Fachbereiche: Geschichte (Politik, Sowi, Philosophie) - Sprachen - Wirtschaft, Recht - Biologie (Chemie) - Technik (Physik) und Blödsinn.
Dieser Universal-Blog ist aus einer Seite für Geschichte, Politik (und Realienkunde) hervorgegangen, die sich dann in Richtung Humanwissenschaften weiterentwickelt hat.
Sprachen: Englisch, Französisch, Spanisch; Latein, Altgriechisch; Russisch; Japanisch, Chinesisch; Arabisch; Mittelägyptisch; Sanskrit und Hindi etc.
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Donnerstag, 22. November 2012

BERÜHMTE ANARCHISTISCHE DENKER


Konservative Denker


Ulrike Heider (1947)




Noam Chomsky (1928)




Murray Bookchin (1921 - 2006)




Paul Goodman (1911 - 1972)




Ricardo Flores Magon (1874 - 1922)




Alexander Berkman (1870 - 1936)




Emma Goldman (1869 - 1940)




Lucy Parsons (1853 - 1942)




Pjotr Alexejewitsch Kropotkin (1842 - 1921)

File:Peter Kropotkin circa 1900.jpg


Michail A. Bakunin (1814 - 1876)




Pierre-Joseph Proudhon (1809 - 1865)





DIE BANDEN AUF ST. PAULI 1945 - 2000

Das Eros Center war neben dem Palais d'Amour eines der beiden Großbordelle ("Nuttensilos") aus der klassischen Kiezzeit.


Anhang:
Crime-Pool (Überblick über kriminelle Existenzen)
-
Thomas Born (der kürzlich verstorbene Karate-Tommy) 
Stefan Hentschel
Der Fall Michael Luchting (Mord oder Selbstmord?)
Werner Pinzner
Mordopfer auf St. Pauli (80er)
-
OMG/OMC (Rockergruppen)



EINLEITUNG

St. Pauli oder Hamburg(er) Berg war durch seine Nähe zur Hafenstadt Hamburg prädestiniert für eine schillernde Sozialstruktur.
Früher mussten gesellschaftliche Gruppen, die nicht sozial anerkannt waren und die man in der Stadt nicht haben wollte, vor der Stadt wohnen und sich durchschlagen. Das führte dazu, dass sich viele problematische Gruppen in St. Pauli ansiedelten, die in Hamburg nicht geduldet wurden. Hamburg selbst war als grosse Hafenstadt voller positiver und negativer Einflüsse.
Das Milieu in St. Pauli setzte sich besonders an der und um die Reeperbahn fest, weil diese lange Strasse Hamburg und St. Pauli verband. Ursprünglich wurden die Seile für die Schiffe noch entlang solcher relativ gerader Strassen geflochten und aufgespannt.

Erste Nachweise dieser speziellen Kultur in St. Pauli gibt es bereits aus dem 18. Jhd. Aber sicher war sie schon vorher da, weil sich in Nord- und Ostsee schon im Mittelalter ein Netzwerk von Hansestätten aufgebaut hatte. Aus dem 19. Jhd. haben wir viele Hinweise einer regen Kneipenkultur, in der es immer wieder auch zu kriminellen Handlungen und zum Aufbau dubioser Strukturen kam.
Vor dem Ersten Weltkrieg blühte Hamburg auf, weil es Ziel der Wilhelminischen Grossmachtpolitik war, das Reich mit einer grossen Flotte auszustatten und somit über die Kolonien Weltgeltung zu erhalten (Weltpolitik). Man wollte den "Platz an der Sonne", wie von Bülow es formulierte. Auch jetzt gab es schon ausländische Einflüsse. Neben dem frischen Wind aus den Kolonien, deren Bewohner aber manchmal abfällig betrachtet und in Zoos ausgestellt wurden, gab es Einflüsse aus China und dem gerade erstarkenden Japan (z. B. Jiu-Jitsu).
Durch den Ersten Weltkrieg, in dem Deutschland durch die Englische Seeblockade zur See den kürzeren zog und nur mit U-Booten stark wirken konnte und die auf ihn folgende Niederlage war das Land erst einmal geschwächt. Die Wirtschaft lag darnieder und das Militär musste abrüsten. Die Kriegsflotte versenkte sich bei Scapa Flow selbst, bevor sie übergeben werden konnte. Die Folgen eines grossen Bombenkriegs gab es noch nicht.
Die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg war zwar wirtschaftlich heikel, es gelang aber allmählich eine wirtschaftliche Stabilisierung. Kriminalität und Prostitution entwickelten sich weidlich.
Politisch war das Klima rot: Die Menschen wählten häufig SPD oder sogar KPD.
Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten erlebten die Hafenstädte wirtschaftlich und militärisch einen deutlichen Aufstieg. Die Rüstungsbeschränkungen des Versailler Vertrages wurden immer besser unterlaufen.
Der Aufschwung war aber damit erkauft, dass man sich einerseits als Staat massiv verschuldete und andererseits bestimmte Gruppen als willkommene Feindbilder aus der Gesellschaft ausschloss. Viele konnten oder wollten lange Zeit nicht wissen, dass diese Separierung bestimmter gesellschaftlicher Gruppen letztendlich in deren Vernichtung enden sollte.
Auch die politisch zunächst distanzierten Arbeiter freundeten sich mit dem neuen System an.
Die Unterwelt konnte ökonomisch von dem gesamtdeutschen Wirtschaftsaufschwung profitieren. Allerdings musste sie sich in gewisse Rückzugsbereiche zurückziehen, weil die Nationalsozialisten den totalen Staat anvisierten und eine rigorose Moral mit harten Strafen durchsetzen wollten. Aber auch die neue Führung erkannte, dass man das Treiben auf St. Pauli nicht einfach verbieten konnte. Man versuchte aber, die Prostitution zu kontrollieren.
Im Zweiten Weltkrieg erwies sich die deutsche Flotte der britischen als wieder nicht gewachsen. Es gelang ihr aber, den Einmarsch in Norwegen zu decken und gewisse Achtungserfolge zu erringen. Auf längere Sicht hatte Grossbritannien noch den Vorteil, dass es immer mehr wirtschaftlich und dann militärisch durch die zunächst neutralen US-Amerikaner unterstütz wurde. Im Zweiten Weltkrieg versuchten die Deutschen, ihre Unterlegenheit bei Schlachtschiffen wieder durch die U-Boot-Rüstung auszugleichen. Das geschah in einem noch viel grösseren Massstab als im Ersten Weltkrieg und man kontrollierte eine Zeit lang sogar den Atlantik.
Letztendlich ging aber auch dieser Krieg wieder verloren. Diesmal waren die Folgen für die Zivilbevölkerung aber viel grösser, weil es zu einem massiven Bombenkrieg kam, der besonders Hamburg sehr stark traf.
Gerade in diesem Chaos bildeten sich wieder räuberische Banden, die vom Regime genauso hart bekämpft wurden wie defätistische Umtriebe. Gegen Kriegsende zweifelten die Menschen immer mehr am Endsieg.
Es kam zu etlichen Hinrichtungen.


