Der Begriff Atheismus bezeichnet die Überzeugung, dass es keine Gottheiten (z. B. einen Gott, mehrere Götter oder metaphysische/supernaturalistische Wesen wie Engel oder Geister) gibt.
Manche Definitionen weiten den Begriff noch in Richtung Agnostizismus aus (engl. auch "weak atheism") und machen die Begriffstrennung schwierig. Der Agnostizismus geht davon aus, dass keine Aussage darüber gemacht werden kann, ob Gottheiten existieren.
Im Gegenzug werden militante bis missionarische Ansätze im Atheismus gerne als "Antitheismus" bezeichnet.
Der Begriff Atheismus geht auf das griechische "atheos", also gottlos, zurück. Das zugehörige Substantiv war "atheotees".
Der Begriff wies aber noch nicht auf eine feste Ideologie hin, sondern bedeutete, dass ein Mensch die Götter und insbesondere die lokal verbindlichen Stadt- oder Staatsgötter ablehnte.
Diese "atheische" Haltung war nicht sehr weit verbreitet, galt als problematisch und konnte juristisch schwer geahndet werden. Auch die Todesstrafe war möglich.
Die griechische Philosophie war nicht an sich atheistisch. Es gab aber einige Zweige, die sich in Richtung atheistischer Positionen entwickelten. Einige davon sind der Sophistik zuzurechnen, weil diese traditionelle Wertvorstellungen kritisch hinterfragte.
Berühmte Atheisten der Antike waren z. B. Diagoras von Melos (Sophist) und Theodoros von Kyrene (Kyrenaiker).
Der Atheismus hat zwar frühe Vordenker unter den Griechen gefunden, was aber nicht heißt, dass andere antike philosophische Systeme keine atheistischen Gedanken ausgeprägt haben. Ein Beispiel dafür sind die indischen "Nastikas" (Nicht-Seiende/Verneiner), also die jenseits der Orthodoxie der Veden stehenden Denkschulen. Zu den Nastikas gehören nicht nur atheistische Schulen, sondern auch Buddhismus und Jainismus, aber eben auch die atheistisch-materialistische Charvaka-Schule.
Im Mittelalter hatte es der Atheismus in Europa schwer. Das Christentum war in der Spätantike zur dominierenden Weltanschauung aufgestiegen und beherrschte in Europa das ganze Mittelalter. Dagegen stand im arabischen Raum und später darüber hinaus der Islam. Beide Ideologien standen sich feindlich gegenüber, obwohl es auch Handel und Kooperation gab.
Keine von beiden kam aber auf die Idee, dass sich auch beide irren könnten.
Materialistische Geschichtswissenschaftler weisen darauf hin, dass es auch ökonomische Triebkräfte für solche ideologischen Ausprägungen gebe. Das ist sicher richtig, trotzdem stehen diese Ideologien mit einem Allmachtsanspruch für sich selbst.
In der frühen Neuzeit begann durch eine Rückbesinnung auf antike Texte, auf das Individuum und auf die Naturwissenschaften wieder eine kritische Einstellung zu kirchlichen Lehren Fuß zu fassen. Ein Siegeszug des Atheismus' war damit aber noch nicht möglich. Seine Stärkung begann mit Rationalismen und Frühaufklärung im 17. Jhd. und dann mit der eigentlichen Aufklärung im 18. Jhd. Als eine der frühesten klar atheistischen Schriften der Neuzeit gilt der anonym erschienene Text "Theophrastus redivivus" von 1659. Der Titel deutet darauf hin, dass sich der Autor als den wiedererstandenen Theophrast von Eresos sieht. In dem Text werden Götter als frei erfunden dargestellt, der Religion aber eine gewisse soziale Nützlichkeit zugesprochen. Radikaler ging dagegen Abbé Jean Meslier vor, der auch am Anfang noch anonym publizierte und das System von Adel und Klerus offen als Ausbeutungssystem brandmarkte. Die Religion war eine Manipulation, um dieses System zu tarnen. Damit leitete Meslier schon zur eigentlichen Aufklärung über. Die Schriften Mesliers zirkulierten zunächst nur in wenigen Abschriften und wurden erst 1761 durch Voltaire veröffentlicht, wobei dieser ab viele Passagen wegließ und so das Gesamtwerk abschwächte.
