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Geopolitik (pixabay.com; Vilius Kukanauskas) |
In den deutschen Medien wird viel über die militärische Lage in Osteuropa gesprochen.
Gleichzeitig berichtet man über den immer weiter eskalierenden Krieg um Israel.
Über die permanenten Kriege in Teilen Afrikas wird wenig gesprochen.
Auch nicht über die aus unserer Sicht riesengroße Kriegsgefahr in Ostasien.
Es ist Zeit, das einmal kurz zu kommentieren.
Zuerst einmal zum Ukrainekrieg...
0. VON GROẞEN UND KLEINEN KRIEGEN
Nach dem Kalten Krieg sagten viele, die Zeit der Großen Kriege sei
vorbei, jetzt sei die Zeit der kleineren Militäroperationen, quasi wie
"Weltpolizeioperationen", wenn man an das Werk "Empire" von Hardt/Negri
denkt. (Wenn man die Weltherrschaftsstruktur als einziges Empire sieht, dann sind Kriege Teil der Innenpolitik und damit Polizeiaktionen.)
Das war aber nur vorübergehend so und auch nur deshalb, weil die USA die einzige verbliebene Weltmacht waren.
Es deutet sich seit einigen Jahren an, dass wieder eine Zeit der Großen Kriege heranbricht.
Als Hauptakteure sehen wir die USA, Russland und China. Als Hauptkonfliktlinie sehen wir die (gesamte) Küste Ostasiens.
Denkbar ist aber auch eine große Explosion um Indien herum, also Südasien, oder eine weitere Eskalation des Krieges in Osteuropa.
I. DER UKRAINEKRIEG IN OSTEUROPA
Bezüglich des Ukrainekriegs wird nicht nur die Grausamkeit des Krieges angesprochen, sondern auch immer wieder die Schuldfrage kontrovers diskutiert.
In den Medien wird meist die Haupt- oder Alleinschuld bei Russland gesucht.
Im Internet gibt es nicht wenige, die die Schuld bei Washington und Kiew suchen.
Aus unserer Sicht haben Machtpolitiker in den USA UND Russland den Konflikt schon seit Jahren eskaliert. Dabei ist das nicht die gesamte Machtelite oder gar das gesamte Volk, sondern bestimmte Gruppen von Kriegstreibern in den jeweiligen Ländern.
Die US-Seite
In den USA sind die Vorantreiber einer imperialen Politik v. a. die Neocons, einige traditionalle Konservative und Geostrategen wie der 2017 verstorbene Zbigniew Brzezinski.
Das Ziel der US-Außenpolitik - und aus friedenspolitischer Sicht ihr Fehler - war, dass man nach dem Ende des Kalten Krieges 1990/91 nicht Ruhe gab, sondern Russland weiter provozieren und damit in Schach halten wollte.
Zbigniew Brzezinski hat das in aller Deutlichkeit in seinen Büchern, Artikeln und in Interviews gesagt:
In "The
Grand Chessboard" (1997) hat Bzezinski schon vor fast 30 Jahren geschrieben,
dass die USA zur Wahrung ihrer führenden geopolitischen Stellung nach
dem Kalten Krieg Russland überall um das Land herum reizen müssten. Eine besondere Rolle komme dabei der Ukraine zu, über die Russland seine Kontrolle verlieren müsse.
Brzezinski sah Eurasien als geopolitisches Schachbrett (Buchtitel!), auf dem die kommenden Machtkämpfe ausgetragen würden. Auf diesem sah er Russland mehr als Gegner als China (was viele Strategen in den USA anders sehen).
Europa und Japan sah er politisch-millitärisch nur als semi-autonom und als von den USA abhängig an. Südamerika und Afrika widmete er nur wenig Beachtung.
Brzezinski war ein Hardliner, eine Art demokratisches Pendant zum Republikaner Kissinger.
Biographisch
hatte er subjektiv Gründe dafür: Sein Vater war polnischer Diplomat und
wusste, wozu die frühe Sowjetunion gegenüber Polen fähig war. Daher kam sein Russland-Hass.
Man kann durchaus sagen, das Brzezinski die US-Außenpolitik für polnische Zwecke umfunktionieren wollte, so wie es die Neocons für Israel tun.
