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Freitag, 11. November 2016

TRETROLLER (KICKSCOOTER) - 2016

Fußgetriebene Roller sind schon seit längerer Zeit als Fortbewegungsmittel bekannt. Besonders bekannt sind sie aber als Spielzeug für Kinder und Jugendliche. Doch sowohl im Design als auch in der Zielgruppenausrichtung hat sich viel verändert.

Das moderne Bild des klappbaren Tretrollers entstand erst in den 1990er-Jahren. Im Jahre 1996 entwickelte Wim Ouboter in der Schweiz mit der Firma Micro Mobility Systems ("micro") den modernen, klappbaren Kleinroller. Am Anfang hielt man Ouboter an seinem alten Arbeitsplatz für verrückt, als er einen Trend glaubte ausgemacht zu haben. Aber dann überraschte alle der Erfolg seiner neuen Unternehmung.
Der Scooter galt auch jetzt noch vielen als "Kinderspielzeug", eroberte aber schon bald nicht nur die Jugendszene, sondern auch die Skaterszene und faszinierte dann auch die Erwachsenenwelt. Viele junggebliebene Erwachsene, aber auch Geschäftsleute, die in großen Städten anders nicht zügig vorankamen, bemächtigten sich des neu designten Gefährtes. Eine besondere Rolle spielten dabei die USA und Japan.
Der Einwand, dass es sich bei der "Neuerfindung" nur um zwei Räder an einem Gestell mit Lenker handelte, und sie somit nichts besonders sei, zog nicht.
Dabei waren Roller an sich keine Neuheit, sondern existierten schon mindestens das 20. Jhd. hindurch. Anfangs waren die Konstruktionen aber noch sehr provisorisch.
In den wirtschaftlich armen Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg sieht man aber schon Kinder mit relativ guten Rollern, die aber noch auf Luftreifen fuhren.



TECHNIK

Die neuen Roller waren anders konstruiert. Sie verfügten über kleine PU-Rollen, die zunächst noch aus dem Inline-Skate-Bereich stammten. PU-Rollen liegen in verschiedenen Härtegraden vor, die in unterschiedlichen Skalen angegeben können. Harte Reifen federn weniger gut, haben dafür aber auch weniger Abrieb.
Entscheidend für eine flüssige Fahrt sind aber besonders die Kugellager (engl. "Bearings"). Sie sollten gut gegen Schmutz von außen sein, sowie Kugeln aus hartem Metall oder gar Keramik enthalten (Preis!). Die meisten Roller-Kugellager sind auch heute noch denen von Standardskateboards kompatibel. Für die Qualität der Kugelläger ist aber nicht nur die Härte und Beschaffenheit des verarbeitenden Materiales ausschlaggebend, sondern auch die Fertigungspräzision, angegeben mit der ABEC-Skala.
Frühere Roller fuhren noch auf größeren Luftreifen. Manchmal waren die auch nur aus Vollgummi oder Kunststoff. Auch das Chassis änderte sich: Das Chassis samt Lenksäule war jetzt kleiner und meist klappbar. Der Lenker meist ausfahrbar (Teleskoplenker) und die Griffe meist herausklappbar.
Erst mit der Zeit Roller mit größeren PU-Rollen auf. Später legten einige Hersteller sogar wieder Roller mit Luftreifen auf. Wärend frühe Roller dieser neuen 90er-Jahre-Bauart noch eine Rollengröße von 100 mm oder etwas mehr hatten, konnte es dann bis 200 oder 205 mm gehen. Noch später gab es sogar Roller mit 230er-Rollen - zumindest als Vorderrad. Diese blieben aber im Gegensatz zu den beliebten 200/205er-Rollern am Markt in der Minderheit.
Größere Rollen haben den Vorteil, dass sie die Bodenunebenheiten nicht so seismographisch wiedergeben, gleichzeitig entsteht aber der Nachteil des größeren Lenkkreises und des größeren Abstandes zum Boden, wenn man nicht das Bodenblech weiter senkt. Ein höheres Bodenblech führt zu einem höheren Energieaufwand beim Treten.
Doch welchen Vorteil haben Luftreifen? Und welche Nachteile?
Luftreifen haben den Vorteil, dass sie viel besser federn als die recht harten PU-Rollen. Nachteilig wirkt sich der etwas größere Reibungswiderstand aus, sowie die Notwendigkeit, Luft nachzupumpen und die höhere Anfälligkeit für Beschädigungen ("'n Platten haben").

