Fachbereiche: Geschichte (Politik, Sowi, Philosophie) - Sprachen - Wirtschaft, Recht - Biologie (Chemie) - Technik (Physik) und Blödsinn.
Dieser Universal-Blog ist aus einer Seite für Geschichte, Politik (und Realienkunde) hervorgegangen, die sich dann in Richtung Humanwissenschaften weiterentwickelt hat.
Sprachen: Englisch, Französisch, Spanisch; Latein, Altgriechisch; Russisch; Japanisch, Chinesisch; Arabisch; Mittelägyptisch; Sanskrit und Hindi etc.Personen-Link: http://novatlan.blogspot.de/2014/08/personen-pool.html
Freitag, 29. November 2013
EWIGES LEBEN
Das ewige Leben gilt als Begriff aus der Philosophie, Metaphysik und Religion. Es wird als Desiderat beschrieben, dass entweder erreichbar ist oder nicht. Bei seiner Definition können wir uns frei bei Wikipedia bedienen: Dort (variabel) wird das ewige Leben beschrieben als Seins-Zustand, in dem ein Lebewesen nie stirbt oder durch den das Leben mit dem biologischen Tod nicht endet. Das ewige Leben kann ein unzeitiger oder ein zeitiger (zeitverschobener) Zustand sein. Im ersteren Fall lebte der Mensch in zeitiger und unzeitiger Wirklichkeit zugleich.
Das ewige Leben scheint ein seit langem existierender Menschheitstraum zu sein. Dementsprechend kommt er in fast allen Religionen vor. Man denke z. B. an den Totenkult der antiken Ägypter. Viele Religionen glaubten, dass der Mensch in anderer Gestalt oder nichtmateriell weiterexistiere. Oft ist dieser Gedanke verbunden mit der Vorstellung einer Selektion, die je nach moralischem Verhalten des Menschen in der Welt entscheidet, ob, wo und wie der Mensch nach dem irdischen Tode weiterlebt.
Bei den Alten Ägyptern wurde das Herz (ib) gewogen, das als körperlicher Kern des menschlichen Empfindens galt. Bei den Griechen gab es Unterweltvorstellungen, die davon ausgingen, dass man über den Fluss Styx in die Unterwelt gelange, in der Hades und Persephone herrschten. Die Unterwelt, ihrerseits Hades genannt, wird vom dreiköpfigen Höllenhund Kerberos bewacht. Die Römer haben dann viele griechische Vorstellungen übernommen oder ihren eigenen angepasst.
Eine heute sehr weit verbreitete Religion, das vom Judentum abstammende Christentum, behauptet, dass es "bald" ein Jüngstes Gericht gebe, dass die ganze bestehende irdische Weltordnung hinwegfegen und ein Reich Gottes einsetzen würde. Damit verbunden wird auch die Rückkehr Jesus als Gottes Sohn.
Nun erscheint aber dieser Gedanke vielen doch lächerlich, weil inzwischen schon über 2000 Jahre vergangen sind und die Verkündungen nicht eingetreten sind.
Lange Zeit hat man sich nicht mit der Frage beschäftigt, ob das ewige Leben auf realistische Weise ("aus irdischer Perspektive") erreichbar ist. Das ist wahrscheinlich ein Fehler.
Durch das Zurückdrängen der Relgionen in einigen Teilen der Erde seit der Aufklärungszeit wird der Glaube an ein ewiges Leben von vielen Menschen als Spinnerei abgetan. Besonders mit Blick auf die Erkenntnisse der Naturwissenschaft und das Denken an den Zerfallsprozess des biologischen Körpers hält man ein ewiges Leben für unmöglich. Dabei könnte es gerade die Naturwissenschaft sein, die ein ewiges Leben, das aus sich alleine heraus (also aus einer unmanipulierten Natur) nicht möglich ist, irgendwann möglich macht.
Dabei sind verschiedene Möglichkeiten denkbar.
Einmal kann man den Alterungsprozess des Körpers bekämpfen. Das wird auf sehr einfache Weise bereits heute gemacht. Man kann sich gesund ernähren, auf Oxidantien möglichst verzichten, Antifaltencreme benutzen, sich die Zähne versiegeln oder sich den Arsch liften lassen.
Andererseits kann man aber umgekehrt vorgehen. Man kann den Körper bewusst verfallen lassen und stattdessen den Geist retten, bzw. seine Grundlage, das Nervensystem. Bislang ist das technisch aber noch nicht möglich. Wenn es aber gelänge, könnte man den geretteten Geist dann wieder in einen neu geschaffenen Organismus einsetzen, der biologisch, mechanisch (nicht-biologisch) oder beides sein kann.
Wenn man dazu noch neue Planeten oder Monde bewohnbar macht und/oder beim Bau neuer Körper für Menschen raumsparend vorgeht, hätte man auch nicht oder für lange Zeit nicht das Problem einer Überbevölkerung. Die Fortpflanzung müsste vielleicht reduziert, nicht aber eingestellt werden.
Einer der Denker, die für solche Überlegungen und passende Experimente berühmt sind, ist Hans Moravec. Man spricht bei seinen Denkansätzen auch von "Posthumanismus".
Einige dieser Posthumanisten gehen sogar davon aus, dass das ewige Leben schon ab ca. 2050 zur Verfügung stehen könnte.
Warten wir also ab, was die Gemeinde der offiziellen und privaten Forscher hervorbringt.
Interessant ist es aber schon, wie wenige Menschen sich mit solchen wesentlichen und richtungsweisenden Themen beschäftigen. Es ist wohl ein allgemeines Problem, dass sich Menschen zu sehr mit den Trivialitäten des Alltags beschäftigen. Viele Menschen kümmern sich lieber um eine saubere Hauseinfahrt, die Farbe ihres Autos oder den Busfahrplan.
Nicht, dass man den alltäglichen Pflichten nicht nachkommen sollte. Aber es fehlt das Bewusstsein der zeitlichen Abläufe, dass wir auf einem Planeten leben, der seit rund 5 Mrd. Jahren existiert, dass es erst seit wenigen Millionen Jahren Frühformen des Menschen gibt und der Homo sapiens wohl seit < 200.000 Jahren existiert. Eine ausgebildete Sprachfähigkeit ("conditio humana") wird seit ca. 30.000 Jahren angenommen. Die Schrift beherrscht der Mensch in einigen Frühen Hochkulturen seit gut 5000 Jahren (vor 3000 v. Chr.). Danach schritt wenigstens die technische Entwicklung mit einigen Rückschlägen immer weiter vor. Ein Voranschreiten der sozialen Entwicklung ist umstritten.
