01.09.2025 (01:13) - 31.12.2025
Michael Andreas Helmuth Ende (* 12.11.1929 in Garmisch; † 28.08.1995 in Filderstadt) war ein deutscher Schriftsteller. Er zählt zu den erfolgreichsten deutschen Jugendbuchautoren. Bücher wie Die unendliche Geschichte, Momo und Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer waren internationale Erfolge und wurden vielfach für Film, Fernsehen und Theater adaptiert. Endes Werke verkauften sich gemäß Verlagsangaben weltweit über 35 Millionen Mal und wurden in mehr als 50 Sprachen übersetzt.
Michael Ende war der Sohn des surrealistischen Malers Edgar Ende (1901–1965) und dessen Ehefrau Luise Bartholomä (1892–1973). Kurz nach seiner Geburt zogen die Eltern von Garmisch nach München,
da der Vater sich dort bessere Erfolgsaussichten als Maler versprach. Edgar Ende war ein sehr kreativer Mensch, die finanziellen Engpässe aufgrund seines Berufes führten aber häufig zu Ehestreitigkeiten.
Die ersten Jahre seines Lebens verbrachte Ende in den heutigen
Münchener Stadtteilen Pasing und Schwabing. Mitte der 1930er-Jahre geriet die Familie in eine Krise, als Edgar Endes Werke von der Reichskulturkammer (RKK) als entartete Kunst eingestuft wurden. Viele Freunde und Kollegen des Vaters, manche von
ihnen Juden, wurden deportiert. Michael Ende lernte als kleines Kind,
Außenstehenden gegenüber nichts von dem zu Hause Gehörten zu verraten. Ab 1940 besuchte Ende das Maximiliansgymnasium in München, wobei er nach eigenen Angaben ein schlechter Schüler war und die Schule verabscheute. 1943 wurde das Gymnasium evakuiert und Ende kam mit der Kinderlandverschickung in seinen Geburtsort Garmisch-Partenkirchen zurück.
Als der 15-jährige Ende wenige Wochen vor Kriegsende seinen Stellungsbefehl zur „Heimatverteidigung“ erhielt, zerriss er diesen und schloss sich der Freiheitsaktion Bayern an. 1948 absolvierte Ende das Abitur an der Waldorfschule in Stuttgart.
Während der Zeit in Stuttgart unternahm er erste Schreibversuche, beeinflusst von der dadaistischen und expressionistischen Dichtung. Anschließend besuchte Ende bis 1950 die Schauspielschule Otto Falckenberg in München. Er wollte sich dadurch einen Ansatz für eine spätere
Karriere als Theaterautor schaffen; eine Schauspielkarriere war nicht
sein Hauptziel. Nach der Ausbildung agierte Ende als Schauspieler bis 1953 an
verschiedenen Regionaltheatern, unter anderem mehrere Monate am
Landestheater in Schleswig-Holstein. Während dieser Zeit verfasste er
Texte für verschiedene politische Kabaretts. Von 1954 bis 1962 war er auch als Filmkritiker für den Bayerischen Rundfunk tätig, was erstmals ein festes Einkommen für ihn war.
Mit eigenen, meist dramatischen Theaterstücken blieb Ende erfolglos.
Ende der 1950er-Jahre verfasste er sein Manuskript Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer: „Ich setzte mich also an meine Schreibmaschine und schrieb: Das Land, in dem Lukas der Lokomotivführer lebte, war nur sehr klein.
Das war der erste Satz, und ich hatte nicht die geringste Vorstellung,
wie der zweite heißen würde.
Ich hatte keinerlei Plan zu einer
Geschichte und keine Idee. Ich ließ mich einfach ganz absichtslos von
einem Satz zum anderen, von einem Einfall zum nächsten führen. So
entdeckte ich das Schreiben als ein Abenteuer. Die Geschichte wuchs und
wuchs, immer mehr Gestalten stellten sich ein, Handlungsfäden begannen
zu meinem eigenen Erstaunen sich durcheinander zu weben.“ Diese recht ungewöhnliche Arbeitsweise verglich Ende gerne mit der
Arbeitsmethode eines Malers, der oftmals nur eine vage Idee habe, doch
dann während des Arbeitsprozesses aus dem Material etwas viel Besseres
entstehen lasse. Nach zehn Monaten Arbeit war Jim Knopf
fertig. Das Manuskript wurde zunächst über eineinhalb Jahre von
insgesamt zwölf Verlagen abgelehnt, etwa mit der Begründung, es sei zu
lang für ein Kinderbuch. Erst 1960 wurde das Werk auf Betreiben der
Verlegerin Lotte Weitbrecht in ihrem Thienemann Verlag in Stuttgart veröffentlicht. Jim Knopf gewann den Deutschen Jugendliteraturpreis und ist seitdem ein großer Erfolg. Im Thienemann-Verlag veröffentlichte Ende in den folgenden Jahrzehnten die meisten seiner Werke.
Der Erfolg von Jim Knopf machte Ende erstmals finanziell unabhängig. Im Jahr 1964 heiratete er die Schauspielerin Ingeborg Hoffmann. Zwischen den Jahren 1965 bis 1971 lebte Ende mit seiner Familie im Alten Schloss in Valley in der Nähe von München. Eine Enttäuschung für ihn war 1967 die erfolglose Inszenierung seiner Tragikomödie Die Spielverderber, die schlechte Kritiken bekam. Verschiedene Kritiker in Deutschland machten Ende, gerade seines Jim Knopf wegen, Eskapismus zum Vorwurf und warfen ihm vor, mit seinen positiven Märchen die Kinder nicht auf das richtige Leben vorzubereiten. Er wurde in der Kritik als „Schreiberling für Kinder“ abgetan. Unter
anderem wegen dieser Eskapismus-Debatte zogen Ende und seine Frau Anfang
der 1970er-Jahre nach Italien.
