Fachbereiche: Geschichte (Politik, Sowi, Philosophie) - Sprachen - Wirtschaft, Recht - Biologie (Chemie) - Technik (Physik) und Blödsinn.
Dieser Universal-Blog ist aus einer Seite für Geschichte, Politik (und Realienkunde) hervorgegangen, die sich dann in Richtung Humanwissenschaften weiterentwickelt hat.
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Donnerstag, 31. August 2023

MEINUNG: SCHULE, ERZIEHUNG UND BILDUNG


 
 
In Deutschland wird immer wieder erzählt, dass das Bildungssystem nicht richtig funktioniert. Das geht jetzt schon seit einigen Jahrzehnten so.

Und wie es im heutigen Deutschland üblich ist, werden Probleme besprochen, aber nicht gelöst. Man erfindet gerne sogar neue Vokabeln für bekannte Probleme, um sie noch besser beschreiben zu können, bringt aber nichts voran. Wir können da an Martin Walsers Begriff vom "soziologischen Bezeichnungsunfug" denken.


1. Zuerst müssen wir einmal klären: Warum lernen wir? (v. a. in der Schule)
Das ist nämlich nicht so klar, wie es scheint. Es gibt mehrere Möglichkeiten - auch Vermischungen dieser.
  • ich kann als Schüler für die Schule lernen (Schule als Selbstzweck)
    (Motto: "schola discimus" = für die Schule lernen wir);
    weil ich es muss, weil es die Eltern sagen, weil es sonst nicht weiter geht...
  • ich kann für mich lernen, um Allgemeinbildung zu erlangen
    (Motto: "vita discimus" = für das Leben lernen wir);
    um schlauer zu werden, die Welt (Mensch und Natur) besser zu verstehen...
  • ich kann für mich lernen, um mich auf einen späteren Beruf vorzubereiten
    (Motto erneut: "vita discimus" = für das Leben [Berufsleben] lernen wir);
    hier sind Fächergruppen wie B - J - T (-M) vorne: BWL, Jura, Technik (, Medizin)
  • Systemtheoretiker sagen - nicht zu Unrecht - dass auch die Schule ein "autopoietisches System" ist, also eines, das sich selbst erhält (wie auch die Justiz): Es gehe ihr daher nicht ausschließlich um ihre ursprüngliche/eigentliche Aufgabe, die Bildung, sondern um ihre Eigeninteressen;
    Menschen wollen Geld verdienen, Aufgaben haben, sich wichtig machen, verharren usw.
  • Psychoanalytiker und Antipädagogen sehen die Gefahr, dass Erziehung manchmal nur eine Rationalisierung (Tarnung) für den Sadismus der Erzieher ist

Das Problem: Die klassische Schule bezieht sich auf sich selbst.
  • Die meisten Lehrer lieben nur ihre 1 - 3 Fächer und tun so, als seien die der Nabel der Welt.
  • Die Lehrer lehren also nicht zwangsläufig das, was gebraucht wird, sondern das, was sie können und mögen.
  • Die klassische Schule bringt einen Wust an überflüssiger Bürokratie mit sich, die nicht der Bildungssache dient.
  • Die Schule beschäftigt sich nicht ausreichend mit der Frage, wie man autonom lernen kann, also selbstbestimmt mit Hilfe von Büchern, digitalen Dateien und eigenem Nachdenken.
  • Manche Schüler projizieren Lehrer als Hassobjekt, obwohl diese keine leichte Aufgabe haben.
    Das ist in der Form zwar irrational, aber trotzdem ist manche Kritik berechtfertigt.
    Es gibt bei Lehrern deutliche Subjektivismen wie Vorurteile, Launen, politische Ideologien, die man zwar haben kann, aber nicht Schülern aufzwingen sollte oder eine schlechtes Themen- oder Zeitmanangement bei der Prüfungsvorbereitung.
    Schule ist also nicht so formell und objektiv, wie sie tut!
  • Das Thema Ideologie ist auch verknüpft mit der Systemfrage:
    Wir hatten im 20. Jhd. in Deutschland 5 verschiedene Systeme. Und jedes dieser Systeme hatte seine Anhänger. Auch Lehrer haben das Kaiserreich, die Republik, den Nationalsozialismus, die DDR und die BRD unterstützt und dieses Denken an die Schüler weitergegeben.
    Wo herrscht da Objektivität, wenn man bei jedem System hinten reinkriecht?
  • Prüfungen in der Schule erheben meistens den Leistungsstand zu einer bestimmten Zeit.
    Bei schwächeren Schülern bewerten sie Schwächen, zeigen aber keine Abhilfestrategien auf.
    Der familiäre Hintergrund der Familie: fördernde Eltern, überfordernde Eltern, gleichgültige Eltern, Säufer usw. wird in einer Prüfung überhaupt nicht berücksichtigt.
    Wichtig wären dagegen 1. Erfolg, 2. Anwendbarkeit, 3. langfristige Wirkung.