Ein explosive technische Entwicklung haben wir seit der Industriellen Revolution, die im ausgehenden 18. Jhd. begann.
Angesichts dieser mächtigen Entwicklungen ist die Frage umso spannender, wie die Zukunft wird und wie lange diese sein wird! Wird der Mensch zu seiner eigenen Schöpfung? Und wird er den Tod überwinden?
QUELLEN UND LITERATUR:
Benecke, Mark: Memento Mori. Der Traum vom ewigen Leben; Remda-Teichel 2012
Küng, Hans: Ewiges Leben? München 2002
Moravec, Hans -> diverse Bücher über Robotik und Posthumanismus
Freitag, 22. November 2013
VOKABELN: GALLISCH
Abkürzungen (Begriffe auch ausgeschrieben):
IE - Indoeuropäisch (Indogermanisch)
AE - Altenglisch
AHD - Althochdeutsch
AI - Altirisch
AKS - Altkirchenslawisch
G - Griechisch
Germ
GK - Gemeinkeltisch
L - Latein
MHD - Mittelhochdeutsch
MI - Mittelirisch
MB - Mittelbretonisch
NB - Neubretonisch
NI - Neuirisch
NW - Neuwalisisch
R - Russisch
Umbr - Umbrisch
aballo- Apfel IE *amlu-, *samlu- 'Apfel'?, AI uball
adiat Anspruch, Bestrebung, Aspiration
aesus (m) Alter, Zeitalter (best.) L aes, NI aois
allos anderer/-e/-es, zweiter IE *alyo-, AI aile
ambi- um herum
ardus hoch IE *erad- 'hoch', CC *ardwo-
are vor, bei, auf IE *par-, G para, L prae, OI ar
arganto-, argento- silber IE *arg'- 'weiss, scheinen'
art- Bär IE *arkt-, *Hart- 'Bär'
artuas Steinplatten (Pl.)
ater (m) Vater IE *pa'te'r 'Vater'
atespos (m) Antwort
aus Ohr L ausus
bagaudas Guerillakämpfer AI ba'gaim 'ich kämpfe'
bardos (m) Dichter, Poet AI bard, G phrazo' 'ich spreche'
beber, bibro- Bieber IE *bebhro- 'wildes Tier, Bieber'
beccus Schnabel, Schnauze (,Nase) AE becca 'Hure', MHD bicke
bedo- Kanal
bekos Biene IE *bhey- 'Biene', AI bech
bel- white; (in Belenos, Belisama) IE *bhel-, *bhal- 'weiss, scheinen'
benn- eine Spitze, Gipfel E knoll, NI beann
benna Kutsche, Fracht AI buinne
bitu- Welt, Leben IE *gwei- 'leben', AI bith 'Welt'
boduus (m) Rabe AI bodb 'Rabe'
brace Malz IE *mar- 'schmutzig', AI mraich
bratu- beurteilen AI bra'th 'Hof'
briga (f) Hügel
bri'ua (f) Brücke Germ *bro'wo', *bruwwi' 'Brücke',
AKS brivno 'Block'
bru'kos Stift/Pferch?
caballos (m) Pferd, Arbeitspferd, "Gaul"
caddos Heiliger MI cád 'holy'
cambios (n) Austausch
cambos (m) Abhang
cammano- Stufe, Steigung
camulos Kriegsgott MI cuma 'Weh', MB caffou 'Weh'
candetum hundert Fuss lang GK *cant-pedum, IE *ped- 'Fuss'
cant- Ecke, Kreis IE *kem- 'abdecken', Welsh cant
capt, coept genommen, gefangen; Partizip
carb- Wagen, Fuhrwerk
carros (m) Wagen, Fuhrwerk
catu- Schlacht IE *kot- 'Schlacht', Greek kotos 'Wut', MHD hader 'Streit', AI cath 'Kampf, Schlacht'
cauaros, cavarillus Gigant Welsh cawr, Cornish caur
cervesia (f) Bier
cet, cait Holz?
cingeto- (m) Krieger AI cingim 'ich schreite, marschiere',
cing 'Krieger', NW + NB cam 'Schritt'
cintu-, cintus erster L recens 'jung, frisch', G kainos 'neu', Sanskrit kani'nas 'jung', AI ce't, ce'tna
com- (zusammen) mit L Umbr com-,cum-
couer angemessen, lohnend
courmi Biersorte L cremor 'dense juice', R korm? 'Fourage', AI coirm 'Bier']
crix lockig
crodio- schwierig, hart
-cue, -pe und IE *kwe 'und'
cumba Geschirr
dag- nett
decametos zehnter/zehnte/zehntes IE *dekmot 'zehn'
dede er setzte/stellte (3. sg. perf.) IE *dhe'- 'setzen/stellen', AI dál
delgu ich halte (1. sg. pres.)
dervo- ein Baum IE *deru- 'Baum', 'Holz'
deus (m) Gott IE *deiwo- 'Gottheit'
dexs rechts IE *deks- 'recht(s), richtig'
dibu e debu den Göttern und Göttinnen IE *deiwo- 'Gottheit'
divertomu wir wenden (1. Pl. Präs.) IE *wer-t- 'wenden, rollen'
doenti sie geben (3. Pl. Präs.) Keltiberisch IE *do'- 'geben'
doro Mund IE *dhwer- 'Tür, Tor, Pforte'
drungus (m) Menge AI drong
dubi- schwarz IE *dhubh- 'rauchen', AI dub 'schw.'
