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Marc Dutroux (Bleistiftzeichnung) |
* 06.11.1956 in Ixelles/Elsene in der Region Brüssel-Hauptstadt
Marc Dutroux ist ein belgischer Schwerkrimineller, Mörder und Sexualstraftäter.
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Marc Dutroux entführte und missbrauchte bis Mitte der 1990er-Jahre Kinder und Jugendliche.
Es gibt erstens Indizien, dass er dies schon in den 1980ern getan hat, und zweitens, dass er dies nicht nur für sich, sondern auch für kriminelle Netzwerke getan hat.
Mindestens zwei entführte Kinder verhungerten in seiner Gefangenschaft.
Dutroux war auch in weitere kriminelle Machenschaften wie Diebstahl, Hehlerei und Erpressung verwickelt. Bis heute ist nicht ganz klar, in welchem Umfang.
Aufgrund von Meinungsverschiedenheiten und Abhängigkeiten (Erpressungsgefahr!) im kriminellen Untergrund soll Dutroux auch Komplizen getötet haben.
Die Taten von Dutroux wurden in ihrer Schwere erst spät entdeckt und sind bis heute nicht vollumfänglich bekannt. Während der Ermittlungen gegen Dutroux kam es offensichtlich zur Vernichtung von Beweismaterial und zur Einschüchterung und Ermordnung von Ermittlungsbeamten, Zeugen und Komplizen.
Dies führte zu einer großen öffentlichen Empörung. Im Oktober 1996 demonstrierten 300.000 Menschen in Brüssel beim "Weißen Marsch".
Schließlich wurde Marc Dutroux zu lebenslangem Zuchthaus verurteilt.
Dutroux konnte sich bei seinen Taten auf viele Komplizen verlassen. Das komplette Netzwerk der Täter ist bis heute nicht aufgeklärt. Bei Streitigkeiten wurden mehrere Komplizen beseitigt.
Dutroux konnte lange auf die Komplizenschaft seiner (Ex-)Frau, Michelle Martin (15.01.1960) bauen. Sie wurde schließlich zu 30 Jahren Gefängnis verurteilt, aber bereits 2012 nach 16 Jahren Haft entlassen. Martin stellte sich vor Gericht als Opfer des manipulativen Dutroux hin.
Michel Lelièvre (11.05.1971), ebenfalls ein Komplize Dutroux', wurde zu 23 Jahren Zuchthaus verurteilt und 2019 auf Bewährung entlassen. Der drogenabhängige "Außenseiter" hat vor Gericht alle Taten zugegeben.
Bernard Weinstein, ein weiterer Komplize Dutroux' und womöglich "Vorgänger" Lelièvres, wurde 1995 von Dutroux vergiftet (betäubt) und lebendig im Garten begraben.
Er soll Dutroux bei seinen Taten betrogen haben und war ein Risiko aufgrund seiner Mitwisserschaft.
Jean van Peteghem, noch ein Komplize Dutroux', fuhr bereits 1991 mit seinem Moped in einen Bus. Dieser Unfall ist verdächtig, zumal van Peteghem verfolgt worden sein soll.
Er wollte sich vorher von Dutroux und dessen anderen Komplizen distanzieren und barg die Gefahr, als Mitwisser vieler Taten mit der Polizei zu reden.
Eine weitere verdächtige Beziehung Dutroux' war die zu Michel Nihoul (auch Jean-Michel Nihoul genannt; 23.04.1941 - 22.10.2019). Der Anwalt und Geschäftsmann Nihoul galt es möglicher Kontakt Dutroux' in "höhere Kreise". Nihoul war auch Partyveranstalter, Rotlichtunternehmer und in diverse dubiose Geschäfte verwickelt.
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später angeklagte Akteure |
Die skandalösen Ermittlungen im Fall Dutroux führten nicht nur zu öffentlichen Protesten, sondern auch zu investigativen Artikeln, Büchern und Dokumentationsfilmen.
