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Samstag, 20. Februar 2016

Akira KUROSAWA



* 23.03.1910
+ 06.09.1998

Akira Kurosawa wurde am 23.03.1910 in Tokio als jüngstes von sieben Kindern geboren. Er hatte drei ältere Schwestern und drei Brüder.
Seine Mutter war sehr sanftmütig, sein Vater dagegen miltärisch geprägt. Der Vater hatte eine Offiziersschule absolviert und arbeitete später als Lehrer an der Kaiserlichen Militärakademie.

Der junge Akira interessierte sich früh für Kunst und Malerei und wurde schon in der Grundschule von einem Lehrer gefördert, der sein Talent erkannte. Für Sport und Drill interessierte er sich weniger. Sein Vater war davon weniger begeistert und einer seiner Brüder warf ihn einmal zum Schwimmenlernen einfach ohne Vorbereitung ins Wasser.
Als sein Vater merkte, dass sein Sohn auch in der Mittelschule von der künstlerischen Schiene nicht abzubringen war, akzeptierte er diese Situation widerwillig, um wenigstens eine Begabung seines Sohnes fördern zu können.

Kurosawa ging nach der Mittelschule im Jahre 1927 auf die Doshusha-Schule für westliche Malerei. Nebenbei arbeitete er als Maler und Illustrator. Sein älterer Bruder Heigo war als "Benshi" (Stummfilmerzähler) erfolgreich und unterstützte Akira. Der Vater mochte aber Heigos unabhängigen Lebensstil und seine Liebesbeziehungen nicht und warf ihn aus dem Haus.
Heigo zeigte Akira traditionelle japanische Kunstformen wie Yose (trad. Varieté) und Kodan (Samuraierzählungen), sowie diverse Filme und literarische Werke.
Doch im Juli 1933 nahm sich Heigo das Leben, was für Akira ein lebenslanger Schock sein sollte.

Akira Kurosawa trieb trotzdem seine Filmkarriere weiter voran. Er schrieb ca. 50 Drehbücher und durfte 1943 zum ersten Mal Regie führen. Nach dem Zweiten Weltkrieg konnte er seine Karriere weiter fortsetzen und gründete 1959 seine eigene Produktionsfirma. Berühmt wurde Kurosawa vor allem für seine Samuraifilme, aber er beschäftigte sich auch mit anderen Stoffen.
Kurosawa übernahm in seinen Filmen neben japanischen Motive auch Motive aus anderen Kulturen und wurde mit der Zeit weltweit anerkannt. Eine tiefe Freundschaft verband ihn mit Francis Ford Coppola.

Akira Kurosawa ist berühmt für Samuraifilme wie Rashomon (1950), Die sieben Samurai (1954), Das Schloss im Spinnweb-Wald (1957), Yojimbo - Der Leibwächter (1961) und Sanjuro (1962). Die meisten seiner Filme erschienen in Schwarz-Weiss. Einige Meisterwerke wie Kagemusha und ran erschienen aber auch in Farbe. Sie kombinieren epische Schlachtengemälde mit psychodramatischem Tiefgang.
Eine andere Thematik verarbeitet Kurosawa beispielsweise in Engel der Verlorenen (1948), in dem er einen alkoholkranken Arzt auf einen verletzten Gangster treffen lässt, in Einmal wirklich leben (Ikiru, 1952), in Uzala, der Kirgise (1975) und in Akira Kurosawas Träume (Yume, 1990).
Kurosawa arbeitete oft mit dem Schauspieler Toshiro Mifune zusammen, das erste Mal 1948 in Engel der Verlorenen. Mifune wurde später auch durch die Samurai-Serie Shogun (nach James Clavell) bekannt.

Im Alter von 88 Jahren starb Kurosawa am 06.09.1998 an einem Hirnschlag. Er wurde beim buddhistischen Tempel An'yó-in in Kamakura beigesetzt.


QUELLEN

Wikipedia
Meyers Grosses Taschenlexikon
diverse Filmlexika
siehe auch "Literatur"!

LITERATUR

Kurosawa, Akira: So etwas wie eine Autobiographie; Zürich 1991
Jansen, Peter W./Wolfram Schütte (Hgg.): Akira Kurosawa; München 1988

WALLERSTEIN, IMMANUEL MAURICE


Immanuel Wallerstein 2008, European University St. Petersburg

* 28.09.30 in New York City

Immanuel Wallerstein ist ein US-Amerikanischer Soziologe und Begründer der Weltsystemtheorie, der in seinem Werk Anleihen aus verschiedenen Sozialwissenschaften und der Geschichtswissenschaft nimmt.



Immanuel Wallerstein wurde 1930 in New York City in eine Zahnarztfamilie geboren. Er interessierte sich aber eher für die Sozialwissenschaften und hier insbesondere für Abhängigkeitsstrukturen. 1951 erwarb er seinen BA an der Columbia University in New York. 1954 erwarb er ebd. seinen MA. 1959 wurde er dort PhD. Ein Jahr zuvor wurde er Mitarbeiter am Department of Sociology und blieb dort bis 1971, dann wechselten sich verschiedene Forschungsstationen ab, darunter auch in Canada und Frankreich. Wallerstein leitete auch Institute. 