Das Problem: Die Lehrer werden nicht klar "analysiert".
  • Die klassische Schule bewertet von oben nach unten, üblicherweise vom erwachsenen Lehrer zum nicht-erwachsenen Schüler. Aber wie kam der Lehrer überhaupt an seine Rolle?
  • Einige Lehrer wurden Lehrer, weil sie gerne Bildung an Jugendliche weitervermitteln.
  • Einige Lehrer wurden (nur) Lehrer, weil sie an der Uni nicht genommen wurden oder ihre Fächerkombination auf dem freien Arbeitsmarkt zu wenig durchschlägt.
    Die Gefahr: Der Minderjährige bekommt dann thematisch ausgerechnet das, was die Erwachsenen nicht wollen (als "Resteverwertung").
  • Einige Lehrer lassen sich möglichst immer ähnliche Klassenstufen geben, so dass sie 10 Jahre oder mehr fast dasselbe unterrichten können. Dann sagen sie Schülern, für die das Thema eine "Premiere" ist Sätze wie: Was ist daran bitte schwer?
  • Bei schwächeren Schülern verlieren Lehrkräfte oft die Geduld, obwohl diese Schüler eigentlich mehr Energie und Hilfe benötigen

2. Zweitens müssen wir klären : Wo & wie lernen wir?

Auch das ist nicht so einfach.
  • klassisch bietet sich dafür die Schule an, weil sie dafür gedacht ist;
    Schule ist aber nicht immer geeignet: die Stundentaktung geht wenig auf Interessen ein und reißt Zusammenhänge auseinander, Schüler stören, es gibt bürokratisches "Gehampel"
  • man kann auch zu Hause oder im ruhigen Garten lernen:
    bei einem ruhigen Haus ist die Ablenkung geringer als an der Schule, in einer chaotischen Familie oder Nachbarschaft aber nicht,
    ferner braucht man eine gewisse Selbstdisziplin und darf nicht zu schnell abschalten
  • man kann auch mit Computern/Robotern lernen:
    noch ist die Entwicklung nicht so weit, aber theoretisch und wohl bald auch praktisch kann dann jeder nach seinen Bedürfnissen und in seinem Tempo unterrichtet werden

3. Drittens müssen wir klären: Was lernen wir?
  • Allgemeinbildung:
    • Mathematik
    • Deutsch
    • Fremdsprachen
    • GGG/GEG: Geschichte, Geographie/Erdkunde, Gemeinschaftskunde
    • Naturwissenschaften: Physik, Chemie, Biologie
    • Kreatives: Musik und Kunst
    • IT (auch beruflich)
    • Ethik und Religion
  • Berufliche Bildung:
    • Wirtschaft (BWL, VWL, Wirtschaftsmathe)
    • Jura (Öffentliches Recht mit Strafrecht, Privatrecht) 
    • Technik (Mechanik, IT)
    • Medizin (Gesundheitswesen)
  • Gesundheitserziehung und Sport
  • Umsetzen der Bildung: Staat, Firmen, Publikationswege

4. Viertens müssen wir klären: Wer hat die Oberaufsicht?

Es gibt seit längerem Querelen, wer bei der Erziehung die Macht haben sollte, wobei auch wieder ideologische Vorstellungen mit hineinspielen. Dabei sollte dies ein "Machtdreieck" entscheiden, bei dem die Kinder zuerst weniger Macht haben und diese dann kontinuierlich gesteigert wird.
  • Eltern: sie haben die Kinder gezeugt;
    ihre Rolle kann aber problematisch sein:
    • dumme Eltern fördern ihre Kinder nicht adäquat
    • kleinbürgerliche Eltern verlangen von ihren Kindern, dass sie das erreichen, was sie selber nicht geschsafft haben (Stellvertreterkrieg), helfen aber nicht bei Klausuren
    • zu bildungsaffine Eltern überfordern ihre Kinder oder machen sie weltfremd
    • viele Eltern reden gerne über allgemeine Themen, aber nie über spezielle, die meist geprüft werden
    • manche Eltern fordern nur, schreiben aber selbst keine Klausuren (wäre ein gutes Beispiel)
  • Schule: sie ist offiziell für die Bildung gedacht
    • sie kann bilden
    • sie kann aber auch frustrieren (Lehrerschikane, Schülermobbing, Chaos)
  • Kinder: sie haben (noch) nicht immer den Überblick, wohin das Leben sie führen wird, aber man sollte sie schrittweise an den Punkt heranführen, an dem sie ihr eigenes Leben führen können

5. Ideologische Kämpfe/Glaubenskämpfe:

Die Pädagogik ist seit jeher ein Schlachtfeld für ideologische Kämpfe. Es geht immerhin um das Heranziehen künftiger Generationen. Schon a. a. O. haben wir geschrieben, dass es in Deutschland im 20. Jhd. 5 verschiedene Systeme/Regimes gab und jedes seine Lehrer hatte, die es unterstützten.

Viele Grabenkämpfe - der berühmteste ist zwischen "schwarzer Pädagogik" und "roter Pädagogik" bringen aber wenig. Man kommt so nur von einem Extrem - Lust an der Repression Schwächerer, Bildungsbürokratismus - zum anderen Extrem - Bildungsignoranz und Chaos.

Sicher sind "konservative" Werte wie Fleiß und Disziplin nicht per se falsch. Sie sollten aber nicht bürokratisch-hierarchistischer Selbstzweck sein ("analer Charakter"), sondern der Sache und dem Vorankommen des Schülers dienen.
Bildung soll solange Spaß machen, wie das möglich ist.
Man kann den "Lernschmerz" auch durch Lernspiele reduzieren, allerdings sollten diese durchdacht sein und nicht nur planlose/unüberlegte Spielereien.








