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Freitag, 4. September 2015

BAAROVA, LIDA

* 07.09.14 (Ludmila Babková) in Prag
+ 27.10.2000 in Salzburg



Lida Baarova war eine tschechische Schauspielerin, die besonders durch ihre Affäre mit Joseph Goebbels berühmt wurde.  



Lida Baarova wurde in Prag noch zu Zeiten der österreich-ungarischen Doppelmonarchie geboren und wuchs in einem konservativen Beamtenhaushalt auf.
Baarova zeigte sich im Gymnasium als kreativ und entwickelte zum Missfallen ihres Vaters interesse für die Schauspielerei. Schon während ihrer Schule und vor ihrer Volljährigkeit informierte sie sich über die Möglichkeit einer Schauspielausbildung.
Baarova erlangte früh in der Tschechoslowakei Erfolg, wurde aber auch schon 1934 von der Ufa entdeckt. Am Anfang unterschätzte man ihre Begabung, sie wirkte jung und naiv. Aber dann erkannte man, dass sie sich energisch in Rollen hineinarbeiten und schnell Sprachen lernen konnte.
In Deutschland herrschten seit 1933 die Nazis. Andererseits galt der deutsche Film in den 30er-Jahren als aufstrebend und zog auch viele ausländische Schauspieler an. Später sollte man Baarova und anderen deshalb Vorwürfe machen.

 
Im Jahre 1935 drehte Lida Baarova mit dem verheirateten Schauspieler Gustav Fröhlich. Beide wurden ein Paar und bewohnten ein Haus auf der Halbinsel Schwanenwerder in Berlin.
Zu den berühmten Filmen dieser Schaffensphase gehörten "Einer zuviel an Bord" (1935), "Verräter" (1936), "Patrioten" (1937), "Die Fledermaus" (1937).
Einige Werke wie Verräter oder Patrioten hatten eine klare Propagandaintention. In Verräter ging es um einen Mann, der durch die Beziehung zu seiner Freundin (gespielt von Baarova) in Geldnot geriet und Geheimnisse an den Feind verkaufte. In diesem Film sind schon einige Produkte der neuen NS-Aufrüstung zu sehen (Panzer, Flugzeuge), aber noch nicht die Geräte, die später durch den Zweiten Weltkrieg berühmt werden sollten.
Der Film Patrioten spielt im Frankreich des Ersten Weltkrieges, wo sich ein abgeschossener deutscher Soldat zu den eigenen Linien durchschlagen will und von Lida Baarova gepflegt wird.
Baarova spielte auch am Deutschen Theater und an der Volksbühne.
Sie wurde meist als exotischer Vamp eingesetzt.
So wurde auch Hollywood auf sie aufmerksam. Baarova lehnte jedoch einen hoch dotierten 7-Jahresvertrag ab. Einmal lief ihre Karriere im Reich gut, andererseits glaubte sie aber auch, sich später noch für Hollywood entscheiden zu können, obwohl Goebbels ihr klar machte, dass sie sich für eine Seite entscheiden müsse.

Lida Baarova, Gustav Fröhlich und Joseph Goebbels

Joseph Goebbels suchte Lida Baarova bei Gustav Fröhlich auf und machte ihr klare Avancen. Goebbels Faible für schöne Frauen war genauso bekannt wie sein Machtanspruch und seine Egomanie. Man nannte ihn den "Bock von Babelsberg".
Mit der Zeit gab Baarova seinem Drängen nach. Sie äußerte sich in verschiedenen Interviews unterschiedlich zu der Affäre, aber heute kann davon ausgegangen werden, dass beide eine sexuelle Beziehung unterhielten. Zwischen Goebbels und dem gehörnten Fröhlich soll es deshalb zu einer schweren Auseinandersetzung gekommen sein, die Fröhlich aber laut Baarova übertrieben darstellte. Laut Fröhlich soll er Goebbels verprügelt haben und dieser dachte angeblich daran, Fröhlich in ein Lager einweisen zu lassen.
Die Beziehung Goebbels-Baarova war so intensiv, dass Goebbels angeblich sogar daran dachte, sich scheiden zu lassen und als Diplomat nach Japan zu gehen. Angeblich war er sogar bereit, nach einem Rücktritt vom Amt des Propagandaministers "Krawattenverkäufer" zu werden.