Die Aufklärer stellten tradierte Dogmen generell in Frage, besannen sich auf das Individuum und seine Freiheiten und wollten die Welt so betrachten, wie sie sei. Das führte nicht bei allen Denkern zum Atheismus, aber doch sehr oft zum Deismus. Es wurde sozusagen eine Verstandesreligion vertreten und man dachte, dass eine Art Gott zwar existiere, aber nicht in den Lauf der Welt eingreife. Voltaire gilt als ein Vertreter dieses Deismus', wobei er in einigen Schriften sehr antiklerikalistisch zu Felde zog. Daneben gab es aber auch radikale Atheisten.
In Übersichtsdarstellungen über die Aufklärungszeit wird manchmal behauptet, der Atheismus sei nur eine Randerscheinung gewesen. Das ist nicht richtig, auch wenn nur ein Teil der Philosophen atheistisch waren. Zu den berühmten Atheisten der Aufklärung gehören LaMettrie, d'Holbach und Helvetius, bei Enzyklopädisten wie Diderot und d'Alembert und gewissermaßen auch bei de Sade.
Besonders LaMettrie galt als "Ur-Atheist" der Aufklärung. Besonders berühmt ist seine Schrift "L'homme machine" (Der Mensch als Maschine), in der er einen biologisch-materialistischen Atheismus entwickelte, aber es liegen von ihm viel mehr Schriften vor, die auch die Psychologie des Religiösen analysieren. Bei vielen Menschen, im Lager des Christentums wie auch im eigenen atheistischen Lager war er verhasst. Sein Sinn für Meinungsfreiheit zwang ihn zu einem Leben im Exil, das ihn nach mehreren Zwischenstationen an den Hof Friedrichs II. von Preußen führte.
Bei einigen Atheisten zeigten sich aber auch - ähnlich wie schon bei der griechischen Sophistik - negative Seiten atheistisch-aufgeklärter Denkansätze. Durch das Wegerklären der Götter wollen einige Philosophen den Weg freimachen für einen radikalen Naturalismus und das Recht des Stärkeren. Insofern kann die Folge dieses Denkens nicht nur ein Sozialdarwinismus sein, sondern auch ein Rassismus.
Mit den Gedanken der Aufklärung war sozusagen "der Geist aus der Flasche gelassen", obwohl das Sprachbild auf Atheismus nicht so ganz passt.
Mit der Aufklärungsphilosophie war gewissermassen der Damm gebrochen. Von nun an folgenten viele offen atheistische Publikationen.
Ludwig Feuerbach vertrat einen atheistischen Materialismus, der v. a. auf psychologischen Faktoren aufgebaut war, Karl Marx - in Anlehnung und Abgrenzung zu Feuerbach einen, der auf sozioökonomischen Faktoren ruhte.
Nietzsche ging die manipulativen Faktoren der Religion an und arbeitete sich dabei sowohl an Gottvorstellungen als auch an Moralvorstellungen ab. Letzteres galt besonders für das Christentum.
Die Vorstellung eines Gottes betrachtete Nietzsche nämlich schon instinktiv als "faustgrobe Antwort" (und als "viel zu extreme Hypothese").
Die Moralvorstellungen des Christentums betrachtete er aufgrund seiner oft zur Demut aufrufenden Grundsätze als Sklavenmoral.
Für ihn war klar, dass ein Herrschaftsmechanismus daraus bestünde, dass die Herrschenden den Beherrschten einredeten, dass schwache Faktoren wie Mitmenschlichkeit, Demut und Bescheidenheit ein hohes Gut seien, während sie selber nach entgegengesetzten Prinzipien lebten, nämlich der Herrenmoral.
