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Samstag, 4. Februar 2017

INSTANT MESSENGER (III): MULTI-MESSENGER

Mit dem Anwachsen der Anzahl von Instant Messengern stellte sich bald die Frage nach der Integration vieler Messenger in ein System/Programm.

In der Frühzeit des WWW, den 90er-Jahren, waren Messenger wie ICQ, AIM, Yahoo!M und der WLM/MSN bekannt. Die "großen Vier" der Anfangszeit wurden auch mit ihren Farben gekennzeichnet: Grün, gelborange, rot und blau.
Später kamen Google Talk und weitere hinzu.


Frühe Ansätze

Eine frühe Antwort auf dieses entstehende Chaos war Trillian. Trillian war ein früher Multi-Messenger für Windows. Trillian integrierte neben den "großen Vier" sowie IRC mit der Zeit immer mehr Programme. Es dauerte aber lange, bis es auch für das Betriebssystem Linux zur Verfügung stand.
Später gab es weitere "Über-Messenger" wie Miranda IM und Gaim.
Miranda IM wurde für Windows entwickelt. Es galt optisch und bedienungstechnisch als nicht so elegant wie Trillian, konnte aber einige Messenger integrieren, die Trillian nicht oder noch nicht konnte. 
Das unter Federführung von Mark Spencer entwickelte Gaim musste sich umbenennen (August 2005, 1.5.0), es war AOL sprachlich zu nahe an AIM dran, und hieß dann ab April 2007 Pidgin (Mai 2007, 2.0.0). Auch optisch gewann das Programm hinzu und war nun nicht mehr so "kastenförmig" wie das alte Gaim. Symbol wurde die lila- oder purpurfarbene Taube. Der Name war ein Wortspiel aus dem englischen Wort für Taube (pigeon) und der Mischsprache Pidgin. So litt der Multi-Client nicht lange unter seiner Zwangsumbenennung, sondern mauserte sich zu einem führenden Programm.


Pidgin (Wiki)


Pidgin & Co. 

Pidgin wurde für Jahre der Inbegriff des IM-Integrators und verdient daher eine genauere Betrachtung!
Das Programm Pidgin ist quelloffen und basierte auf libpurple. Damit wurde es auch die Grundlage für das Apple-Pendant Adium, aber auch für viele andere Multimessenger. Anfangs war Pidgin für Linux und BSD gedacht ("Unixoide"/Unixähnliche), später war es auch für andere Betriebssysteme (OS) erhältlich.
Pidgins eigentliche Stärke war die Erweiterbarkeit. Diese kam erst mit dem Aufkommen moderner Smartphonemessenger an gewisse Grenzen.
Pidgin integrierte mit der Zeit viele Protokolle: AIM (OSCAR), Bonjour, Gadu-Gadu, ICQ (OSCAR), IRC, Lotus Sametime, MSNP (.NET; vgl. Windows Live Messenger, früher MSN Mess.), MXit, MySpaceIM, Novell GroupWise, SILC, SIMPLE, XMPP, YMSG (Y!M), Zephyr (nicht Windows).
Durch Nachinstallation von Programmpaketen konnte auch der vorübergehend unter Gamern populäre Xfire-Client benutzt werden.
[Anm.: AIM und ICQ basieren zwar beide auf dem OSCAR-Protokoll. Die Interkompatibilität wurde aber nach einer Anfangsphase abgeschafft.]
Als besonders schwierig bei allen Multi-Messengern erwies sich die Integration von Sprach- und Videotelefonie. Ab Version 2.6.0 war dies über XMPP (Jabber) möglich. Andere Messenger mit  eingebauter Option für Videotelefonie, allen voran das berühmte Skype, konnten nur teilintegriert werden. Das bedeutet, dass mit dem Aufruf des Programmes über Pidgin der andere Messenger mitgestartet werden musste. Die Übernahme von Skype durch Microsoft machte die Software nicht freier und kompatibler.
Schwer wurde auch die Integration von Twitter. Die geschah über das Tweet-Deck und über microblog-purple, das nachinstalliert werden muss. Bei der Integration von Twitter und mb.-purple kann es aber zu Komplikationen kommen.
Ebenso schwer verlief die Integration der Smartphonemessenger, die weiter unten beschrieben sind. Reibungslos lief v. a. Telegram.
Ein Grund für die Schwierigkeiten mag neben technischer Herausforderungen auch die Tatsache sein, dass sich die Entwicklergemeinde neben Pidgin auch auf Empathy konzentrierte. Beide Projekte basierten auf der GTK-Bibliothek.

