonsten ist Manjaro für Einsteiger ein gut geeignetes Linux. Das System lässt sich leicht über Menü installieren und hat nicht mehr die Schwierigkeiten beim Updaten von Paketquellen, die wir noch vor rund 5 Jahren festgestellt haben.
Manjaro ist eine Rolling Release.
Es ist wichtig zu wissen, dass Manjaro zwar von Arch abstammt, aber eigene Paketquellen verwendet. Das Softwarecenter ist umfangreich gefüllt und wird durch das Arch User Repository (AUR) ergänzt. Für das AUR wird aber von den Manjaro-Entwicklern keine Verantwortung übernommen.

Es gibt neben Manjaro noch weitere Distributionen, die das eigentlich für erfahrene Bastler gedachte Arch populär machen wollen. Das vielseitige Antergos wurde leider eingestellt, dafür gibt es jetzt EndeavourOS. Ferner gibt es noch Arco Linux und Garuda.
Leider mussten wir bei einem Test in der virtuellen Maschine feststellen, dass die Installationsvorgänge bei den drei genannten Distributionen nicht richtig funktionierten.


3. Mint (Ubuntu-Edition)

Linux Mint ist seit unserem Umstieg von Ubuntu nach wie vor unser Favorit.
Linux Mint wurde anfangs dazu gegründet, um Linux-Neueinsteigern einen gewohnten (Windows-nahen) Desktop zu bieten. Dann hat sich die Distribution verselbständigt.
Seit 2014 basiert Linux Mint nur noch auf der LTS-Version von Ubuntu (Long-Term Support).
Linux Mint bietet die Desktops Cinnamon, Mate und Xfce an. Leider wurde die anfängliche Unterstützung für KDE eingestellt. Einige Desktops können auch auf eigene Faust installiert werden, nur für Gnome 3 ist das System nicht geeignet.
2016 wurde die Homepage von Linux Mint gehackt. Angeblich konnten alle Angriffsfolgen beseitigt werden.

Linux Mint 20 Ulyana ist die aktuelle Version von Linux Mint. Sie ist gewohnt benutzerfreundlich und enthält gute vorinstallierte Softwarepakete.
Unerklärlicherweise wurde das Design etwas abgeändert und schriftmäßig sogar an Ubuntu rückangepasst, aber diese Einstellungen kann man ja an eigene Bedürfnisse anpassen.


BSD-DISTRIBUTIONEN

Die BSD-Distributionen sind bekanntermaßen bei weitem nicht so umfangreich wie die von Linux. Hier betrachten wir sowieso nur FreeBSD.
Das Tragische zuerst: TrueOS alias PC-BSD wurde eingestellt! Das ist besonders schade, weil das seit 2006 existierende TrueOS/PC-BSD nach der Einstellung von Desktop BSD (2009, trotz Wiederbelebungsversuchen) fast die einzige BSD-Distribution war, die populären Ansprüchen genügen konnte. Sie bot eine grafische Installationsroutine und ein Software-Center (App-Café).
Nachteilig waren nur gewisse Probleme mit den Bildschirmtreibern (was oft eine gewisse Unschärfte auf dem Bildschirm hinterließ) und eine relativ hohe Systemlast.
Wenigstens konnte man mit der Zeit neben KDE noch andere Desktops installieren (LXDE, Xfce, Mate) und ab Version 10 war sogar ein eigener Desktop namens Lumina verfügbar.


1. Ghost BSD

GhostBSD ist derzeit die einzige wirkliche populäre FreeBSD-Distribution.
GhostBSD entstand 2010 aus einem offiziellen FreeBSD-Forum heraus (Gründer: Eric Turgeon und Nahuel Sanchez) und war als FreeBSD-Distribution gedacht, die auf dem Gnome-2-Desktop aufbaute. Nachdem dieser eingestellt worden war, setzte man auf den Mate-Desktop (Nachfolger von Gnome 2) und bedingt auch auf Xfce.
Seit 2018 (Okt./Nov.) basiert GhostBSD auf TrueOS, was allerdings Fragezeichen bzgl. der Zukunft des Projektes setzt, weil TrueOS eingestellt wurde.
Seit 2020 (März) wird auch ein eigenes Repository gehostet.
GhostBSD bietet nach der Installation auch Voreinstellungen, die es ähnlich wie Windows oder MacOS aussehen lassen (vgl. z. B. UbuntuMATE und OpenMandriva Lx!).


2. weitere Versuche

Das seit Jahren bekannte PC-BSD bzw. TrueOS wurde leider Anfang 2020 eingestellt.
MidnightBSD von Lucas Holt et al. wird dagegen weiterentwickelt (Desktop: GNUstep).
Nur eine kurze Lebensdauer hatte FuryBSD, das 2019 gegründet und bereits 2020 eingestellt wurde. Es basierte auf den Desktops KDE Plasma 5 und Xfce.