Sigmund Freud deutete die Religion tiefenpsychologisch und sah in religiösen Vorstellungen die Umlenkung basaler menschlicher Triebe.
Im 20. Jhd. entwickelten sich atheistische Vorstellungen häufig entlang vorherrschender Strömungen der Zeit. Einerseits setzte der Marxismus und später der Neomarxistisch viele Stränge der atheistischen Theoriebildung fort.
Andererseits entwickelte der Existenzialismus, der von Gedanken Kierkegaards, Heideggers und Jaspers ausgeht, aber kein einheitliches Lehrgebäude darstellt, atheistische Strömungen. Dazu sind die existenzialistischen Ausläufer der Prägung von Sartre und Camus zu rechnen. Bei diesen Autoren finden sich auch wenigstens temporäre Flirts mit dem Marxismus.
Weitere Beiträge zur Religionskritik haben die Denker der analytischen Philosophie gebracht, z. B. Popper und Carnap. Allerdings ist hier umstritten, ob man sie zum Atheismus rechnen kann. Viele Vertreter betrachten metaphysische Aussagen nämlich nicht als falsch, sondern als sinnlos. Außerdem wandten sich einige analytische Philosophen im Alter wieder der Religion zu.
Nach 2000 erhielt der atheistische Diskurs neue Nahrung. Dafür sind mehrere Gründe ausschlaggebend. Einmal haben die Natur- und v. a. Biowissenschaften neue Erkenntnisse zu Tage gefördert, von denen sich viele Atheisten bestätigt fühlten, dann haben die vielen "Revivals", besonders des Islam, zu einer atheistischen Gegenbewegung geführt und des weiteren hat auch die bis dahin erfolgte weite Verbreitung digitaler Medien zum starken Auftreten der Atheisten geführt.
Man sprach bisweilen vom "Neuen Atheismus", obwohl die Bezeichnung "neu" immer relativ und nur bedingt aussagekräftig ist. Dieser Atheismus trat v. a. in angelsächsischen Ländern auf, aber nicht nur dort. Ein wichtiger Vertreter ist Richard Dawkins. In Frankreich wird Michel Onfray in diese Richtung eingeordnet und in Deutschland Michael Schmidt-Salomon.
Wie jede Bewegung zog auch diese entsprechend Kritik nach sich. Man warf ihren Vertretern Biologismus, Rigorismus, missionarischen Eifer und andere Dinge vor.
Rückendeckung gibt dagegen Victor Stenger: "Der US-amerikanische Physiker Victor Stenger ist der Auffassung, dass für die Gotteshypothese nicht nur empirische Belege fehlen, sondern dass sich auch die oftmals Göttern zugeschriebenen Eigenschaften anhand naturwissenschaftlicher Erkenntnisse anfechten lassen. So seien die Schöpfung von Lebewesen durch die Evolutionstheorie, Körper-Seele-Dualismus und Unsterblichkeit durch Neurologie, die Wirkung von Gebeten durch Doppelblindstudien, die Schöpfung des Universums durch thermodynamische sowie quantenphysikalische Überlegungen und göttliche Offenbarungen durch die Geschichtswissenschaft widerlegt worden. Das Universum verhalte sich genau so, wie es in Abwesenheit eines Gottes zu erwarten sei." (zit. n. Wikipedia; 08.14).
Eine andere Richtung nimmt das Konzept "Atheismus 2.0" von Alain de Botton ein. Er hält zwar den Atheismus erkenntnistheoretisch für richtig, sieht aber einige religiöse Rituale als durchaus positiv an. Aus diesem grund verzichtet er auch auf einen missionarischen Radikal-Atheismus.
