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Donnerstag, 31. August 2023

MEINUNG: SCHULE, ERZIEHUNG UND BILDUNG


 
 
In Deutschland wird immer wieder erzählt, dass das Bildungssystem nicht richtig funktioniert. Das geht jetzt schon seit einigen Jahrzehnten so.

Und wie es im heutigen Deutschland üblich ist, werden Probleme besprochen, aber nicht gelöst. Man erfindet gerne sogar neue Vokabeln für bekannte Probleme, um sie noch besser beschreiben zu können, bringt aber nichts voran. Wir können da an Martin Walsers Begriff vom "soziologischen Bezeichnungsunfug" denken.


1. Zuerst müssen wir einmal klären: Warum lernen wir? (v. a. in der Schule)
Das ist nämlich nicht so klar, wie es scheint. Es gibt mehrere Möglichkeiten - auch Vermischungen dieser.
  • ich kann als Schüler für die Schule lernen (Schule als Selbstzweck)
    (Motto: "schola discimus" = für die Schule lernen wir);
    weil ich es muss, weil es die Eltern sagen, weil es sonst nicht weiter geht...
  • ich kann für mich lernen, um Allgemeinbildung zu erlangen
    (Motto: "vita discimus" = für das Leben lernen wir);
    um schlauer zu werden, die Welt (Mensch und Natur) besser zu verstehen...
  • ich kann für mich lernen, um mich auf einen späteren Beruf vorzubereiten
    (Motto erneut: "vita discimus" = für das Leben [Berufsleben] lernen wir);
    hier sind Fächergruppen wie B - J - T (-M) vorne: BWL, Jura, Technik (, Medizin)
  • Systemtheoretiker sagen - nicht zu Unrecht - dass auch die Schule ein "autopoietisches System" ist, also eines, das sich selbst erhält (wie auch die Justiz): Es gehe ihr daher nicht ausschließlich um ihre ursprüngliche/eigentliche Aufgabe, die Bildung, sondern um ihre Eigeninteressen;
    Menschen wollen Geld verdienen, Aufgaben haben, sich wichtig machen, verharren usw.
  • Psychoanalytiker und Antipädagogen sehen die Gefahr, dass Erziehung manchmal nur eine Rationalisierung (Tarnung) für den Sadismus der Erzieher ist

Das Problem: Die klassische Schule bezieht sich auf sich selbst.
  • Die meisten Lehrer lieben nur ihre 1 - 3 Fächer und tun so, als seien die der Nabel der Welt.
  • Die Lehrer lehren also nicht zwangsläufig das, was gebraucht wird, sondern das, was sie können und mögen.
  • Die klassische Schule bringt einen Wust an überflüssiger Bürokratie mit sich, die nicht der Bildungssache dient.
  • Die Schule beschäftigt sich nicht ausreichend mit der Frage, wie man autonom lernen kann, also selbstbestimmt mit Hilfe von Büchern, digitalen Dateien und eigenem Nachdenken.
  • Manche Schüler projizieren Lehrer als Hassobjekt, obwohl diese keine leichte Aufgabe haben.
    Das ist in der Form zwar irrational, aber trotzdem ist manche Kritik berechtfertigt.
    Es gibt bei Lehrern deutliche Subjektivismen wie Vorurteile, Launen, politische Ideologien, die man zwar haben kann, aber nicht Schülern aufzwingen sollte oder eine schlechtes Themen- oder Zeitmanangement bei der Prüfungsvorbereitung.
    Schule ist also nicht so formell und objektiv, wie sie tut!
  • Das Thema Ideologie ist auch verknüpft mit der Systemfrage:
    Wir hatten im 20. Jhd. in Deutschland 5 verschiedene Systeme. Und jedes dieser Systeme hatte seine Anhänger. Auch Lehrer haben das Kaiserreich, die Republik, den Nationalsozialismus, die DDR und die BRD unterstützt und dieses Denken an die Schüler weitergegeben.
    Wo herrscht da Objektivität, wenn man bei jedem System hinten reinkriecht?
  • Prüfungen in der Schule erheben meistens den Leistungsstand zu einer bestimmten Zeit.
    Bei schwächeren Schülern bewerten sie Schwächen, zeigen aber keine Abhilfestrategien auf.
    Der familiäre Hintergrund der Familie: fördernde Eltern, überfordernde Eltern, gleichgültige Eltern, Säufer usw. wird in einer Prüfung überhaupt nicht berücksichtigt.
    Wichtig wären dagegen 1. Erfolg, 2. Anwendbarkeit, 3. langfristige Wirkung.