Lida Baarova erhält von ? das Armband des Winterhilfswerkes

Hitler kam diese Affäre reichlich ungelegen. Anfangs hatte er selber Baarova hofiert und zum Tee eingeladen. Doch jetzt stand ihm die Sudetenkrise ins Haus - die er selber reichlich eskalierte - und da war für ihn eine Liebelei seines Propagandaministers mit einer Tschechin denkbar unpassend.
Auch Magda Goebbels, die zuerst die Affäre toleriert hatte, bis es zu einer Auseinandersetzung mit Baarova bei einer Bootsfahrt gekommen war, machte bei Hitler deutlich Stimmung.
Der "Führer" sprach ein Machtwort. Angeblich wollte Goebbels die Beziehung auch danach noch unter der Hand weiterlaufen lassen, aber Hitler tolerierte keine Zuwiderhandlung. Baarova wurde forthin überwacht und in ihrer beruflichen Betätigungsfreiheit eingeschränkt.
Anfangs hatte Hitler selbst Baarova hofiert und zum Tee eingeladen. Doch jetzt stand Hitler die Sudetenkrise ins Haus, die er selber reichlich eskalierte, und da kam eine Liebelei seines Propagandaministers mit einer Tschechin denkbar ungelegen.
Man muss auch wissen, dass Goebbels Ehe damals als Musterehe galt und er mit seiner Frau und seinen vielen Kindern eine Musterfamlie darstellen wollte und sollte.
Baarova erhielt 1938 von Graf Helldorf, dem Berliner Polizeipräsidenten, Spielverbot. Auch Baarovas 1938 gedrehter Film "Preußische Liebesgeschichte" (Willy Fritsch) durfte nicht aufgeführt werden und wurde erst 1950 als "Liebeslegende" in der Bundesrepublik Deutschland gezeigt.

Lida Baarova kehrte im Jahre 1939 in ihre Heimatstadt Prag zurück, die jetzt im sog. Protektorat Böhmen und Mähren lag. Sie wohnte nun mit ihren Eltern und ihrer Schwester Zorka Janů im Villenviertel Hanspaulka. Baarova hatte nach ihrem erfolgreichen Karrierestart ihre Eltern finanziell unterstützt.
Baarova konnte in Prag wieder spielen, allerdings nur bis Ende 1941. Hier entstanden in dieser kurzen Zeit viele bedeutende Werke.
1942 ging sie nach Italien, das in der damaligen Zeit mit dem Deutschen Reich verbündet war und für seine Filmindustrie bekannt war. Es ist aufgrund unterschiedlicher Darstellungen in Baarova-Biographien nicht ganz klar, wie lange sie dort bleiben konnte (1943?, 1945?).
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http://www.rozkvetlekonvalinky.estranky.cz/img/picture/8479/Zorka-Jan%C5%AF.jpg
Zorka Janu


1945 hatte Baarova das Problem, dass die Siegermächte im Zweiten Weltkrieg einschließlich der neuen tschechoslowakischen Regierung ihr den Kollaborationsvorwurf machten. Das ist auch nicht ganz von der Hand zu weisen, allerdings sind ihr keine Denunziationen oder keine konkreten Maßnahmen gegen ihr eigenes Herkunftsland nachzuweisen.
Baarova wurde 1945 inhaftiert und nach 18 Monaten wieder freigelassen. Man hielt ihr zu Gute, dass ihre Kollaboration nicht zu intensiv war und ihre Beziehung zu Goebbels VOR dem Einmarsch in tschechisches/tschechoslowakisches Territorum stattfand.
Tragischer endete die Nachkriegsjustiz für ihre Mutter und ihre Schwester.
Baarovas Mutter starb während eines Verhörs an einem Herzinfarkt. Ihre Schwester beging im März 1946 Selbstmord (Sturz aus dem Fenster?).
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In der Tschechoslowakei war das Klima für Baarova aber weiterhin ungünstig. Neben Nationalisten kamen in den Folgejahren immer mehr die Kommunisten an die Macht. Baarova heiratete 1947 Jan Kopecky, der sie während ihrer Haftzeit besucht hatte und wollte mit ihm 1948 über Österreich nach Argentinien zu emigrieren. Sie wollten sich u. a. mit Puppenspielen durchschlagen, was aber nicht wirklich gelang. Die Ehe erwies sich auch nicht als stabil und so ließ sich Baarova 1956 wieder von ihrem Mann scheiden.

