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Samstag, 16. August 2014

ATHEISMUS

16.08.2014 - 03.09.2025


Ein Symbol für Atheismus (von mehreren).




Der Begriff Atheismus bezeichnet die Überzeugung, dass es keine Gottheiten (z. B. einen Gott, mehrere Götter oder metaphysische/supernaturalistische Wesen wie Engel oder Geister) gibt.
Manche Definitionen weiten den Begriff noch in Richtung Agnostizismus aus (engl. auch "weak atheism") und machen so die Begriffstrennung schwierig. 
Der Agnostizismus geht davon aus, dass keine Aussage darüber gemacht werden kann, ob Gottheiten existieren. Einige radikal-agnostische Positionen halten Götter für unwahrscheinlich. 
Im Gegenzug werden militante oder missionarische Ansätze im Atheismus gerne als "Antitheismus" bezeichnet.

Der Begriff Atheismus geht auf das griechische "atheos", also gottlos, zurück. Das zugehörige Substantiv war "atheótes".
Der Begriff wies aber noch nicht auf eine feste Ideologie hin, sondern bedeutete, dass ein Mensch die Götter und insbesondere die lokal verbindlichen Stadt- oder Staatsgötter ablehnte.
Eine solche "atheische" Haltung war nicht sehr weit verbreitet, galt als problematisch und konnte juristisch schwer geahndet werden. Auch die Todesstrafe war möglich.


Antike

Die griechische Philosophie war nicht an sich atheistisch. Es gab aber einige Denkrichtungen, die atheistische Positionen entwickelt haben. Von denen wiederum sind einige der Sophistik zuzurechnen, weil diese traditionelle Wertvorstellungen kritisch hinterfragte und beispielsweise die Natur (physis) gegen die menschlichen Regeln und Gesetze (nomoi) stellte.
Berühmte Atheisten der Antike waren z. B. Diagoras von Melos (Sophist) und Theodoros von Kyrene (Kyrenaiker). Cicero erwähnt beide in seiner philosophischen Schrift "De natura deorum" (Von der Natur der Götter). Protagoras sah er als religiösen Zweifler an.
 
Der Atheismus hat zwar unter den Griechen frühe Vordenker gehabt, was aber nicht heißt, dass die philosophischen Systeme anderer Kontinente keine atheistischen Gedanken entwickelt haben. Ein Beispiel sei die indische Philosophie.
Einige der indischen "Nastikas" (Nicht-Seiende/Verneiner), also der jenseits der Orthodoxie der Veden stehenden Denkschulen, waren atheistisch. Zu den Nastikas gehören aber nicht nur atheistische Schulen, sondern auch andere:
  • der Buddhismus (zwischen Philosophie und Religion angesiedelt)
  • der Jainismus
  • die atheistisch-materialistische Charvaka-Schule
In Asien haben sich in der Antike aus Indien stammende philosophische Systeme und insbesondere der Buddhismus weit verbreitet. Dies setzte sich dann im Mittelalter fort.
Bis heute streiten sich Forscher, ob man den Buddhismus als Philosophie oder Religion sehen soll oder als beides. Er ist vielleicht eine Philosophie mit religiösen Beimengungen. Viele Buddhisten glauben z. B. an Geister. Außerdem gibt es Klöster mit Mönchen und Nonnen.
In vielen Regionen - insbesondere in Tibet - haben sich einheimische religiöse Vorstellungen mit denen des Buddhismus' vermischt.
In China traf der Buddhismus dann auf einheimische Denkansätze wie den Daoismus (Taoismus) und den Konfuzianismus (wenn man von -ismen sprechen will). Man spricht davon, dass der Buddhismus "sinisiert" wurde. Zum Ende des Mittelalters gelangte er auch nach Japan.


Mittelalter

Im Mittelalter hatte es der Atheismus in Europa schwer. Das Christentum war in der Spätantike zur dominierenden Weltanschauung aufgestiegen und herrschte in Europa das ganze Mittelalter hindurch. Trotzdem mag es im Volk oder unter Intellektuellen hier und da antireligiöse Geisteshaltungen gegeben haben. Oft waren oppositionelle Haltungen aber eher gegen die als Unterdrückerin empfundene Kirche als gegen das Christentum selbst gerichtet. Das sieht man - bis zum Übergang zur Neuzeit - bei diversen Bauernaufständen.
Dagegen stand im arabischen Raum und später darüber hinaus der Islam. Obwohl Mohammed am Anfang bereits in seiner arabischen Heimat umstritten war und umgebracht werden sollte, konnte er sich in Arabien mit seiner islamischen Lehre durchsetzen und im 7. Jhd. n. Chr. Nordafrika erobern. Von dort aus breitete sich der Islam sogar über Spanien bis nach Südfrankreich aus, bis er von Karl Martell zurückgeschlagen werden konnte. Eine weitere islamische Expansion fand nach Persien und Zentralasien statt und später in weitere Gebiete.

