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Der Begriff islamischer Terrorismus bezeichnet Terrorismus, der - zu Recht oder nicht - im Namen des Islam ausgeübt wird.
Schon der Begriff ist umstritten. Einige Analysten verwenden den Begriff "islamistisch", um zu zeigen, dass es sich nicht um den Islam selber, sondern eine besonders extreme Ideologie und radikale Auslegung handelt. Andere lehnen das ab.
Auch der Begriff Terrorismus ist umstritten. Für viele Beobachter ist Terror oder Terrorismus nicht ein Selbstzweck oder eine Ideologie ihrer selbst willen, sondern ein Mittel zum Zweck.
Wie dem auch sei, wir haben hier auch auf sprachliche Konventionen geachtet und nicht ein völlig neues Begriffskonzept entwickelt. Man kann sich z. B. auch fragen, ob Marxisten immer im Sinne von Karl Marx handeln.
Einige Kritiker stören sich auch an der extrem dämonisierenden Verwendung des Begriffes "Terrorismus". Das muss nicht heißen, dass sie ihn gut finden. Aber für viele ist dieser Begriff auch eine Bewusstseinsmanipulation von Staaten, die selber mit ihrem kriegerischen Ränkespiel meistens - bisher mit Ausnahme der Anschläge des 11. Septembers 2001 - viel mehr Menschenleben opfern als es Terroristen tun. Und die dazu den Terrorismus oft auch noch instrumentalisieren.
Islamische Terroristen berufen sich in ihren Rechtfertigungen ihrer Aktionen auf den Islam, den Koran und die Sunna, die Gemeinschaft der Gläubigen, in unterschiedlichen Auslegungen. Diese kann sunnitisch, schiitisch oder sonstwie geartet sein.
Man darf auch nicht vergessen, dass der islamische Terrorismus (wie bereits angedeutet) auch von staatlicher Seite instrumentalisiert wurde und wird. Das ist vergleichbar mit der von der britischen Krone gestützten Piraterie ("Seeterrorismus") gegen die spanischen Flotten durch Francis Drake. Das galt allerdings nur so lange, wie es der britischen Krone zu Passe kam, dann wurden die Piraten aufgefordert, ihre Aktionen einzustellen und bei Zuwiderhandlungen wurden sie hingerichtet.
Der islamische Terrorismus wurde ebenso ausgenutzt, und zwar durch verschiedene Mächte. Das Britische Empire hat den Aufruf zum "Dschihad" genutzt, um das mit den Mittelmächten (Deutsches Reich, Österreich-Ungarn und Verbündete) verbündete Osmanische Reich durch das Aufwiegeln der Araber zu schwächen. Das Deutsche Reich versuchte, wenn auch weniger erfolgreich, das Britische Empire durch einen Aufstand seiner muslimischen Untertanen zu Fragmentieren. Später wurde das Aufwiegeln zum Dschihad eingesetzt, um entweder säkulare Nationalisten oder Kommunisten zu schwächen.
Am Beispiel des Iran sieht man gut, wie die USA auf Ansprache durch Großbritannien nicht nur den Schah, sondern auch islamische Gruppen gegen Mossadegh eingesetzt haben. Später wurde aber dieser "Zauberlehrling" zu selbstständig, hängte sich an eine im Kern linke Rebellion dran und stürzte den Schah gegen Ende der 70er Jahre, um selbst die Macht zu erlangen.
Noch größer waren die Auswirkungen in Afghanistan. Dort unterstützten die USA radikalislamische Gruppen, um die Sowjetunion und ihre sozialistischen afghanischen Verbündeten zu schwächen. Möglicherweise war Afghanistan eine den Sowjets von Anfang an gestellte Falle, wie Aussagen Zbigniew Brzezinskis andeuten. Darüber wird aber noch gestritten. Auf jeden Fall wurde auch hier der Zauberlehrling zu eigenwillig und wandte sich gegen seinen ehemaligen Förderer. Insbesondere mit dem Golfkrieg von 1991, der Stationierung von US-Soldaten in Saudi-Arabien und insgesamt mit der US-amerikanischen Machtausdehnung nach dem Kalten Krieg war für islamische Hardliner das Maß voll. Insbesondere Osama Bin Laden sann auf Rache und plante Anschläge, z. B. gegen US-Kriegsschiffe. Der Großschlag sollte aber mit den Angriffen auf das World Trade Center am 11.09.2001 erfolgen.