Sie ließen sich in Genzano di Roma, etwa 30 Kilometer südöstlich von Rom, in der Villa Liocorno (Einhorn) nieder. Michael Ende betonte, dass man in Italien im Gegensatz zu Deutschland
nicht die strenge Unterscheidung zwischen realistischer und
fantastischer Literatur mache, sondern es dort nur auf die Qualität des
Geschriebenen ankomme.
„Man darf von jeder Tür aus in den literarischen Salon treten, aus der Gefängnistür, aus der Irrenhaustür oder aus der Bordelltür. Nur aus einer Tür darf man nicht kommen, aus der Kinderzimmertür. Das vergibt einem die Kritik nicht. Das bekam schon der große Rudyard Kipling zu spüren. Ich frage mich immer, womit das eigentlich zu tun hat, woher diese eigentümliche Verachtung alles dessen herrührt, was mit dem Kind zu tun hat.“
In Italien entstand 1973 sein märchenhafter Roman Momo, der mit über sieben Millionen verkauften Exemplaren eines seiner weltweit erfolgreichsten Werke ist. Im Jahr 1985 war Ende auch einer der Autoren des Drehbuchs für die Verfilmung Momo unter Regie von Johannes Schaaf. In diesem Film übernahm Ende einen kleinen Gastauftritt als Zugpassagier. In den 1970er-Jahren hatte Ende in enger Zusammenarbeit mit dem Komponisten Mark Lothar bereits das Libretto zur Oper Momo und die Zeitdiebe geschrieben. Die Uraufführung fand 1978 am Landestheater Coburg statt. Ebenfalls ab 1978 arbeitete er regelmäßig mit dem Komponisten Wilfried Hiller zusammen. Aus dieser Partnerschaft entstanden zahlreiche Musiktheaterstücke, wie 1985 Der Goggolori oder das Hörspiel Norbert Nackendick oder das nackte Nashorn. Anfang der 1980er-Jahre veröffentlichte er mit dem Politiker Erhard Eppler und der Schauspielerin Hanne Tächl den Gesprächsband Phantasie/Kultur/Politik, der sich gegen das technokratische Denken in Politik und Wirtschaft aussprach.
Im Jahr 1979 schrieb Michael Ende seinen fantastischen Roman Die unendliche Geschichte. Das Buch verkaufte sich weltweit etwa zehn Millionen Mal und wurde in vierzig Sprachen übersetzt. In den 1980er-Jahren erreichte Endes Popularität einen Höhepunkt, und er dominierte mit mehreren Titeln die Bestseller-Listen in Deutschland. Die großangelegte Verfilmung der unendlichen Geschichte im Jahr 1984 durch den Produzenten Bernd Eichinger befürwortete Ende zunächst; als er den fertigen Film zu sehen bekam, war er aber entsetzt und bezeichnete ihn als „gigantisches Melodram aus Kitsch, Kommerz, Plüsch und Plastik“. Er kritisierte unter anderem, dass es dem Film an innerer Logik mangele und er die Grundbotschaften des Buches nicht mehr vermittle. Michael Ende ließ sich aus den Filmcredits streichen und prozessierte anschließend lange und letztlich erfolglos gegen die Filmemacher, dass sie entweder den Film umbenennen oder die Produktion stoppen sollten.
1983 erschien Endes Der Spiegel im Spiegel,
eine surrealistische Geschichtensammlung, die sich vorwiegend an
erwachsene Leser richtet. Mit seinen Werken versuchte Ende, sich nun
auch als ernsthafter Autor für Erwachsene zu profilieren. Aber die
deutsche Literaturkritik – weniger die ausländische – blieb Ende
gegenüber weitgehend abweisend. Marcel Reich-Ranicki
äußerte beispielsweise „Zum Phänomen Ende äußere ich mich nicht“,
woraufhin Ende den Kritiker mit der Figur des scheußlichen, nutzlosen
„Büchernörgele“ in seinem 1989 erschienenen Kinderbuch Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch aufs Korn nahm. Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch bedeutete erneut einen Erfolg für Ende und brachte ihm den Literaturpreis "La vache qui lit" ein.
Nach weiteren Kinderbüchern Anfang der 1990er-Jahre erschien 1994 das Werk Zettelkasten, in dem Ende Skizzen und Notizen aus seinen Archiven veröffentlichte und auch erstmals direkt über sein eigenes Leben schrieb.
Nachdem seine erste Frau Ingeborg Hoffmann 1985 unerwartet verstorben war, kehrte Ende von Italien nach München zurück. Er heiratete 1989 die japanische Übersetzerin Mariko Satō (佐藤 真理子), die einige seiner Werke ins Japanische übersetzt hat. Zu Japan und seiner Kultur besaß Ende eine starke Zuneigung und besuchte dieses Land mehrmals. 1994 wurde bei Michael Ende Magenkrebs diagnostiziert, er starb an der Erkrankung am 28. August 1995 im Alter von 65 Jahren in Filderstadt.
Seine letzte Arbeit, ein Libretto für eine musikalische Aufführung, blieb unvollendet.
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