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Dienstag, 6. August 2013

DER FALL MICHAEL LUCHTING (MORD ODER SELBSTMORD?)

Michael Luchting


+ 1982

Michael Luchting war ein deutscher Kaufmann, Playboy und Zuhälter.

Anhang:
Crime-Pool
Die Banden auf St. Pauli



Der Fall Michael Luchting gibt den Ermittlern bis heute Rätsel auf.

Michael Luchting, genannt "der Schöne Mischa" und das M der Zuhälterbande GMBH, wurde 1982 in einem Wald bei Hamburg an oder neben einem Hochsitz erhängt aufgefunden. In seinem in der Nähe geparkten Auto wurden 2 handgeschriebene Abschiedsbriefe gefunden. Bis heute ist es unklar, ob dieser Todesfall als Mord oder Selbstmord zu werten ist.
Michael Luchting war als Zuhälter in den 70er- und frühen 80er-Jahren sehr erfolgreich. Er hatte in der grossen Zuhälterbande GMBH die Aufgabe des Poussierers, also die der Anwerbung von Frauen.


HERKUNFT

Michael Luchting kam aus Stuttgart und hatte früh seinen Vater, ein Kammermusiker, verloren. Luchting wuchs in einem Internat auf und machte danach eine Banklehre.
Dann kam er über die Bundeswehr nach Hamburg und arbeitete dort nach seinem Wehrdienst als Kellner und später als Poussierer. So begann für ihn der Einstieg in das Milieu. Im Jahre 1973 lernte er eine reiche Prostituierte aus dem Eros-Center kennen, die 1975 in ihrem Dienst ermordet wurde. Luchting erbte ein Vermögen. Allmählich baute er auch die GMBH zu ihrer bekannten Grösse auf.
Luchting galt als Dressman und zeigte seinen Reichtum offen. Im Sommerurlaub in Spanien, gerne auf Gran Canaria, feierte er ausufernde Feste und liess manchmal auch eine GMBH-Fahne hissen. Auf solchen Festen sollen viele Drogen konsumiert worden sein. Bisweilen liess Luchting sogar seinen cremefarbenen Rollce-Royce aus Hamburg nachkommen oder sein Sportboot. Einigen war das aber zu dick aufgetragen.
In solchen Ferienorten trafen sich damals Zuhälter aus grossen Städten Deutschlands und Österreichs.
Die GMBH beschloss, auch in diesen Urlaubszentren ihre dubiosen Geschäfte zu betreiben. Das führte aber dazu, dass Michael Luchting auch dort in die Streitereien im Milieu und ins Visier staatlicher Ermittler geriet. Damit begann sein Abstieg.


VERHAFTUNG IN GRAN CANARIA

Im Dezember 1981 ging Luchting wieder nach Gran Canaria, weil die Staatsanwaltschaft gegen ihn ermittelte (auch aufgrund einer Prostituiertenaussage) und ihm "nach Windsurfen zumute" war. Seine Freundin Manuela "Manu" Luchting, seinen Rollce-Royce und sein Rennboot nahm er mit. Über seinem gemieteten Penthouse wehte wieder die GMBH-Flagge.
Doch Luchtings Auftreten war zu egozentrisch und er erkannte das sich ändernde Machtgleichgewicht auf St. Pauli nicht. Auch auf Gran Canaria war ihm das Glück nicht mehr hold. Einige Frauen warfen ihm vor, sie zur Prostitution gezwungen zu haben. Luchting musste daraufhin in den Knast von Telde auf Gran Canaria.
Während er im Gefängnis einsass und versuchte, einerseits freizukommen und andererseits seine Geschäfte in Hamburg unter Kontrolle zu halten, verschworen sich die anderen GMBH-Mitglieder gegen ihn und teilten seinen Geschäftsbereich unter sich auf. Die damaligen spanischen Gefängnisse so kurz nach der Franco-Zeit waren auch nicht angenehm.


