C. G. Jung (Quelle: Wiki) |
* 1875, Kesswil
+ 1961, Küsnacht (Zürich)
Carl Gustav Jung war ein Schweizer Nervenarzt, Psychoanalytiker, Analytischer Psychologe und Tiefenpsychologe.
Freud, Sigmund
Jung stammte aus einem Schweizer Pfarrhaus. Er studierte Medizin in Basel und arbeitete unter E. Bleuler als Psychiater in Zürich. Jung betrieb dort in Burghölzli experimentelle Assziationsstudien und versuchte damit, "Komplexe" zu analysieren (Diagnostische Assoziationsstudien, 1906). 1905/06 habilitierte er sich. Jungs Interessen entwickelten sich weiter und er war als Pfarrerssohn immer mehr bestrebt, das Medizinisch-Materielle mit dem Geistigen zu kombinieren.
So kam es, dass er sich bald der Psychoanalyse S. Freuds zuwendete, den er dann 1907 aufsuchte. Die Beziehung zu Bleuler verschlechterte sich dagegen und Jung eröffnete in Küsnacht am Zürichsee eine Privatpraxis.
Freund und Jung hatten anfangs viele Gemeinsamkeiten.
Freud sah zunächst in Jung eine Art Guru, Apostel o. ä. seiner Lehre. Jung galt nach damaliger Lesart als "Arier", was für die noch junge und als jüdisch angesehenen Psychoanalyse sehr wichtig war. Freud wollte so nach außen hin mehr Vielfalt ausstrahlen. Freud hatte selber zunächst mit einer akademischen Karriere geliebäugelt, die aber blockiert wurde. Freud machte Jung 1911 sogar zum Präsidenten der Internationalen Psychoanalytischen Vereinigung.
Bereits 1913 trennten sich ihre Wege schismatisch (S. Freud, C. G. Jung, Briefwechsel, 1974). Die Ursachen lagen in ihren Charakteren und ihren Denkgebäuden.
Eine der Lehrdivergenzen betraf die Natur der Libido, der Triebenergie, deren ausschließlich sexuelle Auffassung Jung verwarf. Er entwickelte mit der Zeit seine eigene Lehre und eine damit verknüpfte therapeutische Praxis, die er einfach Analytische Psychologie nannte.
In "Wandlungen und Symbole der Libido" (1911/1912) umriss Jung seine Libido-Theorie genauer. Er definierte libido als allgemeine seelische Energie und führte den Begriff Imago für einen schematischen Erfahrungsniederschlag ein. Neben dem persönlichen Unbewußten postulierte er ein vererbtes kollektives Unbewußtes, das Erfahrungen der Phylogenese des Menschen in kollektive imagines oder Archetypen kondensiert enthält.
Privat unterhielt C. G. Jung Beziehungen zu einigen seiner Patientinnen, darunter Sabina Spielrein und Antonia "Toni" Wolff.
Mit "Psychologische Typen" (1921) verfaßte er die wohl bekannteste Darstellung seiner Lehre, führte die Ausdrücke Introversion und Extraversion ein und stellte sein auf Archetypen und polaren Gegensätzen fußendes Modell der Persönlichkeit vor, das erheblich auf die spätere Differentielle Psychologie (z. B. H.-J. Eysenck) einwirkte. Mit dem kollektiven Unbewußten und seinen Archetypen entstand ein Werkzeug, das Jung zur Deutung unterschiedlichster psychischer, gesellschaftlicher, kultureller und religiöser Erscheinungen einsetzte. Seine Deutungsfreude kannte aber irgendwann kaum noch Grenzen und betraff so unterschiedliche Felder wie Astrologie, spätantike Gnosis, mittelalterliche Alchemie, Tibetanisches Totenbuch oder chinesisches Wurforakel "I Ging". Manchem Betrachter erschien diese Erklärungswut als ungehemmt. Neben seinem Hang zu Spiritismus und Mythologie in Kollektiven (Polemik: "Kollektivgeraune") sahen einige eine Tendenz zu rassistischen, judenfeindlichen und misogynen Einstellungen.
In den dreißiger Jahren ist eine gewisse Nähe zu völkischen Doktrinen erkennbar. Diese hat allerdings dem heute noch vorhandenen weltweiten Einfluß seiner Lehren wenig Abbruch angetan.
Man darf aber nicht übersehen, dass Jung in der von ihm gegründeten Vereinigung eine Balance suchte zwischen der (auch seiner) Zentralmacht und der deutschen Sektion, die immer stärker durch die Ideen des Nationalsozialismus beeinflusst wurde und immer bestimmender auftrat.
Jung sah in den Deutschen der 30er die Verkörperung des Archetyps "Wotan".
Archetypische Motive:
Die archetypischen Motive machten für Jung die Struktur des kollektiven Unbewussten aus. Dafür erforschte er viele Mythen, bspw. der Ägypter, Griechen, Römer, Germanen, Kelten und des Buddhismus'.
- das Selbst
- Anima und Animus
- Gegensätze und ihre Aufhebung (Sonne und Mond)
- Kind
- Mädchen (Kore)
- Mutter
- Engel
- Schlange
- Drache
- Kreuzstruktur
- das Mandala
- Trickster
- Wotan
- Trinität (Christentum)
- Baum
Die Ideen und Ansätze C. G. Jungs und insbesondere seine Archetypen-Lehre findet in der Welt der Sozialwissenschaften immer wieder Anhänger.
Einer davon ist z. B. Joseph Campbell.
QUELLEN UND LITERATUR
Wikipedia
Spektrum
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Lück, Helmut Ekkehart: Geschichte der Psychologie. Strömungen, Schulen, Entwicklungen; Stuttgart 1991
Jacobi, Jolande: Komplex, Archetypus, Symbol; 1957
Wehr, G.: Carl Gustav Jung; München 1985 (Kösel)
McLynn, F.: Carl Gustav Jung; New York 1997 (St. Martin's Press)