Ein berühmtes Beispiel: " In dieser ZDF-Reportage geht man auf den Fall Dutroux, die Ermittlungen und auf 27 mysteriöse Todesfälle in seinem Umfeld ein.
JUGEND
Marc Dutroux wurde 1956 bei Brüssel geboren und wuchs die ersten vier Lebensjahre in der Noch-Kolonie Belgisch-Kongo auf (bis 1960). Seine Eltern waren beide Lehrer, so dass ihm der Zugang zu Bildung anfangs offen gestanden hat. Dutroux hatte drei jüngere Brüder und eine jüngere Schwester.
Die Ehe von Dutroux' Eltern war aber zerrüttet. Dutroux' Vater Victor galt als cholerisch und auch physisch gewalttätig. Marc bekam als ältester Sohn viel von dessen Frust ab.
Auch seine Mutter soll wenig Empathie gezeigt haben.
Dutroux entwickelte so einen Hass auf die Gesellschaft, was die Gefahr birgt, dass so ein Mensch zum Opfer und Täter in einer Person wird. Es fehlte eine entgegensteuernde Kraft, die das hätte verhindern können.
Marc Dutroux war schon als Neunjähriger in Schlägereien verwickelt. Später stahl er Mofas und handelte mit pornographischen Bildern.
Einige Biographen meinen, dass dann Marc Dutroux in die Rolle des Patriarchen nachgerückt ist.
Im Alter von 16 verließ Dutroux sein Zuhause und schlug sich mit Diebstahl und als Stricher durch.
Dutroux galt als "König der Eisbahn" und lernte viele seiner Liebschaften beim Schlittschuhlaufen kennen.
FAMILIENGRÜNDUNG UND KRIMINELLER LEBENSSTIL
Im Alter von 18 oder 20 Jahren heiratete Dutroux Mitte der 1970er (1976?) zum ersten Mal. Seine Frau brachte ein Kind mit in die Ehe. Beide bekamen noch ein weiteres Kind, gaben dann aber beide Kinder in ein Heim.
Nach wiederholten Gewaltausbrüchen auf Seiten von Dutroux wurde die Ehe 1983 geschieden.
Dutroux hatte aber bereits eine Affäre mit der Lehrerin Michelle Martin, die bereits drei eigene Kinder hatte.
In Dutroux verfestigte sich schon bald sein krimineller Lebensstil.
Er beging Autodiebstähle, Überfälle, stahl und handelte mit Drogen.
Um sich zu finanzieren, machte er auch einen Schrotthandel auf, über den er seine Hehlerware weiterverkaufen konnte.
Mit der Zeit wurde Dutroux auch polizeibekannt.
In den 1980ern wohnte Dutroux häufig in einem Lieferwagen und fuhr quer durch Belgien.
Er hasste die Gesellschaft.
Es wird vermutet, dass Dutroux in dieser Zeit auch schwerere Delikte beging.
1984 fand man bei Brüssel die Leiche einer jungen Frau. Zeugen berichteten von einem "Marc aus Charleroi", mit dem das Opfer bekannt gewesen sein soll.
Am 04.02.1986 wurde Marc Dutroux mit seiner Lebensgefährtin Michelle Martin wegen Entführung und Missbrauch von fünf jungen Frauen verhaftet. Dutroux hatte pornographische Aufnahmen von seinen Taten gemacht, mit denen er auch handeln wollte.
Am 26.04.1989 wurde Dutroux zu 13 Jahren und 6 Monaten Zuchthaus verurteilt. Michelle Martin zu fünf Jahren. Noch 1989 heirateten beide im Zuchthaus.
Bei seinen Taten in den 1980ern hatte Marc Dutroux Unterstützung von Jean van Peteghem, einem drogensüchtigen "Außenseiter", der unter ungeklärten Umständen nach seiner Haftentlassung Anfang 1991 am 27.08.1991 bei einem Mopedunfall in Lüttich/Liège starb. Er floh angeblich vor etwas und fuhr in einen Bus.