 

 

Montag, 21. September 2020

ELLUL, JACQUES

Jacques Ellul

 * 06.01.12, in Bordeaux

+ 19.05.94, in Bordeaux

Ellul war ein französischer Jurist, der auch in den Bereichen Philosophie, Soziologe und Theologie tätig war.

Elluls Mutter war protestantisch und sein Vater war ursprünglich griechisch-orthodox. Ellul wuchs in Bordeaux auf und studierte dort Rechtswissenschaft bis zur Promotion 1936. Dann dozierte er an den Universitäten Montpellier, Straßburg und Clermont-Ferrand. 1940 wurde er vom État Ftancais entlassen und arbeitete in der Landwirtschaft. 1943 beendete er seine Habilitation über Römisches Recht. Ab 1944 konnte er wieder als Universitätsdozent arbeiten und wurde später Professor. Kurz nach dem Krieg war er sogar in der provisorischen Stadtverwaltung von Bordeaux aktiv. 1980 wurde Ellul emeritiert.

Parallel dazu setzte sich Ellul auch mit theologischen Fragen auseinander. 1930 hatte er ein Bekehrungserlebnis. In der Folge setzte er sich mit Karl Barth und Sören Kierkegaard auseinander. Ellul publizierte zu biblischen Texten und zur gegenwärtigen Lage der Kirche. Ellul war Reformierter und gehörte von 1956 bis 1971 dem Nationalrat der Reformierten Kirche von Frankreich an. Gleichzeitig war er aber auch in der ökumenischen Bewegung tätig.

Ellul ist aber auch bekannt als Technikkritiker. Hier übte er auch gegen seinen Willen Einfluss auf den "UNAbomber" Ted Kaczynski aus. In "La technique ou l'enjeu du siècle" von 1954 (engl. The Technological Society, 1964) stellt Ellul die Grundlagen der Technik als religiös und nicht wissenschaftlich dar. Die Beziehung zwischen Mensch und Technik bewertet er kritisch. Methodisch wurde das Werk zwar angegriffen, aber Aldous Huxley empfahl die Übersetzung ins Griechische.

In "La parole humiliée" (1981; The Humiliation of the Word, 1985) weist er nach, wie durch die Industrialisierung und die Technisierung unserer Gesellschaft die Fähigkeit im modernen Menschen schwindet, dem (gesprochenen) Wort die Bedeutung, die es einst gehabt hat, abzugewinnen. Er stellt dem Wort das Bild gegenüber. Das Wort als sprachliche Aussage ist polarisiert: Entweder ist eine Aussage wahr, oder sie ist eine Lüge, also falsch. Dieses Kriterium kann das Bild nicht leisten: Es zeigt nicht Kategorien wie wahr/falsch, sondern präsentiert kommentarlos eine Realität.


LITERATUR:

Wikipedia


 


Sonntag, 20. September 2020

SHIGENOBU, FUSAKO UND DIE JAPANISCHE ROTE ARMEE

Japanese Red Army and "Yodo-go" Group

* 28.09.1945, Setagaya, Tokio

Fusako Shigenobu ist eine japanische Linksterroristin.


Viele Menschen werden sich wundern, dass es in Japan einen Linksterrorismus in Folge der 60er-Jahre-Umwälzungen gab.
Viele denken beim Begriff (neuer) Linksterrorismus an die deutsche RAF, an andere europäische Gruppen wie die italienischen Roten Brigaden oder vielleicht noch an die Weathermen in den USA oder die Black Panther Party, von der aber nur ein Teil terroristisch und nur ein Teil marxistisch war.

Aber in Japan, so kann man allgemein sagen, begann der Linksterrorismus früher, war härter und hörte später auf. Fusako Shigenobu und ihre Japanische Rote Armee ist nur ein Beispiel. 


