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Shanghai bei Nacht (ostchinesische Küste)
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DIE
VORGESCHICHTE/VORBEDINGUNGEN
China gehört zu den alten
Hochkulturen wie Ägypten, Mesopotamien (ungefähr der heutige Irak), die
Indus-Kultur oder andere. Diese Hochkulturen entstanden häufig entlang von großen
Flußtälern oder entlang von Küsten oder Oasen. Kennzeichnend für China ist
die Bedeutung der großen Flüsse Hang He (Huang Ho) und Chang Jiang
(Jangtse[kiang].
Über lange Zeiten stellte
China keine politische Einheit dar, dafür bildeten sich aber gemeinsame
kulturelle Merkmale heraus. Trotzdem gab es immer wieder auch versuche, China
mit Gewalt politisch zu einigen, so unter der Qin-Dynastie (Ch'in 221 v.
Chr.).
Das Land umfasst
verschiedene Klimazonen wie auch Bodenbegebenheiten, also z. B. von der Wüste
bis zum Hochgebirge.
Nach Norden hin war das Land gegenüber Einfällen offen, was man versuchte, mit
dem Bau mehrerer Mauern auszugleichen. Es gab also genau genommen nicht die
eine Chinesische Mauer, wie man heute häufig meint. Heute versteht man darunter
häufig besonders gut erhaltene Mauerteile aus der Ming-Dynastie
(1368-1644).
QUELLEN
Einige Forscher meinen,
dass diese Gemeinschaftsanstrengungen - also Mauerbau und Einhegung von großen
Flüssen - bei der Herausbildung von Kollektivdisziplin förderlich waren (vgl.
Karl August Wittfogel, "Hydraulische Gesellschaft").
China ist ein Land mit
einer langen Geistesgeschichte. Dazu gehört nicht nur der vielzitierte
Konfuzianismus.
Das darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die einfachen Bauern bis weit
in das 20. Jhd. in großer Armut lebten.
- "Konfuzius",
Kong Zi:
Die Lehren des Konfuzius entstanden in Zeiten großer innerer Wirren und so
betont Konfuzius die Notwendigkeit von Harmonie und sozialer Ordnung. Dazu
gehörten auch Achtung vor anderen Menschen und Ahnenverehrung.
Das Ideal des Konfuzius war der Edle (Junzi).
Später galt das konfuzianische Denken aber als dogmatisch erstarrt und zu hierarchisch.
- "Menzius",
Meng Zi:
Menzius entwickelte Konfuzius' Philosophie weiter, so dass sie zur
Staatsphilosophie aufsteigen konnte.
- Mo Zi (Mo-tse):
Mo war im Gegensatz zu Konfuzius Utilitarist und am Wohlergehen des Gros' des
Volkes interessiert. Ihm ging es mehr um pragmatische Erwägungen als um Ideale.
Im Gegensatz zum Legalismus war sein Menschenbild aber positiver und weniger
machtfixiert.
- Legalismus:
Der Legalismus geht v. a. von machtpolitischen Erwägungen aus und befasst sich
mit Faktoren wie Belohnung und Bestrafung. An der Regierung müssen drei Aspekte
beachtet werden: Macht (Shi), Methode (Shu), Gesetz (Fu).
Er ist vielleicht grob mit dem westlichen Macchiavellismus zu vergleichen.
Hauptvertreter waren Han Fei (Zi) und Li Si.
China konnte mit einer
entwickelten Kultur, einem mal mehr, mal weniger zentralisierten Staatswesen,
einer disziplinierten Beamtenschaft und einer Unzahl an Bauern über viele
Jahrhunderte existieren.
Im Rahmen der Machtkämpfe löste eine Dynastie die andere ab, z. B. die
Qin-Dynastie (Ch'in), die Han-Dynastie, die Tang-Dynastie, die Yuan-Dynastie,
die Ming-Dynastie und zuletzt bis 1911/12 die Qing-Dynastie, die von
mandschurischen Fremdherrschern aus dem Norden gestellt worden war, sich aber
kulturell stark an die chinesischen Verhältnisse anpasste.