WIEDERAUFBAU UND DOMINANZ DES PATEN WILFRID "FRIEDA" SCHULZ



Im Zweiten Weltkrieg erlebte St. Pauli grosse Zerstörungen und musste wieder aufgebaut werden. Viele Menschen lebten in grosser Armut und versuchten, sich mit dubiosen Geschäften über Wasser zu halten.
In dieser Zeit bildeten sich wieder kriminelle Strukturen. Eine bedeutende Rolle spielte damals Wilfrid Schulz. Schulz hatte als Hafenarbeiter ("Bananenpacker") und Kellner angefangen und konnte sich dann schrittweise hocharbeiten. Dabei kamen ihm seine Boxkünste zu Gute. In den 60er-Jahren konnte er dann ein Machtmonopol aufbauen. Er setzte sich damals gegen Konkurrenz aus Italien und Österreich durch und wurde bald "Der Pate" genannt. Seine zweiten Spitznamen "Frieda" hörte er weniger gerne.
Den Machtkampf gegen die "Loddels" aus Österreich gewann Schulz dadurch, dass er den "Wiener Bären", Arnold Sellner, mit mehreren Messerstichen ins Gesäss "antöten" liess.
Zur Festigung seines Gewaltmonopols baute er eine Art Gerichtshoheit auf. Der Einsatz von Schusswaffen sollte vermieden werden (Codex "Ohne Waffen).
Als Hauptquartier dienten ihm und seinen Helfern verschiedene Wirtshäuser bzw. Gaststätten in St. Pauli. Später konzentrierte sich Schulz auf das Edelbordell "Café Cherie" am Steindamm in St. Georg.
Wilfrid Schulz konnte gegenüber Gegnern Kiezverbote aussprechen, die diese wirtschaftlich in den Ruin treiben konnten. Schulz verdiente sein Geld mit Gastronomie, Prostitution, Handel mit illegalen Substanzen und Glücksspiel. Die in der damaligen Zeit gehandelten Drogen waren Cannabis und diverse synthetische Drogen (Pervitin, Captagon). Kokain spielte erst ab den 70ern wieder eine grössere Rolle.
Daneben verfügte Schulz mutmasslich über Kontakte ins Ausland, v. a. zur Mafia in den USA, die ihm in den 70er-Jahre Besuche abstattete.
Die Einhaltung des eigenen Codex "ohne Waffen" gelang nicht immer. Schulz und seine rechte Hand Uwe "Dakota-Uwe" Carstens verpassten z. B. dem konkurrierenden persischen Zuhälter und Ringer "Aqua" Schüsse ins Bein. Auch werden Schulz Morddrohungen gegen "Singvögel" angelastet.
Über undichte Stellen bei der Polizei (Verdacht: Kriminaldirektor Hans Zühlsdorf) bekam er Informationen über V-Männer im Milieu ins "Café Cherie", ein Edelbordell geliefert. Diese Informationen soll er ins Milieu weiterverkauft haben. Danach starben anfang der 80er-Jahre einige V-Männer.
Um Schulz und seine rechte Hand Uwe Carstens herum stiegen viele später berühmte Kiezfiguren auf, darunter Ringo Klemm, Stefan Hentschel und Ronald Miehling (als Enforcer).
Die Justiz konnte Schulz nur wegen relativ geringer Straftaten belangen wie z. B. Urkundenfälschung. Anfang der 1980er-Jahre musste Schulz dann wegen Steuerhinterziehung für zweieinhalb Jahre ins Gefängnis. Die Polizei hatte insgesamt immer bessere Mittel zur Überwachung der Luden in der Hand.
Doch da hatte Schulz bereits mit seinem schrittweisen Rückzug aus den Kiezgeschäften begonnen. Jüngere Banden rückten nach und beanspruchten das Feld für sich, obwohl Schulz immer noch stark war.
Das Auftreten der jüngeren Luden war anders: Statt Jacketts liebten sie das Outfit von Paradiesvögeln. In den 80er-Jahren zur Zeit von Miami-Vice-Klamotten und Föhnfrisuren wurde das Prinzip auf die Spitze getrieben.
Hinzu kam noch Schulz' sich verschlechternder Gesundheitszustand: Er hatte Prostatakrebs und konnte das auch durch neuere Mercedes-Modelle nicht mehr kaschieren. Schulz starb Anfang der 90er-Jahre, sein Kollege Dakota Uwe erschoss sich wenige Jahre später aufgrund geschäftlicher und gesundheitlicher Probleme.