du'la- Blatt MI duille, Walisisch dalen, MB del
dumno- Welt AI domun 'Welt'
dunum (n) Festung Germ. *tu'na- 'Stadt'
dusios Dämon AI da'sacht 'Wut'
eimu wir gehen (1. Pl. Präs.) IE *ei- 'gehen'
embrekton ein getunktes Stück Essen IE *mer- 'nass, feucht'
eporeto- Streitwagen IE *ekwo- + *ret-
epos, eqwos ein Pferd IE *ekwo- 'Pferd'
es, ex von (aus) IE *eghs 'aus', AI acht 'aber'
esok- Lachs L esox, frühes Irisch 'co', Walisisch,
Bret. eog, Welsh ehawc, Kornisch ehog
essedum zweisitziger Wagen IE sed- 'sitzen', AI saidim 'ich sitze'
gabi nimm! (2. Sg. Imp.) IE *gebh-, AI gabaim 'I nehme',
Gotisch giban 'geben',
Litauisch gabe'nti 'bringen'
gabro- Ziege AI gabor, Walisisch gafr
gaesum (n) Speer
geistl- Pfandrecht
gena (f) Wange
geno-, gnatos geboren IE *g'enu- 'Knie, Sippe, kennen', AI gnó
giam- Winter IE *gheim- 'Winter'
glastu- (light blue) [Early Irish glass 'pale', Welsh, Altwalisisch, Bretonisch glas 'green',
German glast 'Glanz, Schimmer'
gobbo- Mund IE *gonbho- 'Sims', Irisch gob
gutus (m) Stimme Irisch guth
inter zwischen IE *en-ter 'zwischen'
iouin- jung IE *you-n- 'jung'
isarno- Eisen IE *esro-no- 'rot, blutig, Metall'?; oder
IE *ayos-, *ayes- 'Metall'
landa- Feld IE *lendh- 'offenes Land', AI Land]
lanu- flach, eben IE *plo-no- 'voll, eben, flach'
lautro- Bad Latein lavare 'waschen', AI lo'athar
legasit er legte, lega' (legend; Part. Präs. AI lige 'Bett'
leux, lugus Licht IE *leuk- 'Licht; scheinen'
lexo- Abhang
litano- weit, breit IE *plotno- 'breit', AI lethan 'breit'
logan Grab IE *legh- 'liegen'
luct- Stamm, Teil IE *leug- 'brechen', AI lucht 'Teil'
magus jung, Diener, Junge IE *maghu- 'eine junge Person'
magu- Feld AI mag 'field'
maniakys Halsband IE *moni'- 'Hals, Nacken'
maponos Sohn Ogham Irish maqq 'Sohn'
marka Pferd AI marc
maru- gross IE *mar-, *mor- 'gross'
marvos tot IE *mer-, *mor- 'sterben'
mat- nett, gut IE *ma- 'good', Irish ma'ith
medios mittel IE *medhyo- 'medium, mittel'
mesga mischen IE *meik- 'mischen'
more-, -mori- See, Meer L mare, OI muir, Slawisch *more,
Litauisch marios
naumetos neunter IE *newno 'neun']
nemeton, nempton Tempel OI nemed 'Tempel']
nertos Stärke, Kraft IE *()ner-, *ner-t- 'Stärke, Kraft'
novio- neu IE *newo- 'neu'
odocos Älterer Altpreussisch addle 'Tanne?',
L ebulus 'älter',
Tschechisch jedle 'Silbertanne'
ogros kalt IE *oug- 'kalt', AI u'ar
oinos ein(s) IE *oino- 'ein'
ollon alles, ganz MI oll 'gross'
ouindho-, vindo- weiss IE *weid- 'sehen', AI finden
oxtometos achter IE *októ 'Acht'
penno- Kopf AI cenn, cend
petri vier IE *kwetwores 'vier'
petrudecametos vierzehnter
petsi- Ding
pinpetos fünfter IE *penkwe 'fünf'
recto- recht(s) IE *reg'- 'herrschen', AI rigid
re'da (Streit-) Wagen IE *ret- 'rennen, fahren, rollen',
Irisch ri'adaim 'ich fahre']
ritu- Furt
rix (pl. riges) König IE *reg'- 'herrschen'
roudo- rot IE *reudh- 'rot, rostfarben', AI ruad
sam- Sommer IE *sem- 'Sommer'
sapo- Seife
sedlon Sattel, Sitz IE *sed- 'sitzen', Slawisch *sedlo 'Sattel'
sego- Sieg
selua Besitz
seno- alt IE *sen- 'alt'
sirom Stern
sistat er steht, bleibt (stehen); IE *sta'- 'stehen'
3 Sg. Präs. Keltiberisch
slug- Diener Slawisch *sluga 'Diener, Sklave',
Lithuanian slauga 'Dienst',
AI sluag 'Armeeeinheit'
smer- Fett früh. Irisch smir, Walisisch mer,
Althochdeutsch smero 'Fett, Schmiere',
AE smeoru 'Schmalz'
sosin das, dieses
suadu- angenehm CC *sved- 'süss', Latein suavis,
Englisch sweet]
suextos, sextos sechster IE *sweks 'sechs'
tarvos Bulle IE *tauro- 'Bulle'
tigern- Haus OI tech
teuto-, touto- Volk Oskisch touto, Litauisch tauta,
Gotisch thiuda, OI tu'ath
trag- Fuss OI traig 'Fuss'
tri drei IE *treyes, *tri 'drei'
trougo- unglücklich, unzufrieden
uediiu ich bete (1. Sg. Präs.)
ueramos oberstes
uerno- Erle
uesu-, uisu- König, fröhlich IE *wesu- 'good'
uinom Wein (Akk. Sg. Lepontisch) Latein vinum, Griech. oinos,
Armenisch ginu
uiro- Mann, Ehemann IE *wiro- 'Mann'
(vgl. Werwolf)
uros Bulle
uxello- hoch IE *upo-s- 'oben', Griech. hypsi 'hoch',
AI uas 'oben', Polnisch wysoki 'hoch'
vasso- Diener
ve'co- Wut, Rage, Raserei
ver oben Russisch verh 'oben, nach oben',
Lettisch virsus 'oben',
Sanskrit vars.ma 'height',
Latin verruca 'a rough',
AI ferr 'besser'
vidu- Wald AI fid, Walisisch guid,
Kornisch guiden, AE wudu,
AHD witu
Sonntag, 17. November 2013
PLOTIN
Plotin (Bildnis nicht gesichert; Museo Ostiense)
* 205
+ Minturnae (Kampanien) 270
Plotin war ein griechischer Philosoph und Schüler von Ammonios Sakkas. Er gründete 244 n. Chr. in Rom eine platonische Philosophenschule, die er 25 Jahre lang leitete. Heute gilt er als Begründer des Neuplatonismus. Damit bezeichnet man eine späte Form der platonischen Schule, die sich selber noch nicht so genannt hat. Die Vollständigkeit, Echtheit und Chronologie von Plotins Schriften sind durch seinen Schüler Porphyrios gesichert.