VERSUCH, DIE NIEDERLAGE ABZUWENDEN

Luchting versuchte, aus dem spanischen Gefängnis heraus die Dinge wieder in den Griff zu bekommen. Dazu sprach er zum einen mit seiner Lebensgefährtin Manuela Luchting, zum anderen mit seinen Stellvertretern.
Dieser Versuch erwies sich jedoch als schwierig, da mindestens einer der Stellvertreter danach in Norddeutschland ermordet wurde. Dieter Mohr, eine Art Geldbote der GMBH, bekam in seinem Haus besuch von zwei Polizisten, die sich als gedungene Killer entpuppten. Als er aufmachte, war er sofort tot. Auch Dieter Förster, der "Wucherer von St. Pauli", soll mit dem Fall Luchting zu tun gehabt haben. Er wurde tot im Kofferraum seines Audis aufgefunden.

Luchting überlegte sich zuerst, ob er seine Position mit Gewalt wieder zurückerobern könnte, gab dann aber frustriert auf. So zumindest eine Version des Vorgänge. Eine andere ist, dass er den Kampf aufnehmen und sich rächen wollte. Eine dritte ist, dass er in harmlosere Geschäftsbereiche umsteigen wollte.


TOD

Auf jeden Fall wurde Michael Luchting 1982 bei einem Hochsitz in einem Waldstück bei Thieshope gefunden. Sein Geld (ca. 6000 DM) hatte er noch bei sich und sein Sportwagen stand in der Nähe. In dem Wagen lagen zwei Schreiben, die eine Art Abschiedsbrief und Testament darstellten. Darin stellt sich Luchting als verzweifelt dar und bittet seine Mutter, Walter "Beatle" Vogeler und Anwälte, seinen Nachlass zu verwalten.
Auch um Luchtings Tod ranken sich mehrere Geschichten. Hauptsächlich streitet man sich über die Frage, ob es um einen Mord oder Selbstmord ging.
Es kann ein Selbstmord aus Enttäuschung gewesen sein, aber auch ein Mord.
Wenn es aber ein Mord war, muss noch geklärt werden, wie er zustande kam und wer der oder die Täter waren. "Angebote" für die Tatausführung wären eine vorgehaltene Waffe (z. B. Pistole, Revolver, Schrotflinte) und/oder eine injiziertes Gift. Angebote für mögliche Täter wären die GMBH selber, Werner Pinzner oder eine Verbindung mehrerer Gruppen. Wenn es Werner Pinzner gewesen wäre, hätte er aber einen Hafturlaub genutzt haben müssen (was er in seiner Ganovenkarriere aber oft getan hat).


Quellen der Tatversionen:

- Stefan Hentschel beschreibt den Tod Michael Luchtings als Selbstmord,
  den begründet er durch dessen verzweifelte Lage und die harten Haftbedingungen in Spanien;
  allerdings wurde Hentschel trotz seiner Unabhängigkeit eine Nähe zur GMBH nachgesagt
- Thomas Born spricht von Selbstmord
- die Mutter von Michael Luchting legte einen Selbstmord nahe, weil er niedergeschlagen gewesen sei
- die Polizei wertet den Tod offiziell als Selbstmord;
   (in internen Dossiers ging sie Dagobert Lindlau zufolge damals von Mord aus)
- StA Rüdiger Bagger lässt die Frage offen
- Thomas Osterkorn (Journalist, u. a. stern) spricht von Mord
- Janny Gakomiros bezeichnete den Tod als Mord und sah Pinzner als einen der Killer;
  seiner Darstellung nach plante Luchting, in ungefährlichere Geschäftsideen zu investieren und war guten
  Mutes
- Dagobert Lindlau vermutet einen Mord


3 Kommentare:

  1. Glaub nicht das es Pinzner war. Der hätte das bestimmt voller stolz gestanden.

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  2. Tja Alle Kiezgrößen sind nun weg und wer hat das Geschäft in der Hand?

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