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Mittwoch, 22. November 2023

FRANCOISE DIOR

Francoise Dior und Colin Jordan

* 07.04.1932 
+ 20.01.1993

Marie Francoise Suzanne Dior war eine französische Societydame und Neo-Nazi-Aktivistin.
Sie war die Nichte des Modedesigners Christian Dior und der Widerstandskämpferin Catherine Dior.
Dior hatte zu internationalen Neonazis gute Kontakte, besonders aber nach Großbritannien.
Eine gute Bekannte von ihr war Savitri Devi.


JUGEND UND FAMILIE

Francoise Dior wurde 1932 als Tochter von Raymond Dior und Madeline Leblanc geboren. Die Vaterschaft von Raymond Dior wird aber angezweifelt. Der ungarische Adelige Valentin de Balla könnte ihr Vater gewesen sein (Quelle: Graham Macklin).

Raymond Dior war ein linker Journalist und der Bruder des französischen Modedesigners Christian Dior und der Widerstandskämpferin Catherine Dior. Raymond Dior sympathisierte sogar mit der Kommunistischen Internationalen - zum Leidwesen seines Vaters Maurice, der Agrarunternehmer (Düngerproduzent) war. Er schrieb unter anderem für die Satirezeitschrift "Le Crapouillot" und vertrat bisweilen - wie seine Tochter später nach rechts - Verschwörungstheorien wie die "200-Familien-Theorie", nach der 200 elitäre Familie für fast alle Übel des Landes verantwortlich seien.
Raymond Dior war bisexuell.

Francoise Dior war anfangs eher royalistisch-katholisch geprägt als nationalsozialistisch. Aber schon in ihrer Jugend während der NS-Besatzungszeit, sie war gerade 8 Jahre alt, als die deutschen Panzer die alliierten Abwehrstellungen durchbrachten, zeigte sie Begeisterung für faschistoide Ästhetik und Auftreten. In Paris soll ihr von einem SS-Mann das Kompliment gemacht worden sein "Was für ein schönes arisches Mädchen!" (Quelle: Nicholas Goodrick-Clarke). Auch später berichtete sie über die Besatzungszeit positiv - allerdings muss angemerkt werden, dass auch Linksintellektuelle wie Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir sich mindestens ambivalent über diese Zeit äußerten.
Francoise Dior beschäftigte sich als Gegnerin der Französischen Revolution oft mit dem vorrevolutionären Frankreich und glaubte, dass hinter der Revolution in Wirklichkeit eine Verschwörung globaler Eliten stecke, die den nationalen Verfall herbeiführen wollten.

Francoise Dior hatte die Tendenz, Männer aus hohem Stand zu heiraten. Am 27.04.1955 heiratete sie Graf Robert-Henri de Caumont-la-Force aus der Familie der Grimaldis (Nachfolger des Monegassen Honoré III) und hatte mit ihm eine Tochter namens Christiane.


1960er: ANNÄHERUNG AN DEN NATIONALSOZIALISMUS UND DIE WUNS

Francoise Dior näherte sich dem Nationalsozialismus an, als sie mit der traditionellen Oberschichtsgesellschaft unzufrieden wurde. Es ist aber nicht ganz klar, ob ihr Radikalismus eine Reaktion war auf ein Ausgeschlossen-Sein oder umgekehrt ihr Radikalismus selbst zum Ausgeschlossen-Sein führte oder beides.
Für den Tod ihres Vaters Christian im Jahre 1957 machte sie die Juden verantwortlich.
1960 ließ sie sich von Graf de Caumont-la-Force scheiden.

Im Sommer 1962 reiste sie zu einer Kundgebung am Trafalgar Square, die vom britischen Neonazi Colin Jordan (1923 - 2009) veranstaltet wurde, was auch in der Presse kritisch begleitet wurde. Jordan war ein ehemaliger Lehrer.
Von da an besuchte sie das Londoner Hauptquartier des von Jordan geführten "National Socialist Movement (NSM)" häufiger. Jordan sprach Francoise Dior an und machte sie mit Savitri Devi bekannt. Beide wurden Freundinnen.