Das Kernstück von Plotins Philosophie ist die Ontologie. Er arbeitete erstmals eine Hypostasenlehre genau aus.
Das Eine (hén/τò ἕν, lat. unum) ist die 1. Hypostase und jenseits allen Seins und Denkens, unkörperlich und eigenschaftslos. Es ist zugleich die Ursache alles Seienden, es ist das Gute und das Göttliche.
Durch Ausstrahlung (Emanation) geht aus ihm die 2. Hypostase hervor.
Das Nus (nous/νοῦς, lat. intellectus) ist die 2. Hypostase und kann auch mit Vernunft oder Geist wiedergegeben werden. Es ist der Ort der Ideen.
Die Weltseele (psyché tou pantós/ψυχή τοῦ παντός, lat. anima mundi) ist die 3. Hypostase. Der Begriff geht auf den platonischen Dialog Timaios zurück. Sie regiert die Welt im Ganzen und ihren Teilen.
Danach folgen die unvollkommenen Hypostasen, die Körperwelt und die Materie, nach Plotin das Böse.
Der Mensch kann nur durch Loslösung von der sinnlichen Welt (Katharsis) zur Vollendung gelangen, die in dem überrationalen Einswerden mit dem Ur-Einen besteht.
Plotin beeinflusste über den Neuplatonismus hinaus nachhaltig die europäische Geistesgeschichte.
QUELLEN:
Wikipedia
Meyers Grosses Taschenlexikon
Brockhaus (Taschenlexikon)
LITERATUR:
Alt, Karin: Plotin; Bamberg 2005
Halfwassen, Jens: Plotin und der Neuplatonismus; München 2004
Möbuß, Susanne: Plotin zur Einführung; Hamburg 2000
Schubert, Venanz: Plotin. Einführung in sein Philosophieren; Freiburg 1973
Roloff, Dietrich: Plotin; Berlin, New York, 1970
Donnerstag, 7. November 2013
GEHEIMBÜNDE (GEHEIMGESELLSCHAFTEN)
Die Geschichte der Geheimbünde ist sehr intensiv und spannend. Viele Menschen interessieren sich auch heute noch und wieder für Geheimbünde und Geheimgesellschaften. Leider schiessen dabei die Spekulationen gerne so sehr ins Kraut, dass Dichtung und Wahrheit nicht immer klar zu trennen sind.
ANTIKE
Schon in der Antike gab es viele bedeutende Geheimbünde, die aber aufgrund der Quellenlage nicht immer klar umrissen werden können. Wir haben aus der Antike diverse Quellen, die aber oft nur bruchstückhaft erhalten geblieben sind.
Von den antiken Schriftstellern sind uns zwar etliche Werke erhalten geblieben, viele aber in verschiedenen "dunklen Phasen" der Überlieferungsgeschichte verloren gegangen. An materiell-schriftlichen Quellen haben wir aus der Antike Inschriften (Epigramme), Münzen und andere Quellen, aber leider nur wenige erhaltene Papyri. Daher fehlen uns die meisten Aktenbestände.
In Ägypten, in dem schon früh eine Art von Staatlichkeit und eine Schriftkultur herrschte, gab es entsprechend der Machtkämpfe an der Spitze auch viele Seilschaften, die oft im Verborgenen operierten. Neben politischen Netzwerken gab es auch religiöse Netzwerke wie ägyptische Priesterorden.
Im antiken Griechenland gab es ebenfalls viele politische und religiöse Seilschaften entlang vieler Konfliktlinien. Neben den üblichen höfischen Seilschaften gab es Netzwerke entlang der herrschenden Kulte, v. a. der Mysterien.
Ein weiterer Geheimbund mit Schwerpunkt an der griechischsprachigen Küste Süditaliens waren die Pythagoreer. Diese Gruppe berief sich auf den Philosophen Pythagoras, entwickelte aber als Denkschule schon bald ihre Eigendynamik und nahm an Machtkämpfen der süditalischen Städte teil. Dabei erhielt sie manchmal den Charakter einer Geheimgesellschaft.
Im 5. Jhd. spielten noch andere Verwerfungen eine Rolle. Zum einen wurde die Forderung niederer Bevölkerungsgruppen nach politischer Partizipation ("Demokratisierung") den herrschenden Eliten zunehmend ein Dorn im Auge, zum anderen bildete sich nach den Siegen in den Perserkriegen ein Dualismus zwischen Athen und Sparta einschliesslich ihrer jeweiligen Verbündeten heraus.
Gerade in Athen, wo sich einfachere Volksschichten durch ökonomischen und militärischen Bedeutungszuwachs (z. B. als Ruderer) auch politisch zu Wort meldeten, bildeten sich gegen diese Tendenzien Hetairien.
Die Bacchanalien waren die Bachusfeste im antiken Rom. Sie wurden üblicherweise im März zur Beginn der Vegetationsperiode gefeiert. Bacchus war der römische Gott des Weines und des Rausches und wurde mit der Zeit mit dem griechischen (vielleicht ursprl. kleinasiatischen) Gott Dionysos gleichgesetzt. Die Bacchanalien sind in Rom seit dem 2. Jhd. v. Chr. nachweisbar. An sich waren die Bacchanalien anfangs ein Kult wie viele andere. Da durch solche Kulte aber Netzwerke entstehen und gleichzeitig ein Verlust der Impulskontrolle eintreten kann, kann durch sie auch eine Gefahr für das Gemeinwesen entstehen. Problematisch im Fall der Bacchanalien ist, dass es sich um ein äusserst rauschhaftes Fest handelte und dass dort offenbar problematische Netzwerker zueinander fanden. Diese gipfelten im Bacchanalienskandal 186 v. Chr.
Die Bacchusfeste wurden mit Alkohol und allerlei anderen Rauschmitteln gefeiert, die heute als psychedelische Substanzen bezeichnet würden. Die Menschen konsumierten neben Alkoholika Pilze und Rauschpflanzen wie Tollkirschen (Atropa (belladonna)). Dazu kam noch die Maskerade, die man auch als Mummenschanz bezeichnen könnte.