KRISE UND ENDE DER MONARCHIE
Mit der Zeit geriet
dieses sich ständig wandelnde und dennoch gleichförmige System aber in große
Instabilität.
Ein Problem war , dass China durch
seine starre Beamtentradition relativ unflexibel war. "Westliche"
Länder, also zuerst die Europäer und zunehmend die US-Amerikaner konnten China
im 19. Jhd. zunehmend drangsalieren und zwingen, seinen Markt für die eigenen
Waren zu öffnen.
China wurde gezwungen,
Handelsstützpunkte im eigenen Land zu akzeptieren. Es wurde allerdings nie
vollständig kolonialisiert.
China war über einen sehr
langen Zeitraum eine Monarchie. Erst 1912 rief Sun Yat-sen die Republik aus.
Ziel der Republik war es,
China Einheit, Stabilität und sozialen Ausgleich wiederzugeben.
In der Zwischenkriegszeit
sah es aber um China nicht sehr gut aus. Durch die Wirren nach dem Ende der
Monarchie entstand eine Situation, in der sich Warlords an die
Macht putschten. Das Land
wurde quasi unter mehreren mächtigen Männern aufgeteilt. Diese Warlords
benutzten verschiedene Ideologien, um ihre Herrschaft zu untermauern.
Einer bezeichnete sich
als Christ und ließ seine Soldaten mit Wasserschläuchen im Schnellverfahren
taufen.
Gegen diesen Zustand
kämpften Sun Yat-sen und sein Nachfolger Jiang Jieshi (Tschiang Kai-shek) an.
Sie standen der Guomindang (Kuomintang) vor, die China einigen wollte. Man
spricht auch von den „Nationalchinesen“.
Besonders letzterem gelang es, China zu einigen Schläge gegen Abtrünnige
durchzuführen.
Doch mit einem Problem wurde er nicht richtig fertig: Den Kommunisten.
Die Kommunistische Partei
war nach dem Ersten Weltkrieg gegründet worden und wurde von der Sowjetunion
unterstützt. Am Anfang arbeitete man sogar noch mit der Guomindang zusammen.
Das änderte sich aber insbesondere unter Jiang Jieshi, der die Kommunisten als
Bedrohung wahrnahm. Umgekehrt warfen diese ihm vor, sich nicht um die sozialen
Belange der unteren Klassen zu kümmern. Es kam ab 1927 zum offenen Bürgerkrieg,
in dem Tschiang Kai-shek die Kommunisten in mehreren Umfassungsoffensiven
dezimierte, aber nicht verhindern konnte, dass sie sich im verlustreichen
„Langen Marsch“ ins Landesinnere retteten.
Den Kommunisten, die gerade noch vor der völligen Vernichtung gestanden hatten,
kam zu Gute, dass der Konflikt mit Japan immer mehr eskalierte und Tschiang
Kai-shek auch von seinen eigenen Leuten gedrängt wurde, sich um die Bekämpfung
des äußeren Feindes zu kümmern.
ZWEITER WELTKRIEG
Japan eroberte 1931 nach dem selbst inszenierten Mukden-Zwischenfall die
Mandschurei und errichtete dort 1932 den Staat Mandschukuo, der allgemein als
Marionettenstaat angesehen wird. Als Kaiser setzte man den ehemaligen
chinesischen Kaiser Puyi ein.
1937 setzten die Japaner ihre Eroberungen fort und griffen Kernchina an. Es kam
zum zweiten sino-japanischen Krieg. Einige Forscher setzen hier schon
den Beginn des Zweiten Weltkrieges in Asien an.
In der neu organisierten Republik China setzten die Japaner Wang Jingwei ein,
der ursprünglich einmal zum linken Flügel der Kuomintang gehört hatte.
Den Japanern gelang es mit gut koordinierten Angriffen zu Land und zu Wasser,
in relativ kurzer Zeit erhebliche Teile Ostasiens zu erobern. Ihre offizielle
Rechtfertigung war die Befreiung Ostasiens von den westlichen Kolonialmächten
und die Errichtung einer Großostasiatischen Wohlstandssphäre (daitōa
kyōeiken). Japan dachte
aber bei weitem nicht nur an Befreiung, sondern sah sich selbst als kulturell
wie rassisch überlegen ("Yamato-Rasse"). Parallelen zum Denken im
damaligen verbündeten Deutschen Reich sind nicht zufällig.