Savitri Devi (1940)


Savitri Devi (Mukherji) alias Maximiani Julia Portaz (1905 - 1982) war eine Franko-Griechin, die schon im Zweiten Weltkrieg für die Achsenmächte spioniert hatte. Devis Nazismus wollte hinduistische Elemente stärker in die Gesamtideologie integrieren und hatte stark okkultistische Züge.
Savitri Devi hatte nach dem Weltkrieg Kontakt zu führenden Nazis: Neben Francoise Dior zu Otto Skorzeny, Johann von Leers und Hans-Ulrich Rudel. Sie war auch bei der Gründung der World Union of National Socialists (WUNS) dabei.

George Lincoln Rockwell, der "American Hitler"

Die World Union of National Socialists (WUNS) wurde gegründet, als der 1967 ermordete Führer der American Nazi Party (ANP), George Lincoln Rockwell (1918 - 1967), in Großbritannien den NSM-Chef Colin Jordan traf. Im Sommer 1962 kam es zur Cotswold Declaration (auf dem Cotswold Camp), die von Neonazis verschiedener Länder unterzeichnet wurde. Frankreich wurde von Savitri Devi vertreten, Westdeutschland von Bruno Ludtke.
Francois Dior versuchte, nach der WUNS-Gründung eine nationale Sektion in Frankreich aufzubauen, was ihr bedingt gelang. Sie konnte den ehem. Offizier der Waffen-SS, Claude Jeanne anwerben, der 1963 innerhalb der WUNS die West European Federation (FOE) gründete. Doch schon 1964 (Mai) wurde die FOE von der Polizei wieder aufgelöst und hatte nur 42 Mitglieder.

Als die Ermittlungsbehörden herausfanden, dass Colin Jordan eine paramilitärische Gruppierung aufgebaut hatte, wurde er 1962 verurteilt und inhaftiert. Währenddessen hatte Francoise Dior um den Juni 1963 eine Kurzzeitbeziehung mit dem NSM-Mitglied John Tyndall (1934 - 2005). Dies führte zum Streit der ursprünglich befreundeten Männer, der sich im Jahre 1964 spaltend auf die NSM auswirkte. Nach der Freilassung von Jorden kehrte Dior aber wieder zu ihm zurück.


Colin Jordan und Francoise Dior heiraten in Coventry.


Im September 1963 machte ihr Jordan auf einem Flug nach Großbritannien einen Heiratsantrag.
Die zivile Hochzeit fand am 05.10.1963 ausgerechnet in Coventry statt, das im Zweiten Weltkrieg von den Deutschen stark bombardiert worden war. Entsprechend groß war die Aufmerksamkeit in den Medien und die Intensität der Proteste. Francoise Dior blieb kühl und zeigte den Hitlergruß. Einige Anhänger taten es ihr gleich.


Proteste bei der Hochzeit in Coventry. Dior zeigt den Hitlergruß.


Am 06.10.1963 feierte das Paar seine zweite Hochzeit im NSM-Hauptquartier in London.
Beide stachen sich mit einem Dolch in den Ringfinger und ließen ihr Blut auf eine Ausgabe von "Mein Kampf" tropfen. Die Presse ging steil.
Die Gäste zeigten wieder den Hitergruß und das Horst-Wessel-Lied wurde gespielt. Dior sagte, dass sie nur/viele kleine Nazikinder wolle.
Solch ein Auftreten vertiefte nur den Riss in der Familie Dior. Die Mutter äußerte sich negativ über diese Hochzeit und gab an, nichts damit zu tun haben zu wollen. Colin Jordan solle sich nicht in ihrem Haus blicken lassen. Die Tante Catherine Dior, die das KL Ravensbrück überlebt hatte, kritisierte die aus ihrer Sicht unintelligenten Stellungnamen in Presse und Fernsehen. Sie wandte sich auch dagegen, dass der Name ihres Bruders Christian Dior genutzt werde, diesen Skandal aufzublasen.
Dazu muss man aber sagen, dass Christian Dior im Zweiten Weltkrieg durchaus auch Mode für die Ehefrauen führender Nazifunktionäre entworfen hat.
Savitri Devi konnte die Hochzeit aufgrund eines Einreiseverbotes infolge des Cotswold Camps 1962 nicht besuchen.


