15.11.2025 - 16.11.2025
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| Marcus Aurelius - Politiker und Philosoph (AI) |
NACHTGEDANKENC
DAS CHRISTENTUM UND DAS RÖMISCHE REICH
Das Christentum wurde im Römischen Reich massiv verfolgt, viele Christen sogar umgebracht.
Im 4. Jahrhundert wurde das Christentum aber zuerst anerkannt und dann sogar zu einer Art Staatsreligion. Den entscheidenden Todesstoß sollen das Heidentum und die heidnische Philosophie aber erst im 6. Jahrhundert unter Kaiser Justianian I. erhalten.
So "verewigte" das im Römischen Reich lange verfolgte Christentum dieses Reich erstaunlicherweise. Besonders die römisch-katholische Kirche hielt das Römische Reich am Leben, indem sie an Latein als "Heiliger Sprache" festhielt und die Päpste in Rom residierten.
Im Osten bewahrte das griechisch-orthodoxe Christentum das Koine-Griechisch, das auf das Altgriechische folgte.
Ambivalent war die Haltung der Christen zur heidnischen Philosophie.
Nachdem sie die heidnische Religion gewaltsam unterdrückt haben, drängten sie auch heidnische Philosophenschulen zurück und zwangen im 6. Jhd. unter Justinian I. sogar die Platonische Akademie in Athen dazu, zu schließen (der Platonismus war in der Spätantike aber längst auch in anderen Städten wie Alexandria und Rom stark).
Gleichzeitig übernahmen christliche Autoren wie Augustinus aber selber viele Philosopheme der Heiden (Augustinus' Familie war selber gespalten: Sein Vater war Heide, seine Mutter Monica Christin).
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F
FUTUROLOGIE
Futurologie ist ein sehr spannendes Fach, das, wie der Name sagt, die Zukunft erforschen will.
In religiösen Gemeinschaften gab es dafür früher Propheten, allerdings ist deren "Methodik" mehr als umstritten. Das Ziel, die Zukunft verherzusagen, ist aber begehrt und erstrebenswert.
Ossip K. Flechtheim soll 1943 den Begriff Futurologie erfunden haben. In Deutschland ist ein bekannter Zukunftsforscher Rüdiger Lutz.
So wie die Geschichte das Vergangene erforschen will - genaugenommen beginnt sie aber erst mit dem Vorliegen schriftlicher Quellen, so ist es nur logisch, von der Jetztzeit auch auf dem Zeitstrahl nach vorne schauen zu wollen.
Methodisch ist so ein Ansatz natürlich wackelig, weil es einfach so viele Faktoren gibt, die die Zukunft beeinflussen können. Daher geht die Futurologie üblicherweise interdisziplinär vor.
Da sie nicht ganz exakt die Zukunft vorhersagen kann, muss sie sich mit Trendanalysen und Szenarien beschäftigen.
Umstritten ist, ob sie auch neben dem (künftigen) Ist-Zustand auch einen Soll-Zustand thematisieren und damit normativ agieren soll.
Für globale futurologische Aussagen erscheint es auch als unerlässlich, auf sogenannte "Makrotheorien" zurückzugreifen, auch wenn diese historisch bedingt umstritten sind.
Dazu gehört z. B. der Marxismus, aber auch eine global gedachte Systemtheorie.
Ein Ansatz wäre z. B. die Weltsystemtheorie von Immanuel Wallerstein et al., die u. a. auf Denkern wie Karl Marx und Fernand Braudel basiert.
Diese sieht das Agieren eines globalen "Kapitalistischen Weltsystems", das immer mehr Bereiche der Einzelgesellschaften der Welt zu erfassen sucht und das in Zentrum, Semi-Peripherie und Peripherie eingeteilt ist, wobei dabei die Semi-Peripherie vereinfacht gesagt dem Zentrum bei der Ausbeutung der Peripherie helfen soll.
Die Zentren des kapitalistischen Weltsystems können sich aber verschieben. André G. Frank, der von der Dependenz-Theorie zur Weltsystem-Theorie hinzugekommen ist, hat gerade in seinem Werk "Re-Orient" beschrieben, wie sich das Zentrum des Weltsystems immer mehr nach Osten in Richtung Ostasien verschiebt.
Bislang scheint sich diese Prognose zu erfüllen.
Die Frage ist aber, was am Ende dieser Entwicklung des kapitalistischen Systems steht.
Laut Wallerstein wird die Entwicklung irgendwann in der Entscheidung kulminieren, dass es entweder gelingt, einen weltweiten demokratischen Sozialismus einzuführen oder dass es zu einem weltweiten Zusammenbruch kommt.
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I
IDENTITÄT UND VERRAT
Menschen neigen dazu, sich eine individuelle Identität und eine Gruppenidentität verschaffen zu wollen.
Obwohl manche an dieser Identität starr festhalten, kann sie auch erstaunlich volatil sein.
Läuft einer zu einer anderen Gruppe über, spricht man von "Verrat".
Interessanterweise kommt so ein vermeintlicher oder wirklicher Verrat, also ein Identitätswechsel, in der Geschichte relativ häufig vor.