Interessanterweise hatte Dutroux nur kurze Zeit vorher vom 23.08.-24.08.1991 Hafturlaub.
Dutroux hat seinem Mithäftling Daniel Dejasse mitgeteilt, dass er van Peteghem töten wolle.
Dutroux Frau Martin berichtete 1997 auch, dass Dutroux nach van Peteghems Tod zufrieden war und geäußert habe, dass er bei besserem Wissen ihn schon früher getötet hätte.
Dutroux hatte offensichtlich Angst, dass van Peteghem "auspackt". Dieser hatte sich schon vorher von der Bande um Dutroux distanziert und wurde im Gefängnis und danach bedroht.
1992 wurde Dutroux von Melchior Wathelet, dem damaligen Justizminister, begnadigt. Er hatte nur drei Jahre im Zuchthaus abgesessen. Dutroux' Mutter sprach sich in einem Brief an den Zuchthausdirektor gegen diese Begnadigung aus. Es ist auch nicht klar, was Wathelet, der später seine Karriere auch in der EU fortsetzte, zu diesem Entschluss brachte.
Nach Dutroux' Entlassung wurde ihm vom Psychiater Emile Dumont eine seelische Schädigung aufgrund der Haft bescheinigt mit resultierender Erwerbsunfähigkeit auf Lebenszeit. Dutroux erhielt eine staatliche Rente. Die verschriebenen Schlaf- und Beruhigungsmittel setzte er später zur Betäubung und Tötung seiner Opfer ein.
ENTFÜHRUNGEN VON MELISSA RUSSO UND JULIE LEJEUNE SOWIE VON EEFJE LAMBRECKS UND AN MARCHAL
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das Haus von Marc Dutroux in Charleroi-Marcinelle |
Dutroux baute den Keller eines seiner Häuser im Stadtteil Marcinelle von Charleroi aus.
Zunächst diente er als Versteck für seine Beute aus den Diebstählen, die er
weiterhin unternahm, später als Verlies für die gefangenen Kinder und Jugendlichen. Hinter einer massiven Tür, die
als Regal getarnt war, befand sich ein 2,15 Meter langer, weniger als 1
Meter breiter und 1,64 Meter hoher Raum.
Am 24.06.1995 wurden Melissa Russo (8) und Julie Lejeune (8)
entführt, in Dutroux’ Zelle gefangen gehalten und mehrfach sexuell
missbraucht. Später wurde öffentlich diskutiert, ob Dutroux diese Kinder nur für sich selbst entführt hat oder zum Zweck des Handels mit Pornographie und für Sexpartys - was wahrscheinlicher ist.
Am 22.08.1995 wurden Eefje Lambrecks (19) und An
Marchal (17) entführt und ebenfalls zum Zweck der
Pornographieherstellung vergewaltigt. Da sich im Kellerverlies bereits
die beiden achtjährigen Mädchen befanden, sperrte Dutroux Eefje und An
im ersten Stock des Hauses ein.
VORÜBERGEHENDE VERHAFTUNG, MORDE AN GEFANGENEN UND AN BERNARD WEINSTEIN SOWIE FAHNDUNGSPANNEN
Da Dutroux wieder in Autodiebstähle verwickelt war, wurde er am 6.12.1995 verhaftet. Bei der Untersuchung der Diebstähle durchsuchte die Polizei auch Dutroux’ Haus, in dem die beiden achtjährigen Mädchen gefangen gehalten wurden. Eefje und An waren zu diesem Zeitpunkt bei einem Komplizen untergebracht oder bereits vergiftet. Der leitende Beamte gab später an, im Keller Kinderstimmen gehört zu haben, nahm jedoch an, sie kämen von der Straße, daher wurden die Mädchen nicht gefunden.