Donnerstag, 3. August 2023

DIE DRITTELUNG DER STUNDE



Am Ende des letzten Wochenendes und damit am Ausgang/Ende des Julis kam uns eine einfache, aber wirksame Idee, die Hobbys neben dem Beruf und den Hauptfächern zu strukturieren:
Eine freie Stunde sollte ungefähr gedrittelt werden.

  1. Ein Drittel wird für eine tägliche Dosis Sport verwendet, z. B. für das Fechten.
  2. Ein Drittel wird für Musik verwendet, z. B. für das Keyboard.
    Das Keyboard ist universal und lässt sich gut mit einem externen Computer verbinden.
  3. Ein Drittel wird für das Zeichnen oder Malen verwendet und zwar analog oder digital.
    Wir testen dazu gerade neue Displaystifte für das Smartphone. Bisherige Versuche waren unpräzise.
 

THOMAS VON AQUIN

* 1225 in Roccasecca/Aquino
+ 1274 Fossanova


Thomas von Aquin war ein Dominikaner und ein sehr einflussreicher Philosoph und Theologe.
Mit ihm erreichte aus Sicht der Theologie das mittelalterlich Denken einen seiner Höhepunkte. In Thomas' Werken vereinigen sich christliche Traditionen mit einer neu verstandenen aristotelischen Philosophie. Bei deren Rezeption wirkte arabischer und jüdischer Einfluss mit.
Im Jahre 1323 wurde Thomas heiliggesprochen. Er wurde für Jahrhunderte der wichtigste Lehrer der katholischen Kirche. Durch die Säkularisierung von Kunst und Wissenschaft in der Renaissance und den folgenden Epochen erschien der Thomismus aber zunehmend als rückständig.


Thomas von Aquin wurde 1225 in der Familie der Grafen von Aquino auf Schloss Roccasecca im Königreich Sizilien geboren. Die Eltern bestimmten ihn für den geistlichen Stand.
Von 1230/31 an besuchte er die Schule des Benediktinerklosters Monte Cassino und von 1939 bis 1244 die von Kaiser Friedrich II. gegründete Universität Neapel, um die sieben Artes Liberales (Freie Künste) zu studieren.
Danach trat er in den Bettelorden der Dominikaner ein, der damals noch neu war. Die Familie war davon nicht amüsiert, entführte ihn und setzte ihn für ein Jahr fest, was Thomas jedoch nicht umstrimmen konnte.
Thomas ging 1245 zum Studium nach Paris zu Albertus Magnus. 1248 folgte er ihm nach Köln. Dort war die dominikanische Ordenshochschule gerade neu gegründet worden. 1252 wurde er von den Dominikanern zurück nach Paris geschickt, wo er im Dominikanerkonvent und dann ab 1259 an der noch relativ neuen Universität lehrte. Hier wurde er in diverse Streitereien verwickelt, z. B. um die Rolle von Bettelorden an der Universität. 1256 wurde Thomas Magister der Theologie.
1259 kehrte er nach Italien zurück. Er hielt sich bis 1968 an verschiedenen Orten auf, u. a. am päpstlichen Hof und als Lehrer an verschiedenen Ordensstudien.
1269 kehrte Thomas doch noch einmal nach Paris zurück, weil hier inzwischen ein heftiger Konflikt um die richtige Aristoteles-Interpretation entbrannt war. Thomas war hier auch literarisch sehr produktiv.
Die Hauptgegner des Thomas waren weltliche Aristoteliker und konservativ-augustinische Franziskaner.
1272 ging Thomas von Aquin nach Neapel. konnte jedoch nur noch kurz lehren. 1274 starb er auf dem Weg zum Zweiten Konzil von Lyon in Fossanuova.
Thomas hinterliess ein umfangreiches literarisches Werk, stieg aber formell nie in der Kirchenhierarchie auf, sondern blieb ein einfacher Ordensbruder.

Thomas Werk ist eng mit seiner universitären Lehre verbunden. Und es ist äußerst umfangreich. Die großen systematischen Schriften sind als Lehrbücher konzipiert.
Aus seinem "Kommentar über die Sentenzen des Petrus Lombardus" (1254-56) entwickelte er eine große Abhandlung über Theologie. In der "Summa contra gentiles" (Summe/Zusammenfassung gegen die Heiden; 1256-1259) setzt er sich mit islamischer Philosophie auseinander. In der "Summa theologiae" (1267-73) beschreibt er umfangreich das "wissenschaftliche" Denken des 13. Jhd.s und versucht sich an der Konstruktion einer Weltordnung.
Die Erörterung von Themen orientiert sich bei Aquin an der Literaturform der "Quaestio" (wörtl.: Frage) und damit an der Disputation an mittelalterlichen Universitäten.
Einander entgegengesetzte Positionen zu wissenschaftlichen Einzelfragen waren zu widerlegen oder in Einklang zu bringen. Die "Quaestiones disputatae" (Erörterte Streitfragen"; 1256-1269), in denen es um die Macht Gottes, das Böse, die Seele und andere Streitfragen geht, sind als ein Kondensat der vielen Disputationen Thomas' aus seiner Zeit in Paris zu sehen.
Selbständige Ideen entwickelte er in seinen Kommentaren zu Abschnitten der Bibel und zu Aristoteles, den Thomas sehr detailliert erläutert hat.
Thomas von Aquin ging methodisch etwas anders vor als sein Lehrer Albertus Magnus und stellte die Thesen des Aristoteles' nicht breit vor, sondern ging auf einzelne Probleme näher ein. Damit trieb er deren wissenschaftliche Erörterung voran.