Die Wende kam erst 1941 mit dem Überfall auf Pearl Harbor und dem
Kriegseintritt der USA. Selbige hatten schon vorher versucht, Japans Vormarsch
durch Rohstoffboykotte aufzuhalten. Zuerst wollten die USA das Deutsche Reich
niederwerfen und dann Japan.
Nach verlustreichem Inselkampf warfen die USA zwei Atombomben über Hiroshima
und Nagasaki ab, um nicht auch noch um Zentraljapan kämpfen zu müssen.
Der Krieg endete 1945 mit der Kapitulation Japans.
China hatte im Zweiten Weltkrieg nach der Sowjetunion die zweitgrößte Opferzahl
von allen beteiligten Nationen. Es war zu vielen Massakern gekommen, darunter
das Massaker von Nanking, dass die Beziehungen beider Länder noch für lange
Zeit belasten sollte.
Ähnlich wie in den von Deutschen besetzten Gebieten kam es auch zu
Menschenversuchen. Hier gilt v. a. die Einheit 731 in der Mandschurei
als sehr berüchtigt, die offiziell als Stätte zur Seuchenprävention getarnt
war.
NACHKRIEGSZEIT UND MAOISMUS BIS 1976/78
Abbildungen: Jiang Jieshi
(Tschiang Kai-shek) und Mao Zedong (Mao Tse-tung)
Erneuter Bürgerkrieg
Nach dem Weltkrieg
brachen die Spannungen zwischen den chinesischen Bürgerkriegsparteien
Kuomintang und Kommunistischer Partei erneut aus.
Mit sowjetischer Hilfe gelang es den Kommunisten, in die Mandschurei
einzumarschieren, in der nach dem Abzug der Japaner ein Machtvakuum entstanden
war. Die Nationalchinesen wurden in den großen Städten umzingelt und brutal
ausgehungert.
Als bedeutend sollten sich wieder die Grundsätze von Mao Zedong und Lin
Biao erweisen, die beide davon ausgingen, dass ein Sieg der Kommunistischen
Partei nur über Land möglich wäre.
In der Kommunistischen Partei Chinas gab es viele Strömungen. Viele Kommunisten
setzten anfangs auf die Lehren von Marx und Engels und sahen in den Arbeitern
das revolutionäre Subjekt. Nachteilig an dieser Sichtweise war aber erstens,
dass China als Land und Gesellschaft noch nicht so weit entwickelt war und
zweitens, dass gerade in den Städten die Macht der Kuomintang sehr groß war.
Schon Lenin hatte auch auf die Bauern gesetzt, aber Mao und seine Verbündeten
gingen hier noch viel radikaler vor.
Über die Mandschurei konnten die Kommunisten nach Peking und dann nach Südchina
vordringen, so dass im Jahre 1949 schließlich die Nationalchinesen geschlagen
waren.
Am 1. Oktober 1949 kam zur Ausrufung der Volksrepublik China. Die
Nationalchinesen nahmen noch den Goldschatz der Börse von Shanghai mit,
exekutierten einige politische Gegner und flohen dann auf die Insel Taiwan
(Formosa).
Umgestaltung der Gesellschaft
Anfangs erfreuten sich die Kommunisten einer gewissen Beliebtheit, weil China
zum ersten Mal nach langer Zeit geeint und relativ stabil erschien. Die
Kommunistische Partei, die die Interessen der Arbeiter und Bauern vertreten
wollte, ging auch zunächst Bündnisse mit gemäßigten bürgerlichen Kräften ein.
Man muss sich vor Augen halten, dass China damals ein rückständiges Land mit
sehr vielen Analphabeten und recht wenig Fachpersonal war, so dass man in einem
gewissen Grad auf die alten Eliten angewiesen war.
Rechtlich wurden jetzt Frauen bessergestellt und die Mehrehe verboten.
