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Donnerstag, 8. Mai 2014

MARTIN OPITZ: CARPE DIEM

Martin Opitz von Boberfeld lebte von 1597 (Bunzlau) bis 1639 (Danzig).
Er war der Sohn eines Metzgers und hatte die Möglichkeit, eine Lateinschule und ein Gymnasium zu besuchen und später in Heidelberg Philosophie und Jura zu studieren.
Opitz galt als einer der bedeutendsten deutschen Dichter des Barock und als Begründer der Schlesischen Dichterschule, wie eine spätere Bezeichnung lautete. Diese Schule war äusserst wirkmächtig.
Überhaupt kamen viele Barockdichter aus Schlesien. So auch der berühmte Andreas Gyrphius (Greif), der aber nicht zu dieser Schule gehörte. Ein weiterer wichtiger Barockdichter, Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen kam allerdings nicht aus der Schule. 
Opitz erlebte wie viele Barockdichter den Dreissigjährigen Krieg. 1939 starb er in Danzig an einer Seuche.


Carpe Diem (1624)


Ich empfinde fast ein Grauen,
dass ich, Plato, für und für
bin gesessen über dir.
Es ist Zeit hinauszuschauen
und sich bei den frischen Quellen
in dem Grünen zu ergehn.
wo die schönen Blumen stehn
und die Fischer Netze stellen!

Wozu dienet das Studieren
als zu lauter Ungemach!
Unterdessen läuft die Bach
unsers Lebens, das wir führen,
ehe wir es inne werden,
auf ihr letztes Ende hin:
dann kömmt ohne Geist und Sinn
dieses alles in die Erden.

Holla, Junger, geh und frage,
wo der beste Trunk mag sein,
nimm den Krug und fülle Wein!
Alles Trauren, Leid und Klage,
wie wir Menschen täglich haben,
eh uns Clotho fortgerafft,
will ich in den süssen Saft,
den die Traube gibt, vergraben.

Kaufe gleichfalls auch Melonen
und vergiss des Zuckers nicht,
schaue nur, dass nichts gebricht!
Jener mag der Heller schonen,
der bei seinem Gold und Schätzen
tolle sich zu kränken pflegt
und nicht satt zu Bette legt;
ich will, weil ich kann, mich letzen!

Bitte meine guten Brüder
auf die Musik und ein Glas!
Kein Ding schickt sich, dünkt mich, bass
als gut Trank und gute Lieder.
Lass ich gleich nicht viel zu erben,
ei, so hab ich edlen Wein!
Will mit andern lustig sein,
muss ich gleich alleine sterben.



Themen der Barockliteratur waren das Carpe-Diem-Motiv, die Endlichkeit des Lebens (Memento mori.) und die Eitelkeit/Leere (Vanitas). Die Lyrik nahm in der Barockliteratur eine herausragende Stellung ein.
Inhaltlich drückte es sich durch ein "Pendeln" zwischen den Extremen (Antithetik) aus, z. B. zwischen Diesseits und Jenseits, Spiel und Ernst und Sexualität/Ekstase und Tugend.
Das auf äussere Wirkung bedachte Barock setzte gerne Stilmittel ein (Metaphern, Allegorien, Wiederholungen). Eine beliebte Form der Lyrik war das Sonett.

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