Fachbereiche: Geschichte (Politik, Sowi, Philosophie) - Sprachen - Wirtschaft, Recht - Biologie (Chemie) - Technik (Physik) und Blödsinn.
Dieser Universal-Blog ist aus einer Seite für Geschichte, Politik (und Realienkunde) hervorgegangen, die sich dann in Richtung Humanwissenschaften weiterentwickelt hat.
Sprachen: Englisch, Französisch, Spanisch; Latein, Altgriechisch; Russisch; Japanisch, Chinesisch; Arabisch; Mittelägyptisch; Sanskrit und Hindi etc.
Personen-Link: http://novatlan.blogspot.de/2014/08/personen-pool.html

Montag, 30. Dezember 2024

XENOPHON

undefined
Xenophon (Büste)

 

XENOPHON – ÖKONOMIA

Xenophon ist ein griechischer Politiker, Söldner(führer) und Philosoph. Er war in mehreren Disziplinen schriftstellerisch tätig: Geschichte, Philosophie, Ökonomie.

Xenophon war ein Schüler des Sokrates, seine Ansichten unterschieden sich aber von anderen Schülern wie Platon. Mit diesem teilte er aber die kritische Distanz zur (attischen) Demokratie.


Wir haben das Wissen über Xenophons Leben im wesentlichen aus zwei Quellen:
  • seinen eigenen Werken
  • der philosophiegeschichtlichen Schrift des Diogenes Laertios (ca. 3. Jhd. n. Chr.)
Xenophon war der Sohn des Gryllos und wurde in Athen im Demos Erchia geboren. Seine Familie soll wohlhabend gewesen sein. Seine Gesinnung war oligarchisch und damit antidemokratisch.

Xenophon wurde bereits in jungen Jahren (nach 410?) zum Anhänger des Philosophen Sokrates. Angeblich soll Sokrates ihm in einer engen Gasse den Weg versperrt und ihn nach Lebensmittelhändlern gefragt haben.

Auf dessen Antwort hin fragte Sokrates: „Und wo werden die Menschen edel und tüchtig?“

Es ist nicht bekannt, wie lange Xenophon Sokrates‘ Schüler blieb. Im Jahre 401 v. Chr. Verließ er Athen und Sokrates starb 399 v. Chr. durch den Schierlingsbecher.

Trotzdem befasste sich Xenophon noch lange mit der Gedankenwelt seines Lehrers und verfasste Dialoge mit Sokrates als Hauptakteur.

Derweil entwickelte sich im Perserreich ein Bruderzwist zwischen dem Großkönig Artaxerxes und seinem jüngeren Bruder Kyros dem Jüngeren. Da Artaxerxes seinen Bruder beinahe schon einmal hat hinrichten lassen und nur durch Intervention der Mutter umgestimmt wurde, sann Kyros auf Rache. Er musste aber verdeckt vorgehen.

402 v. Chr. beauftragte er Proxenos von Theben, griechische Söldner anzuwerben, die damals im östlichen Mittelmeerraum sehr gefragt waren.

Proxenos lud auch Xenophon ins Heerlager nach Sardes ein, doch war dieser noch unschlüssig. Zum einen barg so ein Unternehmen an sich schon Risiken. Dann kam noch hinzu, dass Xenophon aufgrund seiner antidemokratischen Haltung mit seiner Heimatstadt Athen auf Kriegsfuß stand. Wenn er sich jetzt noch für einen persischen Prinzen und dann auch noch für einen, der gerade eben im verlorenen Peloponnesischen Krieg den Hauptgegner Sparta unterstützt hat, wäre er ganz unten durch.

Xenophon reiste also nach Delphi und befragte das Orakel. Er fragte aber nach eigener Aussage nur, an welche Götter er sich wenden solle, um den Feldzug heil zu überstehen.

401 v. Chr. reiste er ins Perserreich. Am Anfang nahm er an dem Zug aber nur als Zivilist teil. Später übernahm er dann immer mehr militärische aufgaben.

Den „Zug der Zehntausend“ beschrieb Xenophon dann in einem seiner Hauptwerke, der „Anabasis“. Die Anabasis sollte eine enorme historische und literarische Nachwirkung haben. Unter Anabasis verstand man in der antiken griechischen Kultur meistens einen Feldzug, der im Küstengebiet begann und dann ins Landesinnere führte.

