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Mittwoch, 5. Juni 2024

SIGMUND FREUD



* 06.05.1856 in Freiberg (heute: Pribor) in Böhmen
+ 23.09.39 in London, Großbritannien

Sigmund Freud war ein österreichisch-jüdischer Arzt und Begründer der Psychoanalyse.

Jung, Carl Gustav



Freuds Geburtshaus in Freiberg/Pribor in Böhmen


JUGEND UND SCHULZEIT

Sigmund (Sigismund Schlomo) Freud wurde am 06. Mai 1856 in Freiberg (Pribor) in Böhmen geboren.
Sein Vater war der jüdische Textilkaufmann Jacob Freud, seine Mutter die Jüdin Amalia (geb. Nathanson).
Freud wuchs in einem "ostjüdischen" Milieu auf, schrieb seinen Namen schließlich aber wie es im Westen üblich ist. Seine Mutter war deutlich jünger als der Vater und er wurde in der Geschwisterreihenfolge recht spät geboren, was später Vermutungen über sein Interesse für Psychologie und psychische Störungen auslöste.
1860 zog seine Familie nach Wien um.
In der Schule war Freud sehr gut, gleichzeitig aber auch stark von seiner Mutter abhängig.


STUDIUM UND AKADEMISCHE LAUFBAHN

Nach der Schulzeit studierte Freud von 1873 bis 1881 Medizin an der Wiener Universität.
Parallel dazu forschte er von 1876 - 1882 am Wiener Physiologischen Institut.
Freud besaß einen extremen Bildungstrieb. Verschiedene biomedizinischen und philosophische Teildisziplinen wechselten sich in seinem Interesse ab. Theodor Meynerts Vorlesungen über Nervenleiden haben ihn besonders interessiert.
Anfangs hatte Freud auch über ein Jurastudium nachgedacht.
1880 leistete er seinen Einjährigen Militärdienst.
1881 promovierte er in Medizin.
1882 bis 1885 war er am Allgemeinen Krankenhaus in Wien angestellt. Dabei war er an der Entdeckung von Kokain als Schmerzmittel beteiligt. Anfangs äußerte er sich positiv über Kokain, später wurde sein Urteil kritischer.
1885 erfolgt Freuds Habilitation in Neuropathologie in Wien.
Von 1885 bis 1902 ist er Dozent für Neuropathologie an der Wiener Universität und beschäftigt sich mit hirnanatomischen Forschungen.
1885/86 ging Freud an die Pariser Nervenklinik "Salpêtrière" und beobachtete dort Frauen mit psychischen Erkrankungen, ohne dass man diesen Erkrankungen organische Befunde zuordnen konnte. Man sprach damals von Hysterien, heute würde man von histrionischen Persönlichkeitsstörungen sprechen.
Jean-Martin Charcot (1825 - 1893) behandelte die Patientinnen damals mit Hypnose und Suggestion. Freud übersetzte darauf die Arbeiten Charcots ins Deutsche.
1886 heiratet Freud Martha Bernays, die Tochter einer jüdischen Familie aus Hamburg.
Freuds Schwester war übrigens mit Marthas Bruder Ely Bernays verheiratet. Deren Sohn Edward Berneys (Sigmund Freuds Neffe) sollte später ein Experte für moderne Propaganda bzw. Public Relations werden und sich auch praktisch mit politischer Propaganda, militärischer Propaganda und wirtschaftlichem Marketing befassen.


Wohnung und Praxis in der Berggasse 19 in Wien
Wohnung und Praxis in der Berggasse 19 in Wien

1886 war auch das Jahr der Eröffnung von Freuds neurologischer Praxis, die seit 1891 bei seiner Wohnung in der Berggasse 19 in Wien war.
In ihr sollte Freud ein knappes halbes Jahrhundert praktizieren, bis er 1938 Österreich verlassen musste.
1895 wurde Freuds Tochter Anna (1895 - 1982) geboren. Sie war das 5. von 6 Kindern.
1897 formuliert Freud in einem Brief an Wilhelm Fliess den "Ödipus-Komplex".
Darin geht es um die Verliebtheit eines Jungen in seine Mutter bei gleichzeitiger Eifersucht gegen seinen Vater. Freud ging dabei von eigenen Erfahrungen aus, die er verallgemeinerte. Dieses Vorgehen wurde später oft methodisch angezweifelt.
Laut DHM/LeMO "ersetzte er die Lehre vom pathogenen Trauma durch die Lehre von der pathogenen Wunscherfüllung".