Schon Euripides schreibt für die griechischen Dionysosfeste, dass die alkoholisierten Gäste auf diesen Festen sich Tierhäute überstreiften und dann Tierrollen übernahmen (Quelle: Bacchen). In Rom verliefen die Feste ähnlich wild, waren aber als Repräsentanten eines griechischen Kultureinflusses nicht unumstritten. Die Anhänger der Bacchanalien versuchten daher, eigene Elemente aus römischer Tradition in diesen Kult einzuführen und eine aktive Bürgerbeteiligung an ihnen zu erreichen.
Im frühen 2. Jhd. wurden die Bacchanalien immer zügelloser.
Mit dem Ansteigen der Macht Roms im Mittelmeerraum stieg auch die Bedeutung von Geheimgesellschaften oder generell von Netzwerken. Diese konnten aus dem Inneren stammen, wie auch die Bacchanalien, aber auch von außen stammen, z. B. aus als "exotisch" geltenden Gegenden und Ländern. Traditionell galt Ägypten als Land mit großer mythischen Tradition (vgl. Herodot). Aber auch aus Gebieten, die weiter östlich lagen, kamen viele kultische Einflüsse.
Ein Beispiel für einen Kult, der aus dem alten Ägypten stammt, war der Isis-Kult. Zur damaligen Zeit war Ägypten schon stärker hellenisch geprägt, unterlag also selbst Fremdeinflüssen. Als die Göttin Isis dann im 1. Jhd. v. Chr. nach Rom importiert wurde und dann dort kultisch verehrt wurde., wurde sie weiter verändert, nämlich romanisiert. Entsprechend stellte man sie dann als Statue in Heiligtümern in römischem Gewand dar, ihre Herkunft war aber durch ein Gefäss mit Nilwasser und ein Sistrum noch erkennbar.
In Verschiedenen Romanen wie "Die letzten Tage von Pompeji" aus dem 19. Jhd, der mehrfach verfilmt wurde, wurde der Isis-Kult als böser Gegner des Christentums dargestellt. Ganz so war es in der antiken Realität sicher nicht. Es bestand aber eine Konkurrenz zwischen den "exotischen" Kulten.
In der Folgezeit kamen immer mehr Kulte vom Osten her in das Römische Reich. Einige wurden akzeptiert, andere verboten. Manchmal wechselte der "Legalitätsstatus" auch mehrfach.
Einer davon war das Christentum, welches anfangs inhaltlich noch etwas anders ausgerichtet war, als man es heute kennt. Es gab in der christlichen Geschichte schon früh Dogmenstreitigkeiten. Bei dem sich dann eben einige Denklinien durchsetzten. Das Christentum war übrigens nicht der einzige Kult aus dem östlichen Mittelmeerraum, geschweige denn dem Orient. Die anderen erwiesen sich nur als nicht so stark und ausdauernd. Der christliche Kult wurde beizeiten akzeptiert und beizeiten verfolgt, unter einigen Herrschern sogar schwer. In diesen Verfolgungszeiten waren Christen besonders stark auf Geheimstrukturen (z. B. in Katakomben) angewiesen. Der Kult konnte sich trotzdem gegen die anderen Kulte für lange Zeit durchsetzen.
Eine andere orientalische Religion war der Mithraskult. Er ist ein seit dem späten 1. Jhd. n. Chr. im Römischen Reich verbreiteter Mysterienkult um den Stiergott Mithras. Es ist denkbar aber nicht sicher, dass er mit dem iranisch-indischen Gott Mithra verwandt ist und somit einen Nebenzweig des Zarathustrismus (Zoroastrismus) darstellt. Der Mithraskult war sehr unter Soldaten verbreitet. Der Kult mit seinen Anhängern ist durch die Mysterienstruktur eine Geheimgesellschaft, nicht durch eine Illegalisierung.
Mit dem Anwachsen des Christentums gerieten mit der Zeit die vorher herrschenden Kulte der Heiden in Bedrängnis und mussten sich in ihrer Defensive einrichten. Jetzt waren sie es, die Geheimstrukturen bedarfen - und zwar nicht für Machtkämpfe innerhalb des Heidentums selbst oder aus bloßem Spaß am Geheimhalten, sondern für den reinen Existenzkampf.
Diesen verloren sie trotzdem nach einiger Zeit, obwohl es in abgelegenen Orten immer wieder geheime Kultstätten gab (→ Heiden; Pagane: diejenigen, die sich in die Vegetation oder abgelegene Gehöfte zurückziehen), in denen sie ihrem Kult frönen konnten. Darüber weiß man indirekt, indem christianisierte Behörden und Schriftsteller Berichte über ihre Verfolgung anstellen.
Bis es soweit war, lieferten sie dem Christentum in der Spätantike noch einen heftigen Abwehrkampf. Ein Netzwerk, dass dies übernahm, war der berühmte Symmachus-Kreis. Ideologisch versuchten die Heiden, ihre Gedankeninhalte zu konzentrieren und aus den hellenistischen Philosophenschulen der Platonischen Akademie, des Peripatos des Aristoteles und der Stoa ein Ideologiekonglomerat zu erstellen. Der Epikureismus (die 4. bedeutende Hellenistenschule) spielte in der Spätantike kaum noch eine Rolle. In der heutigen Philosophiegeschichtsschreibung ordnet man dies häufig unter dem Neuplatonismus ein. Es gab in der Spätantike für eine Zeit lang eine Parallelexistenz zwischen heidnischer und christlicher Schriftstellerei.
Schließlich wurden aber die heidnischen Kulte unter Theodosius Ende des 4. Jhd.s verboten. Sie existierten noch eine Weile in der Illegalität weiter, wurden aber von Herrschern wie z. B. Justinian schwer verfolgt.
MITTELALTER
Im europäischen Mittelalter haben wir eine andere "ideologische Lage". Schon in der Spätantike stellte sich das Christentum als Sieger heraus. In der Anfangsphase des Christentums als Staatsreligion gab es diverse abweichende Meinungen wie die der Arianer, die aber mit der Zeit ausgeschaltet werden konnten. Um 1000 kam es dann zum Bruch zwischen katholischer Kirche und orthodoxer Kirche (im Osten), der als Schisma (Kirchenspaltung) langfristig blieb. Danach versuchte der Katholizismus, abtrünnige religiöse Bruderschaften wieder offensiv anzugreifen. Dazu gehörten die Templer, deren Beseitigung aber auch im Sinne des französischen Königs war, die Katharer, die Waldenser und andere.