Doch diese anfängliche Mäßigung war nur von kurzer Dauer: Die Kommunisten
wollten den Arbeitern und Bauern zur Macht verhelfen und das Besitzbürgertum
("Bourgeoisie") und den sog. Feudalismus zerschlagen.
Maos Absicht war, in mehreren Kollektivierungsschüben seine
kommunistischen Ideale durchzusetzen. Dafür - und zur Ausschaltung
innerparteilicher Gegner - setzte er wiederholt auf Massenkampagnen.
Pate stand ihm dabei Josef Stalin.
Eine große wirtschaftliche und bevölkerungspolitische Belastung der noch jungen
Volksrepublik China war der Koreakrieg von 1950 - 1953.
Die USA halfen im koreanischen Bürgerkrieg Südkorea und sorgten nach
anfänglichen Verlusten dafür, dass die Front bis dicht an die Grenze Chinas
heranrückte. China fühlte sich bedroht und intervenierte dann auf Seiten des
kommunistischen Nordens. Am Ende gab es ein Patt und die Grenze zwischen Nord-
und Südkorea verlief fast so wie zu Anfang des Krieges. China kostete seine
Intervention aber fast 1 Million Soldaten.
Diese Rückschläge sollten in China sowohl durch Planwirtschaft nach
sowjetischem Muster als auch durch Massenkampagnen aufgefangen werden.
Die Massenkampagnen wurden durch die KP
organisiert und dienten der Umerziehung des Volkes und der Zerschlagung der
alten Gesellschaftsordnung.
So gab es Kampagnen gegen Großgrundbesitzer und gegen Konterrevolutionäre.
Dabei kamen viele Menschen ums Leben.
Besonders schlimm wurden aber Kampagnen wie der große Sprung nach vorne oder
die Große Proletarische Kulturrevolution.
Der große Sprung nach vorne (1958 - 1961) war eine
Massenkampagne, bei der unter starker Einbeziehung der Bauern die
Stahlproduktion Chinas vervielfacht und weitere Infrastrukturprojekte in
Angriff genommen werden sollten. Er stand unter dem Zeichen eines Anwachsens
der Macht Maos und zunehmender Differenzen zur Sowjetunion.
Die Kampagne wurde aber so dilettantisch und gleichzeitig abgehoben
durchgeführt, dass sie zu einer großen Hungersnot mit vielen Millionen Toten
führte.
Der Autoritätsverlust Maos führte in den Folgejahren zu einem Erstarken einer
Gruppe von Reformern um Liu Shaoqi.
Die Große Proletarische Kulturrevolution (nominell von 1966 - 1976, de
facto schon früher abgemildert) stellte einen erneuten Griff Maos nach der
Macht dar.
Sie diente anfangs dazu, Verkrustungen in der zunehmend bürokratischeren
Gesellschaft aufzubrechen und hatte etliche Anhänger. Weiterhin war sie wieder
ein Zeichen wachsender Distanz zur Sowjetunion und ihres Entwicklungsmodells.
Ferner war sie aber auch eine Methode Maos, wieder nach der Macht zu greifen.
Mao mobilisierte die Roten Garden, die im Kern aus Schülern und Studenten
bestanden, gegen die bürokratischen Apparate.
Gegner der Roten Garden wurden öffentlich gedemütigt, geschlagen und einige
getötet.
Viele mussten öffentlich Selbstkritik üben.
Während dieser Ereignisse kam es zu Barbarisierungssymptomen, z. B. zwangen
Schüler Lehrer, ihren eigenen Urin zu trinken oder "bourgeoisen"
Klavierspielern wurden ihre Finger gebrochen. Es kam auch zu Gegenmaßnahmen der
Bevölkerung. So wurden z. B. Rote Garden aufgespießt und einige davon an die
Küste von Hong Kong angeschwemmt. So konnte das Ausland einigermaßen ahnen, was
in China vor sich ging.
Mao war für das Weiterbestehen der Revolution darauf angewiesen, dass die Armee
nicht gegen die Roten Garden eingriff. Dies sicherte Lin Biao ab, der
gleichzeitig Maos Massenkampagnen mitorganisierte und das Rote Buch, die sog.