Thomas Aquin wird die Leistung zugesprochen, ähnlich wie die Kirchenlehrer der Spätantike eine Synthese von heidnisch-antikem und christlichem Gedankengut erreicht zu haben. Einige Forscher sprechen von einer Christianisierung der aristotelischen Philosophie. Man kann auch von einer Erweiterung der neuplatonisch beeinflussten augustinischen Lehren um aristotelische Mittel und Methoden sprechen. Man hatte jetzt ein neues Raster zur Einordnung der reellen Welt.
Die Natur des Menschen ist bei Thomas nicht mehr grundsätzlich verderbt durch den Sündenfall, sondern soll so erforscht werden, wie sie ist und im Zusammenhang mit der gesamten Seinsordnung gesehen werden. Thomas nimmt somit Ansätze der modernen Anthropologie und der Sozialwissenschaften voraus, bleibt aber bei seinen Betrachtungen innerhalb der göttlichen Ordnung.

Die göttliche Ordnung steht aber für Thomas der menschlichen Erkenntnis offen.Die Untersuchung der einzelnen Naturgegenstände auf ihre inhärente Struktur ist sogar eine Bedingung für die Erkenntnis Gottes, welche nach wie vor das höchste Ziel aller Erkenntnis überhaupt ist.
Thomas geht aber nicht mehr davon aus, dass eine asketisch-spirituelle Weltabgewandtheit oder ein Verlassen auf göttliche Erleuchtung zum Gewinn von Erkenntnis ausreichen.

Thomas von Aquin setzt sich hier also ganz klar von der augustinischen Denktradition ab und zieht erkenntnistechnisch die produktive Tätigkeit dem rein kontemplativen Verhalten vor.
Dabei bestimmen sich Gegenstand und erkennender Verstand gegenseitig.
Dem Intellekt fällt die Aufgabe zu, abstraktiv das Wesen aus den zumeist sinnlich gegebenen Einzeldingen herauszulösen. 
Aquins sogenannter Gottes"beweis" besteht nun darin, dass er meint, die logisch bestimmbare Ordnung müsse eine göttliche Ursache haben. Deshalb hätten auch die Wissenschaften vom endlichen Seienden ihre Begründung in der Theologie.

Andererseits ist Aquins Erkenntnistheorie, die er weit über die aristotelische Quelle hinaustreibt, ein Zeichen dafür, dass die thomasische Wissenschaft der Welt produktiv zugewandt ist.
Der aktive Intellekt löst die abstrakten Wesensformen aus den konkreten Dingen heraus ("abstraktiv"), um sie dem aufnehmenden "intellectus possibilis" (mit dem Gedächtnis verbunden) als dem begrifflichen Erfahrungsschatz einzuprägen. Diese Begriffe leiten nun die Erfahrung und führen zur Gewinnung von neuer Erkenntnis.

Im Zusammenhang mit dieser Erkenntnislehre und weiteren Lehren unterstreicht Thomas die Klassifizierung der Theologie als Wissenschaft. Der Gegenstand der Theologie erschließt sich nach Thomas dem logisch darstellbaren Wissen, nicht einem vernunftslosen Glauben.
Der Glaube darf der Vernunft nicht widersprechen (das wäre sonst dem Menschen wesensfremd und außerdem wider die von göttlicher Vernunft erzeugte Natur).
Glaube und Wissen gehören für Thomas zusammen. Die Philosophie gründet in der (objektiv-vernünftigen) Glaubenslehre.
Den Maßstab für Vernunft findet Thomas bei antiken Denkern sowie deren Bearbeitung durch Araber und Juden.

(vgl. Wulff D. Rehfus: Geschichte der Philosophie I - Antike und Mittelalter, S. 109)

Unter diesen Voraussetzungen konnte Thomas seine Lehre von der natürlichen Ordnung der Welt (ordo naturae) als Metaphysik entfalten. Im Anschluss an Aristoteles und über ihn hinaus hat Thomas die Theorie von Sein, Seiendem und Wesen weiterentwickelt. Er wollte damit Extrempositionen im Universalienstreit des Mittelalters, indem es um die Realität der Allgemeinbegriffe ging, vermeiden und vielleicht sogar das Problem lösen.
Die neuplatonischen Realisten hatten nur den allgemeinen Wesensbestimmungen der Gattung und Art ein Sein zugeschrieben, das Individuum war für sie dagegen nur eine Vereinigung unwesentlicher Merkmale (Akzidenzien).
Die Nominalisten des 12. Jhd.s hielten dagegen nur die von sich aus unverbundenen individuellen Dinge für real, während die Allgemeinbegriffe lediglich subjektive Zeichen seien.
Für Thomas ist diese Kontroverse gegenstandslos gworden, weil er wie Aristoteles vom sinnlich gegebenen Einzelding ausgeht und nach den Bedingungen dafür fragt, dass es so ist, wie es ist.
Die letzten substanziellen Momente jedes Seienden sind die unbestimmte, aber des Bestimmtwerdens fähige Materie und die in sich bestimmte, die Materie bestimmende Form. Beide können nur vereinigt existieren. Die Wesensform der vielen Exemplare einer Spezies prägt sich der aufnahmefähigen Materie stets in gleicher Weise als Qualität ein. Daher ist diese als bloß quantitativ bestimmte (M.) das Prinzip der Individuation. Das Allgemeine hat danach Existenz im Individuum, das seinerseits durch sein Wesen mit den anderen Individuen seiner Art in seinem Sein verbunden ist.