Christentum und Islam standen sich beide feindlich gegenüber, obwohl es auch Handel und Kooperation gab. Keine von beiden kam aber auf die Idee, dass sich auch beide irren könnten!
Materialistische Geschichtswissenschaftler weisen darauf hin, dass es auch ökonomische Triebkräfte für solche ideologischen Ausprägungen gebe. Das ist sicher richtig, trotzdem stehen diese Ideologien mit einem Allmachtsanspruch auch für sich selbst.
Neben der Unterstützung für eine Ideologie zum Selbstzweck ist es aber in der Tat so, dass sozioökonomische Faktoren den Zulauf für bestimmte Ideologien stärken oder schwächen können.

In Asien sehen wir im Mittelalter (wenn man die europäische Epocheneinteilung übernehmen will) eine weitere Verbreitung des Buddismus'. Gleichzeitig dringt aber auch der Islam vor: Zum einen verbreitet sich der Islam in Zentralasien und beeinflusst von dort aus sogar Südasien (indischer Subkontinent), zum anderen gelangt er durch arabische Kaufleute seit dem 11. Jhd. bis nach Hinterindien/Indonesien. Dort sieht man in der Architektur heute buddhistische Gebäude in Gegenden, in denen kaum ein Buddhist mehr lebt.


Neuzeit

In der frühen Neuzeit begann durch eine Rückbesinnung auf antike Texte, auf das Individuum und auf die Naturwissenschaften wieder eine kritische Einstellung zu kirchlichen Lehren Fuß zu fassen. In Italien mag man von der Renaissance sprechen, in Deutschland vielleicht vom Humanismus. Verstärkt (wenn nicht ausgelöst) wurde dies durch die Eroberung des Byzantinischen Reiches durch das Osmanische Reich im 15. Jhd. Viele byzantinische mussten nach Italien und in andere Gebiete Europas fliehen.
(Hinweis: Das Byzantinische Reich ist aus der östlichen Hälfte des antiken Römischen Reiches entstanden. Die Bewohner sahen sich daher zumeist als Römer an, waren aber ethnisch oder zumindest kulturell gesehen eher Griechen. Religiös hingen sie seit dem Großen Schisma im 11. Jhd., also der Abspaltung der Orthodoxen von der Katholischen Kirche, dem orthodoxen Christentum an, das sich mit der Zeit auch unter vielen ostslawischen Stämmen verbreitete.
Vereinzelt gab es aber auch Gegenbewegungen wie unter Georgios Gemistos Plethon, der im 15. Jhd. eine Rückbesinnung auf die heidnische griechische Religion forderte, dafür aber wenig Unterstützer fand. Er wollte so die totale Niederlage von Byzanz noch abwenden, scheiterte aber bekanntermaßen.)

Die Renaissance förderte also eine Rückbesinnung auf die Antike, ein Siegeszug des Atheismus' war damit aber noch nicht möglich.
Seine Stärkung begann mit rationalistischen Ansätzen ("Rationalismen") und der Frühaufklärung im 17. Jhd. unter Descartes und Spinoza und dann mit der eigentlichen Aufklärung im 18. Jhd. Als eine der frühesten klar atheistischen Schriften der Neuzeit gilt der anonym erschienene Text "Theophrastus redivivus" von 1659. Der Titel deutet darauf hin, dass sich der Autor als den wiedererstandenen Theophrast von Eresos sieht. In dem Text werden Götter als frei erfunden dargestellt, der Religion aber eine gewisse soziale Nützlichkeit zugesprochen. 
Radikaler ging dagegen Abbé Jean Meslier vor, der zwar ein Kirchenmann war, aber offensichtlich eine immer größere Distanz zum Glauben aufgebaut hat. In seinen Schriften, die am Anfang (auch) nur anonym erscheinen konnten, griff er das System von Adel und Klerus offen an und brandmarkte es als Ausbeutungssystem. Die Religion war für Meslier eine Manipulation, um dieses System zu tarnen. Damit leitete er schon zur eigentlichen Aufklärung über. Die Schriften Mesliers zirkulierten zunächst nur in wenigen Abschriften und wurden erst 1761 durch Voltaire veröffentlicht, wobei dieser aber viele Passagen wegließ und so das Gesamtwerk abschwächte.

