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Mittwoch, 12. September 2012

MITTELALTERMÄRKTE: ORTE

Wir haben seit ungefähr der Jahrtausendwende etliche Mittelaltermärkte besucht und beschrieben.
Der Schwerpunkt lag in Südwestdeutschland. Hier wollen wir einige Orte zusammenfassend beschreiben.
Die illustrierenden Fotos stammen von uns, von Freunden oder sind im Internet allgemein erhältlich (z. B. über Wikipedia).
Sollte jemand daran Eigentumsrechte beanspruchen, mag er uns das höflich im Kommentar schreiben.
Die Bilder werden dann umgehend entfernt. 


ANGELBACHTAL






Angelbachtal ist ein Ort und gleichzeitig ein grosses Tal mit einem Flüsschen, das von Baumreihen gesäumt wird. Dadurch und durch den Veranstaltungsmonat August ist meistens gewährleistet, dass einerseits viel Sonne scheint, aber andererseits man nicht bei brütender Hitze auf freiem Feld wandeln muss.
Die Mittelalterfeste in Angelbachtal gehören zu den frühesten, die wir besucht haben. Obwohl der Ort auf dem Land gelegen ist, kann man ihn recht gut erreichen, wenn man bei Heidelberg die Abfahrt Wiesloch-Rauhenberg (kennt man v. a. aus Radiodurchsagen) abfährt, und dann immer geradeaus in Richtung Angelbachtal den Schildern hinterherfährt. Einmal trifft man auf der Landstrasse auf eine Gabelung, an der beide Richtungen nach Angelbachtal ausgeschildert sind, aber es ist das beste, man wählt den geraden Weg (beide führen aber zum Ziel).

Am Angelbachtal gibt es nicht nur Mittelalterfeste, sondern auch Kulturfeste und Highlandgames. Diese Festivitäten sind allerdings nicht ganz billig. Dafür bekommt man aber auch ein grosses Gelände mit vielen Händlern und Veranstaltungen geboten. Zusätzlich befinden sich dort einige schöne historische Gebäude.
Beim Mittelalterfest sind entlang des Tales viele Stände und am anderen Ende des Tales (vom Haupteingang aus gesehen) befindet sich ein abgesperrtes Feld für kleine Ritterturniere. Diese sind eine zusätzliche Attraktion.

Wir haben im Angelbachtal auch einiges erlebt:
Einmal überraschte uns ein kleiner Knirps in seinem großen Kinderwagen, der mit dem Holzschwert in der Hand rief: "Ich stech dich mit meinem Schwert!"
Die Eltern waren überrascht durch seine plötzliche Aktion - und dadurch, dass wir uns sofort umdrehten und ihm näherten. Unsere Antwortfrage war: "Na, willst du mal ein Richtiges Schwert halten?"
Der Kleine war begeistert, auch wenn Pädagogen sicher die Panik bekommen hätten.

Einmal wollte ein Prolet uns leider aus dem Vorgelände seines Zeltes vertreiben, weil er meinte, unsere Gewandung passe nicht von der ihm dargestellten Zeit. Es war ein Fehler, dass wir nicht zu den routinemäßig patrouillierenden Polizisten gingen. Zwar soll man nicht alles an die große Glocke hängen, aber wenn man Proleten nachgibt, fühlen sie sich in ihrem Denken (?) und Handeln bestätigt.

Einmal trafen wir Verwandte und wollten mit ihnen die Wasserguillotine testen. Dabei geht es darum, dass man an einem von z. B. 50 "Rosshaaren" für einen Silberling (€) ziehen darf und dabei die Chance von 1/50 hat, die Schöne auf der Pritsche der Wasserguillotine zu versenken.
Unser Bekannter zog nur einmal (!) und die Frau war ganz überrascht im Wasser.
Wie war er vorgegangen? Er teilte uns nachher mit, dass das eine entscheidende Rosshaar ein klein wenig dunkler war.