Diese Metaphysik der Seinsanalogie erlaubte es Thomas, die Welt als kontinuiertliche Verwirklichung der göttlichen Vernunft zu konzipieren. Wie der Handwerker sein Werkstück vor seiner Verwirklichung als Form im Kopf hat, so hat Gott die Wesensformen aller natürlichen Dinge von Ewigkeit gedacht und durch die Schöpfung der Materie eingeprägt.
Die überindividuellen und unanschaulichen platonischen Ideen vereinigt Thomas mit den sinnlich gegebenen individuellen Dingen.
Dies war nicht ohne Widerspruch möglich und stieß schon eine Generation später auf die Kritik des ockhamschen Nominalismus.
Dennoch unternahm Thomas einen Anlauf, Allgemeines und Besonderes (spekulativ) zusammenzubringen. Erst mit Leibniz, Hegel u. a. dachte man weiter.

Nach Thomas ist Gott der reine, sich durch sich selbst wissende Intellekt. Er ist vollkommenes Selbstbewusstsein (actus purus), nicht bloß Mögliches, das zu etwas noch nicht Seinendem werden könnte.
In dieser Bestimmung Gottes, die von der neuzeitlichen verschieden ist, liegt der für Thomas charakteristische Primat der Vernunft.
Der Wille Gottes untersteht in diesem Sinne seiner Vernunft, so dass Gott nichts Widervernünftiges wollen kann. Für die Menschen, die Gott durch ihren Verstand ähnlich sind, gilt der Primat des Intellekts über den Willen. Ihre Freiheit liegt nicht in der grundlosen Spontaneität des Willens, sondern in der vernünftigen Erkenntnis dessen, was ist (und was sein soll).
Das reine Selbstverhältnis Gottes wird für den menschlichen Intellekt als "imago trinitatis" (Bild der Dreieinigkeit) bestimmend.

Aus der Unwandelbarkeit des göttlichen Willens folgt die Grundlage des thomasischen Naturrechts.
Da dieser Wille wesenhaft vernünftig ist, können die Menschen das ihrer eigenen Natur entsprechende moralische Gesetz werkennen. Ihre Vernunft ist notwendig gesellschaftlich. Jeder Einzelne kann daher das gesellschaftlich und politisch Gebotene einsehen, ohne durch herrschaftliche Gewalt zum Gehorsam gezwungen zu werden. Der oberste Zweck jedes Gemeinwesens ist aber dessen gemeinsames Wohl (bonum commune). Gegen eine Herrschaft, die gegen diesen obersten politischen Zweck verstößt, ist nach Thomas Widerstand geboten.


QUELLEN UND LITERATUR:

Chenu, M. D.: Das Werk des hl. Thomas von Aquin; Heidelberg/Granz 1960
Heinzmann, R.: Thomas von Aquin. Eine Einführung in sein Denken; Stuttgart 1994
Mensching, G.: Thomas von Aquin; Frankfurt 1995
Rehfus, Wulff D.: Geschichte der Philosophie I - Antike und Mittelalter
Torrell, J.-P.: Magister Thomas. Leben und Werk des Thomas von Aquin; Freiburg (Br.) 1995
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UTB Online-Wörterbuch Philosophie (Handwörterbuch Philosophie)


EXKURSION 2023: DAS KLOSTER MAULBRONN

Wegen Corona und diverser Verpflichtungen kamen wir lange nicht mehr zu einer Exkursion.
Erst vor einiger Zeit dachten wir darüber nach, dass mal wieder etwas passieren müsse.
Jetzt reichte es wenigstens zu einer Tagesexkursion zum Kloster Maulbronn - und die hat sich trotz Wechselwetter gelohnt. Am letzten Samstag, dem 29.07.2023, waren wir dort:

Klosterfront und Klosterkirche mit Vorhalle


Das Kloster Maulbronn ist eine ehemalige Zisterzienserabtei und liegt in der Ortsmitte von Maulbronn.
Maulbronn wiederum liegt in Baden-Württemberg im Kraichgau, einer Landschaft zwischen Odenwald im Norden und Schwarzwald im Süden. Es ist z. B. über Pforzheim erreichbar.

Maulbronn wurde im 12. Jhd. gegründet, wobei es zu logistischen Schwierigkeiten kam.
Sein Baustil hat noch romanische Elemente, ging aber dann in die Gotik und Spätgotik über.
Die Anlage ist von einer Mauer umschlossen. Heute befinden sich dort neben den Klostereinrichtungen und mehreren Restaurants und Souvenierläden (beide teuer!) diverse öffentliche Einrichtungen sowie ein evangelisches Gymnasium mit Internat (Ev. Seminare Maulbronn und Blaubeuren).