Die Aufklärer stellten tradierte Dogmen generell in Frage, besannen sich auf das Individuum und seine Freiheiten und wollten die Welt so betrachten, wie sie sei. Das führte nicht bei allen Denkern zum Atheismus, aber doch sehr oft zum Deismus. Es wurde sozusagen eine Verstandesreligion vertreten und man dachte, dass eine Art Gott zwar existiere, aber nicht in den Lauf der Welt eingreife. Voltaire gilt als ein Vertreter dieses Deismus', wobei er in einigen Schriften sehr antiklerikalistisch zu Felde zog.
Daneben gab es aber auch radikale Atheisten. In Übersichtsdarstellungen über die Aufklärungszeit wird manchmal behauptet, der Atheismus sei nur eine Randerscheinung gewesen. Das ist nicht richtig, auch wenn nur ein Teil der Philosophen atheistisch waren. Zu den berühmten Atheisten der Aufklärung gehören LaMettrie, d'Holbach (deutschstämmig) und Helvetius (eigentlich: Schweizer), bei Enzyklopädisten wie Diderot und d'Alembert und gewissermaßen auch bei de Sade. De Sade wird aber von einigen Philosophiehistorikern als "rechter Aufklärer" gedeutet, weil er das Schwinden religiöser Autorität als Stärkung der Natur im Sinne eines Rechts des Stärkeren deutete.
Besonders der Arzt LaMettrie galt als "Ur-Atheist" der Aufklärung. Besonders berühmt ist seine Schrift "L'homme machine" (Der Mensch als Maschine), in der er einen biologisch-materialistischen Atheismus entwickelte, aber es liegen von ihm viel mehr Schriften vor, die auch die Psychologie des Religiösen analysieren. LaMettrie sah sich durchaus als Epikureer und verstand dies im atomistisch-materialistischen Sinne wie im hedonistischen Sinne. Sichtbar wird dies besonders in seiner Schrift "Sur le Bonheur", die knackiger auch als "Anti-Seneca" bekannt ist.
LaMettrie legte sich aber nicht nur mit der Religion und Kirche an, sondern auch mit Vertretern seiner eigenen Ärztezunft.
Bei vielen Menschen, im Lager des Christentums wie auch im eigenen religionskritischen Lager war er verhasst. Sein Sinn für Meinungsfreiheit zwang ihn zu einem Leben im Exil, das ihn nach einer Zwischenstation in den Niederlanden an den Hof Friedrichs II. von Preußen führte. Doch selbst dort konnte er einige Schriften nicht oder nur heimlich (z. B. als Vorwort getarnt) veröffentlichen. Als LaMettrie dann bei Hofe den "Pastetentod" starb, sagten Lästerzungen, der Hedonist habe sich überfressen. Aber auch ein Giftmord ist denkbar.
Bei einigen Atheisten zeigten sich aber auch - ähnlich wie schon bei der griechischen Sophistik - negative Seiten atheistisch-aufgeklärter Denkansätze. Durch das Wegerklären der Götter wollen einige Philosophen den Weg freimachen für einen radikalen Naturalismus und das Recht des Stärkeren. 
Schon bei den antiken Sophisten, deren Denken ja auch aufklärerische Züge hatten, sah man diese Entwicklungen. Die von manchen heute so genannte "linke Sophistik" wollte den Menschen aufklären, von Vorurteilen befreien und Standesunterschiede einebnen.
Die "rechte Sophistik" sah dagegen das Schwinden der religiösen Tradition und menschlicher Konvention als Startschuss für ein rücksichtsloses Ausleben menschlichen Egoismus' und menschlicher Impulsivität, was dann als der Natur (physis) gemäßes Leben verklärt wurde.
Bei einigen Aufklärern kann man ähnlich negative Auswirkungen wie bei den antiken Sophisten sehen:
  • sexuellen Ausschweifungen, auch mit Minderjährigen: de Sade
  • Sozialdarwinismus: de Bonald - eigentlich ein Reaktionär, der aber die aufklärerischen Tendenzen als gegeben ansah und deshalb eine Machtphilosophie vertrat
  • Rassismus: z. B. Kant; auch Hegel, wenn man ihn aus Aufklärer sehen will (Idealist)
  • Kolonialismus: wenn sich Europäer oder europäischstämmige Siedler für geistig-kulturell überlegen halten, dann kann das zu gewaltsamen Eroberungen, Vertreibungen oder gar zum Völkermord führen
  • Ökonomismus: ein weiterer Kritikpunkt ist, dass eine ent-mythologisierte Welt einer fast totalen Dominanz des ökonomischen Denkens Tür und Tor öffnet, wie sie Horkheimer und Adorno in der "Dialektik der Aufklärung" noch zur Mitte des 20. Jhd. beschrieben haben.