QUELLEN:
Wikipedia
Störig, Hans Joachim: Kleine Weltgeschichte der Philosophie; 1999
Sandvoss, Ernst: Geschichte der Philosophie: 2001
Manche Definitionen weiten den Begriff noch in Richtung Agnostizismus aus (engl. auch "weak atheism") und machen die Begriffstrennung schwierig. Der Agnostizismus geht davon aus, dass keine Aussage darüber gemacht werden kann, ob Gottheiten existieren.
Im Gegenzug werden militante bis missionarische Ansätze im Atheismus gerne als "Antitheismus" bezeichnet.
Der Begriff Atheismus geht auf das griechische "atheos", also gottlos, zurück. Das zugehörige Substantiv war "atheotees".
Der Begriff wies aber noch nicht auf eine feste Ideologie hin, sondern bedeutete, dass ein Mensch die Götter und insbesondere die lokal verbindlichen Stadt- oder Staatsgötter ablehnte.
Diese "atheische" Haltung war nicht sehr weit verbreitet, galt als problematisch und konnte juristisch schwer geahndet werden. Auch die Todesstrafe war möglich.
Die griechische Philosophie war nicht an sich atheistisch. Es gab aber einige Zweige, die sich in Richtung atheistischer Positionen entwickelten. Einige davon sind der Sophistik zuzurechnen, weil diese traditionelle Wertvorstellungen kritisch hinterfragte.
Berühmte Atheisten der Antike waren z. B. Diagoras von Melos (Sophist) und Theodoros von Kyrene (Kyrenaiker).
Der Atheismus hat zwar frühe Vordenker unter den Griechen gefunden, was aber nicht heißt, dass andere antike philosophische Systeme keine atheistischen Gedanken ausgeprägt haben. Ein Beispiel dafür sind die indischen "Nastikas" (Nicht-Seiende/Verneiner), also die jenseits der Orthodoxie der Veden stehenden Denkschulen. Zu den Nastikas gehören nicht nur atheistische Schulen, sondern auch Buddhismus und Jainismus, aber eben auch die atheistisch-materialistische Charvaka-Schule.
Im Mittelalter hatte es der Atheismus in Europa schwer. Das Christentum war in der Spätantike zur dominierenden Weltanschauung aufgestiegen und beherrschte in Europa das ganze Mittelalter. Dagegen stand im arabischen Raum und später darüber hinaus der Islam. Beide Ideologien standen sich feindlich gegenüber, obwohl es auch Handel und Kooperation gab.
Keine von beiden kam aber auf die Idee, dass sich auch beide irren könnten.
Materialistische Geschichtswissenschaftler weisen darauf hin, dass es auch ökonomische Triebkräfte für solche ideologischen Ausprägungen gebe. Das ist sicher richtig, trotzdem stehen diese Ideologien mit einem Allmachtsanspruch für sich selbst.
In der frühen Neuzeit begann durch eine Rückbesinnung auf antike Texte, auf das Individuum und auf die Naturwissenschaften wieder eine kritische Einstellung zu kirchlichen Lehren Fuß zu fassen. Ein Siegeszug des Atheismus' war damit aber noch nicht möglich. Seine Stärkung begann mit Rationalismen und Frühaufklärung im 17. Jhd. und dann mit der eigentlichen Aufklärung im 18. Jhd. Als eine der frühesten klar atheistischen Schriften der Neuzeit gilt der anonym erschienene Text "Theophrastus redivivus" von 1659. Der Titel deutet darauf hin, dass sich der Autor als den wiedererstandenen Theophrast von Eresos sieht. In dem Text werden Götter als frei erfunden dargestellt, der Religion aber eine gewisse soziale Nützlichkeit zugesprochen. Radikaler ging dagegen Abbé Jean Meslier vor, der auch am Anfang noch anonym publizierte und das System von Adel und Klerus offen als Ausbeutungssystem brandmarkte. Die Religion war eine Manipulation, um dieses System zu tarnen. Damit leitete Meslier schon zur eigentlichen Aufklärung über. Die Schriften Mesliers zirkulierten zunächst nur in wenigen Abschriften und wurden erst 1761 durch Voltaire veröffentlicht, wobei dieser ab viele Passagen wegließ und so das Gesamtwerk abschwächte.