GRÜNDUNG NEUER BANDEN UND DER KIEZKRIEG DER 80ER-JAHRE

Wilfried Schulz hatte seine Macht in den 60er-Jahren aufgebaut und behielt sie über die 70er-Jahre bis hin zu den frühen 80ern. Mit der Zeit gründeten sich neben seinem Machtbereich aber weitere Banden. Diese waren nicht notwendigerweise gegen ihn gerichtet, einige Vertreter kamen sogar aus seinem Windschatten.
Die "klassischen" Banden sind sicher die GMBH, die Nutella und die Chikago-Bande. In Übersichtsdarstellungen werden oft nur GMBH und Nutella genannt, aber die beiden waren nicht alleine.
Daneben gab es noch verschiedene Rockergruppen wie die Hells Angels (die erste Rockerwelle erreichte in den frühen 70er-Jahren Deutschland) kleinere Gruppen, von denen einige aus dem Halbstarkenmilieu stammten, sowie aktive Einzelpersonen.
Zwischen diesen Gruppen gab es immer wieder Bündnisse und Feindschaften. Das hing mit der veränderten Marktlage und persönlichen Animositäten zusammen.


Die GMBH


Harry Voerthmann, Walter "Beatle" Vogeler und Uwe Schwensen; Michael Luchting

Die GMBH auf Hamburg-St. Pauli war eine Zuhälterbande der 70er- und 80er-Jahre. Es handelt sich dabei nicht um eine GmbH im klassisch-juristischen Sinne, sondern um ein Akronym ihrer wichtigsten Mitglieder Gerd (Gerhard Glissmann), Mischa (Michael Luchting), Beatle (Walter Vogeler) und Harry (Harald Voerthmann). Die GMBH verfügte bald über einen gewaltigen Einfluss im Kiez und machte Millionenumsätze. Die GMBH herrschte über ein weitverzweigtes Netz von Beteiligungen. Besonders stark war sie im Grossbordell Eros Center aktiv. Hier gab es auch Zuhälter (z. B. im Bel Ami), die am Rande der GMBH agierten, aber nicht zu ihrer Kernstruktur gehörten.
Gerd Glissmann wurden auch Kontakte zu den Hells Angels nachgesagt.

Die GMBH wurde zu Beginn der 70er-Jahre gegründet und besass ein eigenes Vereinslokal. Sie trat dabei als Grösse neben den Paten Wilfried Schulz, der aber immer noch mächtig war.
In den 70er-Jahren liefen die Geschäfte auf dem Kiez noch recht gut. Durch den Eisernen Vorhang war die Szene quasi geschützt vor allzu grosser ausländischer Konkurrenz. Trotzdem gab es von Anfang an auch Zuhälter aus dem Ausland. Es gab auch noch keine merkliche Trübung durch Wirtschaftskrisen oder die spätere AIDS-Angst. Die GMBH trug ihren Wohlstand offensiv zur Schau und fuhr Luxusautos der Marken Mercedes, Porsche oder im Falle von Michael Luchting auch einen Rolls-Royce.
Angeblich soll sie im Monat bis zu 200.000 DM Umsatz gemacht haben.