Nach Dutroux’ späteren Aussagen sollte sich seine Frau um die
Pflege der Kinder kümmern, während er selbst im Gefängnis war. Michelle
Martin ließ die Kinder allerdings verhungern. Eines war bei Dutroux’
Freilassung am 20.03.1996 bereits tot, das andere verstarb nach Dutroux’ Aussage in seinen Armen.
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Bernard Weinstein |
Vermutlich fällt in diese Zeit (oder etwas früher) auch die Ermordung von Dutroux' Komplizen Bernard Weinstein, der ihn um Geld betrogen hatte und insgesamt zuviel wusste.
WEITERE ERMITTLUNGSFEHLER
Bei den Ermittlungen passierten immer wieder Fehler. So lag den Ermittlern schon im August 1995, einen Monat nach der Entführung von Mélissa und Julie, ein Bericht vor, in dem Dutroux’ vormaliger Komplize Claude Thirault, der der Polizei bereits als Handlanger bei Dutroux’ Raubüberfällen bekannt war, behauptete, Marc Dutroux hätte ihm Geld angeboten, damit er auf einem Dorffest junge Mädchen entführe. Dafür wurden ihm 150.000 Belgische Franc (etwa 3700 Euro) in Aussicht gestellt. Ferner baue Dutroux im Keller eines seiner drei Häuser Zellen.
Die Mutter von Dutroux schrieb nach dem Verschwinden von An Marchal und Eefje Lambrecks einen Brief an den zuständigen Ermittlungsrichter, in dem sie auf Beobachtungen von Hausnachbarn hinwies, dass zwei unbekannte Mädchen in das Haus ihres Sohnes gebracht worden seien. Ausdrücklich wies sie in dem Brief darauf hin, dass es einen Zusammenhang mit den verschwundenen Kindern geben könne und forderte die Behörden zur Hausdurchsuchung auf, was jedoch nicht geschah.
Trotz der Hinweise und der Vorstrafe des Beschuldigten wurde das Anwesen Dutroux’ erst im Dezember 1995, Monate später, durchsucht, als die vorübergehende Inhaftierung Dutroux’ aufgrund von Autodiebstählen erfolgte. Die neu eingezogene, frisch verputzte Wand fiel den Ermittlern bei der darauffolgenden Durchsuchung trotz der Kinderstimmen nicht auf. Die vielen im Haus gefundenen Videoaufnahmen, auf denen Dutroux zum Teil den Ausbau der Zellen in seinem Haus dokumentiert hatte, wurden nicht durch die Polizei gesichtet oder pauschal als „unauffällig“ klassifiziert.
ENTFÜHRUNGEN VON SABINE DARDENNE UND LAETITIA DELHEZ
Dutroux hörte mit den Entführungen auch jetzt nicht auf, obwohl die Polizei ihm immer dichter auf den Fersen war.
Am 28.05.1996 entführte er die zwölfjährige Sabine Dardenne, indem er sie in seinen Transporter zerrte. Am 09.08.1996 entführte er die 14-jährige Laetitia Delhez. Es ist nicht klar, ob und welche Komplizen dabei waren.
Allerdings traf man bei den polizeilichen Ermittlungen auf einen Augenzeugen, der sich einen Teil von Dutroux' Autokennzeichen gemerkt hatte.
VERHAFTUNGEN UND HEFTIGE ÖFFENTLICHE REAKTIONEN
Die Angaben zu Teilen von Dutroux Autokennzeichen führten schließlich am 13.08.1996 zu seiner Verhaftung. Nicht nur Marc Dutroux sondern auch Michelle Martin und der Komplizen Michel Lelièvre gingen der Polizei jetzt ins Netz.
Am darauffolgenden Tag wurde auch Michel Nihoul verhaftet, der höchstwahrscheinlich auch ein Komplize war, auch wenn er sich später elegant herauszureden versuchte.
Nihoul war von ca. einem Dutzend Zeugen im August 1996 vor dem Schwimmbad von Bertrix gesehen worden, bevor Laetitia Delhez dort entführt wurde. Nihoul hatte für Dutroux die Betäubungsmittel für die Opfer besorgt.