Doch schon drei Monate nach der Hochzeit trennte sich das Paar wieder. Die sprunghafte Francoise Dior kritisierte die mangelnden Führungsqualitäten ihres Mannes und denunzierte ihn öffentlich als "middle-class nobody". Wieder nahmen die Medien den Ball auf: Der Daily Mirror titelte "Nazi Told: Marriage is Over" mit dem Untertitel "You're no Leader, says Francoise". Als bekannt worde, dass Jordan sie zurückhaben wollte, titelte der Daily Mirror am Folgetag: "Please - I love you says Führer". Tatsächlich versöhnten sich beide führ einige Zeit wieder. Die Binnenstruktur des NSM blieb aber instabil.

Francoise Dior blieb weiter aktiv und wurde für das Jahr 1965 Vertreterin der WUNS Frankreich.
Sie schreckte auch vor Gewalttaten nicht zurück. Am 21.07.1965 war sie in Brandanschläge von sechs NSM-Mitgliedern auf Synagogen in Ilford und Lea Bridge Road verwickelt. Am 04.06.1965 wurde sie in Frankreich in Abwesenheit zu 4 Monaten Gefängnis verurteilt, weil sie Neonaziflugblätter an die britische Botschaft in Paris geklebt hatte. Bei ihrer Rückkehr nach Frankreich wurde sie deswegen am 04.10.1966 in Nizza verhaftet.
Nach ihrer Freilassung im Februar 1967 reiste sie mit ihrem neuen Liebhaber, Terence Cooper, nach Jersey, den sie im NSM kennen gelernt hatte. Danach zogen beide in die Normandie, wo sie von Savitri Devi besucht wurden, und später im Sommer 1967 nach Dagenham in Ost-London.
Für ihren Lebenswandel wurden Dior und Cooper aus dem NSM ausgeschlossen. Jordan ließ sich im Oktober 1967 von Dior scheiden.
Auch der Ärger mit der britischen Polizei ließ nicht nach. Im Januar 1968 wurde sie zu einer 18-monatigen Freiheitsstrafe verurteilt, weil sie 1965 NSM-Mitglieder zu den Brandstiftungen gegen Synagogen angestachelt haben soll. Dior wurde ins Holloway-Gefängnis überführt und galt dort als "Nazi Nell".
Im Jahr 1969 kontaktierte Francoise Dior den französischen Neonazi Mark Fredriksen und die Organisation FANE (Fédération d'action national et européenne), um die/den "Front Uni Antisioniste (FUA)" zu gründen. Es kam zwar am 06.02.1969 zu einem Treffen mit Mark Fredriksen, Henry Coston (1910 - 2001; ehem. PPF-Mitglied) und dem langjährigen Rechtsaktivisten Pierre Sidos (1927 - 2020; ehem. Parti Franciste; Gründer von Jeune Nation), das Projekt scheiterte jedoch letztendlich.


1970er: FORTSETZUNG

Death by Dior von Terry Cooper (2013)


In den 1970er-Jahren setzte Francoise Dior ihr Leben der späten 1960er fort. Sie lebte mit Terence "Terry" Cooper vom August 1970 bis zum Ende ihrer Beziehung im Juli 1980 in Ducey in der Normandie. Zu Savitri Devi hielt sie weiterhin Kontakt.
Im Privatleben soll es laut dem Werk "Death by Dior" von Terence Cooper aber zu seltsamen Gegebenheiten gekommen sein. Cooper behauptet, mit Francoise Dior und ihrer Tochter aus erster Ehe, Christiane de Caumont La Force, eine Dreiecksbeziehung gehabt zu haben. Gravierender ist, dass sich die Beziehung zwischen Mutter und Tochter derart abgekühlt haben soll, dass diese am Selbstmord von Christiane (* 1957) im Jahre 1978 mitgewirkt haben soll. Angeblich hat sie ihrer Tochter sogar den Stuhl und die Schlinge zum Erhängen bereitgestellt.
Auf Photos sieht man Christiane häufig mit einem Haustier im Arm, das sie mehr zu interessieren scheint als der Photograph.