BAD DÜRKHEIM

Bad Dürkheim ist nicht allzu weit von Mannheim entfernt.
Wir fuhren dorthin und schauten uns erst einmal ein nahegelegenes Kloster an.
Dort kreuzten wir auch ganz kontemplativ die Klinge. ;-)
Dann fuhren wir direkt zum Markt, parkten aber so am Hang, dass ein Hinterrad fast von der Straße gerutscht wäre. Ein geistesgegenwärtiger Schrei eines Recken aus unserer Gruppe verhinderte Schlimmeres!
Auf dem Markt trafen wir eine gute Stimmung mit motivierten Leuten an. Einige unterhielten sich über Fechten und Kampfkunst.
In bleibender Erinnerung ist uns ein Junge mit Trisomie, der uns aber ganz herzlich die Hand schüttelte. Seine Mutter wirkte dagegen humorlos. Aber wir konnten sehen, dass diese z. T. lernbehinderten Menschen eine erstaunliche Empathiefähigkeit zeigen können. Leider hatten wir damals keine Visitenkarten dabei.


BEILSTEIN

Die Mittelalterfeste in Beilstein sind/waren eher kleinere Feste, die auf der Burg Hohenbeilstein im südlichen Landkreis Heilbronn stattfinden/stattfanden. Wir machen diese Einschränkung im Sprachduktus, weil die Feste offiziell nicht mehr stattfinden dürfen, weil sich Anwohner beschwert haben.
Allerdings konnte 2012 wieder zum Jubiläum der Burgfalknerei ein Burgfest stattfinden, was als "Fest der Sinne" gekennzeichnet war, aber nur noch bedingt mittelalterlichen Touch hatte. Immerhin fand wieder etwas statt, da wir auch in den Festen zu Beilstein schon recht früh zugegen waren.
Damals traten auf der Bühne Gruppen wie Fabula Aetatis und Cradem Aventure auf und als Fechtgruppen Brachmanoth und die Kraichgau Highlanders.

Die Burg liegt sehr gut am Hang in den Weinbergen. In den Bereichen der Vorburg sind die Stände und die Bühne für Darbietungen. Hoch zum Zentrum der Burg kommt man an der Greifvogelwarte vorbei - die man auch besuchen kann - und im Innenhof finden dann diverse Ritterfeste statt. Auch die dortige Restauration ist gut. Als Gipfel des Anstiegs im wörtlichen Sinne kann man noch den Burgfried begehen und hat von dort eine herrliche Aussicht auf das Umland.


KARLSRUHE

Die Mittelaltermärkte in Karlsruhe finden im Park vor dem Karlsruher Schloss statt. Sie werden von "Spectaculum" veranstaltet.
Der Park ist gross genug, um vielen Händlern Platz zu bieten. Trotzdem kann für die nicht-mittelalterbegeisterte Bevölkerung noch ein grosser Teil samt See für ihre sportlichen Aktivitäten abgetrennt werden. Leider haben wir es aber erlebt, dass es manchmal zu Reibereien zwischen beiden Bereichen kam, die oft von intoleranten Parkbesuchern der unhistorischen Zone ausgingen.
Neben den weitläufigen Ständen und sonstigen Angeboten ist meist auch ein grosses Bühnenangebot vorhanden.
Karlsruhe ist auch berühmt für seine Bundesbehörden. Wenn man sich aber in voller Gewandung mit Schwert dem Zaun einer Behörde genähert hat, bekam man schnell Besuch von einem Streifenbeamten. Heute sind solche Gebäude sicher noch viel schärfer bewacht.


MANNHEIM



Der Mittelaltermarkt in Mannheim ist ein Hallenmarkt und findet schon früh im Jahr statt.
Austragungsort ist die Halle am Herzogenriedpark, wobei inzwischen immer grössere Gebiete immer grössere Bereiche des Parks in die Veranstaltung einbezogen werden.
Die Halle hat inzwischen schon einige Lenze auf dem Buckel, wurde dafür aber etwas renoviert. Interessant ist ihre Netzkonstruktion, die es ermöglicht, auf mehreren Ebenen Mittelalterstände zu besuchen. Die Festivitäten und die Restauration wurden aber zunehmend aus der Halle hinausgelegt.
Im Vorfeld der Halle sieht man des öfteren auch Nutztiere fressen.