JUGEND

Fusako Shigenobu wurde am 28.09.1945 in Tokio (Setagaya ward) geboren.
Ihr Vater war ein Lehrer an einer Tempelschule (Terakoya). Diese war nach dem Ersten Weltkrieg gegründet worden und hatte es sich zum Ziel gesetzt, armen Kindern vom Land zu helfen. Ihr Schwerpunkt war in Kyushu in Südjapan.
So weit zur biographischen Grundlage. Shigenobu wuchs also in einem sozialen Umfeld auf, das sich mit Bildung und sozialen Problemen beschäftigte.
Das Problem ist aber, dass der Vater dann in die Wirren des Zweiten Weltkriegs hineingerissen wurde und nicht nur einfacher Soldat war, sondern es bis zum Major der Kaiserlich Japanischen Armee gebracht hat. Sein Haupteinsatzgebiet war die Mandschurei, damals unter japanischer Kontrolle Manchukuo (Mandschukuo) genannt.
Nach dem Krieg wurde dieser einstige Imperialist dann zum radikalen Linken, der gleichzeitig psychisch frustriert war und um den Lebensunterhalt kämpfen musste. Gleichzeitig hat er, obwohl jetzt linksgerichtet, seinen militärischen Angriffsgeist beibehalten und an seine Tochter weitergegeben.
Hier beginnt die heikle Psychodynamik der Fusako Shigenobu, die dann durch persönliche Erlebnisse und die Ereignisse der 60er-Jahre verschärft wurde. Die 60er-Jahre waren allgemein eine Zeit des Umbruchs und in Japan begannen die Auseinandersetzungen durch radikale Modernisierungen (z. B. Flughafenausbau) und den Sicherheitsvertrag mit den USA noch früher.


STUDIUM UND RADIKALISIERUNG

Nach der Schule arbeitete Shigenobu für Kikkoman und ging abends für Kurse an die Meiji-Universität. Sie soll auch als Bartänzerin gearbeitet haben, was eigenen Angaben zufolge ihren Widerstandsgeist weiter anheizte. 
Als dann die Studentenproteste stärker wurden, protestierte sie auch gegen eine Erhöhung der Studiengebühren.

Shigenobu schloss ihr Studium in Politischer Ökonomie und Geschichte ab (BA, Meiji-Univ.). Sie schloss sich den dortigen Protesten an und trat dem Zengakuren bei. Bald gehörte sie zu den Kadern.
Shigenobu geriet in den Sog von Radikalisierung, Dogmatismus, politischem Bewegungsrausch und Spaltungen in Fraktionen. Die Revolution an sich wurde quasi angebetet. Daraus entstand neben anderen Gruppen die Japanische Rote Armee (Japanese Red Army/JRA bzw. Nihon Sekigun). Anders als andere Gruppen beließ sie es nicht bei Aktionen in Japan oder entführte Flugzeuge nach Nordkorea, sondern griff auch in den Nahostkonflikt ein.


JAPANISCHE ROTE ARMEE UND ANTI-IMPERIALISTISCHE INTERNATIONALE BRIGADE

Im Februar 1971 ging sie mit Tsuyoshi Okudaira in den nahen Osten, um internationale Verzweigungen für die neu gegründete JRA aufzubauen. Dafür trennte sie sich von der Red Army Faction (RAF) unter Tsuneo Mori. Am linken Flügel der Japanischen Kommunistischen Partei (JCP) bildete sich aus der maoistischen Linken die Vereinigte Rote Armee (United Red Army/URA). Durch polizeiliche Verfolgungsmaßnahmen und eigene Dezimierung ('71/'72) wurde diese Gruppe jedoch zerschlagen. 
Shigenobu schrieb daraufhin mit Okudaira das Pamphlet "My Love, My Revolution".

Shigenobu blieb bis nach dem Jahr 2000 im Nahen und Mittleren Osten. Damals folgten viele junge Revolutionäre dem Ideal der internationalen Zusammenarbeit ("Solidarität") zum Erreichen einer weltweiten Revolution.
Man kann dies grob vergleichen mit der deutschen RAF, die zunächst mit linken Palästinensergruppen zusammenarbeitete und dann, als sich die Erste Generation im Gefängnis das Leben genommen hatte, dem weltweiten "antiimperialistischen Kampf" widmete. Eine weitere Parallele ist die Zusammenarbeit mit Geheimdiensten des damaligen Ostblocks, die im Detail noch erforscht wird. Es ist auch zu vermuten, dass Muammar al-Gaddhafi seine Finger im Spiel hatte. Ebenso gibt es Indizien, dass Shigenobu zwischen 1997 und 2000 oft über den Kansai International Airport in die VR China eingereist ist.

Die Aktionen der JRA waren zunächst gegen Japan, den Staat Israel und die USA gerichtet, dann gegen alle westlichen Länder. Man griff beispielsweise Flughäfen und Botschaftsgebäude an. Mit der Zeit wurde also der Aktionaradius immer größer und man sprach von der Anti-Imperialistischen Internationalen Brigade (AIIB). Im Zusammenhang mit dem Nahen Osten sprach man auch von der Arab-JRA.
Ein besonders fataler Angriff war die Attacke auf den Flughafen Lod (Lod airport massacre; heute: Ben Gurion International Airport) bei Tel Aviv im Mai 1972 mit 26 Toten und 79 Verletzten. Zwei Angreifer wurden zusätzlich getötet und Kozo Okamoto verletzt und festgenommen.
Insgesamt durchzogen aber die Terroranschläge die gesamten 70er- und 80er-Jahre!