Nach seiner Verhaftung soll Nihoul gesagt haben: "Meine Arme sind so lang wie die Donau."
Er spielte damit auf seine guten Kontakte zu hohen Stellen an. Und in der Tat sollte sein Strafmaß später reduziert werden.
Es kam erneut zu einer Durchsuchung von Dutroux' Häusern, die aber wieder ergebnislos verliefen. Erst durch einen Hinweis von Dutroux selbst konnten die Polizisten Dutroux' Kellerverlies finden und am 15.08.1996 Sabine Dardenne und Laetitia Delhez befreien.
Dutroux führte die Fahnder am 17.08.1996 auch zu den Leichen der verhungerten achtjährigen Mädchen und seines ermordeten Komplizen Bernard Weinstein. Er hatte alle zusammen im Garten eines seiner Häuser vergraben.
Am 03.09.2025 führte Dutroux die Polizei auch zu den Leichen von An und Eefje.
Dutroux stellte sich selber als eine Art Handlanger dar. Er habe die Mädchen nicht nur für sich allein entführt, sondern auch für andere Personen. Dies würden angeblich "höchste Protektion von ganz oben" genießen.
Als Anstifter und Kopf einer Bande von Männern, die Sexualstraftaten an Kindern verübten, beschuldigte Dutroux nach der Verhaftung und während des Prozesses mehrfach Michel Nihoul. In der Tat verfügte der Anwalt, Geschäftsmann und Partyveranstalter Nihoul über beste Kontakte in höhere Gesellschaftskreise.
Nihoul war nur relativ kurz in Untersuchungshaft, aber im April 2003 wurde entschieden, auch ihn vor Gericht zu stellen.
Als die unsagbaren Verbrechen sowie die Ermittlungspannen und wahrscheinlichen Verzögerungstaktiken der belgischen Öffentlichkeit bekannt wurden, kam es zu massiven öffentlichen Protestkundgebungen. Die Polizei hatte Mühe, der Emörung Herr zu werden.
Der Verfolgungsdruck stieg.
Im Oktober 1996 nahmen 300.000 Menschen in Brüssel am "Weißen Marsch" teil.
Im März 1997 wurde auf der Straßenseite gegenüber von Dutroux' Haus in der Avenue de Philippeville 128 in Charleroi-Marcinelle eine Gedenktafel mit folgender Inschrift befestigt:
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Gedenktafel in Charleroi |
FLUCHT UND ERNEUTE FESTNAHME
Im April 1998 kam es zu einer weiteren schwerwiegenden Panne, als Dutroux in einem Gerichtsgebäude einem seiner Bewacher die Dienstwaffe entreißen und fliehen konnte.
Dies führte zu einem sofortigen Großeinsatz tausender Beamter, der vier Stunden dauerte.
Schließlich wurde Dutroux von Spürhunden in einem Waldstück gefunden.
Die öffentliche Empörung war erneut groß. Innenminister Johan Vande Lanotte und Justizminister Stefaan De Clerck sowie Polizeichef Willy Deridder mussten zurücktreten.
Nach der Festnahme sagte Dutroux zu einem Polizisten: "Ich bin glücklich, wenn ich das Chaos sehe, in das ich Belgien gestürzt habe."
DIE FRAGE NACH HINTERGRUNDSTRUKTUREN UND DOKUMENTATIONEN ZUM FALL
Der kritischen Öffentlichkeit stellte sich die Frage, ob es sich beim Versagen der Ermittler immer nur um Schlamperei handelte oder ob auch System dahintersteckte.
Im weiteren Verlauf der Untersuchungen und Gerichtsverhandlungen wurden immer wieder "übereifrige" Ermittler von dem Fall zurückgezogen. Auffällig war auch eine hohe Sterberate unter Ermittlern, Zeugen und Komplizen.