Mao-Bibel schuf.
Mit der Zeit wuchsen aber die Spannungen zwischen Mao und Lin Biao, bis dieser
1971 bei einem ungeklärten Flugzeugabsturz starb.
Danach versuchte Zhou Enlai, der zwar moderater war als Mao, aber insgesamt
hinter diesem stand, die Kulturrevolution in geordnete Bahnen zu lenken.
Endgültig beendet wurde die Kulturrevolution aber erst im Todesjahr Maos 1976.
Lin Biao (Lin Piao)
Abwendung von der Sowjetunion
Ein durch solche inneren Wirren geprägtes China hatte es schwer, eine klare
Außenpolitik zu gestalten. Trotzdem blieb man nicht untätig. Das Bündnis mit
der Sowjetunion unter Stalin, das noch aus der Bürgerkriegszeit rührte, bekam
Risse. Wurde Mao persönlich von Stalin herablassend behandelt - dieser ließ ihn
für Audienzen manchmal wochenlang warten - so zeigte sich zwischen Mao und
Chruschtschow eine starke Antipathie. Diese lag neben persönlichen Differenzen
daran, dass Chruschtschow in vielen Punkten eine Abkehr von der Stalinschen
Politik durchführte und daran, dass er Mao nicht in das sowjetische
Atomprogramm einweihen wollte, nachdem dieser ihm offenbahrte, dass er Taiwan
auch dann angreifen wolle, wenn dies zu einem Atomkrieg führen würde.
Hinzu kam, dass Mao die Massenkampagnen zwar von der Sowjetunion übernommen
hatte, sie aber anders als die Apparatschiks in Moskau radikal gegen
bürokratische Verkrustungen (und innenpolitische Gegner) einsetzte.
Im Koreakrieg (1950 - 53) agierten China und die Sowjetunion noch weitgehend
gemeinsam, obwohl Stalin die Chinesen auch dazu benutzte, Druck vom
Berlin-Konflikt im Westen wegzunehmen.
Im Vietnamkrieg lieferten beide zunächst auch noch gemeinsam Waffen an
Nord-Vietnam und den Vietkong, entwickelten dann aber zunehmend
Meinungsverschiedenheiten.
Vietnam orientierte sich sehr stark an der Sowjetunion.
Am Ende kam es 1978 sogar zu einem kurzen Grenzkrieg zwischen China und
Vietnam, aus dem kein klarer Sieger hervorging.
China war aufgrund dieser Zerwürfnisse im kommunistischen Lager motivierter,
auf die USA zuzugehen und umgekehrt waren die USA froh, ein Gegengewicht zur
Sowjetunion aufbauen zu können.
REFORMEN UNTER DENG
Im Jahre 1976 starb Mao.
Sein Nachfolger wurde zunächst Hua Guofeng, der wirklich starke Mann
wurde aber immer mehr Deng Xiaoping. Versuche von Maoisten um Maos
Witwe, nach der Macht zu greifen ("Viererbande"), wurden abgewehrt.
Seit 1978 begann eine
Reformpolitik hin zu einer Sozialistischen Marktwirtschaft. Eine
wichtige Rolle spielten dabei Reformen auf dem Lande. Die Volkskommunen wurden
aufgelöst und den Bauern wurden gewisse Selbstbestimmungsrechte gewährt.
In anderen Bereichen war man vorsichtiger: In der Industrie begann man
tiefgreifende Reformen erst in den 80er-Jahren. Richtig entfalten durften
Betriebe ihre Kräfte nur in vier sog. "Sonderwirtschaftszonen" an der
Küste.
Auch dem Ausland gegenüber wollte man sich öffnen, achtete aber darauf, dass
diese in Joint ventures zusammen mit chinesischen Unternehmen ihre Geschäfte
machten.
Die Wirtschaft Chinas,
die vorher durch die Kulturrevolution und andere Massenkampagnen geschwächt
worden war, entwickelte sich seither deutlich nach oben. Sie gehört sogar zu
den am meisten wachsenden Volkswirtschaften der Welt.
Dieses Wachstum verlief freilich auf Kosten von Mensch, Material und Umwelt.