Fusako Shigenobu konnte jedoch den japanischen Behörden nicht für immer entkommen. Sie hielt sich vor 2000 auch in Japan im linken Milieu auf und kommunizierte mit Kontaktpersonen, die unter Überwachung standen. Schließlich wurde sie festgenommen. Im März 2006 verurteilte man sie zu 20 Jahren Haft.


EINORDNUNG

Heute mag der revolutionäre Eifer der damaligen Zeit merkwürdig erscheinen, aber im Kalten Krieg gab es politisch mindestens "zwei Welten", nämlich die liberal-kapitalistische und die real-sozialistische.
Wer damals mit seinem System nicht einverstanden war, der konnte sich für das andere bzw. ein anderes entscheiden. Das war nicht nur in Europa oder Nordamerika ao, sondern auch in Japan.

In Japan waren aber damals nicht alle Menschen links oder linksextrem. Die Mehrheit war sogar recht stark bürgerlich-konservativ eingestellt, hatte aber nach dem Weltkrieg 1945 ihren Bellizismus abgelegt. Ein kleiner Teil der Gesellschaft war sogar rechtsextrem.
Im akademischen Milieu war die Lage etwas anders. Auch hier waren nicht alle Studenten und Jungdozenten links, aber man war für linke bis linksradikale Ideen empfänglicher. Der kommunistische Studentenverband Zengakuren galt als besonders radikal und aktivistisch. Der linke Rand Japans schwächte sich aber auch - ähnlich wie in anderen Ländern.
Die unter Druck geratene Rechte setzte kriminelle Schläger ein, rechte Sportstudenten oder Kämpfer von Wehrsportgruppen wie der Tatenokai (Schildgesellschaft) von Yukio Mishima. Schließlich lief es auch in Japan so wie andernorts, dass viele Linke später bürgerlich wurden und ihnen einige "Jugendsünden" peinlich wurden.
Ein rein praktisches Problem bei solch einem "Revoluzzertum" ist auch, dass ein Teil der einstigen Aufständischen noch "die Kurve kratzt" und sich die Lohn- und Rentenkonten füllen kann und die anderen fast leer ausgehen. 


Samstag, 19. September 2020

IMPERIALISMUS

Imperialismus
Imperialismus bezeichnet das Machtstreben eines Staates oder von Machtgruppen, über andere Staaten, Länder, Völker und Stämme politische, wirtschaftliche und manchmal kulturelle Macht auszuüben. 

Imperialismus gibt es wahrscheinlich schon, seitdem der Mensch in Großgruppen lebt. Häufig verwendet man ihn aber in Begriffsnähe zu Nationalismus und Kolonialismus oder gar als polemisches Schlagwort. Für die Zeit um 1900 spricht man auch vom Hochimperialismus. Damals hatten europäische Mächte und das eurasische russische Reich große Teile der Erde unter sich aufgeteilt, wurden aber von den USA und Japan herausgefordert. In Südamerika war der spanische und portugiesische Einfluss schon früher geschwunden.

Mit den modernen Sozialwissenschaften im (späten) 19. Jhd. entstanden auch verschiedene Imperialismus-Theorien. 
Diese können, müssen aber nicht, marxistischen Ursprungs sein.

Theoretiker des Imperialismus sind Hobson, Luxemburg, Kautsky, Lenin, Weber, Schumpeter, Hobsbawm, (Wolfgang) Mommsen, Weber.

Die Abhängigkeiten der sog. Dritten Welt von der Ersten Welt wird auch in den Dependenz-Theorien (Dependencia; z. B. André G. Frank) und in der Weltsystemtheorie (Immanuel Wallerstein) dargestellt. 

Der Begriff Imperialismus unterliegt auch der Kritik:
- zum einen ist er für manche Kritiker nicht klar genug definiert
  (wird jedes Machtstreben als Imperialismus definiert?)
- zum anderen wirft mit den Verwendern dieses Begriffes politische Einseitigkeit vor:
  im Kalten Krieg haben z. B. sozialistische Staaten wie die UdSSR oder die VR China den USA
  oder Kolonialmächten wie GB und Frankreich Imperialismus vorgeworfen, ohne jemals zu
  hinterfragen, welche Eroberungsphasen es denn in ihrer eigenen Geschichte gegeben hat

 

 

 

ZURÜCK (WE ARE BACK!)

Zurück



Wir möchten jetzt nach langer Zeit den Blog weiterführen. 

Grüße!