Freuds Familie im Jahre 1898


Im Jahre 1900 erschien das berühmte Werk "Die Traumdeutung".
Freud entwickelt hierin die grundlegenden Begriffe der frühen Psychoanalyse. Er sieht den Hauptantrieb menschlichen Verhaltens in unbewussten kindlichen Sexualphantasien, die gesellschaftlichen Normen gegenüberstehen.
Der Mensch kann aber mittels "Sublimierung" die unterdrückte Libido in kulturelle Leistungen umwandeln. Freud sieht in Träumen verschlüsselte Hinweise auf den Konflikt zwischen Wünschen und Verboten.
Im Jahre 1901 beschäftigte sich Freud in "Die Psychopathologie des Alltagslebens" mit der tieferen Bedeutungen von Fehlern im Alltag wie Vergesslichkeit oder Versprechern. Auch diese können nach Freud tiefere Impulse zur Grundlage haben wie Egoismus, Feindseligkeit oder Eifersucht.
Im Jahre 1902 erhielt Freud die Professur für Neuropathologie an der Wiener Universität.
Freund hielt in seiner Wohnung Tagungen der "Psychologischen Mittwochs-Vereinigung" ab, auf denen die neue Lehre und Deutungskunst diskutiert wurde.
1905 beschreibt Freud in "Drei Abhandlungen zur Sexualtheorie" die sexuelle Komponente des normalen und des pathogenen Verhaltens. Er gesteht sogar dem Kleinkind erotische Impulse zu und unterstreicht erneut die Bedeutung des Sexualtriebes als der größten Antriebskraft menschlichen Verhaltens.
1908 findet der erste "Internationale Psychoanalytische Kongress" in Salzburg statt.
1910 kommt es zur Gründung des "Zentralblatts für Psychoanalyse" und der "Internationalen Psychoanalytischen Vereinigung".
Auf Freuds Vorschlag wird Carl Gustav (C. G.) Jung (1875 - 1961) zum Präsidenten gewählt.
Später kam es aber zum Zerwürfnis mit Jung, weil dieser v. a. die herausragende Stellung des Sexualtriebes in Freuds Lehre ablehnte. Freud seinerseits setzte seine Vorstellungen innerhalb der Internationalen Psychoanalytischen Vereinigung" radikal durch.
1913 analysiert Freud in "Totem und Tabu" die Inzestverbote bei den Aborigines. Er sieht die religiöse Anbetung eines Totems und den sozialen Zusammenhalt als Ergebnis verdrängter Inzestwünsche und verdrängter Aggressionen.

Sigmund Freud und seine Tochter Anna in den Dolomiten (1913)


Als im Sommer 1914 der Erste Weltkrieg ausbrach, ging Freud zunächst mit der allgemeinen Kriegseuphorie mit. Von ihm ist der Satz erhalten, dass seine ganze Libido Österreich-Ungarn gehöre!