Die GMBH erhielt ihre erste bedeutende Konkurrenz durch die Nutella, eine Bande von Jungluden, die in den späten 70er Jahren zu Einfluss gelangten. Ärger gab es aber auch mit der Chikago-Gruppe am Hans-Albers-Platz, zumal Michael Luchting den dortigen Zuhältern Prostituierte abwerben wollte.
1981 wurde Fritz "Chinesen Fritz" Schroer im Lokal "Die Ritze" erschossen. Man vermutet, dass sich sein Partner Peter "Wiener Peter" Nusser, der dem Chikago nahestand, endgültig von ihm trennen wollte. Bis heute konnte das aber nicht bewiesen werden. Es wirkte so, als sei Schroer gezielt in eine Falle gelockt worden. Als Schütze spekulierte man über einen Südländer oder einen Deutschen, der sich südländisch verkleidet hätte, wie z. B. Dietmar "Lackschuh" Traub, der im Anschluss an die Tat Schroers Rolle einnahm.
1982 kam es dann zu einer Schiesserei im Eros-Center, bei dem 2 Männer der Nutella starben und Thomas Born angeschossen wurde. Die Tat ging in die Kiez-Annalen ein.
Kurz darauf starb Michael Luchting, das M der GMBH. Es ist nicht klar, ob er ermordet wurde oder sich dass Leben nahm. Luchting war vorher während eines Gefängnisaufenthaltes in Spanien von seinen GMBH-Kollegen ausgebootet worden und wurde kurz nach seiner Rückkehr nach Deutschland in Hamburg bei einem Hochsitz erhängt aufgefunden. Sowohl Mord als auch Selbstmord sind möglich. Luchting wurde durch die Behandlung im spanischen Gefängnis und den Verrat seiner Kompagnons depressiv, allerdings versuchte er auch, über Statthalter seinen Einfluss auf den Kiez ("Claims") zu wahren, von denen dann einige erschossen wurden. Ausserdem fanden sich in der Nähe des Erhängten in seinem Auto zwei seltsame Bekennerbriefe Luchtings.

Die GMBH hat sich zu Beginn der 80er-Jahre selbst aufgelöst, um entsprechenden Polizeimassnahmen zuvorzukommen. Kriminelle Handlungen können, wenn sie in einer Bande/Vereinigung begangen werden, schwerer bestraft werden. Dabei soll aber nicht der ganze Besitz "verloren" gegangen sein. Angeblich hat Gerd Glissmann einige Anteile an die Hells Angels verkauft.


Die Nutella-Bande


Thomas "Karate Tommy" Born & Sohn

Die Nutella war eine Bande von Jungluden, die sich in den späten 70er-Jahren als Konkurrenz zur bestehenden GMBH etablierte. Nutella war anfangs als Schimpfwort gedacht, wurde aber bald als Eigenbezeichnung verwendet.
Die Nutella-Bande galt vom Auftreten her als jünger und frischer. Das traf sowohl auf ihre Prostituierten als auch auf ihre amerikanischen Sportwagen zu. Ihre Konkurrenz zur GMBH wurde medial ausgeschlachtet. Beide Gruppen hatten ihr jeweiliges Stammlokal (Hauptquartier) und in Grossdiskotheken Bereiche, in denen sie wie an einem Stammtisch Hof halten konnten. Dabei hatte man sich gegenseitig im Auge.

Die Führungspersonen der Nutella sind nicht alle bekannt. Klar ist aber, dass Klaus "Schöner Klaus/Lamborghini-Klaus" Barkowsky eine grosse Rolle spielte, und neben ihm der Enforcer (Durchsetzer, Abteilung Stress) Thomas "Karate-Tommy" Born. Thomas Born war eine Zeit lang mit der Schlagersängerin Elke Best verheiratet (ZDF-Hitparade, siehe Youtube), die jetzt mit Christian Kohlund liiert ist. Ferner gehörten noch Waldemar "Neger-Waldi" Dammer, Siegfried Träger und Ralf "Korvetten-Ralf" Kühne dazu.

Einige Mitglieder der Nutella starben durch Schiessereien oder Herzinfarkt. Zugesetzt haben der Nutella-Bande neben den Kiezstreitigkeiten auch die polizeilichen Ermittlungen der frühen 80er-Jahre. Die Polizei konnte die Nutella noch in relativer Stärke packen, während die GMBH schon im Niedergang war.
Der Schöne Klaus ist heute Künstler. Thomas Born Schauspieler und Sicherheitsberater.