1980er UND FRÜHE 1990er: NEUAUFSTELLUNG, TOD


Francoise Dior und Hubert de Mirleau (Foto: Francois-Xavier Seren)

In den 1980er-Jahren geriet Francoise Dior nach Fehlinvestitionen (u. a. in einen Pariser Nachtclub) in Schwierigkeiten. Sie musste 1982 ihr Haus in der Normandie verkaufen.
Jetzt orientierte sie sich politisch ein bisschen mehr in die rechte Mitte zur Partei RPR und heiratete 1983 den Grafen Hubert de Mirleau aus einem alten Adelsgeschlecht. Mirleau gehörte aber dem rechten Think Tank GRECE an und wechselte selber 1985 zum erstarkenden Front National.
Der FN war in den frühen 1970ern von Jean-Marie LePen und dem 1978 durch eine Autobombe getöteten Francois Duprat gegründet wurden und war anfangs eine Minipartei, die aber seit den 1980ern deutliche Zuwächse verzeichnen konnte. Interessanterweise wurde dieses Anwachsen auch vom Sozialisten Francois Mitterand gefördert (z. B. durch Wahlrechtsreformen), der damit das rechte Lager spalten wollte (vgl. Bruno Kreisky in Österreich).
Francoise Dior behielt auch den Kontakt zum britischen Rechtsextremismus bei: Als der Brite Martin Webster nach seinem Ausschluss aus der National Front im Dezember 1983 die Gruppe "Our Nation" gründete, half sie ihm angeblich bei rechtlichen Kosten. Our Nation überlebte aber nicht lange.

Mit Beginn der 1990er-Jahre verschlechterte sich der Gesundheitszustand von Francoise Dior zusehends. Die starke Raucherin erkrankte an Lungenkrebs und starb am 20.01.1993 im Amerikanischen Krankenhaus von Neuilly-sur-Seine im Alter von 60 Jahren.



QUELLEN:

Wikipedia
-
Cooper, Terry: Death by Dior; London 2013


Dienstag, 21. November 2023

GP: BESCHAFFUNG

 
PRODUKTWERT: ABC-ANALYSE

Die ABC-Analyse dient dazu, Materialen zu identifizieren, die einen hohen wertmäßigen Anteil (aber einen niedrigen mengenmäßigen Anteil) am Gesamtbedarf haben. Sie sind von besonderer Bedeutung.




JUST-IN-TIME-KONZEPTION

Das Just-in-time-Konzept ist Bestandteil eines Logistiksystems, bei dem die Materialbereitstellung genau so erfolgt (zeitlich und mengenmäßig), wie es zur Produktion und letztlich zur Erfüllung der Kundenwünsche passt.
(Es wird also "keine Zeit (und kein Material) verschenkt", allerdings ist die Planung manchmal so präzise, dass auf Störungen nicht mehr richtig reagiert werden kann.)

JIT wird vor allem in Industriebetrieben angewendet, die ihren (hohen) Bedarf an Werkstoffen und Fertigteilen genau vorausberechnen können. Man denke hier an die Autoindustrie.

Gleichzeitig werden die Kapitalbindungs- und Lagerkosten (Personal, gebundene Zinsen, zu versicherndes Risiko) auf die Zuliefererbetriebe abgewälzt.
Vereinfacht gesagt, "wird die Straße/Schiene selbst zum Lager".