Da Pidgin auf GTK-Desktops von Linux beruhte, entwickelten die Macher von Qt-Desktops wie KDE ihren eigenen Multi-Client, das berühmte Kopete. Gemeint sind mit GTK und Qt die Bibliotheken der Desktopprogramme.
Kopete war auch sehr leistungsstark, hinkte aber optisch und von der Integration weiterer Messenger etwas hinter Pidgin hinterher.


Später gingen die Entwickler von GTK- und Qt-Software weiter und entwickelten den Multi-Messenger Empathy, der seinerseits in einen Telepathy-Rahmen eingegliedert wurde. Zwischen beiden konnte es bei der Installation aber zu Verwicklungen kommen.


Das Aufkommen der Smartphones

Mit den späten 2000er-Jahren kamen Smartphones immer mehr in Mode und so wurden auch für Mobilgeräte, die z. B. mit Android oder iOS liefen, Messenger (wie ICQ) und Multi-Messenger (wie Trillian) portiert sowie neue Multi-Messenger entwickelt: Zwei Beispiele dafür sind IM+ und imo


Doch mit der Zeit entstanden durch die Smartphone-Technik auch neue Arten von Messengern. Viele davon benutzten ihre Mobiltelefonnummer als Identitätszeichen. So sollte der jeweilige Client relativ sicher identifiziert werden (Nebenwirkung: Datenspionage) .
Jetzt kamen Messenger wie Messenger wie WhatsApp, Telegram und Threema in Mode (Threema war nicht so an die Mobilnummer gebunden), während "alte Hasen" wie ICQ schwächelten. Gleichzeitig drängten Messenger auf den Markt, die in Soziale Medien wie MySpace und Facebook integriert waren. Der Facebook-Messenger hieß bald einfach Messenger.
Diese Messenger basierten oft auf dem freien Protokoll XMPP, das am Anfang den Namen Jabber trug und unter Fans unter diesem noch länger bekannt war.

Diese neuen Smartphonemessenger ließen sich schwer in die vorhandenen Multimessenger integrieren, obwohl ihr Protokoll (meist XMPP) meistens hinlänglich bekannt war. Das lag u. a. daran, dass viele Client-Programme verschlossen waren. Eine Ausnahme machte z. B. Telegram, das in Pidgin recht gut integriert werden konnte.
Mit der Zeit kam man aber auch hier an einige Messenger 'ran und ging auch graphisch einen eigenen Weg: Das Messenger-Tableau.
Diese Multi-Messenger hatten nicht mehr eine Namensliste in einem länglichen Fenster, die noch nach IM-Gruppen geordnet waren, sondern sie sahen aus wie ein (quadratisch-breiter) Browser mit vielen Tags - je nach Messenger.

Rambox (rambox.pro)


Beispiele hierfür sind:

Franz:
- österreichischer Multimessenger

Rambox:
- OpenSource
- Integration extrem vieler Messenger und Email-Programme

Harvester (mobil):
- zunächst nur für Windows 10 Mobile

All-in-one Messenger:
- (nur) in den Chrome/Chromium-Browser integriert
- kann aber auch nach Schließen des Browsers genutzt werden
- kein AIM 



QUELLEN:

Eine Menge Eigenerfahrung (und Selbstqual).
Wikipedia
-
Onlineartikel auf c't, chip.de und diversen Blogs.
Thomas Kolkmann: Multi-Messenger. Facebook, WhatsApp, Skype & Co. zusammen in einem Messenger? 




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