Das Chikago (Hans-Albers-Platz-Gruppe)


Claude-Oliver Rudolph & Kalle Schwensen

Das Chikago war die dritte grosse Gruppe aus der Zeit des Kiezkriegs und eine der gefährlichsten.
Die Chikago ist bekannt nach einem "Eis-Café" am Hans-Albers-Platz, das später Chicago geschrieben wurde, dann mehrfach umbenannt wurde und heute Frieda B heisst.
Das Chikago wurde als Musikkneipe nach der Auflösung des durch die Beatles berühmt gewordenen Star Clubs berühmt. Als der Mitbesitzer Gustav "Jonny" Burger 1972 durch einen Autounfall starb, erlangte Reinhard "Ringo" Klemm die Kontrolle über das Chikago. Bis Ende der 70er-Jahre spielte auch noch Janny Gakomiros eine Rolle im Chikago. Klemm hatte gute Beziehungen zu Uwe Carstens, der rechten Hand von Wilfried Schulz.
Unten im Haus wurden Restauration und Musik geboten, oben Prostitution (Chikago II).
Mit dem Chikago werden ausser Klemm viele Männer in Verbindung gebracht: Karl-Heinz "Kalle" Schwensen (früher auch Neger-Kalle genannt), Uwe Bolm (+ 1987), Hans-Joachim "Joe Marx", Holger Sass, Bernd Wünsch (+ 1987), Gerd Gabriel u. a.
Auch Josef Peter "Wiener Peter" Nusser werden Verbindungen zum Chikago nachgesagt. Nusser hatte v. a. im Palais d'Amour direkt nördlich der Reeperbahn Bordellbeteiligungen.
Er gilt als einer der Auftraggeber des sog. St.-Pauli-Killers Werner Pinzner. Pinzner hatte die Aufgabe, Konkurrenten von aussen wie Abtrünnige in den eigenen Reihen auszuschalten. Über ihn wurde offenbar versucht, Einfluss auf das Rotlichtmilieu in vielen wichtigen Städten (West-)Deutschlands zu erlangen. Bevor man ihn aber selber aus dem Weg räumen konnte, wurde er von der Polizei verhaftet. Dort sagte er zuerst über einige Morde aus, erschoss dann aber 1986 einen Staatsanwalt, seine Frau und sich selbst.
Über weitere Hintermänner Pinzners neben Peter Nusser wird spekuliert.
Mit dem Wechsel zu den 80er-Jahren spielte der Kokainhandel eine immer grössere Rolle in St. Pauli.
Auch dem Hans-Albers-Platz wurde hier ein Engagement nachgesagt. Durch die hohen Gewinnspannen und den durch Kokain leicht eintretenden Kontrollverlust eskalierten die Auseinandersetzungen immer mehr.
Der Hans-Albers-Platz soll dabei Konflikte mit der Nutella und der Gruppe um Stefan Hentschel ausgetragen haben. Seine Haltung gegenüber der GMBH ist unklar.
Eigentlich galt die Reeperbahn als nördliche Einflussgrenze des Chikago, obwohl Peter Nusser im knapp nördlich von ihr liegenden Palais d'Amour seine wichtigsten Bordellbeteiligungen besass.


Weitere Gruppen und Einzelakteure: Stefan Hentschel & Co.  


Stefan Hentschel

Der Zuhälter Stefan Hentschel spielte auch eine grosse Rolle auf dem Kiez. Berühmt ist er heute v. a. durch Internetvideos, in denen er lautstark seine vergangenen Erfolge feiert oder Störenfriede vor laufender Kamera ohrfeigt.

Stefan Hentschel gilt als jemand, der sich keiner der bestehenden Banden anschloss. Trotzdem war er nicht ohne Netzwerk. Hentschel wird in der Nähe zur GMBH verortet und arbeitete eng mit dem Geldgeber Axel Gantwurzel zusammen. Ferner hatte er laut Dagobert Lindlau ("Der Lohnkiller") Kontakt zu Gerd Glissmann und Uwe Schwensen, dem Nachfolger von Michael Luchting in der GMBH und Halbbruder von Kalle Schwensen. Hentschel arbeitete auch gerne mit schwarzen Zuhältern wie Waldemar "Neger Waldi" Dammer zusammen (das ist aber nicht der einzige Fall).
Neben anderen Etablissements führte er Regie über den Salon Mademoiselle und das Bel-Ami im Eros Center. Hentschel kam durch sein sportliches Auftreten zunächst gut bei den Frauen an und führte erfolgreich seine Geschäfte. Doch nach einem Streit mit anderen Zuhältern wurde der St.-Pauli-Killer Werner Pinzner auf ihn angesetzt. Durch die lange Flucht vor Pinzner, Betrügereien seiner Kollegen und seinen exorbitanten Lebensstil geriet Hentschel aber allmählich in geschäftliche Schwierigkeiten. Seinem ehemaligen Geschäftspartner Gantwurzel gelang stattdessen mit der Investition in das Edelbordell "Relax" der grosse Wurf (beschrieben auch bei Ronald Miehling im "Schneekönig"). Später erkrankte G. aber schwer.
Hentschel investierte in den 90ern nach seiner Zeit im Eros-Center zunächst in das Etablissement Base, das anfangs gut lief, aber dann von seinem Geschäftspartner zwecks Versicherungsbetrug gesprengt wurde. Dann versuchte er sich im zivilen Geschäftsleben, was aber auf längere Sicht scheiterte. Hentschel leitete eine Zeit lang eine Putzkolonne in einem Altersheim, das dem CDU-Politiker Michael Fuchs gehörte. Am Ende wurde er aber entlassen. Dann versuchte er noch, sich durch Medienprojekte und ein Buch über Wasser zu halten, doch auch das scheiterte. Im Dezember 2006 nahm er sich in der Boxkneipe "Die Ritze" das Leben.