Dies brachte ihm besonders die Kritik der isolationistische Rechte in den USA ein, nämlich dass US-Blut für ein anderes Land geopfert werde.
Auf Seiten der Linken hat dies Michael Moore benannt.
Brzezinski
hat schon im Kalten Krieg die Idee propagiert (wenn auch nicht er
alleine), um die Sowjetunion herum einen islamischen "Green Belt" zu
legen (und das Land im Westen durch Solidarnocs im katholischen Polen zu
provozieren), um es zu schwächen.
Diese Strategie hat im Sinne eines Zusammenbruchs
der Sowjetunion zwar funktioniert, aber über eine Million Menschenleben
gekostet, riesige Gebiete verwüstet und den USA den antikommunistischen
Zauberlehring beschehrt, der danach in Form von Bin Laden und anderen
gegen seinen Meister USA selbst ziehen und schließlich das World Trade
Center zum Einsturz bringen sollte.
Schon als die Sowjets sich aus Afghanistan zurückzogen, skandierten einige Rebellen, jetzt werde man auch die USA angreifen.
Der
späte Brzezinski hat die Fehler seiner Politik, zumindest den "Imperial
Overstretch", wenigstens etwas erkannt und in seinem Buch "Strategic
Vision: America and the Crisis of Global Power" (2012) fünf Jahre vor
seinem Tod 2017 auch benannt.
Man kann es selber daran sehen, dass in
Teilen der USA (nicht im ganzen Land) die Infrastruktur verkommt,
während man gleichzeitig in fast jedes Land der Erde einmarschieren kann
(ob man es halten kann, steht auf einem anderen Blatt).
Die russische Seite
Auch auf Russland gibt es Hardliner und Propagandisten einer imperialen Politik.
Der Kreis um Putin ist bekannt dafür.
Das geopolitische "Pendant" zu Zbigniew Brzezinski ist Alexander Dugin.
Der Punkt ist, dass Russland sich zwar einerseits durch die NATO-Erweiterungen bedroht fühlt, andererseits aber selber Provokationen inszeniert, um einen Kriegsvorwand zu haben.
Im Jahre 1999, als Putin noch Präsidentschaftskandidat und kaum bekannt war, explodierten in und um Moskau Wohnhäuser. Dadurch starben ungefähr 300 Menschen.
Zusätzlich kam es zu Zwischenfällen in Dagestan.
Putin wurde dadurch zum einen Präsident und hatte zum anderen einen vermeintlichen Kriegsgrund, Tschetschenien anzugreifen, dass nach dem vorangegangenen Ersten Tschetschenienkrieg zwar autonom, aber nicht unabhängig war.
Das Problem ist aber folgendes: Es bestehen größte Zweifel, ob die Anschläge auf Moskauer Hochhäuser und die Zwischenfälle in Dagestan wirklich von Tschetschenen ausgingen.
Folgendes ist zu beachten:
- in einem Fall ging eine Hochhausbombe nicht hoch, weil ein aufmerksamer Anwohner drei Personen beobachtete, die Sprenggranulat in Säcken in den Keller des Hauses trugen;
der Anwohner informierte die Polizei - die Polizei nahm aber keine Tschetschenen fest, sondern zwei Männer und eine Frau, die sich als Mitarbeiter des Geheimdienstes FSB herausstellten
- die Sprengstoffgranulat-Säcke für die Hochhaussprengungen waren als Zuckersäcke gekennzeichnet (später auch "Ryazan Sugar" genannt);
in Kasernen gab es Soldaten, die an diesen angeblichen Zuckersäcken naschten, das Granulat ausspuckten und dann im Labor untersuchen ließen;
dadurch kam heraus, was es wirklich war - Alexander Litwinienko, der selber Insiderinformationen hatte und um sein Leben fürchtend nach Großbritannien flüchtete, veröffentlichte über diverse False-Flag-Operationen das Buch "Blowing Up Russia"
- danach wurde er mit radioaktivem Polonium vergiftet
Man sieht an solchen Dingen, dass auch Russland falsch spielt.
Es reagiert nicht nur auf ausländische Provokationen, sondern schafft selber welche, die dann als Vorwand dienen, in Nachbarländer einzuwirken (z. B. durch Bestechung, Bedrohung und Geheimdienstmorde) und notfalls auch einzumarschieren.
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