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Dienstag, 31. Dezember 2024

JULIAN JAYNES - PLATZHALTER

 


Julian Jaynes (* 27. Februar 1920 in Newton, Massachusetts; † 21. November 1997 in Charlottetown, Prince Edward Island) war ein US-amerikanischer Psychologe. Weltweit bekannt wurde er durch sein Buch „Der Ursprung des Bewusstseins durch den Zusammenbruch der bikameralen Psyche“.

Leben

Jaynes war das erste von drei Kindern eines unitarischen Geistlichen, der 37 Jahre lang in seiner Geburtsstadt Newton wirkte. Früh fasziniert von den Fragen nach Art und Herkunft des menschlichen Bewusstseins begann Jaynes 1940 an der benachbarten Bostoner Harvard University Philosophie und Literatur zu studieren.

1943 wechselte er an die McGill University nach Montreal, Kanada, wo er, enttäuscht von der traditionellen Philosophie, sich der Psychologie zuwandte. Nach einer kurzen Dozententätigkeit Ende 1944 an der Universität von Toronto, setzte er 1945 seine Studien an der Yale University fort. Hier erwarb er 1948 seinen Master-Titel und arbeitete anschließend als Forschungsassistent. Karriere machte er ab 1964 an der Princeton University, an der er von 1966 bis 1990 Psychologie lehrte.

Werk

Vor der Publikation seines Hauptwerks, das die Ergebnisse von drei Jahrzehnten vielseitiger Forschungen präsentiert, veröffentlichte Jaynes nur wenige verhaltens- und neuropsychologische sowie historische Studien. Selbst seine Magisterarbeit über Prägungslernen in der Interaktion zwischen gelerntem und angeborenem Verhalten arbeitete er erst nach Erscheinen seines Buches und nur auf Drängen von Kollegen zu einer formalen Dissertation aus, so dass er schließlich im Jahre 1978 und damit zwölf Jahre nach Aufnahme seiner Professur in Princeton von Yale seinen Doctor of Philosophy verliehen bekam.

Seine späteren Arbeiten galten der Erläuterung und Diskussion seiner Überlegungen und Thesen zur evolutionären Entwicklung des menschlichen Bewusstseins, die er in einem Nachwort zu dem 1990 erschienenen Nachdruck seines Buches noch einmal zusammenfasste. Sie waren für die bis dahin entwickelten akademisch akzeptierten Ansichten zu diesem Thema derart provokant, dass nur wenige Wissenschaftler sie nachvollziehen mochten oder konnten. Jaynes geriet dadurch auch persönlich in zunehmende Isolation. Sie hat ihn offenbar stark belastet: In den vierzehn Jahren bis zu seinem Herzinfarkt hat er ein bis zuletzt angekündigtes weiteres Buch mit dem Titel The Consequences of Consciousness allem Anschein nach nicht einmal als Manuskript fertiggestellt. Hier wollte Jaynes die Folgen des allgemeinen Bewusstseinswandels, der nach seinen Ergebnissen in unserem Kulturraum erst vor gut 3000 Jahren eingesetzt haben soll, diskutieren.

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Der Ursprung des Bewusstseins

1976 veröffentlichte Jaynes sein Hauptwerk The Origin of Consciousness in the Breakdown of the Bicameral Mind. Er unternimmt darin den Versuch, Ursprung und Entwicklung des menschlichen Bewusstseins im Verlauf der Menschheitsgeschichte anhand einer zentralen, im Titel angezeigten These zu rekonstruieren: Die Entstehung des Bewusstseins aus einer Struktur, die er die bikamerale Psyche nennt. Spuren dieser Vorstufe des heutigen Bewusstseins findet er dabei u. a. bei Homer und im Alten Testament, aber auch in Phänomenen wie Hypnose oder Schizophrenie.

Die Hauptthese von Julian Jaynes, die er selbst preposterous („absonderlich“) nennt, besagt: Bewusstsein hat sich in historisch nachweisbarem Ausmaß erst in dem Jahrtausend vor der klassisch-griechischen Hochkultur entwickelt, etwa zwischen 1300 und 700 v. Chr. Die Menschen vor dieser Zeit hatten kein Bewusstsein, das heißt im Sinne Jaynes’ kein autonomes Selbst im heutigen Sinn.

 


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