In der Praxis werden für JIT mit den Zulieferbetrieben meist Rahmenverträge abgeschlossen. Dieser legt für einen bestimmten Zeitabschnitt (Periode) den Gesamtbedarf an einer Werkstoffart oder -gruppe fest. Für die geplante Abnahmemenge werden klare Konditionen festgesetzt (Preie, Lieferungsbedingungen, Zahlungsbedingungen).
Die Einzelbestellungen verweisen auf den Rahmenvertrag und legen nur Details zu Artikel, Menge und Termin fest.


Voraussetzungen:

  • stetiger Bedarf am betreffenden Material
  • langfristige Planungssicherheit (Absatz)
  • Sicherstellung der Qualitätskontrollen
  • ständige Lieferbereitschaft der Lieferanten
  • genaue Abstimmung der Produktions- und Lieferpläne
  • Datenaustausch (Electronic Data Interchange/EDI)
  • langfristige Verträge (v. a. Rahmenverträge)
  • gutes Transportsystem

Vorteile:

  • Die Lagerkosten und -risiken (Versicherung!) werden stark verringert.
  • Es wird weniger Kapital gebunden.
  • Das Unternehmen gewinnt an Flexibilität (Lieferbereitschaft, Kundenbedarf).
  • Es gibt weniger nicht absetzbare Produkte.

Nachteile:
  • Störungen können die minutiöse Planung kaputt machen (Streiks, Staus, Unwetter, im Extremfall: Kriege!).
    => Terminrisiko
  • Die Umweltbelastung ist höher. Man belastet so auch die Allgemeinheit (Social Costs).
    => Umweltrisiko
  • Produktionsstörungen und Qualitätsverluste wegen schadhafter Teile, die nicht (mehr) ausgewechselt werden können.
    => Qualitätsrisiko
  • Durch häufige Bestellungen können die Bestell- und Transportkosten steigen.
    => Kostenrisiko



BESTELLMENGENPLANUNG

Fixe Bestellkosten (bestellfixe Kosten):

  • FB fallen bei jeder Bestellung in derselben Höhe an (zumindest Annahme).
    Ihre Höhe ist (hier) unabhängig von Menge und Wert der bestellten Sachgüter.
  • Kostenverursacher: Bedarfsmeldung, Angebotseinholung-/vergleich, Rechnungsprüfung, Bestellüberwachung, Wareneingangsprüfung, Bestellung
  • fixe Bestellkosten können trotzdem "gedrückt" werden, indem man seltener und in größeren Mengen bestellt (Funktionsgraph: Hyperbel).
 
Lagerhaltungskosten:
  • Lagerhaltungskosten nehmen mit dem Lagerbestand zu (Annahme: linear).
  • Kostenverursacher: Personalkosten der Lagerarbeiter, im Wert der gelagerten Güter gebundene Zinsen, Lagerrisiko.

Zusatzinformationen:


Mit zunehmender Bestellmenge verringert sich die Anzahl der Bestellungen.
Die fixen Bestellkosten sinken (fix/fest nur für die einzelne Bestellung) und die Lagerhaltungskosten steigen.
Der Betrieb muss beide Kostenarten berücksichtigen und erreicht "sein" Optimum, wenn die Summe beider Kosten das Minimum erreicht hat.
Also folgt:
Gesamtkosten = Summe (fixe Bestellkosten) + Summe (Lagerhaltungskosten)

Lagerkostensatz = Lagerhaltungskosten * 100/Lagerwert

durchschnittlicher Lagerbestand = Bestellmenge/2



Die optimale Bestellmenge ist die Beschaffungsmenge, bei der die Gesamtkosten (Summe: fixe Bestellkosten und Lagerhaltungskosten) am niedrigsten sind.
Bei dieser Menge gleichen sich die sinkenden fixen Bestellkosten und die steigenden Lagerhaltungkosten aus!
(Näheres wird an anderer Stelle erläutert; vgl. Andler-Formel)


ZEITPUNKT DER BESTELLUNG
 
Werkstoffe und Handelswaren (HW) sollen so bestellt werden:
 
  • keine unnötigen Lagerzeiten (und -kosten) im Einkauf/Beschaffung
  • keine Lieferungsverzögerungen im Verkauf

1. Bestellpunktverfahren:
  • Beim Bestellpunktverfahren wird mit jeder Entnahme überprüft, ob damit der Meldebestand unterschritten wurde. In diesem Falle wird eine Nachbestellung ausgelöst.
  • Meist wird dann bis zum Höchstbestand aufgefüllt (Grafik: Sägezahnkurve).
    Die Auffüllmenge ist variabel.
 