Für Stuntzwecke ging man etwas anders vor. Hier waren Rollen von ungefähr 100 mm Durchmesser weiterhin willkommen. Der Lenker war außerdem stabil gehalten, gut verankert, nicht ausfahrbar und auf Griffhöhe mehr oder weniger T-förmig mit fest verschweißten Griffen mit großer Spannweite.
Damit konnten geübte Scooter denn Kunststücke machen bis hin zum Salto. Ähnlich wie beim Skateboard kann man mit dem Stuntscooter über Rampen fahren oder in sogenannten Pools. Damit meint man trockengelegte Swimmingpools, deren Kanten zum Fahren abgerundet werden. Heute gibt es auch Skatepools, die nie zum Schwimmen gedacht waren.

Für Erwachsene galten eigentlich ähnliche Grundsätze wie bei Rollern für Jugendliche. Nur sind hier die Rollen eher groß, das Trittbrett länger und oft auch breiter und vor allem der Lenker höher und manchmal auch breiter. Bei Erwachsenenrollern konnten, mussten aber nicht, die Farben dezenter gehalten werden.



FIRMEN

Bei so einem Erfolg ist es klar, dass die Firma Micro aus der Schweiz viele Nachahmer fand.
In Deutschland wurde die Marke Hudora stark, die ursprünglich nach dem Ersten Weltkrieg einmal Schlittschuhe hergestellt hat. Nach Anfängen mit kleinen Rollen entwickelte man bald die "Big-Wheel-Reihe" mit entsprechend größeren Reifen. Diese anfangs als groß angesehenen Reifen wurden aber bald zu einem neuen Standard. Besonders berühmt wurde die 205er-Reihe der Big-Wheel-Roller von Hudora, in der sich allerdings für lange Zeit die verschiedenen Typen nur farblich unterschieden. Ein Beispiel ist der Hudora Big Wheel 205 (z. B. GS in grün)

Hudora Big Wheel 205 (GS)


Später experimentierte man auch mit besseren Lenkern, besserer Hinterrad-Schutzblechbremse (Reibungsbremse), Federung (mindestens beim Vorderrad) und sogar 230er-Vorderrad. 230er-Skooter blieben auf dem Markt aber eine Rarität. Trotzdem ahmten andere Firmen dieses Konzept nach, einige sogar mit zwei 230er-Rädern.
Ob man nun die Rollengröße 230 mag oder nicht: Die Firma Hudora gehört(e) zu den wenigen Firmen, die ihre Roller nicht nur marketingtechnisch "Adult Scooter" nannten, sondern auch wirklich Roller entwickelte, die von großen Menschen aufrecht stehend gefahren werden können!
Dafür muss nämlich, auch abhängig von der Trittbretthöhe, eine Lenkerhöhe von mindestens 105 cm vorhanden sein. Besser sind Höhen von an die 110 cm.

Hudora BW 230 Style


Eine andere Firma aus Deutschland ist die Firma fun4u, die von einem US-Veteranen gegründet wurde und neben Scootern für Kinder und Stuntfahrer auch Roller für Erwachsene entwickelte, die mit der Zeit recht schnittig wurden und über stabile und hohe Lenker verfügten. 

In den USA gibt es selbstredend auch viele Scooterhersteller. Zu nennen wären hier die Firmen Razor und Fuzion, es gibt aber noch viele andere.
In den USA entwickelten sich die Scooter zwar ähnlich, aber nicht ganz gleich im Vergleich zu Europa.
US-Scooter zeigten später eine Tendenz zu größeren Reifen und höheren Lenkern. Außerdem sind sie oft einfacher, dafür aber sportlicher konstruiert.

Ein gutes Beispiel dafür ist die Firma Razor. Sie stellte lange Zeit Roller für Jugendliche und für Rollsportler her. Erst spät entwickelte man Typen wie den Razor A5 Lux, der recht leicht und schnittig konstruiert ist und über 200er-Rollen verfügt (für US-Verhältnisse groß!), aber nicht über einen für große Menschen ausreichenden Lenker. Dafür gibt es die Lenkerausführung auch in breit, wobei die hineingesteckten Lenkergriffe aber ziemlich wackeln und man nachbessern muss.
Der Werkstoff des A5 ist auch Flugaluminium und die Kugellager gelten im Firmenvergleich als relativ gut, können aber gegen noch bessere ausgetauscht werden.
Das Bodenblech ist recht tief, was ein Vorteil gegenüber der 205er-Reihe von Hudora darstellt. Die Firma Razor legt außerdem Wert darauf, dass der Roller von Profisportlern entwickelt worden ist. Allerdings ist das hintere Schutzblech zu kurz, um effizient Spritzwasser von den Hosenbeinen abhalten zu können.
Die Fuzion Cityglide ist ähnlich wie der Razor konstruiert. Sein Bodenblech ist aber nicht ganz so tief und seine Kugellager angeblich nicht ganz so leichtgängig.
Ein deutlicherer Unterschied (abgesehen von der Farbwahl) zeigt sich aber beim Lenker: Die Lenkstange ist durchgezogen (keine einzuhängenden Griffe) und festgeschraubt!