Die Aufklärer stellten tradierte Dogmen generell in Frage, besannen sich auf das Individuum und seine Freiheiten und wollten die Welt so betrachten, wie sie sei. Das führte nicht bei allen Denkern zum Atheismus, aber doch sehr oft zum Deismus. Es wurde sozusagen eine Verstandesreligion vertreten und man dachte, dass eine Art Gott zwar existiere, aber nicht in den Lauf der Welt eingreife. Voltaire gilt als ein Vertreter dieses Deismus', wobei er in einigen Schriften sehr antiklerikalistisch zu Felde zog. Daneben gab es aber auch radikale Atheisten.
In Übersichtsdarstellungen über die Aufklärungszeit wird manchmal behauptet, der Atheismus sei nur eine Randerscheinung gewesen. Das ist nicht richtig, auch wenn nur ein Teil der Philosophen atheistisch waren. Zu den berühmten Atheisten der Aufklärung gehören LaMettrie, d'Holbach und Helvetius, bei Enzyklopädisten wie Diderot und d'Alembert und gewissermaßen auch bei de Sade.
Besonders LaMettrie galt als "Ur-Atheist" der Aufklärung. Besonders berühmt ist seine Schrift "L'homme machine" (Der Mensch als Maschine), in der er einen biologisch-materialistischen Atheismus entwickelte, aber es liegen von ihm viel mehr Schriften vor, die auch die Psychologie des Religiösen analysieren. Bei vielen Menschen, im Lager des Christentums wie auch im eigenen atheistischen Lager war er verhasst. Sein Sinn für Meinungsfreiheit zwang ihn zu einem Leben im Exil, das ihn nach mehreren Zwischenstationen an den Hof Friedrichs II. von Preußen führte.
Bei einigen Atheisten zeigten sich aber auch - ähnlich wie schon bei der griechischen Sophistik - negative Seiten atheistisch-aufgeklärter Denkansätze. Durch das Wegerklären der Götter wollen einige Philosophen den Weg freimachen für einen radikalen Naturalismus und das Recht des Stärkeren. Insofern kann die Folge dieses Denkens nicht nur ein Sozialdarwinismus sein, sondern auch ein Rassismus.
Mit den Gedanken der Aufklärung war sozusagen "der Geist aus der Flasche gelassen", obwohl das Sprachbild auf Atheismus nicht so ganz passt.
Mit der Aufklärungsphilosophie war gewissermassen der Damm gebrochen. Von nun an folgenten viele offen atheistische Publikationen.
Ludwig Feuerbach vertrat einen atheistischen Materialismus, der v. a. auf psychologischen Faktoren aufgebaut war, Karl Marx - in Anlehnung und Abgrenzung zu Feuerbach einen, der auf sozioökonomischen Faktoren ruhte.
Nietzsche ging die manipulativen Faktoren der Religion an und arbeitete sich dabei sowohl an Gottvorstellungen als auch an Moralvorstellungen ab. Letzteres galt besonders für das Christentum.
Die Vorstellung eines Gottes betrachtete Nietzsche nämlich schon instinktiv als "faustgrobe Antwort" (und als "viel zu extreme Hypothese").
Die Moralvorstellungen des Christentums betrachtete er aufgrund seiner oft zur Demut aufrufenden Grundsätze als Sklavenmoral.
Für ihn war klar, dass ein Herrschaftsmechanismus daraus bestünde, dass die Herrschenden den Beherrschten einredeten, dass schwache Faktoren wie Mitmenschlichkeit, Demut und Bescheidenheit ein hohes Gut seien, während sie selber nach entgegengesetzten Prinzipien lebten, nämlich der Herrenmoral.