Das stategische Problem dieses Feldzugs war, dass man zwar weit ins Perserreich vordringen konnte, weil Artaxerxes zunächst überrascht war, dann aber empfindliche Niederlagen hinnehmen musste.

In der berühmten Schlacht bei Kunaxa nördlich von Babylon konnte die Partei des Kyros zwar 401 v. Chr. einen Sieg davontragen. Zum einen gelang ihr aber nicht die vollständige Vernichtung des Gegners und zum anderen starb auch noch ihr Anführer Kyros. Da es in der Folge nicht gelang, einen Nachfolger zu finden, stellte sich die Frage nach dem Sinn einer Fortsetzung des Unternehmens. Besonders blamabel war, dass sich die Anführer der Griechen auf ein Verhandlungsangebot einließen, das aber als Falle konzipiert war und bei dem sie gefangen genommen und später hingerichtet wurden.

Im Heer der Kyrosanhänger brachen interne Streitigkeiten aus, die sich vorher schon angedeutet hatten. Jetzt war es höchste Zeit, dass sich die Söldner aus der drohenden Umklammerung lösten und durch das Feindesland zur Meeresküste (z. B. Schwarzes Meer) durchschlugen. Als auch noch Proxenos von Theben fiel, musste Xenophon mit anderen dessen Rolle übernehmen. Angeblich lehnte er aber den Posten des Oberbefehlshabers ab. So gelangten die Söldner schließlich bis zur Schwarzmeerküste und dann über Byzantion nach Pergamon.

In den Folgejahren war Xenophon in Athen nicht gerne gesehen. So schloss er sich den Spartanern unter Agesilaos an. Als Belohnung erhielt er ein Landgut in Skillous, auf das er sich in den 380er-Jahren mit seiner Frau Philesia und seinen beiden Söhnen zurückzog.

Jetzt konnte er sich der Wirtschaft und geistigen Tätigkeiten widmen. In dieser Zeit entstanden die historischen Werke „Anabasis“ und „Hellenika“. Die Hellenika schlossen sich als Geschichtswerk direkt dem unvollendeten Werk des Thukydides an.

Thukydides verfasste aber auch eine ökonomische Schrift, „Oikonomikos“ und philosophische Schriften in Dialogform. Diogenes Laertios legt nahe, dass er diese in Konkurrenz zu Platon ähnlich wie dieser anlegte und benannte: „Gastmahl“, „Apologie“ (Verteidigungsrede des Sokrates). Für beide stand Sokrates im Zentrum der philosophischen Erneuerung ihrer Zeit. Trotz ähnlicher Ausrichtung einiger Dialoge waren diese aber nicht inhaltsgleich: Xenophon entwickelte z. B. anders als Platon keine Ideenlehre auf Basis von Sokrates‘ Gedanken.

Nachdem Sparta den Peloponnesischen Krieg gegen Athen 404 v. Chr. für sich hatte entscheiden können, stellte sich schnell heraus, dass es mit der Rolle des Hegemon auf längere Sicht überfordert und imperial überdehnt war. Im Jahr 371 v. Chr. unterlag es Theben in der Schlacht bei Leuktra. Doch auch Theben konnte sich nur für begrenzte Zeit als griechischer Hegemon halten und musste – gerade in Abwehr des erstarkenden Makedoniens im Norden – mit dem teilrestaurierten Athen und seinem Zweiten Seebund zusammenarbeiten.

Für Xenophon bedeutete die Niederlage Spartas, dass er nicht auf seinem Gut in Skillous bleiben konnte und mit seiner Familie nach Korinth ziehen musste. Erst 367/366 v. Chr. wurde sein Verbannungsurteil aufgehoben. Wahrscheinlich hat er dann seine Heimatstadt wieder besucht. Xenophon soll aber in Korinth gestorben sein (Diogenes Laertios).

Da Xenophon philosophisch zu den Sokratesschülern gehörte, wäre die Frage interessant, wie er zu ihnen gestanden hat. Wir wissen von Diogenes Laertios nur, dass er zu Platon und Aristippos von Kyrene ein schlechtes Verhältnis gehabt haben soll. Vielleicht schrieb er auch deshalb einige Dialoge über ähnliche Themen. Außerdem habe der eine moralische Abhandlungen und der andere (Xenophon) „Memorabilia“ (mit Reminiszenzen an Platons Dialoge) geschrieben. Die „Erziehung des Kyros“ soll Platon als Fiktion abgetan haben.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen