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Freitag, 27. Juni 2025

ALTE KIRCHE

Taufdarstellung (Calixtus-Katakombe in Rom)
Taufdarstellung (Calixtus-Katakombe in Rom)


Der Ausdruck "Alte Kirche" wird meist synonym gebraucht zu den Ausdrücken "Frühe Kirche" oder "Frühchristentum". Manche verstehen unter Frühchristentum aber auch nur die vorkonstantinische Zeit.
Mit Alter Kirche meint man die Kirche(ngeschichte) der ersten Jahrhunderte bis ungefähr 500 n. Chr.
Diese Epochenabgrenzung wirkt sich auch auf die Einteilung der Lehrstühle für Alte Kirchengeschichte, Mittlere Kirchengeschichte und Neuere Kirchengeschichte aus.

Diese Einteilung birgt auch Probleme:

  • die frühen Christen waren noch eine heterogene Bewegung, die kaum als "Kirche" geeint war (ekklesia/ἐκκλησία meinte ursprünglich eine Versammlung oder Gemeinde, wörtlich "das Zusammengerufene")
  • erst in der Mitte des 2. Jhd.s etablierten sich langsam christliche Organisationsformen
  • die Zäsur um ca. 500 n. Chr. kann man vertreten, allerdings bilden schon die Regierungszeiten von Kaiser Konstantin I. (der Große) und Kaiser Theodosius I. im 4. Jhd. n. Chr. deutliche (positive) Einschnitte für die Entwicklung des Christentums
  • Kaiser Konstantin I. (Flavius Valerius Constantinus; 270/288 - 337) stieg machtpolitisch auf, als sich die von Kaiser Diokletian errichtete Tetrarchie (Viererherrschaft) auflöste; er verhalf zwar mit der "konstantinischen Wende" letztendlich dem Christentum zum Durchbruch im Römischen Reich, doch ging dabei er schrittweise vor; 313 garantierte Konstantin zusammen mit Licinius (Kaiser des Ostens) mit dem "Mailänder Edikt/Toleranzedikt/Vereinbarung" die Religionsfreiheit im Reich; danach privilegierte er das eben noch verfolgte Christentum sogar und sorgte 325 im Ersten Konzil von Nicäa für eine teilweise Beilegung innerchristlicher Streitigkeiten; Konstantin förderte aber erst lange den Sol-Invictus-Kult, bevor er dem Christentum den Vorzug gab; Konstantins recht späte Hinwendung zum Christentum hatte sicher nicht nur ideelle, sondern auch strategisch-taktische Motive (z. B. den Sieg in der Schlacht an der Milvischen Brücke 312)
  • Theodosius I. (Flavius Theodosius; 347 - 395) machte das Christentum schließlich 391 de facto zur Staatsreligion des Römischen Reiches; der Trinitarier ging mit Gesetzen sowohl gegen Heiden als auch gegen christliche Abweichler (Häretiker) vor; unter seinen Söhnen wurde das Imperium Romanum faktisch in ein Weströmisches und in ein Oströmisches Reich eingeteilt, obwohl man ideell an der Einheit des Reiches festhielt


ZEITLICHE EINGRENZUNG

Für die zeitliche Eingrenzung des Zeitraums der "Alten Kirche" existieren unterschiedliche Ansätze:
Häufig versteht man darunter die Epoche vor der Abspaltung der altorientalischen Kirchen (orientalisch-orthodoxen Kirchen), also jenen "Ostkirchen", die sich nach dem Konzil von Ephesos (431) oder nach dem Konzil von Chalcedon (451) von der römischen Reichskirche getrennt haben.
Diese "Altorientalen" waren entweder Landeskirchen außerhalb der Grenzen des (Ost-)Römischen Reiches oder Regionalkirchen (-bewegungen) innerhalb des Reiches, die in Armenien, Ägypten, Georgien oder Syrien gegen den konstantinopolitanischen Zentralismus gerichtet waren. Ethnisch mag es sich dabei um Griechen, Kopten oder Assyrer/Aramäer gehandelt haben. 
Heute spricht man auch von "Oppositionskirchen". Ihre Abspaltung (Trennung) hatte neben dogmatischen auch politische und soziale Gründe. Die Altorientalen waren aber nicht durch eine einheitliche "altorientale Ideologie" verbunden.
Die theologischen Entwicklungen, ökumenischen Konzile, Heiligen und Kirchenväter dieser Zeit werden meistens von allen großen Konfessionen anerkannt.

Generell zur Epoche der Alten Kirche zählen:

  • das Urchristentum
  • die apostolischen Väter
  • die Apologeten
  • die frühchristlichen Märtyrer
  • die Kirchenväter
  • die spätantike Reichskirche (nach der konstantinischen Wende)
  • die ersten vier ökumenischen Konzile bis zum Konzil von Chalcedon 451 

Oben haben wir geschrieben, dass das Ende der Alten Kirche ungefähr um 500 n. Chr. war.
Einige sehen ihre Existenz mit dem Untergang des Weströmischen Reiches enden, andere erst mit Gregor dem Großen (540 - 604), dem letzten Kirchenvater des Westens, der auch in der Ostkirche anerkannt wird.