Neben den hier erwähnten Gruppen gab es natürlich weitere Akteure.
Allen voran sind da die Hells Angels zu nennen, aber auch andere Rockergruppen. Gegen die Hells Angels wurde in den 80er-Jahren nach dem Verbot des Chapters von Hamburg eine Grossrazzia durchgeführt. Es ging v. a. um Schutzgelderpressung und Drogenhandel. Die HA verlegten daraufhin ihre Aktivität nach Hannover. Über Umwege bekamen sie jedoch wieder Einfluss in Hamburg. Weitere Razzien folgten.
Des weiteren gab es noch diverse Jugendgruppen, die entweder für die etablierten Zuhälter als Handlanger arbeiteten oder selber Zuhälter wurden. Hierzu zählen die Street Boys, die Hamburger Jungs, die Champs, aber auch die United Brothers und die Silver Boys.


DIE 90ER-JAHRE

In Hamburg wurden nach dem Pinzner-Attentat 1986 bis Ende der 80-er Jahre viele der bekannten Kiez-Grössen festgenommen. Das gilt bes. für die Connection um den Kiez-Paten Ringo Klemm und Joe Marx, die angeblich Kokain über das Medellin-Kartell nach Hamburg bringen liess. Nach den Pinzner-Prozessen wurden Klemm & Co. zwar noch zu recht milden Haftstrafen verurteilt, weil man ihnen eine intensive Beteiligung an den Morden nur schwer nachweisen konnte (die Beschaffung des Pinzner-Revolvers wurde ihnen aber zugeschrieben), nach einem erneuten Einstieg in das Koks-Geschäft Anfang der 90er-Jahre aber wurde der Clan zerschlagen. Auch sein Hauptquartier, das Chikago (später: Chicago) am Hans-Albers-Platz konnte es nicht mehr halten.

Nach dem Fall der Mauer gerieten die Hamburger Luden zunehmend unter Konkurrenzdruck aus Osteuropa, Südeuropa und dem Südosten (Balkan, Kleinasien). Die Struktur der in Deutschland agierenden OK-Gruppen änderte sich drastisch. Russische, türkische, kurdische und albanische Gruppen sowie weitere Gruppen aus dem Balkan und bes. Ex-Jugoslawien wurden immer stärker. Sie unterhielten neben regulären Bordellen auch einzelne Kleinwohnungen sowie Prostituierte auf dem Strassenstrich (v. a. St. Georg). Waren diese Gruppen gut organisiert, wie es der Osmani-Clan war, dann konnten sie sich auch in die reguläre Wirtschaftsstruktur einkaufen.
Einige deutsche Zuhälter wie Kalle Schwensen, Muffel Thomsen und der Kickboxer Carsten Marek konnten sich noch halten und mit viel Druck Bandenstrukturen aufrecht erhalten, die durch Ausländer und Polizeirazzien permanent gefährdet waren. Ihre Gegenspieler waren die Vertreter der Gangster GmbH, in der v. a. Musa "Türken-Musa" A. die treibende Kraft spielte. Die Gangster GmbH scheint hinter einem Angriff auf Muffel Thomsen zu stecken (Unterleibsschuss) und wahrscheinlich auch hinter dem auf Kalle Schwensen, bei dem dieser niedergeschossen wurde und sich noch auf der Krankentrage weigerte, seine Sonnenbrille abzunehmen. Beide können ihre Macht nicht mehr verteidigen.

Diese Entwicklung lässt sich nicht nur aus der Presse und der damals beginnenden Internet-Berichterstattung entnehmen, sondern auch aus der einschlägigen Literatur. Eine wichtige Quelle ist "Die Reeperbahn" von Ariane Barth. Aber auch die berühmten investigativen Journalisten wie Dagobert Lindlau und Jürgen Roth haben darüber berichtet.
Dem Buch von Dagobert Lindlau "Der Mob" ist zu entnehmen, dass die ersten Mafia-Aktivitäten aus Italien in den 1970-er Jahren in Deutschland registriert wurden. In den 80-er Jahren weiteten die italienischen Mafia-Gruppierungen ihr Betätigungsfeld in Deutschland aus. Nach dem Fall der Mauer waren N'drangheta, Camorra und Cosa Nostra und OK-Gruppen aus den ehem. GUS-Staaten die Ersten, die sich in den neuen Bundesländern sehr schnell festsetzten, wie Jürgen Roths Werk "Mafialand Deutschland" zu entnehmen
ist.
Die Auseinandersetzungen zwischen Schwensen und Thomsen einerseits und ihren Gegenspielern von der Gangster GmbH andererseits werden in Cem Gülays Biografie "Türken-Sam" beschrieben.