PREIS"LAGE"

Viele Standardscooter bewegen sich preislich im Rahmen von 50 bis 100 €. Bei einem Kaufpreis von 50 € muss man aufpassen, weil meistens Billigteile verbaut sind, die schnell Ärger geben können. Auch ist die Gesamtverarbeitung meist nicht so gut. Es gibt aber auch positive Ausnahmen für 50 €. Bei Rollern gegen 100 € lässt sich aber einiges auf dem Markt erwarten.
Es gibt aber auch Spezialanfertigungen, die preislich deutlich darüber hinausreichen. Schon die Micro-Scooter aus der Schweiz sind als solide, aber nicht gerade als günstig bekannt. Oxelo-Scooter ist ebenfalls teuer. Edle Modelle von Xootr können sogar die 200 €-Marke knacken.


ROLLER MIT MEHR ALS 2 ROLLEN

Mit der Zeit wird immer weiter experimentiert. Man fragte sich, ob Scooter immer nur 2 Rollen haben sollten und experimentierte mit 3 oder 4 Rollen.
Im Prinzip gab es solche Ansätze schon bei frühen Rollerformen. Beispielsweise schnallte man Rollschuhe unter ein Chassis aus Holz oder Metall.
Nun wollte man aber etwas eleganter vorgehen.
Roller mit 3 Rollen sahen am Boden oft einem Skateboard ähnlich. Man nennt sie auch Kickboards. Der Boden ist oft aus flexiblem Holz gefertigt und reagiert auf Gewichtsverlagerung, mit der der Roller gelenkt werden kann. Der Lenker wurde an der Spitze oft zu einem "Gangschaltungsknopf" vereinfacht, kann aber auch die Form eines herkömmlichen Lenkers haben.
Kickboards gibt es z. B. von der etablierten Firma Micro. Auch von K2 sind schon rassige Modelle auf den Markt gekommen. Hudora versuchte sich auch mit einem Kickboard (144 Flex), bei dem aber die Vorderrollen zu V-förmig angeordnet sind und dessen Lenkstange zu wenig Vorspannung nach vorne enthält (beim Aufsteigen und Lenken wird die Lenkstange automatisch nach hinten gedrückt).
VORSICHT: Kickboards sind zwar leichter und weniger wuchtig als Zweiradscooter, können aber aufgrund der "Kipplenkung" nicht so präzise gelenkt werden, was insbesondere bei der Fahrt bergab zu schweren Unfallverletzungen führen kann!

Entsprechend kann man Roller auch mit 4 Rollen herstellen.


MOTORISIERUNG

Eine neuere Entwicklung stellt die Motorisierung der Roller dar. Natürlich ist diese Idee nicht komplett neu, aber in den Jahren nach der Jahrtausendwende wurden immer bessere Elektromotoren entwickelt. E-Motoren hatten zunächst das Problem der geringeren Leistung, das aber verbessert werden konnte. Schwerer wog die mangelnde Kapazität der Akkumulatoren und die lange Ladezeit im Vergleich zu schnell betankbaren Benzinmotoren. Dafür sind E-Motoren emissionsarm, auch wenn sie trotz anderslautender Gerüchte nicht perfekt umweltfreundlich sind.
Angesichts der Weiterentwicklung der E-Motor-Technologie für Automobile und straßentaugliche Zweiräder ab 2000 und besonders nach 2010 fühlten sich auch die Konstrukteure der "kleineren Brüder" aufgerufen, e-motorisierte Modelle anzubieten.
Pioniere waren hier Firmen wie Razor.



1 Kommentar:

  1. So Scooter sind echt klasse. Meine Söhne haben sich von https://www.scooter-kickboard.de welche besorgt und düsen die ganze Zeit nur noch durch die Gegend. Scheint also recht unterhaltsam zu sein. Auch recht praktisch, der eine fährt damit sogar zur Arbeit.

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