Obwohl die dem islamischen Terrorismus zugrundeliegenden Ideologeme also nicht neu sind, ist die "moderne" Eskalation terroristischer Anschläge erst im späten 20. und frühen 21. Jahrhundert zu beobachten. Mit Beginn des 21. Jahrhunderts - nach christlicher Zeitrechnung (!) - "gelang" islamischen Terroristen der bis dahin wahrscheinlich schwerste terroristische Anschlag überhaupt: Der Anschlag auf das World Trade Center in New York in den USA mit über 3000 Toten. Strukturell ist dieser Anschlag auch deshalb so aussagekräftig, als dass er mit seiner hohen Verlustzahl die Grenze zwischen Kriegsopfern und Terrorismusopfern verwischt. Normalerweise ist die Zahl der Opfer von Terroranschlägen - so grausam sie auch sein mögen - nämlich deutlich unter der Opferzahl von Kriegen.
Man sollte neben diesen begriffstheoretischen Vorüberlegungen zum Islamischen Terrorismus auch die empirischen Vorkommnisse aufzählen.
2016
24.07. - Ein IS-Sympathisant sprengt sich vor dem Haupteingang eines Musikfestivals in Ansbach in die Luft. Dabei werden 15 Personen verletzt.
18.07. - Ein IS-Sympathisant attackiert in einem Zug bei Würzburg vier Personen mit einer Axt und wurde bei einem Polizeieinsatz erschossen.
02.06. - In Brandenburg, NRW und Baden-Württemberg werden drei Syrer festgenommen. Sie sollten offenbar im Auftrag des sogenannten Islamischen Staates (IS) einen Terroranschlag in der Düsseldorfer Altstadt begehen.
16.04. - Zwei jugendliche Salafisten zünden eine Bombe in einem Essener Sikh-Tempel und verletzten dabei drei Menschen. Nach Erkenntnissen der Ermittler handelt es sich bei den beiden Tätern um Sympathisanten der Terrororganisation Islamischer Staat (IS).
26.02. - Eine 16-jährige attackierte einen Polizisten während einer Personenkontrolle am Hauptbahnhof in Hannover mit einem Gemüsemesser am Hals und verletzte ihn damit schwer.
04.02. - Bei bundesweiten Razzien wurden zwei algerische Männer und eine Frau aus der Islamistenszene festgenommen. Von Berlin aus wollten sie Attentate vorbereiten. Der Hauptverdächtige hielt sich nach Polizeiangaben in einem Erstaufnahmeauflager für Flüchtlinge in Attendorn auf und wurde dort festgenommen. Er wird wegen Zugehörigkeit zur Terrorgruppe ISIS auch von algerischen Behörden gesucht und soll vom IS militärisch ausgebildet worden sein.
2015
31.12.2015 - In der Silvesternacht wurde der Münchener Hauptbahnhof, der zweitgrößte Bahnhof Deutschlands, sowie der Bahnhof München-Pasing nach einer Warnung vor koordinierten islamistischen Bombenanschlägen geräumt. Die Ermittlungen haben bislang keine konkreten Ergebnisse gebracht.
17.11.2015 - Vier Tage nach den Pariser Anschläge im November wurde das Länderspiel der deutschen Fußballnationalmannschaft gegen die Niederlande in Hannover nach Hinweisen auf einen geplanten islamistischen Terroranschlag kurz vor dem Anpfiff abgesagt. Die Suche nach den potentiellen Attentätern ist bislang erfolglos geblieben.