Meldebestand:

  • Meldebestand (MB) = Mindestbestand (MiB) + (max.) Tagesverbrauch * Wiederbeschaffungszeit
  • Grafik: Auf der waagerechten Linie des Meldebestandes befinden sich die Bestellzeitpunkte.
    Das sind die Zeitpunkte, an denen bestellt werden muss (zeitgerechte Wiederbeschaffung).
  • Unterschreitet der Lagerbestand diese Bestandshöhe, ist eine neue Bestellung auszulösen.

Mindestbestand:
  • Der Mindestbestand kann auch Sicherheitsbestand oder "eiserne Reserve" genannt werden.
  • Der MiB darf nicht zur Disposition verwendet werden. Er ist für unvorhergesehene Ereignisse.

Höchstbestand:
  • Der Höchstbestand gibt an, welcher Bestand maximal eingelagert wird (nach Eintreffen der bestellten Ware).
Wiederbeschaffungszeit:
  • Summe der Zeitbedarfe: Überlegungszeit, Bestellung, Transport, Lieferung, Materialeingangskontrolle, Einlagerung
Auffüllmenge:

  • Die Menge, die bestellt werden muss, um das Lager bis zum Höchststand aufzufüllen.
    Die Auffüllmenge ist variabel, weil auch die Lagerabgangsrate schwankt.

2. Bestellrhythmusverfahren:

Beim Bestellrhythmusverfahren erfolgt die Nachbestellung in festgelegten Zeitabständen mit einer konstanten Liefermenge. Es wird also nicht immer bis zur Lagerobergrenze aufgefüllt!
Durch einen Rahmenvertrag kann die ständige Bestellwiederholung auch entfallen.


3. Vergleich der Verfahren:

  • Sichere Strategie (kaum Gefahr der Unterdeckung)
  • Güter mit hohem Servicegrad
  • hohe Bestände bei Auffüllung bis zur Lagerobergrenze
  • Hoher Kontrollaufwand
  • besonders geeignet für Güter mit unregelmäßigem Bedarf

Bestellrhythmusverfahren:

  • Nachbestellung in festen Zeitintervallen (Bestellrhythmus)
  • Gefahr von Unterdeckung (und sogar Überdeckung) bei unregelmäßigem Bedarf
  • Das Verfahren ist nur mit konstanten Lagerabgangsraten sinnvoll.
  • Dafür ist der Verwaltungsaufwand gering.

Hinweis: Bei "einfachen" Verbrauchsprodukte, die kurzfristig beschafft werden können, reicht manchmal schon eine wöchentliche Sichtkontrolle.


BESTELLMENGE: Berechnung der optimalen Bestellmenge (engl.: Economic Order Quantity)


Die optimale Bestellmenge Qopt wird z. B. mit der Andler-Formel (Kurt Andler) berechnet.


Qopt = sqrt((200 * F * M)/(P * L))

sqrt: square root bzw. Wurzel (Quadratwurzel)

F = Fixe Bestellkosten (pro Bestellung); auch: bestellfixe Kosten oder nur Bestellkosten
M = Jahresbedarf; auch: Menge/Jahr
P = Einstandspreis je Stück; auch: Preis
L = Lagerhaltungskostensatz in Prozent (Achtung: Das %-Zeichen nicht mitberechnen!!!)

Merkhilfe: FM = Frequenzmodulation (Funk!); PL = Stecker in der Audio- und Funktechnik