I Vitelloni von F. Fellini (1953; hier DVD-Ausgabe)


Baarova blieb vorerst in Österreich und spielte dort und in Deutschland Theater. Mit Fernsehauftritten oder Spielfilmen gab es aufgrund ihrer Vergangenheit Probleme. In den Jahren nach dem Krieg bekam Baarova aber noch Filmrollen in Italien und Spanien. Bei öffentlichen Auftritten wurde sie ständig mit Fragen zu ihrer Beziehung zu Goebbels konfrontiert.
Baarova trat u. a. in "Götz von Berlichingen" bei den Burgfestspielen in Jagsthausen auf.
Im Jahre 1975 spielte Baarova auch in der Theaterversion des Fassbinder-Werkes "Die bitteren Tränen der Petra von Kant".
1969 schien sich Baarovas Lage wieder zu bessern: Sie heiratete den schwedischen Professor und Arzt Kurt Lundwall. Lundwall verstarb aber schon 1972. Sein Haus in Salzburg ermöglichte ihr aber finanzielle Sicherheit.  


Am Übergang zu den 1980er-Jahren wurde sie von Franz Schönhuber für den Bayerischen Rundfunk interviewt. Schönhuber war war im Weltkrieg Mitglieder der Waffen-SS (u. a. Übersetzer der frz. SS-Brigade/Division Charlemagne).
Nach der Wende um 1990 und dem Zusammenbruch des sowjetischen Herrschaftssystems konnte Baarova wahrscheinlich ihre Heimat wiedersehen (unterschiedliche Versionen in den Biographien).
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QUELLEN:

Baarova, Lida: Die süße Bitterkeit meines Lebens. Memoiren des Ufa-Stars und Goebbels' Geliebter (hg. und bearb. von Richard Kettermann und Uwe Schmidt); Koblenz 2000
Motl, Stanislav: Lida Baarova, Joseph Goebbels. Die verfluchte Liebe einer tschechischen Schauspielerin und des Stellvertreters des Teufels; Prag 2009
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Lida Baarova (Film); Tschechische Republik, 2016

Über die Schauspielerin Lida Baarova erfuhr man in Deutschland lange Zeit nur etwas über die berühmten Nazi-TV-Dokumentationen von Guido Knopp und anderen Historikern. Dort wurden einige Schauspielerinnen im Zusammenhang mit Goebbels' publizistischen Phantasien und seinen erotischen Avancen interviewt.
Aufgrund der diverse Rückschläge in Baarovas Karriere war sie nach 1945 in Deutschland keinem großen Publikum mehr bekannt. Trotzdem trat sie immer mal wieder medial in Erscheinung. Im Spiegel wurde sie mehrfach erwähnt und sie war z. B. in einem Theaterstück von Rainer Werner Fassbinder zu sehen.
Es  gibt außerdem ein Interview von ihr mit Franz Schönhuber im Bayerischen Rundfunk, bevor dieser durch sein Buch über seine SS-Vergangenheit und die Gründung der Partei "Die Republikaner" auch für bürgerliche Medien untragbar schien.
Nach ihrem Tod 2000 erschienen zwar einige Nachrufe und die deutsche Übersetzung ihrer Biographie, in den darauf folgenden Jahren war sie aber wenn überhaupt eher der im Entstehen begriffenen Youtube-Gemeinde bekannt.
Das änderte sich schrittweise ab 2010, als in den tschechischen Medien Berichte über ihr Leben und ihre Affären erschienen, und besonders ab 2015, weil jetzt ihr Leben verfilmt wurde (der Film erscheint 2016).



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