BEISPIEL: UNABHÄNGIGKEIT DER USA VOM BRITISCHEN EMPIRE
Die Unabhängigkeitserklärung der USA von 1776 wird dort als großen Schritt zur Freiheit gefeiert.
Interessanterweise kämpften aber die Siedler nur wenige Jahre zuvor mit regulären britischen Truppen gegen die Franzosen und mit denen verbündete Indianerstämme (sog. "French and Indian Wars").
Damals kam kaum einer auf die Idee, zwischen "Briten" und "(US-)Amerikanern" zu unterscheiden.
Nur wenige Jahre später kam es - u. a. aufgrund von Streitigkeiten über die Besteuerung - zum Unabhängigkeitskrieg, der aus britischer Sicht ein illegaler Sezessionskrieg war.
Es gab übrigens auch nicht wenige Loyalisten, die weiter zur britischen Seite hielten. Viele wurden schikaniert und mussten nach Boston, dem Hauptquartier der Briten, oder in den Süden fliehen. Die britischen Siedler im späteren Kanada blieben sowieso mehrheitlich loyal.
Man sprach ursprünglich von British America und nach dem Abfall der (späteren) USA von British North America.
Für viele Indianer war die Freiheit der Siedler sowieso das Todesurteil. Es ist allerdings umstritten, ob sie ein Opfer speziell des Liberalismus und der Ideen der Aufklärungen waren, denn auch unter der Spanischen Krone in Mittel- und Südamerika, die monarchistisch und keineswegs liberal war, wurden viele Indigene massakriert.
BEISPIEL: DER BÜRGERKRIEG ZWISCHEN USA UND CSA
Der US-Bürgerkrieg zwischen Nordstaaten und Südstaaten von 1860 - 1865 war ein äußerst blutig in in frühen Zügen industriell geführter Krieg bzw. Bürgerkrieg.
Es ging dabei auch um die Sklavenbefreiung. Wie stark dieses Motiv war und welche anderen Motive es noch gab, ist bis heute umstritten.
Man weiß, dass auch einige Nordstaaten damals noch Sklavenhalterstaaten waren. Man weiß auch, dass die Industrie des Nordens die aus dem Süden stammende Baumwolle verarbeitet hat, obwohl sie von Sklaven gepflückt wurde.
Interessant ist, dass dieser Nord-Süd-Gegensatz zwar schon eine Zeit lang schwelte, aber trotzdem relativ plötzlich ausbrach.
Vorher ging es in der US-Innenpolitik um andere Themen, wie wichtiger waren, z. B. um die Frage, ob oder wie der Katholizismus im Land bekämpft werden sollte.
Durch Einwanderer aus katholischen Gebieten Deutschlands und aus Irland entstand in den USA eine relativ zahlreiche nicht-protestantische Bevölkerungsgruppe. Später kamen noch katholische Südeuropäer hinzu.
Auch da sieht man, wie stark kollektive Identitäten wirken, sich aber auch verändern können.
WECHSELNDE SYSTEME - BEISPIEL: FRANKREICH UND DEUTSCHLAND
Wenn in einem Land ein "politisches System" herrscht, dann tut man oft so, als sei dies auf alle Ewigkeit konstituiert.
Dies ist seltsam. Man denke nur an die Revolutionen in Frankreich. Viele glauben, 1789 wurde die Monarchie abgeschafft und damit war sie weg. Danach herrschte die Republik.
Aber so war es nicht. Schon nach 1789 gab es ein langes Ringen, bis die Republik 1792 ausgerufen wurde und danach war sie noch lange umstritten. Es kam zum Bürgerkrieg, auch unter den Republikanern selbst.
Der radikale Republikaner Robespierre hatte übrigens noch als Schüler am Lycée Henri IV. eine Lobrede auf den König Ludwig XVI. gehalten!
Nach den Napoleonischen Kriegen, die anfangs siegreich waren und dann für das bonapartistische Frankreich verloren gingen, wurde von 1815 - 1830 die Monarchie wiederhergestellt bzw. "restauriert".
Die Machtkämpfe zwischen Anhängern und Gegnern der Republik verliefen das ganze 19. Jhd. hindurch bis in das 20. Jhd. hinein.
Es gab dabei mehrere aktive Gruppen:
- Anhänger der Republik (linke, zentristische, rechte)
- linke Gegner der Republik
- rechte Monarchisten
- rechte Bonapartisten (Vorbild: Napoleon I. Bonaparte)
- rechte Faschisten (im 20. Jhd. nach dem Vorbild der Faschisten und Nazis)
Noch die Gründung des "État francais" (Vichy-Frankreich) nach 1940 war eine Manifestation von Anti-Republikanern. Den Anhängern des État francais wurde später ihre partielle Nazi-Kollaboration vorgeworfen. Aber in Wirklichkeit war zumindest zu Beginn des neuen Regimes die Zustimmung groß. Die Machtübergabe an Pétain war sogar von einer großen Mehrheit des französischen Parlaments abgesegnet.