17.09.2015 - Die Berliner Polizei erschoss den irakischen Islamisten Rafik K., nachdem dieser auf der Straße eine Polizistin mit einem Messer angegriffen und lebensgefährlich verletzt hatte.
Ende April - Die Polizei verhaftete im Vorfeld des bekannten Straßenrennens Rund um den Finanzplatz Eschborn-Frankfurt ein salafistisches Ehepaar türkischer Herkunft, das es der Vorbereitung eines Terroranschlags verdächtigte. Das Radrennen wurde anschließend aus Sicherheitsgründen abgesagt. Gegen den männlichen Verdächtigen erhob die Frankfurter Staatsanwaltschaft Anklage wegen Vorbereitung eines Sprengstoffanschlags; allerdings ist bislang unklar, welches Anschlagsziel der Mann ins Auge gefasst hatte.
28.02.2015 - Nach einer Terrorwarnung kam es zu einem Großeinsatz der Bremer Polizei. Im Visier waren Salafisten. Das Islamische Kulturzentrum Bremen wurde durchsucht, in der Innenstadt patrouillierten mit Maschinenpistolen bewaffnete Polizisten. Präventiv wurden auch die Schutzmaßnahmen für die Jüdische Gemeinde erhöht.
15.02.2015 - Am 15. Februar 2015 wurde der Braunschweiger Karneval, mit über 250.000 Jecken der größte Karnevalsumzug Norddeutschlands, von der Polizei wegen "einer konkreten Gefährdung durch einen Anschlag mit islamistischem Hintergrund" abgesagt.
18.01.2015 verbot die Polizei Dresden wegen einer „konkreten“ islamistischen Terrorgefahr eine für den Folgetag geplante PEGIDA-Demonstration. Die Entscheidung, die in das Grundrecht auf Versammlungsfreiheit eingriff, stieß anschließend auf Kritik in der Politik; Regierungskreise äußerten die Vermutung, die Terrorbedrohung gegen die – steigenden Zulauf verzeichnende – PEGIDA-Bewegung sei von sächsischen Stellen „hochgejazzt“ worden.
2014
August 2014 - Der Islamist Philip Bergner (Abu Usama al-Almani ) aus Dinslaken und Angehöriger der sogenannten "Lohberger Brigade", sprengt sich in Ali Rash im Nordirak mit 5 Tonnen Sprengstoff in die Luft und tötete damit 20 Menschen.
Bergner war bereits im Dezember 2013 medial bekannt geworden, als er per Videobotschaft zum Heiligen Krieg aufgerufen hatte.
Die Lohberger Brigade war eine deutsche Einheit, in der Philip Bergner und Mustafa Kalayci eine führende Rolle spielten. Kalayci soll bei Kämpfen in Kobani getötet worden sein. Die Gruppe ist benannt nach Lohberge bei Dinslaken.
Zu ihr gehören ungefähr 13 Männer, mit Umfeld wahrscheinlich noch mehr. Mindestens einer von ihnen soll auch gute Kontakte zu Abdelhamid Abaaoud, einem Organisator der Attentate von Paris, gehabt haben.
Ein Cousin Bergners, Nils D. (Abu Ibrahim), wurde später für sein Engagement in Deutschland vor Gericht gestellt. Also Schüler hingen beide, die aus ungeordneten Familienverhältnissen kommen, auf örtlichen Spielplätzen ab und wurden später kriminell. Um wieder eine Struktur im Leben zu bekommen, begeisterten sich beide für den radikal ausgelegten Islam, die Predigten Pierre Vogels und gingen in das nahegelegene "Institut für Bildung". Dort trafen sie auf Mustafa Kalayci.
Irgendwann beschloss die sich bildende Gruppe, nach Aleppo in Syrien zu gehen. Dort waren sie zunächst als Bodyguard des Emirs eingeteilt und kämpften dann an der Front und dienten in einer Einheit, die auf Jagd nach Abtrünnigen ging.
Neben Feindberührung erfährt die Gruppe aber auch innere Machtkämpfe. Dabei werden mehrere Emire abgesetzt oder sogar hingerichtet.