Nachteile waren auch ein exorbitanter Anstieg von sozialer Ungleichheit und
Korruption.
Ein weiterer kritischer Punkt ist, dass Deng nur im wirtschaftlichen Bereich
Reformen vorantreiben wollte. Politisch wollte er auf keinen Fall, dass die KP
ihre Führungsrolle abgibt. Das wurde schon 1978 deutlich, aber besonders im
Jahr 1989, als Deng mit älteren KP-Genossen und Hardlinern wie Li Peng die
Proteste auf dem Platz des Himmlischen Friedens mit Panzern niederschlagen
ließ.
NACH DENG
Als Deng 1997 starb,
übernahm eine jüngere Führungsgeneration, die sogenannte "dritte
Generation", das Ruder. Zuerst war Jiang Zemin an erster Stelle.
Er war bereits seit 1989
Generalsekretär des ZKs der KPCh.
Zur "vierten
Generation" gehört Hu Jintao, der 2002 Generalsekretär der KPCh wurde und
bis 2012 die zentralen Führungspositionen innehatte.
Die "fünfte
Generation" übernahm mit der Wahl Xi Jinpings zum Generalsekretär 2012 das
Ruder.
Xi galt zunächst als eher moderater Politiker, trat dann aber zunehmend
kraftstrotzend auf, drohte Nachbarn und ließ seine Ideen in Programmen
verewigen.
Schon im Jahre 2013 wurde das One Belt, One Road-Projekt (OBOR; chin.
Yidai Yilu) gestartet, das auch als Neue Seidenstraße bekannt ist und
chinesische Interessen in Eurasien und Afrika (v. a. NO) bündeln soll.
POLITISCH-MILITÄRISCHE
SPANNUNGEN
Chinas Aufstieg verlief sehr planmäßig. Zuerst wollte man die Landwirtschaft
entwickeln, dann die Industrie und dann das Militär.
Mit dem Fortschreiten der Entwicklung Chinas blieben Konflikte mit seinen
Nachbarn nicht aus.
Gleichzeitig droht auch das Verhältnis zu den USA sich weiter abzukühlen, je
weiter China vormarschiert.
China hat geographisch das „Problem“, dass es im Norden, Westen und Süden von
Landmächten umgeben ist, die ihm z. T. nicht besonders wohlgesonnen sind. Die
Gebiete werden auch oft durch höhere Gebirgszüge abgetrennt. China muss also
einerseits zur Defensive Verteidigungskräfte in langgezogenen hohen Gebirgsregionen
stationieren und andererseits zur Ausweitung des Handels den Straßenbau
forcieren.
Im Osten hat China eine lange Küstenregion, die an das Gelbe Meer, das
Ostchinesische Meer und das Südchinesische Meer. Diese Meere sind von
Inselketten eingefasst, hinter denen der Pazifik liegt.
IST DAS CHINESISCHE
SYSTEM DAS BESSERE MODELL?
Die extremen
Wachstumsraten haben immer wieder Diskussionen angefacht, ob das
"Chinesische Modell" nicht das bessere sei - insbesondere besser als
das der westlichen Demokratien.
Immer wieder wurde
vermutet, in China müsse es zu Einbrüchen kommen, die dann doch nicht
bevorstanden.
Man muss zunächst ZWEI
Dinge berücksichtigen:
Trotz des enormen Wirtschaftswachstums gilt der Basiseffekt, d.
h. die Wachstumsraten Chinas im Vertgleich zu anderen Ländern wie den USA gehen
von einer anderen Basis aus.
Z. B. sind 6 % Wirtschaftswachstum in China also deutlich weniger als 6 % in
den USA.
Ein anderer Faktor ist, dass das Wirtschaftswachstum v. a. urbane
Küstenregionen umfasst.
Inzwischen hat die Partei auch diverse Maßnahmen ergriffen, das Binnenland am
Wirtschaftswachstum teilhaben zu lassen, aber trotzdem existiert das
Küsten-Binnenland-Gefälle selbstverständlich weiter.
QUELLEN UND LITERATUR
Wikipedia
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eigene Forschung