Erst mit dem Ende des État francais und der Wiedererrichtung der Republik wurde die antirepublikanische Rechte marginalisiert. Trotzdem existierte sie auch nach 1945 weiter. Dies merkte man zuerst sehr stark in den Kolonialkriegen, besonders im Algerienkrieg. Später gab es die Bewegung der Poujadisten (bereits mit Jean-Marie LePen), das Unterstützungskommittee für Tixiers-Vignancours Bewerbung auf das Präsidentenamt und schließlich mit der Gründung des Front National in den frühen 1970er-Jahren.
Der Front National war zunächst eine fast unbedeutende Kleinpartei, die aber seit den 1980ern zu einem bedeutenden Machtfaktor der Rechten wurde. Die Partei ist sich trotzdem weiter uneins - auch als Rassemblement National - ob sie autoritär-republikanisch, monarchistisch, bonapartistisch oder faschistisch auftreten soll.
Ein ähnliches Theater gab es auch in Deutschland.
Während der Märzrevolution 1848 scheiterte der Versuch, nach französischem Vorbild eine Republik zu errichten.
1871 kam es dann doch zu einer deutschen Einheit, aber unter autoritärer Führung Preußens und unter Ausschluss der deutschsprachigen Teile Österreichs.
Im 20. Jhd. gab es in Deutschland 5 - 6 verschiedene politische Systeme:
- Zweites Kaiserreich
- Weimarer Republik (formell: Deutsches Reich)
- NS-Reich (formell: Deutsches Reich oder Großdeutsches Reich)
- Bundesrepublik Deutschland und Deutsche Demokratische Republik
- Bundesrepublik Deutschland
Zu bedenken ist:
JEDES dieser Systeme hatte seine Anhänger (einige sollten es später leugnen), JEDES hielt sich selbst für gut und überlegen, JEDES hatte seine Lehrer, die es vor Schülern rechtfertigten und JEDES hatte seine Justiz, die es verteidigte.
Seltsam nur, dass manche Personen für verschiedene Systeme arbeiteten und alle verteidigten.
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S
ANGEWANDTE SOZIOLOGIE
Die Soziologie wird von manchen in puncto praktische Anwendbarkeit kritisch gesehen.
Das muss aber nicht zwingend so sein. Man sollte sie aber mit Geschichte, Philosophe, Psychologie etc. kombinieren.
Wenn
man die Soziologie praxisnah fahren will, muss man ihre Grundideen bei
der Betrachtung der empirischen Wirklichkeit des Alltags anwenden. Dazu
gehört...:
- wir spielen wie Schauspieler SOZIALE ROLLEN (die wir oft nicht hinterfragen)
- diese Rollen sind manchmal BEWUSST GEWÄHLT, nicht selten aber durch SOZIALISATION/VERGESELLSCHAFTUNG erzeugt (was wir auch oft nicht hinterfragen)
- wir gehören verschiedenen GRUPPEN an, die man im Kern vertikal und horizontal unterscheiden kann:
- horizontale gestaffelte Gruppen sind in etwa auf einer Ebene und geraten nicht selten miteinander in Konflikte: z. B. die Großgruppen der Nationen
- vertikale gestaffelte Gruppen:
sie werden häufig nicht genauer analysiert, obwohl wir schon
wahrnehmen, dass es sie gibt: z. B. Stände, Klassen und Schichten;
wir fragen z. B. selten: Kämpfen bei einem Krieg zwischen zwei Nationen primär die Nationen (horizontal) miteinander oder die Klassen (vertikal) miteinander oder ist eine Mischung aus beidem wahr? - neben
dem Begriff der Gruppen ist auch der Begriff der SYSTEME wichtig
(Parsons/Luhmann): demnach besteht die Gesellschaft (auch ein System)
aus vielen Teilsystemen, von denen jedes "autopoietisch" ist, also sich
selbst erhalten will;
das wirkt sehr theoretisch, ist aber auch für die Praxis wichtig: - Schule dient nicht nur dem Ziel "Bildung", sondern ist auch autopoietisch
(Ego-Projektion/Narzissmus, Bereicherung, Verwaltung/Bürokratie etc.) - Justiz dient nicht nur dem Ziel "Gerechtigkeit", sondern ist auch autopoietisch
(Ego-Projektion, Bereicherung, Verwaltung etc.) - Polizei und Inlandsgeheimdienste dienen nicht nur dem Ziel der "inneren Sicherheit"
(Ego-Projektion, Bereicherung, Verwaltung, Agentenspiel, Wunsch nach Feindbild) - die Armee dient nicht nur dem Ziel der "Landesverteidigung", sondern ist auch ap.
(Ego-Projektion, Bereicherung, Verwaltung, Kriegsspiel, Wunsch nach Feindbild) - wichtige die ZEIT betreffende FRAGEN werden nur selten gestellt:
- wie bewerten wir die individuelle Entwicklung, z. B. die Endlichkeit des Lebens?
- wie bewerten wir die kollektive Entwicklung, z. B. die Tatsache, dass die Technik - wie früher in einem Science-Fiction-Film wie Terminator - dabei ist, den Menschen zu überholen?

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