Zum Treueschwur auf den IS kam es bei der Ausrufung des Kalifats im Juni 2014. Einige der Lohberger wurden auch Gefängniswerter in der Stadt Manbidsch. In diesem Gefängnis wurde auch schwer gefoltert. Es kam in der Stadt selbst zu Exekutionen mit Schusswaffen und Schwert.
Das genaue Bewegungsprofil der Gruppenmitglieder konnte nicht rekonstruiert werden. Man geht aber davon aus, dass Teile der Gruppe auch im Irak gekämpft haben, wo schließlich auch der Autoanschlag stattfand.
Möglicherweise ist Bergner sogar zwischendurch in seine Heimat zurückgekehrt.
Im September desselben Jahres sprengte sich der Islamist Ahmet C. aus Ennepetal in Bagdad in die Luft und tötete damit 54 Menschen.
2013
März 2013 - Die Polizei in NRW verhinderte ein Attentat auf den Parteivorsitzenden von Pro NRW, Markus Beisicht. Der Generalbundesanwalt beim Bundesgerichtshof erhob in diesem Zusammenhang Anklage gegen Marco G. und weitere Salafisten. Im Oktober 2013 zog der Tod des Salafisten und ehemaligen Fußball-Jugendnationalspielers Burak Karan in Syrien mediale Aufmerksamkeit auf sich.
2012
Dezember 2012 - Im Dezember kam es zu einem versuchten Bombenanschlag am Bonner Hauptbahnhof, für den der deutsche Konvertit Marco G. aus der hiesigen Salafisten-Szene verdächtigt wird.
Am 5. Mai 2012 kam es am Rande einer Demonstration der Partei Pro NRW in Bonn zu gewalttätigen Auseinandersetzungen, bei denen mehrere Hundert Salafisten auf die Demonstranten losgingen, so dass diese von der Polizei geschützt werden mussten. Dabei wurden 29 Beamte verletzt, zwei davon erlitten durch Messerstiche schwere Verletzungen.
2011
April 2011 - Im April 2011 wurden die vier Mitglieder der Düsseldorfer Zelle verhaftet, die laut Anklage einen Sprengstoffanschlag auf eine große Menschenmenge vorbereiteten.
02.03. 2011 - Der islamistische Kosovo-Albaner Arid Uka erschoss am 2. März zwei US-Soldaten und verletzte zwei weitere schwer, die sich auf dem Weg nach Afghanistan befanden.
2010
Vermutlich im April 2010 kam der Islamist Eric Breininger in der Nähe von Mir Ali, im von Pakistan verwalteten Stammesgebiet, bei Gefechten ums Leben.
2008
September 2008 - Ein Mordanschlag dreier Minderjähriger auf eine Kölner Polizeistreife misslang, die in einen Hinterhalt gelockt worden war. Sie gaben an, Waffen erbeuten zu wollen, um in einen heiligen Krieg zu ziehen und Amerikaner töten zu wollen. Zwei von ihnen reisten im Frühjahr 2013 nach Syrien aus.
2007
2007 wurde die Sauerland-Gruppe, eine vierköpfige Terrorzelle der Islamischen Dschihad-Union aus deutschen Konvertiten und Deutschtürken, ausgehoben. Die Gruppe hatte den Einsatz von Autobomben gegen amerikanische Militäreinrichtungen und zivile Ziele auf deutschem Boden geplant.
2006
Im Juli 2006 schlug ein Bombenanschlag von libanesischen Islamisten auf zwei Nahverkehrszüge in Westdeutschland fehl.
2001
Drei der vier Selbstmordpiloten der Anschläge vom 11. September 2001 hatten zuvor eine Terrorzelle in Hamburg geformt, wo sie die Anschläge vorbereiteten und regelmäßig gemeinsam die Al-Quds-Moschee besuchten.
QUELLEN
Wikipedia
-
Laqueur, Walter (Diverse Werke über Terrorismus)
-
www.rp-online.de
www.taz.de
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