Mit den Gedanken der Aufklärung war sozusagen "der Geist aus der Flasche gelassen", obwohl das Sprachbild auf den Atheismus nicht so ganz passt.

Als Gegenbewegung gegen die Französische Revolution, die auch auf die Philosophie der Aufklärung zurückgeführt wurde, kam es zu Restaurationsversuchen der alten Ordnung.
Dies gelang aber nur teilweise und oft nur auf Zeit.

Im frühen 19. Jahrhundert führte außerdem die kulturelle Epoche der Romantik zu einer Rückbesinnung auf das Mittelalter und auf das Mystische.

Doch der Damm war bereits gebrochen und es folgten viele offen atheistische Publikationen. Es gab allerdings nach wie vor auch Sanktionen gegen Atheisten.

Ludwig Feuerbach vertrat einen atheistischen Materialismus, der v. a. auf psychologischen Faktoren aufgebaut war, Karl Marx - in Anlehnung und Abgrenzung zu Feuerbach einen, der auf sozioökonomischen Faktoren beruhte.

Nietzsche ging die manipulativen Faktoren der Religion an und arbeitete sich dabei sowohl an Gottvorstellungen als auch an Moralvorstellungen ab. Letzteres galt besonders für das Christentum.
Die Vorstellung eines Gottes betrachtete Nietzsche nämlich schon instinktiv als "faustgrobe Antwort" (und als "viel zu extreme Hypothese").
Die Moralvorstellungen des Christentums betrachtete er aufgrund seiner oft zur Demut aufrufenden Grundsätze als Sklavenmoral.
Für ihn war klar, dass ein Herrschaftsmechanismus daraus bestünde, dass die Herrschenden den Beherrschten einredeten, dass schwache Faktoren wie Mitmenschlichkeit, Demut und Bescheidenheit ein hohes Gut seien, während sie selber nach entgegengesetzten Prinzipien lebten, nämlich der Herrenmoral. 

Im 20. Jahrhundert entwickelten sich viele atheistische Vorstellungen entlang bereits vorherrschender Strömungen der Zeit. 

Sigmund Freud begründete die Psychoanalyse und deutete die Religion tiefenpsychologisch. Er sah in religiösen Vorstellungen die Umlenkung basaler menschlicher Triebe. Er wirkte im späten 19. und frühen 20. Jhd.
Die Tiefenpsychologie brachte somit teilweise atheistische Gedanken hervor, aber nicht ausschließlich. Der heterodoxe ehemalige Freud-Schüler C. G. Jung ließ sich in seiner Analytischen Psychologie stark von religiösen Vorstellungen leiten.
Später versuchten sich einige Anhänger der Frankfurter Schule in einer Synthese aus Psychoanalyse und Marxismus, dem sogenannten Freudomarxismus.

Der Marxismus und später der Neomarxistisch setzten viele Stränge der atheistischen Theoriebildung fort. Trotzdem fanden auch einige Marxisten zurück zur Religion, z. B. die Theologie der Befreiung.
In staatssozialistischen Ländern wie der Sowjetunion wurde die Kirche anfangs massiv unterdrückt. Später brauchte man sie aber wieder, um die patriotischen "Abwehrkräfte" zu stärken. Dies sieht man z. B. an Stalins Politik im Zweiten Weltkrieg.
In der Volksrepublik China gab es immer wieder massive Verfolgungen religiöser Menschen. Dazwischen gab es aber auch Phasen relativer Liberalität.
In späteren Jahren der Sowjetunion förderte man zwar den Atheismus, ließ die (orthodoxe) Kirche aber am Leben. Oft wurden deren Oberhäupter unter Kontrolle des KGB eingesetzt.

