Kurt Tucholsky in Paris, 1928 |
* 09.01.1890 in Berlin
+ 21.12.1935 in Göteborg
Kurt Tucholsky wurde 1890 in Berlin als Sohn eines jüdischen Kaufmanns geboren. Er zeigte früh Interesse für die Schriftstellerei.
Tucholskys Problem war, dass die Ehe seiner Eltern zerrüttet war und er dann den Launen seiner frustrierten Mutter ausgeliefert war. So war er hin- und hergerissen zwischen Pflichten und dem Nachgeben gegenüber seiner blühenden Phantasie.
1909 beginnt Tucholsky ein Jurastudium in Berlin und Genf. Doch die Formalismen dieses Studiums machten ihn nicht glücklich.
Parallel dazu schrieb er nämlich verschiedene Texte, u. a. 1911 Beiträge und Gedichte für den "Vorwärts" (SPD-Parteizeitung) und engagierte sich für den Wahlkampf. 1912 erschien sein Kurzroman "Rheinsberg - Ein Bilderbuch für Verliebte".
1911 traf er in Prag Max Brod und Franz Kafka, der selber Jurist werden sollte, aber die schönen Künste viel mehr schätzte.
1913 wird er Literatur- und Theaterkritiker für "Die Schaubühne" (später: "Die Weltbühne").
Tucholsky zeigte so an vielen Stellen seinen Sinn für das Kreative, aber auch für politisches Engagement. Schon früh sah man, dass er mit der Geisteshaltung des wilhelminischen Deutschlands nicht einverstanden war.
1914 erschien eine Sammlung von Grotesken in "Der Zeitsparer". Im selben Jahr brach der (Erste) Weltkrieg aus. Sein Jurastudium konnte Tucholsky erfolgreich abschließen. Seine Anfang 1914 eingereichte Dissertation wurde zunächst abgelehn, im November bestand er dann doch cum laude. Erst im Mai 1915 wurde ihm nach Erfüllung etlicher Formalitäten die Promotionsurkunde überreicht.
Danach entging Tucholsky der Einberufung zum Heer nicht mehr. Anders als viele Künstler ließ er sich aber von der anfänglichen Kriegsbegeisterung nicht anstecken. Er konnte aber ab November 1916 an der Feldzeitung "Der Flieger" mitarbeiten. Ansonsten hatte er in einer Artillerie-Fliegerschule zu tun und erledigte andere Verwaltungsarbeiten. Hier lernte er auch seine spätere Ehefrau Mary Gerold kennen.
Nach Kriegsende wird Tucholsky 1918 Chefredakteur der Zeitschrift "Ulk". Schon 1907 ist dort seine erste journalistische Arbeit entstanden (nämlich eine Kritik am Kunstgeschmack des Kaisers).
1920 heiratete Tucholsky Else Weil und wurde Mitglied der USPD. Er engagierte sich weiterhin gegen Militarismus und für die Arbeiterbewegung. Nach dem Weltkrieg musste er wie viele sehen, sich in die Gesellschaft einzugliedern. Tucholsky fühlte sich wieder zerrissen zwischen dem Zwang, Geld zu verdienen und eine bürgerliche Existenz aufzubauen und dem Drang nach Kreativität.
1923 wurde er Volontär und Privatsekretär in einem Berliner Bankhaus.
Aber schon 1924 wurde er Korrespondent der "Weltbühne" und der "Vossischen Zeitung" und konnte in Paris leben. Über den Journalismus schien die Kombination zwischen Broterwerb und freigeistigem Leben am besten zu funktionieren. Tucholsky benutzte bei seiner Arbeit mehrere Pseudonyme, wie Kasper Hauser, Peter Panter, Theobald Tiger und Ignaz Wrobel.
Das Privatleben von Tucholsky blieb aber weiterhin chaotisch: Er ließ sich 1924 von Else Weil scheiden und heiratete Mary Gerold.
1926 machte die journalistische Karriere von Tucholsky wieder einen Sprung - aber nur für kurze Zeit: Tucholsky wird Herausgeber der "Weltbühne", allerdings nur für einige Monate. Sein Nachfolger wird dann Carl von Ossietzky.
In der Folgezeit widmete sich Tucholsky dafür anderen publizistischen Arbeiten: 1927 erschien sein Reisebericht "Ein Pyrenäenbuch", 1928 der Sammelband "Mit 5 PS". 1929 erschien seine berühmte Satire "Deutschland, Deutschland über alles. Ein Bilderbuch von Kurt Tucholsky und vielen Fotographen. Montiert von John Heartfield".
Tucholsky nahm die zunehmende Zuspitzung der politischen Verhältnisse in seiner Heimat mit großer Sorge wahr. So ging er schon 1929 - also vor der Machtübernahme der Nazis - nach Schweden ins Exil.
1933 ließ sich Kurt Tucholsky von Mary Gerold scheiden. In Deutschland wurden nach der Machtübernahme der Nazis seine Bücher verbrannt. Er wird aus Deutschland ausgebürgert.
Die Nazis sahen in der Bücherverbrennung eine notwendige Aktion, Deutschland vor "undeutschen" und bes. jüdischen Elementen zu "reinigen". Tucholsky sah das anders: Er sah die Gefahr nicht in der Verjudung Deutschlands, sondern in der Verdeutschung der Juden in Deutschland!
Die seien zu loyal gegenüber dem System eingestellt. Und die Weigerung vieler Juden in der Folgezeit, die drohende Gefahr anzuerkennen, schien ihm Recht zu geben.
Für Tucholsky selbst schien es aber keinen Ausweg mehr zu geben: Er war depressiv ob der Entwicklung in Deutschland und Europa, aber auch ob seines eigenen chaotischen Privatlebens. Am 21.12. starb er in Hindas in Schweden an einer Schlafmittelvergiftung. Es war aller Wahrscheinlich nach Selbstmord!
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