Schon früh analysierte Wallerstein die Abhängigkeit Afrikas (z. B. Africa. The Politics of Independence, 1961).
Als einen besonderen Einschnitt erlebte er die Studentenbewegung um das Jahr 1968 (University in Turmoil. The Politics of Change, 1969). Nach Ansicht einiger verklärte er es sogar übertrieben zu einer Epochenwende. Nachdem er sich also mit Africa und den Umwälzungen der späten 60er-Jahre auseinandergesetzt hatte, bemühte er sich zu Anfang der 70er-Jahre, seine bisher gesammelte Erkenntnis in einen größeren theoretischen Rahmen zu fassen. Die Weltsystemtheorie entstand.

Immanuel Wallerstein kann als ein Soziologe bzw. Sozialwissenschaftler gesehen werden, der historische mit sozialwiss.-modellierenden Ansätzen verbindet. Dies sieht man auch in der Weltsystemtheorie.
Andere Vertreter dieses Ansatzes sind: André Gunder Frank (Spätwerk), Samir Amin, Étienne Balibar (z. T.), Giovanni Arrighi und Beverly Silver.
Die Weltsystemtheorie betrachtet, wie der Name bereits andeutet, die Welt als großes kapitalistisches Weltsystem, das aus verschiedenen Untersystemen besteht und auf den Prinzipien der Kapitalakkumulation und Ausbeutung beruht.
Der Weltsystem-Ansatz beruht auf marxistischen und neomarxistischen Gedanken, aber auch auf der franz. sozialhistorischen Annales-Schule nach Fernand Braudel und auf diversen anderen Ansätzen der Sozialwissenschaften, z. B. von Nikolai Kondratieff. Das Basiswerk ist "The Modern World-System", das 1974 in seinem ersten Band erschien und viele Nachfolgewerke nach sich zog. Hier untersucht Wallerstein im Rückgriff auf die erwähnten Ansätze detailliert, wie sich das kapitalistische Weltsystem seiner Meinung nach über die Jahrhunderte entwickelt hat.
Die Weltsystemtheorie wird häufig in eine Nähe zur Dependenztheorie (Dependencia-Th.) gerückt, ist aber differenzierter. Beide Ansätze kann man neomarxistisch nennen und beide unterscheiden bei der Analyse von Ausbeutungsverhältnissen zwischen Zentrum und Peripherie, Wallersteins erweitert diesen Ansatz aber um die Semiperipherie und weitere Faktoren. Die Semiperipherie dient dabei dem Zentrum in seiner Ausbeutungsbestrebung.
Trotz dieser ausdifferenzierten Betrachtung, ist bei Wallerstein der Grundgedanke, dass man bei der Analyse zwischen Ausbeutern und Ausgebeuteten unterscheiden kann, bimodal.

In Deutschland war die Reaktion zunächst durchwachsen. In der ursprünglich konservativ geprägten etablierten Geschichtswissenschaft taten viele Forscher die Thesen Wallersteins zunächst als blanken Unsinn ab. Man wollte ihn auch nicht zu Symposien laden. Eine Resonanz erhielt er eher über die Soziologie.

Wallerstein blieb seinem Kurs treu, beschäftigte sich aber trotz seines hohen theoretischen Anspruchs immer wieder mit Tagespolitik. Hierher gehören auch die "Commentaries", die er über die Homepage seines Instituts auch online publiziert. Interessant ist, dass er in den 90ern, also in einer Zeit, in der die USA in Deutschland und Europa als Vorbild für Gesellschaftsreformen herangezogen wurden, die Stärke dieses Landes eher kritisch sah. Wallerstein sah Deutschland und Japan, zwei weitere wichtige Zentren des Weltsystems, weiter als stark aufgestellt an. Daneben bewertete er den Aufstieg Chinas.

Zur Jahrtausendwende beschäftigte sich Wallerstein sowohl in seinen Commentaries als auch in seinen Monographien immer stärker mit der Frage, wie sich das kapitalistische Weltsystem zukünftig weiterentwickeln würde (z. B. Does Capitalism have a Future?).
Er beantwortete diese Frage unterschiedlich, deutete aber die Möglichkeit einer finalen Entscheidung an, ob das System kapitalistisch bleiben und untergehen wolle oder sich zu einem demokratisch-sozialistischen System transformieren würde.
Gleichzeitig arbeitete er weiter an seinem Opus magnum "The Modern World-System", dessen 4. Band 2011 erschien. 
Dazu ging er anlässlich der Kriege der Bush-Regierung genauer auf die Schwächen der USA ein (Decline of American Power. The U. S. in a Chaotic World, 2003).