Eine Vernetzung gab es auch um bestimmte Berufsvereinigungen. Besonders wichtig waren die Bauhütten (auch: Dombauhütten), die besonders um den gotischen Kathedralenbau als Werkstattverband entstanden waren. Daraus entstand später die Freimaurerei, die sich allerdings mit der Zeit nur noch symbolisch auf die ursprünglichen freien Maurer berief. Wie genau die historischen Anfänge der Freimaurerei waren, lässt sich sowieso nur schwer sagen, weil die spätere Bewegung zu einer geistigen Selbstüberhöhung neigte und ihre Anfänge glorifizierte.
Die Freimaurerei in dem Sinne, wie wir sie kennen, betrifft aber eher die Neuzeit.
NEUZEIT
In der Neuzeit gab es wieder viele neue Geheimbünde. Das hing z. B. mit zunehmenden Emanzipationsbestrebungen in der Bevölkerung zusammen, aber auch mit dem Kampf gegen Fremdherrschaft, wie bspw. in Italien oder in vielen europäischen Staaten in der Zeit der französischen Besatzung.
Eine berühmte Geheimgesellschaft ist die der Freimaurer, die ihre Ursprünge selbst aber schon bis ins Mittelalter zurückverfolgt. Angeblich sollen die Freimaurer als Netzwerk aus beim Bau von Domen oder anderen religiösen Gebäuden entstanden sein. Der Begriff meint aber nicht nur Maurer im Sinne von Handwerkern, sondern auch von Architekten.
Eine andere wichtige Gesellschaft waren die Rosenkreu(t)zer, ein Bund, der sich auf einen sagenhaften Jacob Rosenkreutz berief.
Eine weitere bedeutende Gesellschaft waren die Illuminaten, wenn sie auch nicht so bedeutend waren, wie heute in Verschwörungsromanen der Anschein erweckt wird. Die Illuminaten wurden von Adam Weishaupt in Ingolstadt gegründet und hatten aufklärerische Ziele. Der Orden stellte aber schon 1784/85 nach dem Verbot die Tätigkeit ein.
QUELLEN und LITERATUR:
Wikipedia
Meyers großes Taschenlexikon
eigene Ermittlungen
-
Schreiber, Georg/Hermann Schreiber: Geheimbünde. Von der Antike bis heute
ANTIKE
Schon in der Antike gab es viele bedeutende Geheimbünde, die aber aufgrund der Quellenlage nicht immer klar umrissen werden können. Wir haben aus der Antike diverse Quellen, die aber oft nur bruchstückhaft erhalten geblieben sind.
Von den antiken Schriftstellern sind uns zwar etliche Werke erhalten geblieben, viele aber in verschiedenen "dunklen Phasen" der Überlieferungsgeschichte verloren gegangen. An materiell-schriftlichen Quellen haben wir aus der Antike Inschriften (Epigramme), Münzen und andere Quellen, aber leider nur wenige erhaltene Papyri. Daher fehlen uns die meisten Aktenbestände.
In Ägypten, in dem schon früh eine Art von Staatlichkeit und eine Schriftkultur herrschte, gab es entsprechend der Machtkämpfe an der Spitze auch viele Seilschaften, die oft im Verborgenen operierten. Neben politischen Netzwerken gab es auch religiöse Netzwerke wie ägyptische Priesterorden.
Im antiken Griechenland gab es ebenfalls viele politische und religiöse Seilschaften entlang vieler Konfliktlinien. Neben den üblichen höfischen Seilschaften gab es Netzwerke entlang der herrschenden Kulte, v. a. der Mysterien.
Ein weiterer Geheimbund mit Schwerpunkt an der griechischsprachigen Küste Süditaliens waren die Pythagoreer. Diese Gruppe berief sich auf den Philosophen Pythagoras, entwickelte aber als Denkschule schon bald ihre Eigendynamik und nahm an Machtkämpfen der süditalischen Städte teil. Dabei erhielt sie manchmal den Charakter einer Geheimgesellschaft.
Im 5. Jhd. spielten noch andere Verwerfungen eine Rolle. Zum einen wurde die Forderung niederer Bevölkerungsgruppen nach politischer Partizipation ("Demokratisierung") den herrschenden Eliten zunehmend ein Dorn im Auge, zum anderen bildete sich nach den Siegen in den Perserkriegen ein Dualismus zwischen Athen und Sparta einschliesslich ihrer jeweiligen Verbündeten heraus.
Gerade in Athen, wo sich einfachere Volksschichten durch ökonomischen und militärischen Bedeutungszuwachs (z. B. als Ruderer) auch politisch zu Wort meldeten, bildeten sich gegen diese Tendenzien Hetairien.
Die Bacchanalien waren die Bachusfeste im antiken Rom. Sie wurden üblicherweise im März zur Beginn der Vegetationsperiode gefeiert. Bacchus war der römische Gott des Weines und des Rausches und wurde mit der Zeit mit dem griechischen (vielleicht ursprl. kleinasiatischen) Gott Dionysos gleichgesetzt. Die Bacchanalien sind in Rom seit dem 2. Jhd. v. Chr. nachweisbar. An sich waren die Bacchanalien anfangs ein Kult wie viele andere. Da durch solche Kulte aber Netzwerke entstehen und gleichzeitig ein Verlust der Impulskontrolle eintreten kann, kann durch sie auch eine Gefahr für das Gemeinwesen entstehen. Problematisch im Fall der Bacchanalien ist, dass es sich um ein äusserst rauschhaftes Fest handelte und dass dort offenbar problematische Netzwerker zueinander fanden. Diese gipfelten im Bacchanalienskandal 186 v. Chr.
Die Bacchusfeste wurden mit Alkohol und allerlei anderen Rauschmitteln gefeiert, die heute als psychedelische Substanzen bezeichnet würden. Die Menschen konsumierten neben Alkoholika Pilze und Rauschpflanzen wie Tollkirschen (Atropa (belladonna)). Dazu kam noch die Maskerade, die man auch als Mummenschanz bezeichnen könnte.
Schon Euripides schreibt für die griechischen Dionysosfeste, dass die alkoholisierten Gäste auf diesen Festen sich Tierhäute überstreiften und dann Tierrollen übernahmen (Quelle: Bacchen). In Rom verliefen die Feste ähnlich wild, waren aber als Repräsentanten eines griechischen Kultureinflusses nicht unumstritten. Die Anhänger der Bacchanalien versuchten daher, eigene Elemente aus römischer Tradition in diesen Kult einzuführen und eine aktive Bürgerbeteiligung an ihnen zu erreichen.
Im frühen 2. Jhd. wurden die Bacchanalien immer zügelloser.
Mit dem Ansteigen der Macht Roms im Mittelmeerraum stieg auch die Bedeutung von Geheimgesellschaften oder generell von Netzwerken. Diese konnten aus dem Inneren stammen, wie auch die Bacchanalien, aber auch von außen stammen, z. B. aus als "exotisch" geltenden Gegenden und Ländern. Traditionell galt Ägypten als Land mit großer mythischen Tradition (vgl. Herodot). Aber auch aus Gebieten, die weiter östlich lagen, kamen viele kultische Einflüsse.
Ein Beispiel für einen Kult, der aus dem alten Ägypten stammt, war der Isis-Kult. Zur damaligen Zeit war Ägypten schon stärker hellenisch geprägt, unterlag also selbst Fremdeinflüssen. Als die Göttin Isis dann im 1. Jhd. v. Chr. nach Rom importiert wurde und dann dort kultisch verehrt wurde., wurde sie weiter verändert, nämlich romanisiert. Entsprechend stellte man sie dann als Statue in Heiligtümern in römischem Gewand dar, ihre Herkunft war aber durch ein Gefäss mit Nilwasser und ein Sistrum noch erkennbar.
In Verschiedenen Romanen wie "Die letzten Tage von Pompeji" aus dem 19. Jhd, der mehrfach verfilmt wurde, wurde der Isis-Kult als böser Gegner des Christentums dargestellt. Ganz so war es in der antiken Realität sicher nicht. Es bestand aber eine Konkurrenz zwischen den "exotischen" Kulten.
In der Folgezeit kamen immer mehr Kulte vom Osten her in das Römische Reich. Einige wurden akzeptiert, andere verboten. Manchmal wechselte der "Legalitätsstatus" auch mehrfach.
Einer davon war das Christentum, welches anfangs inhaltlich noch etwas anders ausgerichtet war, als man es heute kennt. Es gab in der christlichen Geschichte schon früh Dogmenstreitigkeiten. Bei dem sich dann eben einige Denklinien durchsetzten. Das Christentum war übrigens nicht der einzige Kult aus dem östlichen Mittelmeerraum, geschweige denn dem Orient. Die anderen erwiesen sich nur als nicht so stark und ausdauernd. Der christliche Kult wurde beizeiten akzeptiert und beizeiten verfolgt, unter einigen Herrschern sogar schwer. In diesen Verfolgungszeiten waren Christen besonders stark auf Geheimstrukturen (z. B. in Katakomben) angewiesen. Der Kult konnte sich trotzdem gegen die anderen Kulte für lange Zeit durchsetzen.
Eine andere orientalische Religion war der Mithraskult. Er ist ein seit dem späten 1. Jhd. n. Chr. im Römischen Reich verbreiteter Mysterienkult um den Stiergott Mithras. Es ist denkbar aber nicht sicher, dass er mit dem iranisch-indischen Gott Mithra verwandt ist und somit einen Nebenzweig des Zarathustrismus (Zoroastrismus) darstellt. Der Mithraskult war sehr unter Soldaten verbreitet. Der Kult mit seinen Anhängern ist durch die Mysterienstruktur eine Geheimgesellschaft, nicht durch eine Illegalisierung.
Mit dem Anwachsen des Christentums gerieten mit der Zeit die vorher herrschenden Kulte der Heiden in Bedrängnis und mussten sich in ihrer Defensive einrichten. Jetzt waren sie es, die Geheimstrukturen bedarfen - und zwar nicht für Machtkämpfe innerhalb des Heidentums selbst oder aus bloßem Spaß am Geheimhalten, sondern für den reinen Existenzkampf.
Diesen verloren sie trotzdem nach einiger Zeit, obwohl es in abgelegenen Orten immer wieder geheime Kultstätten gab (→ Heiden; Pagane: diejenigen, die sich in die Vegetation oder abgelegene Gehöfte zurückziehen), in denen sie ihrem Kult frönen konnten. Darüber weiß man indirekt, indem christianisierte Behörden und Schriftsteller Berichte über ihre Verfolgung anstellen.
Bis es soweit war, lieferten sie dem Christentum in der Spätantike noch einen heftigen Abwehrkampf. Ein Netzwerk, dass dies übernahm, war der berühmte Symmachus-Kreis. Ideologisch versuchten die Heiden, ihre Gedankeninhalte zu konzentrieren und aus den hellenistischen Philosophenschulen der Platonischen Akademie, des Peripatos des Aristoteles und der Stoa ein Ideologiekonglomerat zu erstellen. Der Epikureismus (die 4. bedeutende Hellenistenschule) spielte in der Spätantike kaum noch eine Rolle. In der heutigen Philosophiegeschichtsschreibung ordnet man dies häufig unter dem Neuplatonismus ein. Es gab in der Spätantike für eine Zeit lang eine Parallelexistenz zwischen heidnischer und christlicher Schriftstellerei.
Schließlich wurden aber die heidnischen Kulte unter Theodosius Ende des 4. Jhd.s verboten. Sie existierten noch eine Weile in der Illegalität weiter, wurden aber von Herrschern wie z. B. Justinian schwer verfolgt.
MITTELALTER
Im europäischen Mittelalter haben wir eine andere "ideologische Lage". Schon in der Spätantike stellte sich das Christentum als Sieger heraus. In der Anfangsphase des Christentums als Staatsreligion gab es diverse abweichende Meinungen wie die der Arianer, die aber mit der Zeit ausgeschaltet werden konnten. Um 1000 kam es dann zum Bruch zwischen katholischer Kirche und orthodoxer Kirche (im Osten), der als Schisma (Kirchenspaltung) langfristig blieb. Danach versuchte der Katholizismus, abtrünnige religiöse Bruderschaften wieder offensiv anzugreifen. Dazu gehörten die Templer, deren Beseitigung aber auch im Sinne des französischen Königs war, die Katharer, die Waldenser und andere.
Eine Vernetzung gab es auch um bestimmte Berufsvereinigungen. Besonders wichtig waren die Bauhütten (auch: Dombauhütten), die besonders um den gotischen Kathedralenbau als Werkstattverband entstanden waren. Daraus entstand später die Freimaurerei, die sich allerdings mit der Zeit nur noch symbolisch auf die ursprünglichen freien Maurer berief. Wie genau die historischen Anfänge der Freimaurerei waren, lässt sich sowieso nur schwer sagen, weil die spätere Bewegung zu einer geistigen Selbstüberhöhung neigte und ihre Anfänge glorifizierte.
Die Freimaurerei in dem Sinne, wie wir sie kennen, betrifft aber eher die Neuzeit.
NEUZEIT
In der Neuzeit gab es wieder viele neue Geheimbünde. Das hing z. B. mit zunehmenden Emanzipationsbestrebungen in der Bevölkerung zusammen, aber auch mit dem Kampf gegen Fremdherrschaft, wie bspw. in Italien oder in vielen europäischen Staaten in der Zeit der französischen Besatzung.
Eine berühmte Geheimgesellschaft ist die der Freimaurer, die ihre Ursprünge selbst aber schon bis ins Mittelalter zurückverfolgt. Angeblich sollen die Freimaurer als Netzwerk aus beim Bau von Domen oder anderen religiösen Gebäuden entstanden sein. Der Begriff meint aber nicht nur Maurer im Sinne von Handwerkern, sondern auch von Architekten.
Eine andere wichtige Gesellschaft waren die Rosenkreu(t)zer, ein Bund, der sich auf einen sagenhaften Jacob Rosenkreutz berief.
Eine weitere bedeutende Gesellschaft waren die Illuminaten, wenn sie auch nicht so bedeutend waren, wie heute in Verschwörungsromanen der Anschein erweckt wird. Die Illuminaten wurden von Adam Weishaupt in Ingolstadt gegründet und hatten aufklärerische Ziele. Der Orden stellte aber schon 1784/85 nach dem Verbot die Tätigkeit ein.
QUELLEN und LITERATUR:
Wikipedia
Meyers großes Taschenlexikon
eigene Ermittlungen
-
Schreiber, Georg/Hermann Schreiber: Geheimbünde. Von der Antike bis heute
Sonntag, 3. November 2013
BIOLOGIE: NERVENGIFTE (SYNAPSENGIFTE)
Nawi-Pool
Biologie-Lexikon
Nervengifte (Neurotoxine) sind Gifte, die auf Nervenzellen und das Nervengewebe wirken. Sie stören v. a. Membranproteine und damit die Wechselwirkung in den Ionenkanälen. Die meisten bekannten Nervengifte sind Feststoffe wie Schwermetalle (Arsen, Cadmium, Blei, Quecksilber) und Flüssigkeiten wie Ethanol oder Formalin. Es gibt aber auch Gase wie Monophosphan.
Aus dem Alltag bekannt sind neben "Alkohol" (Ethanol) auch Atropin (Gift der Schwarzen Tollkirsche), Botulinumtoxin (Botox), Koffein, Kokain oder Nikotin.
Nervenzelle (Neuron) mit Axon |
Übliche toxische Wirkungen erfolgen über die "schlaffe Lähmung" und die "starke Lähmung". Sie wirken dabei auf den Neurotransmitter Acetylcholin (ACh, Summenformel: C7H16NO2), einen der wichtigsten Neurotransmitter überhaupt, ein. Acetylcholin reagiert mit den Rezeptoren der subsynaptischen Membran und sorgt für eine Öffnung der Ionenkanäle. Diese wiederum sind wichtig für die Informationsübertragungen an Nervenzellen. Innerhalb eines Axons der Nervenzelle ist nämlich die Konzentration an Kaliumionen (und organischer Anionen) grösser und die der Natrium- und Chloridionen kleiner als im Aussenraum (extrazellulär).
Strukturformel von ACh |
- schlaffe Lähmung:
Das indianische "Pfeilgift" Curare besetzt Rezeptoren der subsynaptischen Membran von neuromuskulären Synapsen. Der dort wirksame Transmitter ist Acetylcholin, das die Ionenkanäle an der subsynaptischen Membran öffnen soll. Curare ist molekular ähnlich aufgebaut wie Acetylcholin und konkurriert mit diesem. Anders als Acetylcholin werden seine Ionenkanäle jedoch nicht geöffnet und es kommt zu keiner Erregungsübertragung. Die Skelettmuskulatur wird ebenso gelähmt wie die Atemmuskulatur und es kann der Tod durch Atemlähmung eintreten. Die Herzmuskulatur wird jedoch nicht gelähmt.
Bei einigen Operationen kann Curare zur Entspannung bestimmter Muskelgruppen eingesetzt werden.
Eine ähnliche Wirkungsweise hat das in verderbendem Fleisch entstehende Botulinumtoxin ("Botox"). Es hemmt allerdings schon die Ausschüttung von Acetylcholin aus den synaptischen Bläschen, anstatt erst die Aufnahme von Ionen an den Synapsen zu blockieren. In der kosmetischen Medizin wird es in minimalen Dosen zur Faltenbekämpfung eingesetzt.
- starre Lähmung:
Nikotin wirkt ähnlich wie Acetylcholin und verstärkt damit dessen Wirkung. Es reagiert mit den Rezeptoren der subsynaptischen Membran und die Ionenkanäle werden geöffnet. Nikotin kann aber anders als Acetylcholin von der Acetylcholinesterase nicht gespalten werden. Die Muskulatur wird übermässig erregt und es kann zu Muskelzittern kommen. Würde man Nikotin direkt ins Blut geben, anstatt es z. B. zu rauchen, könnte es zu tödlichen Krämpfen der Atemmuskulatur führen.
Eine ähnliche Wirkung hat E 605, ein Insektizid, das aber auch als Mord- und Selbstmordgift bekannt ist. E 605 hemmt die Acetylcholinesterase, die Acetylcholin abbauen soll. Die Ionenkanäle sind nun durch das länger vorhandene Acetylcholin länger bzw. immer wieder geöffnet, so dass durch einen übermässigen Na+-Einstrom eine Übererregung ausgelöst wird. Vergiftungen mit E 605 oder ähnlichen Mitteln können zu starken Krämpfen und zum Tod durch (starre) Atemlähmung führen.
Vergleiche hierzu: Giftmorde (Murmillo-Blog)
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