Durch den Krieg wurden auch Freuds Einnahmen geschmälert. Viele psychoanalytische Publikationen konnten nicht mehr erscheinen, weil ihre Autoren im Felddienst waren, z. B. als Ärzte. Gleichzeitig konnte sich Freud jetzt mehr theoretischen Aufgaben widmen.
1916/17 hielt Freud seine letzte Vorlesung "Einführung in die Psychoanalyse" an der Wiener Universität.
Er erforschte jetzt metapsychologische Themen wie Narzissmus, Trieb und Verdrängung, Traumtätigkeit, Vergessen und Erinnern, Unbewusstes, Übertragung.
Nach dem Ersten Weltkrieg hielt die prekäre Versorgungslage zwar noch eine Zeit lang an, aber Ende 1919 wurde Freud zum Titularprofessor ernannt. Auch seine Praxis lief jetzt dank zahlungskräftiger Briten und v. a. US-Amerikaner besser. Für einige angehende US-Psychoanalytiker bot Freud auch Lehranalysen an.
In seinen theoretischen Erzeugnissen ging es auch um eine Nachbereitung des Ersten Weltkriegs: Fragen des Tötens und der Massenpsychologie.
1919 wurde der "Internationale Psychoanalytische Verlag" neu gegründet.
1920 revidierte Freud in "Jenseits des Lustprinzips" seine Wunscherfüllungstheorie und entwickelt einen Triebdualismus von Eros und Thanatos (Tod, Todestrieb). Gleichzeitig führt er den Begriff "Wiederholungszwang" ein.
1921 publizierte er "Massenpsychologie und Ich-Analyse"
In der Massenpsychologie arbeitet er die Begeisterung und Beeinflussbarkeit der Massen, wie man sie zu Beginn des Weltkrieges sehen konnte, in seine Gesamttheorie ein.
1923 veröffentlichte Freud "Das Ich und das Es". Darin erweiterte/modifizierte er die Struktur des "psychischen Apparats" in das Es (das Unbewusste), das Ich (Vermittlungsinstanz zwischen Es und Außenwelt) und das Über-Ich (Normen/Normierungen und Verhaltensmuster, von außen auferlegt; Gewissen?).
Diese Lehre sollte Freud in den folgenden Jahren verfeinern.

Der psychische Apparat (Instanzenmodell) nach Freud



KREBSDIAGNOSE UND WEITERE LAUFBAHN

Im Jahre 1923 wurde bei Sigmund Freud Krebs diagnostiziert, der v. a. seinen Kehlkopf und benachbarte Organe Angriff. Freud musste sich bis zu seinem Tode über 30 Operationen unterziehen. Seine Tochter Anna half ihm in dieser Zeit beim Alltagsleben und bei seinen Forschungen.

1930 erhält Freud den Goethepreis von Frankfurt/Main. Da sich aber das politische Klima wieder verschärft, protestieren antisemitische Organisationen gegen die Verleihung des Preises an einen Juden.
Im Selben Jahr erscheint "Das Unbehagen in der Kultur". Freud erklärt den Ursprung religiösen Glaubens als den infantilen, präödipalen Wunsch, mit der omnipotenten Mutter zu einer Einheit zu verschmelzen. Er selber sieht sich auch nicht im religiösen Sinne als Jude, sondern im kulturellen und vielleicht biologischen Sinne.
1933 verfasst Sigmund Freud gemeinsam mit Albert Einstein die Schrift "Warum Krieg?", obwohl beide wissenstheoretisch nicht immer übereinstimmen.
Am 10.05.1933 kommt es bei den NS-Bücherverbrennungen auch zur Verbrennung von Freuds Werken.
Durch die immer größere Anhängerschaft das Nationalsozialismus macht sich Freud auch Gedanken über den Zionismus, der sich seinerseits radikalisiert.
Freud vertrat aber die Ansicht, dass die zionistischen Pläne problematisch seien, weil Araber und Christen den neuen geplanten Staat wahrscheinlich nicht dulden würden.
1935 wird Sigmund Freud Ehrenmitglied der "British Royal Society of Medicine".

1938 erfolgt der (")Anschluss(") Österreichs an das Deutsche Reich. Freud ging darauf ein, dass Juden aus der Volksgemeinschaft ausgeschlossen werden sollten und stellte die Frage, ob es überhaupt gut sei, einer derartigen Volksgemeinschaft anzugehören.
Seine Tochter Anna hilft dem gesundheitlich immer labileren Freud, das Exil in Großbritannien zu erreichen. Bis zu seinem Tod praktiziert wer noch kurze Zeit in London.
Am 23.09.1939 stirbt Sigmund Freud in London.


QUELLEN/LITERATUR:

Wiki
LeMO
Spektrum
-
Helmut E(kkehart) Lück: Geschichte der Psychologie; Stuttgart 1991 (mehrere Neuauflagen)


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