Seit Ende 1993 gehört das Kloster Maulbronn zum UNESCO-Welterbe.

Die Behauptung, dass das Kloster für den Film "Der Name der Rose" Pate stand, ist aber nicht richtig. Es war nur in der engeren Auswahl. Dafür war es aber einer der Drehorte des Filmes "Vision - Aus dem Leben der Hildegard von Bingen" (2009) von Margarethe von Trotta.


GESCHICHTE

Panoramablick über den Klosterhof


Hoch- und Spätmittelalter: Gründung und Aufbau

Der Zisterzienserorden erhielt unter dem Abt Bernhard von Clairvaux (Sanctus Bernardus; ca. 1090 - 1153) auch in Deutschland (noch kein Staat im modernen Sinne) regen Zulauf.
[Bernhard von Clairvaux war Abt, Kirchenlehrer, Kreuzzugsprediger und scholastischer Mystiker. Die Zisterzienser hatten sich im späten 10. Jhd. von der Benediktinerabtei Cluny in Burgund abgespaltet(-n) und ein neues Kloster in Cîteaux gegründet. Man warf der Abtei Cluny ein Leben in Luxus im Widerspruch zur Benediktsregel aus dem 6. Jhd. vor. Bernhard von Clairvaux sorgte in großem Ausmaß für die Verbreitung des neuen Ordens.]
Der Edelfreie Walter von Lomersheim unterstützte dies durch die Stiftung seines Erbgutes Eckenweiher zwischen Mühlacker und Lienzingen zur Gründung eines Klosters, in das er selber als Laienbruder eintreten wollte. Dazu entsandte das Kloster Neuburg im Elsass Abt Dieter und zwölf Mönche (symbolische Anzahl).
[Anm.: Aus den germ. Edelfreien entwickelten sich im Heiligen Römischen Reich die Dynastengeschlechter.]

1138 sollte der Abt Dieter von der Primarabtei Morimond das Kloster (neu) gründen. Es gab aber Versorgungsprobleme für das Kloster.
Deshalb erklärte 1146 der Bischof von Speyer, Günther von Henneberg, den Ort für untauglich und schenkte dem Kloster das Bischofslehen zu Mulenbrunnen beim Salzach-Tal. Man vermutet, dass das Kloster 1147 dorthin verlegt wurde. Häufig wird dieses Jahr heute als Gründungsdatum genannt.
1148 verlieh Papst Eugen III. dem neuen Kloster einen Schutzbrief.

Die Klosteranlage entwickelte sich trotz der holprigen Gründung zum politischen, sozialen und wirtschaftlichen Zentrum der Region.

Ab 1156 stand es unter der Schirmvogtei Kaiser Friedrichs I. "Barbarossa" (= Schutz des Reiches).
1178 weihte Erzbischof Arnold von Trier die Klosterkirche.
Ab dem Jahre 1201 wurde die Klosterfront gebaut. Dazu gehörte der Keller und das Laienrefektorium.
In den Folgejahren wurde die Anlage weiter ausgebaut: ca. 1210 Vorhalle (Paradies), ca. 1215 Südhalle des Kreuzgangs, ca. 1225 Bau des Herrenrefektoriums und des Kapitelsaals.
Im Jahr 1232 wurde die kaiserliche Vogtei bestätigt. Der Konvent wählte später jedoch den Bischof von Speyer zum Beschützer der Abtei. Sie wurde wahrscheinlich als Untervogtei seines Ministerialen Heinrich von Enzberg verliehen (ab 1236 urkundlich fassbar). Allerdings kam es in der Folge immer wieder zu Streitigkeiten mit den machtbewussten Herren von Enzberg.

Zu Beginn des 14. Jhd.s wurde die Westhalle des Kreuzganges gebaut (ca. 1300).
Ab 1325 waren die Pfalzgrafen bei Rhein mit der Schirmvogtei betraut.
Ca. 1350 wurde die Nordhalle des Kreuzganges mit der Brunnenkapelle, die Osthalle mit dem Kapitelsaal und die Johanneskapelle gebaut. 
1361 wurde Johann I. von Rottweil Abt und ummauerte das Kloster.
1424 begann ein gotischer Umbau der Kirche.
1430 wurde das Pfrundhaus gebaut.
1441 befestigte der Pfalzgraf als Schirmvogt das Kloster mit Mauern, Türmen und Zinnen.
1479 wurde die Vorhalle des Klosters gebaut, 1493 das Parlatorium (Sprechzimmer/Empfangsz.
1495 wurde das Oratorium (Bethaus) vollendet.


Frühe Neuzeit: Angriffe Herzog Ulrichs, Reformation und Deutscher Bauernkrieg


Im frühen 16. wurden zunächst die Bautätigkeiten des vergangenen Jahrhunderts fortgesetzt, doch dann wurden die Zeiten kriegerischer.
1501 wurde der Steinbaldachin (hier: festes Zierdach; sonst auch tragbar) im Mittelschiff der Laienkirche errichtet.