Der Existenzialismus, der von Gedanken Kierkegaards, Heideggers und Jaspers ausgeht, aber kein einheitliches Lehrgebäude darstellt, brachte auch atheistische Strömungen hervor. 
Dazu sind die existenzialistischen Ausläufer der Prägung von Sartre und Camus zu rechnen. Bei diesen Autoren finden sich neben Existenzialismus auch wenigstens temporäre Flirts mit dem Marxismus.

Weitere Beiträge zur Religionskritik kommen von der analytischen Philosophie, speziell der Wiener Schule um Karl Popper, Rudolf Carnap und Hans Albert. 
Carnap ist besonders dadurch aufgefallen, dass er begonnen hat, die logischen "Vorarbeiten" von Gottlob Frege, Bertrand Russell und Alfred North Whitehead für erkenntnis- und wissenschaftstheoretische Fragestellungen aufzubereiten.
Allerdings ist hier umstritten, ob man sie zum Atheismus rechnen kann. Viele Vertreter betrachten metaphysische Aussagen nämlich nicht als falsch, sondern als sinnlos. Außerdem wandten sich einige analytische Philosophen im Alter wieder der Religion zu.

Nach 2000 erhielt der atheistische Diskurs neue Nahrung. Dafür sind mehrere Gründe ausschlaggebend. Einmal haben die Natur- und v. a. Biowissenschaften neue Erkenntnisse zu Tage gefördert, von denen sich viele Atheisten bestätigt fühlten. Zweitens haben die vielen "religiösen Revivals", besonders des Islam, zu einer atheistischen Gegenbewegung geführt. Drittens hat auch die bis dahin erfolgte weite Verbreitung digitaler Medien zu einem starken Auftreten der Atheisten geführt.
Man sprach bisweilen vom "Neuen Atheismus", obwohl die Bezeichnung "neu" immer relativ und nur bedingt aussagekräftig ist. Dieser Atheismus trat v. a. in angelsächsischen Ländern auf, aber nicht nur dort. Ein wichtiger Vertreter ist dort Richard Dawkins. In Frankreich wird Michel Onfray in diese Richtung eingeordnet, der als Kind unter religiösen Erziehern zu leiden hatte, seit ungefähr 2010 aber eine philosophische Rechtswende macht, bei der abzuwarten bleibt, wie diese seine Einstellung zur Religion beeinflussen wird. In Deutschland gilt Michael Schmidt-Salomon als führender Atheist.

Wie jede Bewegung zog auch diese entsprechend Kritik nach sich. Man warf ihren Vertretern Biologismus, Rigorismus, missionarischen Eifer und andere Dinge vor. 
 
Rückendeckung gibt dagegen Victor Stenger:  "Der US-amerikanische Physiker Victor Stenger ist der Auffassung, dass für die Gotteshypothese nicht nur empirische Belege fehlen, sondern dass sich auch die oftmals Göttern zugeschriebenen Eigenschaften anhand naturwissenschaftlicher Erkenntnisse anfechten lassen. So seien die Schöpfung von Lebewesen durch die Evolutionstheorie, Körper-Seele-Dualismus und Unsterblichkeit durch Neurologie, die Wirkung von Gebeten durch Doppelblindstudien, die Schöpfung des Universums durch thermodynamische sowie quantenphysikalische Überlegungen und göttliche Offenbarungen durch die Geschichtswissenschaft widerlegt worden. Das Universum verhalte sich genau so, wie es in Abwesenheit eines Gottes zu erwarten sei." (zit. n. Wikipedia; 08.14).

Eine andere Richtung nimmt das Konzept "Atheismus 2.0" von Alain de Botton ein. Er hält zwar den Atheismus erkenntnistheoretisch für richtig, sieht aber einige religiöse Rituale als durchaus positiv an. Aus diesem grund verzichtet er auch auf einen missionarischen Radikal-Atheismus.


QUELLEN und LITERATUR:

Wikipedia
-
Minois, George: Geschichte des Atheismus. Von den Anfängen bis zur Gegenwart;
Weimar 2000 (Hermann Böhlaus Nachfahren)
Sandvoss, Ernst: Geschichte der Philosophie: 2001
Störig, Hans Joachim: Kleine Weltgeschichte der Philosophie; 1999








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