NACH DER JAHRTAUSENDWENDE: WIE ES WEITERGING...

Doch zu dieser Zeit kamen auch die Osmanis in Hamburg im Milieu zu Macht und Einfluss. Wie dem Nachrichtenmagazin ZAPP in einer Reportage 2008 zu entnehmen ist, haben die Osmanis z. B. ein Immobilliengeschäft mit den Herausgebern der Hamburger Morgenpost abgeschlossen. Sie unterhalten auch zahlreiche politische Kontakte in Hamburg. Der Osmani-Clan agiert sehr viel geschickter als Musa A. und seine Leute.
Dieser wird Ende der 90-er Jahre in die Türkei abgeschoben. Er überlässt laut Aussage von Jan "Miami Gianni" Sander den Osmanis seine Bordelle, damit diese von Ihnen verwaltet werden. Erst 2008 kehrte Musa A. nach Hamburg zurück, nachdem er eine Holländerin ehelichte war ihm die Einreise wieder möglich. Er verbündet sich mit Sander, um seine Anteile zurückzufordern. Die Osmanis haben sich mit den Hells Angels verbündet, die mit neuen Mitgliedern einen Ableger in der Hansestadt seit ca. 2000 haben (das erste Chapter war in den 80ern verboten worden). Es kommt zu mehreren bewaffneten Auseinandersetzungen.

Sander schreibt in seinem Buch, dass auch ein Auftragskiller auf ihn angesetzt gewesen sein soll. 2011 wird Musa A. erneut in die Türkei abgeschoben. Sander verlässt Hamburg Richtung Duisburg, um später beim Gremium Bosporus West einzusteigen. Er verlässt den Club und wechselt 2012 zum Satudarah MC.
Im Jahre 2013 gründet er seinen eigenen Motoradclub die "Mother Rocker".
Im gleichen Jahr wird der Ratinger wegen räuberischer Erpressung inhaftiert. Der Club exsitiert weiter.

Neben dem Osmani-Clan und den Hells Angels agiert sehr erfolgreich eine weitere Gruppierung, die sog. Hamburger Jungs. Unter der Führung des Kickboxers Carsten Marek kontrolliert die Gruppierung von knapp 90 Zuhältern bis Ende der 2000-er Jahre die meisten Prostituierten auf dem Hamburger Kiez, wie es "Miami Gianni" Sanders Biografie "Rotlichtkrieg" zu entnehmen ist. Allerdings wird die Bande durch Razzien mehrfach geschwächt.

Carsten Marek und ca. acht seiner Komplizen stehen im Dezember 2005 vor Gericht. Sie kommen mit geringen Strafen davon. Marek ist heute im Milieu wohl nicht mehr aktiv.

Die Kiezgeschäfte für den Osmani-Clan soll der Albaner-Toni geführt haben oder noch führen. Bashkim und Burim Osmani werden nach 2008 zu kurzen Strafen verurteilt. Doch schon im April 2012 kommt es zu einem Tötungsdelikt, bei dem ein Rollkommando den 44 Jahre alten Kosovaren Xhevdet H. tötet und einen Verwandten Nazlije H. in die Schulter schießt. Tat- und Zufluchtsort der Täter gehören zum Imperium der
mächtigen Osmanis, wie Jan-Eric Lindner in seinem Artikel "Kiez-Mord: Mann starb durch Messerstiche" schreibt. Das Hamburger Chapter der Hells Angels existiert unter wechselnden Namen ebenfalls weiterhin.

Die Bild-Zeitung spricht jedoch ca. 2013 davon, dass der sog. Reeperbahn-Iraner und sein Kontrahent, der 58-jährigen Deutsche Pit K., Kiezbosse auf St. Pauli seien.


LITERATUR (exemplarisch):

Barth, Ariane                        Die Reeperbahn
Barth, Ariane                        Im Rotlicht. Das Explosive Leben des Stefan Hentschel
Gakomiros, Joannis               Leben und sonst nichts
Göhre, Frank                        Die Kiez-Trilogie
Gülay, Sam                           Türken-Sam
Lindlau, Dagobert                 Der Lohnkiller. Eine Figur aus dem Organisierten Verbrechen
Lindlau, Dagobert                 Der Mob. Recherchen zum organisierten Verbrechen
Lindner, Jan-Eric                  Kiez-Mord: Mann starb durch Messerstiche
Miehling, Ronald                   Der Schneekönig. Mein Leben als Drogenboss
Paulsen, Waldemar               Meine Davidwache. Geschichten vom Kiez
Roth, Jürgen                         Mafialand Deutschland
Sander, Jan                           Rotlichtkrieg

Reihe: Die grossen Kriminalfälle (Helfried Spitra/Danuta Harrich Zandberg)

Ferner Zeitungen und Zeitschriften wie...
Bild, Der Spiegel, stern, Focus, Quick, JA, Hamburger Morgenpost, Hamburger Abendblatt.