Während des bayerisch-pfälzischen Erbfolgekrieges wurde das Kloster 1504 von Herzog Ulrich von Württemberg belagert. Es fiel nach siebentägiger Belagerung. Die Herzöge von Württemberg waren bekannt durch ihre Expansionspolitik und beschädigten dadurch einige Festungsanlagen, die deshalb rund zwei Jahrzehnte später im Bauernkrieg leichter den Bauern in die Hände fielen.

Der Deutsche Bauernkrieg von 1525 ff erreichte dann auch das Kloster. Insbesondere der Neckartal-Haufen von Jäcklein Rohrbach aus Böckingen tat sich hierbei hervor. Rohrbach beklagte sich bei Hans Wunderer über die Unordnung unter den Rebellen. Einige wollten die anlage Verkaufen, andere verbrennen oder abreißen. Rohrbach sätze sich für die Erhaltung der Gebäude ein.
(Am Ende des Bauernkrieges wurde Rohrbach an einen Baum gekettet und verbrannt. Einigen Quellen zufolge soll er sich dabei an einer Kette auf einer Kreisbahn um den Baum herum unter Feuerqualen bewegt haben.)

Durch die Reformation wurde das Herzogtum Württemberg protestantisch. Das brachte Probleme für die Mönche des Klosters mit sich.
Zuerst war das Kloster als Sammelkloster für renitente Mönche aus württembergischen Männerklöstern vorgesehen. Abt und Konvent gingen 1537 in das Priorat Pairis im Elsass.
Nach der Niederlage der Protestanten gegen die kaiserlichen und katholischen Truppen im Schmalkaldischen Krieg musste der Herzog das Kloster im Jahr 1546/47 dem Konvent zurückgeben.
1550 wurde das Gesindehaus gebaut.

1555 wurde der Augsburger Religionsfrieden geschlossen. Die Kurzformel lautet: Cuius regio, eius religio; wörtlich übersetzt: Wessen Region, dessen Religion. Danach war es so, dass der Territorialherr bestimmen durfte, welcher Religion seine Untertanen anzugehören hatten.
1556 erließ Herzog Christoph von Württemberg die "Klosterordnung", die den Grundstein für ein geregeltes Schulwesen in den verbliebenen Männerklöstern legte.
Der Herzog wollte auch seinen Einfluss auf das Kloster Maulbronn wieder stärken, dass seit 1547 voröbergehend wieder unter der Kontrolle der Zisterzienser gestanden hatte und reichsunmittelbar war.
1556 wurde aber eine evangelische Klosterschule gegründet. 1558 Valentin Vannius der erste evangelische Abt.
Bezüglich des Klosters Maulbronn gab es einen bis ins 17. Jhd. andauernden Rechtsstreit, ob die Umwandlung in eine (evangelische) Schule richtig war oder ob wieder (katholische) Mönche in das Kloster einziehen sollten (zweimal gelang dies für kurze Zeit: 1548 - 1555 und 1630 - 1649).
1586 ff wird Johannes Kepler aus Weil der Stadt Klosterschüler.
Währenddessen erfolgten umfangreiche Bautätigkeiten: 1580 wurde der Fruchtkasten erweitert, 1588 wurde der Bau des Herzoglichen Jagdschlosses begonnen und um 1600 wurde der Hörsaal über der Brunnenkapelle gebaut.


Wirtschaftliche Lage

Trotz diverser politischer Wirren konnte das Kloster seine wirtschaftliche Position ausbauen. Am Anfang profitierte es durch fromme Schenkungen und Stiftungen des edelfreien Adels und der Ministerialität. Im 14. und 15. Jhd. wurde der Besitz durch gezielte Güterkäufe arrondiert (abgerundet). Am Ende entstand ein geschlossenes Klosterterritorium mit über zwanzig Dörfern ("Klosterflecken").

Die Eigenbewirtschaftung unmittelbar um den Kloster herum erfolgte mit dem Elfinger Hof. In Illingen, Knittlingen und Unteröwisheim gab es auch Eigenbetriebe. Auch wurden ca. 2500 Hektar klösterlichen Waldes bewirtschaftet.

Durch diese Wirtschaftstätigkeit, durch die Verpachtung von Gütern und Privilegien und durch die Zehnteinnahmen erhielt das Kloster erhebliche Einkünfte (vgl. klösterlicher Fruchtkasten). Die Verwaltung der Einkünfte erfolgte durch mehrere "Klosterpflegen", die der Konvent eingerichtet hatte.
Es gab Pfleghöfe in Illingen, Kirchheim/Neckar, Knittlingen, Ötisheim, Speyer, Unteröwisheim und Wiernsheim.