Das Problem: Die Lehrer werden nicht klar "analysiert".
  • Die klassische Schule bewertet von oben nach unten, üblicherweise vom erwachsenen Lehrer zum nicht-erwachsenen Schüler. Aber wie kam der Lehrer überhaupt an seine Rolle?
  • Einige Lehrer wurden Lehrer, weil sie gerne Bildung an Jugendliche weitervermitteln.
  • Einige Lehrer wurden (nur) Lehrer, weil sie an der Uni nicht genommen wurden oder ihre Fächerkombination auf dem freien Arbeitsmarkt zu wenig durchschlägt.
    Die Gefahr: Der Minderjährige bekommt dann thematisch ausgerechnet das, was die Erwachsenen nicht wollen (als "Resteverwertung").
  • Einige Lehrer lassen sich möglichst immer ähnliche Klassenstufen geben, so dass sie 10 Jahre oder mehr fast dasselbe unterrichten können. Dann sagen sie Schülern, für die das Thema eine "Premiere" ist Sätze wie: Was ist daran bitte schwer?
  • Bei schwächeren Schülern verlieren Lehrkräfte oft die Geduld, obwohl diese Schüler eigentlich mehr Energie und Hilfe benötigen

2. Zweitens müssen wir klären : Wo & wie lernen wir?

Auch das ist nicht so einfach.
  • klassisch bietet sich dafür die Schule an, weil sie dafür gedacht ist;
    Schule ist aber nicht immer geeignet: die Stundentaktung geht wenig auf Interessen ein und reißt Zusammenhänge auseinander, Schüler stören, es gibt bürokratisches "Gehampel"
  • man kann auch zu Hause oder im ruhigen Garten lernen:
    bei einem ruhigen Haus ist die Ablenkung geringer als an der Schule, in einer chaotischen Familie oder Nachbarschaft aber nicht,
    ferner braucht man eine gewisse Selbstdisziplin und darf nicht zu schnell abschalten
  • man kann auch mit Computern/Robotern lernen:
    noch ist die Entwicklung nicht so weit, aber theoretisch und wohl bald auch praktisch kann dann jeder nach seinen Bedürfnissen und in seinem Tempo unterrichtet werden

3. Drittens müssen wir klären: Was lernen wir?
  • Allgemeinbildung:
    • Mathematik
    • Deutsch
    • Fremdsprachen
    • GGG/GEG: Geschichte, Geographie/Erdkunde, Gemeinschaftskunde
    • Naturwissenschaften: Physik, Chemie, Biologie
    • Kreatives: Musik und Kunst
    • IT (auch beruflich)
    • Ethik und Religion
  • Berufliche Bildung:
    • Wirtschaft (BWL, VWL, Wirtschaftsmathe)
    • Jura (Öffentliches Recht mit Strafrecht, Privatrecht) 
    • Technik (Mechanik, IT)
    • Medizin (Gesundheitswesen)
  • Gesundheitserziehung und Sport
  • Umsetzen der Bildung: Staat, Firmen, Publikationswege

4. Viertens müssen wir klären: Wer hat die Oberaufsicht?

Es gibt seit längerem Querelen, wer bei der Erziehung die Macht haben sollte, wobei auch wieder ideologische Vorstellungen mit hineinspielen. Dabei sollte dies ein "Machtdreieck" entscheiden, bei dem die Kinder zuerst weniger Macht haben und diese dann kontinuierlich gesteigert wird.
  • Eltern: sie haben die Kinder gezeugt;
    ihre Rolle kann aber problematisch sein:
    • dumme Eltern fördern ihre Kinder nicht adäquat
    • kleinbürgerliche Eltern verlangen von ihren Kindern, dass sie das erreichen, was sie selber nicht geschsafft haben (Stellvertreterkrieg), helfen aber nicht bei Klausuren
    • zu bildungsaffine Eltern überfordern ihre Kinder oder machen sie weltfremd
    • viele Eltern reden gerne über allgemeine Themen, aber nie über spezielle, die meist geprüft werden
    • manche Eltern fordern nur, schreiben aber selbst keine Klausuren (wäre ein gutes Beispiel)
  • Schule: sie ist offiziell für die Bildung gedacht
    • sie kann bilden
    • sie kann aber auch frustrieren (Lehrerschikane, Schülermobbing, Chaos)
  • Kinder: sie haben (noch) nicht immer den Überblick, wohin das Leben sie führen wird, aber man sollte sie schrittweise an den Punkt heranführen, an dem sie ihr eigenes Leben führen können

5. Ideologische Kämpfe/Glaubenskämpfe:

Die Pädagogik ist seit jeher ein Schlachtfeld für ideologische Kämpfe. Es geht immerhin um das Heranziehen künftiger Generationen. Schon a. a. O. haben wir geschrieben, dass es in Deutschland im 20. Jhd. 5 verschiedene Systeme/Regimes gab und jedes seine Lehrer hatte, die es unterstützten.

Viele Grabenkämpfe - der berühmteste ist zwischen "schwarzer Pädagogik" und "roter Pädagogik" bringen aber wenig. Man kommt so nur von einem Extrem - Lust an der Repression Schwächerer, Bildungsbürokratismus - zum anderen Extrem - Bildungsignoranz und Chaos.

Sicher sind "konservative" Werte wie Fleiß und Disziplin nicht per se falsch. Sie sollten aber nicht bürokratisch-hierarchistischer Selbstzweck sein ("analer Charakter"), sondern der Sache und dem Vorankommen des Schülers dienen.
Bildung soll solange Spaß machen, wie das möglich ist.
Man kann den "Lernschmerz" auch durch Lernspiele reduzieren, allerdings sollten diese durchdacht sein und nicht nur planlose/unüberlegte Spielereien.








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