Internetlinks wie...
reeperbahn.de

und TV-Magazine wie...
ZAPP

In diesen Artikel ist auch Quellenmaterial verschiedener externer Mitarbeiter eingeflossen, darunter "Pfeffermatze" und "Das Rote U".


LESEN SIE WEITER:
Charles Manson & die Manson Family




Samstag, 3. November 2012

BOXEN (FAUSTKAMPF)

Der Begriff Boxen im Sinne von Faustkampf stammt aus dem Englischen und kam dort in der frühen Neuzeit auf.



GESCHICHTE

Faustkampf gab es wie viele andere Arten des Zweikampfes schon seit vielen tausend Jahren und er kam auf verschiedenen Kontinenten vor. Uns liegen u. a. Zeugnisse aus Ägypten, Mesopotamien, Griechenland, China und Indien vor, aber auch aus beiden Amerikas.

In Ägypten kam Boxen schon 3000 v. Chr. vor und breitete sich daraufhin im ganzen ägäischen Raum aus. Ägyptische Darstellungen von Faustkämpfern stammen meistens aus Gräbern.

Figure 4 Relief in Tomb of Kheruef
Boxer und Stockkämpfer aus Theben


Kampfdarstellungen von Beni Hassan (eher Ringen)


Kämpfer von Minia und Sakkara

Auch im minoischen Kulturkreis wurde der Faustkampf gepflegt. Uns liegen einige Darstellungen an Palastwänden vor.


Minoische Faustkämpfer aus Knossos oder Santorini (vor 1600 v. Chr.)


"Boxervase" aus Knossos (ca. 1500 v. Chr.)

In Griechenland wurde der Faustkampf (Pygme) ab 688 v. Chr. auch bei den Olympischen Spielen ausgetragen. Es gab neben Faustkampf noch Ringen (Pale) und Allkampf (Pankration). Die Fäuste wurden dabei - anders als beim Pankration - mit Lederriemen bandagiert. Diese schützten die Fäuste, wie die modernen Handschuhe, wirkten aber gleichzeitig auf den Gegner wirkungsverstärkend und keineswegs wirkungsdämpfend. Pankratiasten kämpften dagegen ohne Bandagen, um besser greifen zu können.
Der Faustkampf kannte kaum Regeln und konnte im Extremfall Stunden dauern. Er endete manchmal auch tödlich, was aber zu einer Betrafung des Totschlägers führte.
Ein mit einem Stock bewaffneter Ringrichter überwachte den Kampf. Der unterlegene Kämpfer konnte den Kampf durch Handzeichen mit ausgestrecktem Finger aufgeben.
Herausragende Leistungen errangen Diagoras von Rhodos und Theagenes von Thasos (Theogenes) im 5. Jhd. v. Chr. Diagoras wurde sogar von Pindar in einer Ode verehrt. Theagenes trat als Faustkämpfer, Pankratiast und noch in weiteren Disziplinen an und errang unzählige Siege. Beide kämpfer errangen ihre Siege bei verschiedenen Spielen.


Darstellungen von Faustkämpfern findet man als Statuen, auf Vasen oder als Wandmalereien. Vasen konnten schwarzfigurig oder rotfigurig sein, wobei rotfigurige Vasenmalereien tendenziell später vorkamen. Die Figuren wurden entweder mit entsprechender Farbe auf den Untergrund aufgetragen oder aber (für Konturen) weggeritzt. Es gab auch weitere Deckfarben wie weiss.
Einen besonderen Quellenwert besitzen Panathenäische Preisamphoren, die als Siegespreis mit Olivenöl aus den Gärten der Akademie verliehen wurden.


Figure 9 tongsFigure 15 Soft Thongs
Figure 13 vase
diverse rotfigurige und schwarzfigurige Darstellungen aus klassischer griechischer Zeit

Die Römer kannten auch den Faustkampf als Kampfsport. Sie wurden dabei von den Griechen und möglicherweise von den Etruskern beeinflusst. Allerdings war es dort manchmal üblich, zur Verstärkung noch Metallteile unter die Faustriemen zu binden. Einige Faustkämpfer hatten auch Fellstücke zum Abwischen des Schweisses eingewickelt.

In Rom hiessen die Boxbandagen "Caesti". Sie sind an verschiedenen Statuen gut zu sehen. Die berühmteste ist wahrscheinlich der "Faustkämpfer vom Quirinal" vom 1. Jhd. v. Chr, eine im späten 19. Jhd. auf dem Quirinal gefundene Bronzestatue wurde. Neben der lebensnahen Darstellung eines erschöpften, sitzenden Faustkämpfers beeindruckt besonders die Verwendung unterschiedlich gefärbter Metalle zur Kennzeichnung von Wunden.
Neben Statuen wurden Boxer auch auf Gemälden oder in Mosaiken dargestellt.


Faustkämpfer vom Quirinal

Figure 19 Entellus and Bull
Mosaik mit Faustkämpferszene aus Vergils Aenaeis (Entellus und Dares)