Dies ließ in der Öffentlichkeit immer mehr die Frage aufkommen, ob Dutroux wirklich nur für sich oder für einen kleinen Kreis von Kriminellen gearbeitet hatte, oder ob er nicht - gerade über seinen Freund Michel Nihoul - viel größere und höhere Kundenkreise von Sexpartys bedient hat, die dann in die Ermittlungen eingriffen und versuchten, diese immer wieder abzudrehen.
Zu dieser Frage erschienen einige wichtige TV-Dokumentationen und Bücher.
Besonders stark schlug die ZDF-Reportage "Die Spur der Kinderschänder - Dutroux und die toten Zeugen" von 2001 ein. In dieser Dokumentation wurde behauptet, dass zwischen der Festnahme Dutroux' und des Prozesses gegen ihn mindestens 27 Menschen aus dem Team der Ermittler, von den Zeugen und aus dem kriminellen Umfeld unter mysteriösen Umständen starben. Ein berühmter Fall war Staatsanwalt Hubert Massa, der angeblich durch Suizid starb.
Die Doku nennt 27 Namen (hier 26):
- Jean-Paul Taminiau (02.04.1995): sein Fuß wurde in einem Fluss gefunden
- Alexandre Gosselin (04.07.1995)
- Francois Reyskens (26.07.1995)
- Guy Goebels (25.08.1995)
- Bernard Weinstein (11.1995): ein Komplize Dutroux'; von diesem vergiftet
- Bruno Tagliaferro (05.11.1995)
- Simon Poncelet (21.02.1996)
- Michel Piro (05.12.1996)
- Joseph Toussaint (05.03.1997)
- Christiaan Coenrads (07.03.1997)
- José Steppe (25.04.1997)
- Gérard Vanesse (16.11.1997)
- Brigitte Jenart (05.04.1998)
- Anna Konjevoda (07.04.1998)
- Gina Pardaens (15.11.1998)
- Fabienne Jaupart (18.12.1998)
- Hubert Massa (13.07.1999)
- Grégory Antipine (15.08.1999)
- Sandra Claeys (04.11.1999)
- Jean-Jacques Feront (01.03.2001)
- Nadège Renard (04.2001?)
- Bernard Routmond
- Marie-Louise Henrotte
- Christoph Vanhexe
- Pierre-Paul „Pepe“ De Rycke (17.05.2001)
- Philippe Deleuze (15.11.2001)
Weitere Dokus:
- 60 Minutes Australia: The Beast of Belgium
- ZDF-Reportage: "Die Spur der Kinderschänder - Dutroux und die toten Zeugen" (2001)von Piet Eekman
- ZDF-History: Dutroux und der Fall N. (2004) von Piet Eekman (39 Minuten)
- WDR: Der Fall Dutroux (2004) von Marcel Kolvenbach (44 Minuten)
- Arte: Unfassbar - Der Fall Dutroux von Joeri Vlekken; 4-teilig
Die Belgierin Anneke Lucas behauptete im Januar 2017, bereits 1974 von einem Mann gefoltert worden zu sein, der später Mitangeklagter im Dutroux-Prozess gewesen sei, und bestätigte Verbindungen des mutmaßlichen Netzwerkes zu Spitzenbeamten und Kabinettsmitgliedern.
Bis heute gilt der Fall als nicht vollständig aufgeklärt. Ermittler und investigative Journalisten berichteten, die Ermittlungen seien wiederholt behindert worden.
QUELLEN UND LITERATUR
Wikipedia
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Berger, Alois: Einzeltäter oder Kinderschänderring; Deutschlandfunk, 17.06.2004
"Dutroux ist ein Manipulator"; Aachener Zeitung/dpa, 27.02.2004
Opstal Aurore: Le curieux décès de Van Peteghem; DHnet.be|lesSports, 12.01.2020
FAZ-Dossier zum Fall
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Coninck, Douglas: Marc Dutroux. Het stilste jongetje van de klas; Antwerpen (Houtekiet) 2004
Schümer, Dirk: Die Kinderfänger; Berlin (Siedler) 1997
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