Sigmund Freud deutete die Religion tiefenpsychologisch und sah in religiösen Vorstellungen die Umlenkung basaler menschlicher Triebe.
Im 20. Jhd. entwickelten sich atheistische Vorstellungen häufig entlang vorherrschender Strömungen der Zeit. Einerseits setzte der Marxismus und später der Neomarxistisch viele Stränge der atheistischen Theoriebildung fort.
Andererseits entwickelte der Existenzialismus, der von Gedanken Kierkegaards, Heideggers und Jaspers ausgeht, aber kein einheitliches Lehrgebäude darstellt, atheistische Strömungen. Dazu sind die existenzialistischen Ausläufer der Prägung von Sartre und Camus zu rechnen. Bei diesen Autoren finden sich auch wenigstens temporäre Flirts mit dem Marxismus.
Weitere Beiträge zur Religionskritik haben die Denker der analytischen Philosophie gebracht, z. B. Popper und Carnap. Allerdings ist hier umstritten, ob man sie zum Atheismus rechnen kann. Viele Vertreter betrachten metaphysische Aussagen nämlich nicht als falsch, sondern als sinnlos. Außerdem wandten sich einige analytische Philosophen im Alter wieder der Religion zu.
Nach 2000 erhielt der atheistische Diskurs neue Nahrung. Dafür sind mehrere Gründe ausschlaggebend. Einmal haben die Natur- und v. a. Biowissenschaften neue Erkenntnisse zu Tage gefördert, von denen sich viele Atheisten bestätigt fühlten, dann haben die vielen "Revivals", besonders des Islam, zu einer atheistischen Gegenbewegung geführt und des weiteren hat auch die bis dahin erfolgte weite Verbreitung digitaler Medien zum starken Auftreten der Atheisten geführt.
Man sprach bisweilen vom "Neuen Atheismus", obwohl die Bezeichnung "neu" immer relativ und nur bedingt aussagekräftig ist. Dieser Atheismus trat v. a. in angelsächsischen Ländern auf, aber nicht nur dort. Ein wichtiger Vertreter ist Richard Dawkins. In Frankreich wird Michel Onfray in diese Richtung eingeordnet und in Deutschland Michael Schmidt-Salomon.
Wie jede Bewegung zog auch diese entsprechend Kritik nach sich. Man warf ihren Vertretern Biologismus, Rigorismus, missionarischen Eifer und andere Dinge vor.
Rückendeckung gibt dagegen Victor Stenger: "Der US-amerikanische Physiker Victor Stenger ist der Auffassung, dass für die Gotteshypothese nicht nur empirische Belege fehlen, sondern dass sich auch die oftmals Göttern zugeschriebenen Eigenschaften anhand naturwissenschaftlicher Erkenntnisse anfechten lassen. So seien die Schöpfung von Lebewesen durch die Evolutionstheorie, Körper-Seele-Dualismus und Unsterblichkeit durch Neurologie, die Wirkung von Gebeten durch Doppelblindstudien, die Schöpfung des Universums durch thermodynamische sowie quantenphysikalische Überlegungen und göttliche Offenbarungen durch die Geschichtswissenschaft widerlegt worden. Das Universum verhalte sich genau so, wie es in Abwesenheit eines Gottes zu erwarten sei." (zit. n. Wikipedia; 08.14).
Eine andere Richtung nimmt das Konzept "Atheismus 2.0" von Alain de Botton ein. Er hält zwar den Atheismus erkenntnistheoretisch für richtig, sieht aber einige religiöse Rituale als durchaus positiv an. Aus diesem grund verzichtet er auch auf einen missionarischen Radikal-Atheismus.
QUELLEN:
Wikipedia
Störig, Hans Joachim: Kleine Weltgeschichte der Philosophie; 1999
Sandvoss, Ernst: Geschichte der Philosophie: 2001
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