RONNEBURG



Die Ronneburg liegt bei Ronneburg östlich von Frankfurt am Main und ist eine schöne spätmittelalterliche Hangburg. Neben den Burgveranstaltungen finden übrigens oft Flugveranstaltungen statt, was einen historischen Kontrast bietet ("Flugmaschinen über der Burg"). Die Ronneburg zeichnet sich dadurch aus, das ihre Veranstaltungen über das ganze Jahr verteilt sind. Der mittelalterliche Abschlusstermin ist meistens der 3. Oktober, also der Tag der Deutschen Einheit und das Wochenende davor.
Die Ronneburg ist berühmt für ihren schönen Aussichtsturm, einen extrem tiefen Brunnen, in den man zur Probe Wasser schütten kann, gute Restauration und eine ebenso gut ausgestattete Folterkammer.


SATZVEY (MECHERNICH)



Die Burg Satzvey ist eine Wasserburg in Mechernich bei Euskirchen in der Eifel.
Hier finden mehrmals im Jahr Mittelalterfeste statt. Auf einigen gibt es auch Turnierdarbietungen.
Berühmt war die Burg aber auch als Austragungsort für die "FantasyDays" 2007 und 2008, die danach aber verlegt wurden und jetzt leider nicht mehr stattfinden. Obwohl diese Fantasy-Veranstaltungen zu einigen Reibereien geführt hat und man sich im Internet lange stritt, ob sie gut oder weniger gut besucht war, brachte sie dennoch in Deutschland im Fantasybereich Neues.
Schon bei der Ankunft sah man im Wassergraben um die Burg Fantasyanspielungen auf dem Wasser schwimmend. Auf dem Fest fand man neben den Marktständen allerhand "Gestalten" aus vielen Fantasy-Zyklen. Es gab Riesen, Monster, Blaulinge, Orks, Wolfbrothers, Piraten und viele mehr. Auch ein schöner Bühnenplatz mit Sitzrängen war vorhanden. Im Burginnenhof fanden währenddessen diverse Konzertveranstaltungen bei guter Restauration und mittelalterlichem Schilderschmuck statt, an denen auch ein Spinn-Off der Kelly Family mitwirkte.
Von der Burg weg erwies sich das Gelände als weitläufig und es gab Gelegenheiten, sich im Fechten und Bogenschiessen zu üben. Uns haben v. a. die im Vergleich zu Mittelaltermärkten etwas anderen Marktangebote fasziniert, so dass wir unsere Bogenausrüstung verbessern konnten.

TRIER

Die Mittelaltermärkte in Trier sind ähnlich denen in Mannheim frühe Hallenmärkte. Sie finden in der Industriehalle statt. Äusserlich mag das nicht so mittelalterlich stimmen, es ist aber für den Austragungszeitpunkt (der früher noch früher im Jahr gelegen war) sinnvoll.
Der Trierer Markt ist klein und übersichtlich, aber er hat vor und in der Halle interessante Händler, Mittelaltergruppen und Essensstände. Im Inneren der Halle begegnet man wohlgeordneten Standreihen und einem offenen Bereich, in dem Bänke und genügend Platz für Darbietungen zu finden sind.
Eine Besonderheit, die leider trotz Beschilderung viele übersehen sind die Vorträge im 1. Stock des Gebäudes. Dort werden interessante Referate über Ritter, Randgruppen im Mittelalter, Armenfürsorge, Musik und andere Themen gehalten.


WEITERE PUNKTE
  • Wir haben mehrere weitere Märkte am Neckar besucht: z. B. Burg Hornberg, Hirschhorn.
  • In Heidelberg waren wir auf einem mittelalterlichen Altstadtmarkt.
  • Wir haben außer der Ronneburg noch weitere Märkte in Südhessen besucht.
  • In Bayern waren wir in Günzburg.
  • Zu besuchen: Mainz, Schloss Maxlrain, Stuttgart.




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