17. Jhd.: Dreißigjähriger Krieg, pfälzische Erbfolgekriege

Auch der Dreißigjährige Krieg (1618 - 48) drang bis nach Südwestdeutschland vor. Hier wurde ein Sammelsurium von Konflikten aus staatspolitischen, religiösen und Klassenkonflikten ausgetragen.
Der Krieg bestand aus mehreren Phasen, so dass ihn einige Historiker sogar als eine Folge separater Kriege ansehen.
1632 war der schwedische König Gustav-Adolf vorübergehend siegreich und stärkte die protestantische Seite. Im November desselben Jahres starb er jedoch von einer Kugel getroffen und sein Kanzler Axel Oxiensterna versuchte, sein politisches Erbe zu retten.
Die Protestanten witterten auch im Kloster Maulbronn vorübergehend Morgenluft.
Aber erst 1648 wurde Maulbronn im Westfälischen Frieden (vorerst) endgültig dem Protestantismus zugesprochen. In den Folgejahren wurden entsprechend diverse Machtpositionen wieder mit Protestanten besetzt.
Gegen Ende des Jahrhunderts droht aber wieder Gefahr: Diesmal durch das geeint auftretende Frankreich.
1688 griffen französische Truppen die Kurpfalz und speziell dessen Hauptstadt Heidelberg an. Die Angriffe wurden dann weitergetragen bis nach Heilbronn, das als Basis für weitergehende Angriffe umfunktioniert wurde.
Ezéchiel (Comte) de Mélac und der Comte de Tessé ließen im Februar 1689 auf Befehl des franz. Kriegsministers Louvois durch ihre Truppen das Heidelberger Schloss sprengen. Heidelberg wurde angezündet. In der Folgezeit wurden viele deutsche Städte - insbesondere auf westrheinischem Gebiet - zerstört. Mélac galt daraufhin als "Mordbrenner". 1692 mussten die Klosterschüler von Maulbronn vor den Truppen de Mélacs in Sicherheit gebracht werden.


18. Jahrhundert: Reorganisation, Französische Revolution

Erst 1702 wurde die Klosterschule wiedereröffnet.
1751 wurde das Abtshaus abgerissen.
1786 - 88 war Friedrich Hölderlin Schüler der Klosterschule.
Gegen Ende des Jahrhunderts dämmerten jedoch neue Verhältnisse auf: 1789 begann die Französische Revolution, die ähnlich wie der Dreißigjährige Krieg von einigen Historikern als einheitliches Ereignis und von anderen als Abfolge verschiedener Revolutionen verstanden wird.
Die Revolution stellte althergebrachte Vorstellungen auf den Kopf und führte zu einem Hinterfragen traditioneller Herrschaftsrechte von Adel und Klerus. Allerdings hat es schon im Vorfeld von 1789 rebellisches Gedankengut (z. B. Ideen der Aufklärungsphilosophie) und erste Unruhen gegeben.
Gleichzeitig führten die Ereignisse aber auch zu einem erneuten französischen Expansionismus, der erst 1813 in der Völkerschlacht bei Leipzig und 1815 in der Schlacht von Waterloo beendet wurden.


19. Jahrhundert: Säkularisierung

Die Ergebnisse der Französischen Revolution führten auch im sterbenden Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation zu einer Säkularisierung.
1803 kam es zum Reichsdeputationshauptschluss.
Der noch starke Napoleon wollte Deutschland "mediatisieren", d. h. die mittleren Mächte/Territorien stärken. Damit wollte er im Gegenzug die großen Mächte/Territorien wie Preußen und Österreich schwächen, aber auch die Kleinstaaterei im Reich beenden.
Viele kirchliche Güter gingen an weltliche Herrschaften über. Dabei spielte aber nicht nur eine Kritik an kirchlichem Machtmissbrauch eine Rolle, sondern auch die Möglichkeit zur Bereicherung der neuen Herren. So wurde das Kloster Maulbronn von König Friedrich I. von Württemberg säkularisiert.
1806 ging dann das Heilige Römische Reich Deutscher Nation unter.
1818 wurde Maulbronn ein "Evangelisch-theologisches Seminar". 1823 wurde aber die Generalsuperintendenz von Maulbronn nach Ludwigsburg verlegt.
1892 brannte das Pfrundhaus des Klosters. 1893 - 99 wurden das Professorhaus vor der Klosterfront und das "Schlösschen" (Famulus-Wohnung) abgebrochen.


20. und 21. Jahrhundert

Der Erste Weltkrieg von 1914 - 1918 stellte auch für die Gegend eine schwere Belastung dar. Anders als beim Zweiten Weltkrieg erlebte das Reich aber keine großflächigen Bombardements.

1928 ging das Evangelisch-theologische Seminar in die Evangelische Seminarstiftung über.

1933 kamen die Nationalsozialisten in Deutschland an die Macht und führten von 1939 - 1945 den Zweiten Weltkrieg.
1941 beschlagnahmten die neuen Herren das Kloster und schlossen die Seminarschule.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde 1945 das Evangelisch-Theologische Seminar wiedereröffnet.
Ab 1972 sind dort auch Mädchen zugelassen.
Die Klosteranlage erhielt nach dem Weltkrieg eine immer größere touristische Bedeutung. Ende 1993 wurde sie in die UNESCO-Liste Weltkulturerbe aufgenommen. Im Inneren des Klosters finden regelmäßig Kulturveranstaltung einschließlich von Konzerten statt.

Wirtschaftlich ist die Klosteranlage fast ausschließlich im Besitz des Landes Baden-Württemberg (Einrichtug "Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg"). Der ehemalige Marstall wird von der Stadt Maulbronn als Rathaus benutzt.

Grundriss: Klosterklausur in Maulbronn


QUELLEN UND LITERATUR:

Wiki
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Informationen der UNESCO
Informationsmaterial des Klosters Maulbronn
eigene Beobachtungen und Fotos