BEGRIFFLICHE EINGRENZUNG

In der Kirchengeschichte der (Zeit der) Alten Kirche gibt es manigfaltige Bezeichnungen, die sich teilweise überschneiden:

  • Jerusalemer Urgemeinde: Die J. U. war die erste christliche Gemeinde, die sich gemäß des NT nach Pfingsten in Jerusalem versammelt hat, zeitlich wohl zwischen 30 und 70 n. Chr.
  • Urchristentum: Das U. bezeichnet in der Christentumsgeschichte die Entstehungszeit des Christentums nach dem Tod Jesu von Nazaret, der um 30 n. Chr. eingetreten sein soll
    (einige Historiker bestreiten generell die Existenz eines historischen Jesus bzw. Jeshua);
    war sein Ende mit der Verschriftung der synoptischen Evangelien (um 90 n. Chr.) oder erst mit dem Auftreten der Apologeten in der Mitte des 2. Jhd.s n. Chr.?
  • Zeit der apostolischen Väter: Die Zeit d. a. V. bezeichnet die Zeit der Kirchenväter, die möglicherweise Beziehungen zu Aposteln hatten oder stark von ihnen beeinflusst wurden;
    man spricht auch von den "Kirchenvätern der zweiten und dritten Generation" im späten 1. Jhd. und in der ersten Hälfte des 2. Jhd.s
  • Frühchristentum (frühes Christentum): die gesamte Epoche der Alten Kirche oder nur die vorkonstantinische Zeit (v. a. die Anerkennung des Christentums als "Religio licita" im Mailänder (Toleranz-)Edikt/Vereinbarung von 313); manchmal wird der Begriff sogar synonym zum Urchristentum und seiner Zeit verwendet
  • Christenverfolgungen: Die Zeit der vorerst sporadischen, dann etwa ab 100 auch systematischen (zunächst lokalen und dann reichsweiten) Christenverfolgungen im Römischen Reich begann mit der Neronischen Verfolgung und endete mit dem Mailänder (Toleranz-)Edikt/Vereinbarung von 313, endgültig mit der Anerkennung der christlichen Kirche als einziger Staatsreligion im Jahre 391
  • Römische Reichskirche: Wesentliche Schritte zur Reichskirche waren das Dreikaiseredikt von 380, das den römisch-alexandrinischen trinitarischen Glauben zur offiziellen Religion des Römischen Reiches erklärte, um innerchristlichen Streitigkeiten zu begegnen, und das Edikt von 391, mit dem Kaiser Theodosius I. die heidnischen Kulte verbot
  • einige moderne Forscher sehen jedoch erst mit/unter Kaiser Justinian I. im 6. Jhd. n. Chr. die machtpolitische Durchsetzung des Christentums gegen das Heidentum;
    denn noch lange nach 391 n. Chr. gab es heimlich ausgeübte heidnische Kulthandlungen, die dann unter Justinian I. strikt(er) unterbunden wurden;
    die römische Reichskirche hatte gegenüber dem Staat aber nie die Macht, die die römisch-katholische Kirche im Mittelalter hatte - im Osten entstand ein prekäres Gleichgewicht mit der kaiserlichen Macht
  • Zeit der ökumenischen Konzilien: Die Zeit d. ö. K. ist die Zeit der sieben ökumenischen Konzile vom ersten Konzil von Nicäa von 325 bis zum zweiten Konzil von Nicäa von 787.
  • Patristik: P. ist die Wissenschaft, die sich mit der Zeit der Kirchenväter vom 2. bis ins 7./8. Jhd. befasst
  • Pentarchie: Die Pentarchie ist die Zeit der fünf ökumenischen Patriarchate;
    diese existierten de facto seit dem ersten Konzil von Konstantinopel 381 und wurden 451 n. Chr. endgültig am Konzil von Chalcedon definiert;
    die Pentarchie umfasste die Patriarchate des Abendlandes, Konstantinopel, Alexandrien, Antiochien und Jerusalem;
    die Pentarchie endete mit dem Morgenländischen Schisma (Großes Schisma, Schisma Graecorum) etwa um die Jahrtausendwende, also zwischen der Westkirche und der östlichen Orthodoxie


ORGANISATORISCHE UND THEOLOGISCHE ENTWICKLUNGEN

In die Zeit der alten Kirche fällt die Entwicklung vom Urchristentum zur Bischofskirche und dann zu den fünf Patriarchaten, also Alexandrien, Antiochien, Jerusalem, Konstantinopel und des Abendlandes.
Bis zum Anfang des 4. Jhd.s tauschten sich die Bischöfe v. a. brieflich aus. Nach der konstantinischen Wende entstand ein "reger Synodalbetrieb", zumal die Bischöfe der legalisierten Kirche jetzt den "Cursus publicus" (kaiserliche Post) nutzen konnten.

In die Zeit der Alten Kirche fangen auch die Anfänge des Mönchstums, die Entstehung der ersten Klöster in Ägypten, der Ordensregeln der heiligen Basilius und Benedikt.

In der Zeit der Alten Kirche entstanden auch der Kanon des Neuen Testaments und die allgemein anerkannten Glaubensbekenntnisse. Theologisch und philosophisch entspricht die Zeit der Patristik, also der Zeit der Kirchenväter.

Es gab bereits in der Phase der Alten Kirche erhebliche innerchristliche Konflikte, die manchmal auch blutig ausgetragen wurden:

  • Auseinandersetzungen mit der Gnosis
  • Auseinandersetzungen mit dem Marcionismus
  • A. mit dem "Hellenismus" (Apologeten)
  • der arianische Streit und der nestorianische Streit bzgl. der Christologie
  • der Donatistenstreit bzgl. der Ekklesiologie 
Constantina-Mausoleum
Constantina-Mausoleum (Rom, um 337 n. Chr.)





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