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Donnerstag, 5. Juni 2025

PODCAST: MEINUNG/KOMMENTAR: DIE PROBLEMATISCHE ARGUMENTATION MIT WISSENSCHAFTLICHKEIT UND RATIONALITÄT

Scientia (pixabay.com) 


1. Einleitung: Das behauptete Ziel der Wissenschaftlichkeit und Rationalität

Wir erleben in der heutigen Zeit, dass im Meinungsstreit eine oder mehrere Seiten für sich in Anspruch nehmen, "wissenschaftlich" zu sein.

Das Ziel der "Wissenschaftlichkeit" ist an sich erstrebenswert, es hat aber in der Praxis die Wirkung, dass andere Meinungen als "unwissenschaftlich" dargestellt und damit ausgegrenzt werden.
 
Wissenschaftlichkeit als Ziel wirkt ähnlich wie "Rationalität" oder "Richtigkeit".
Praktisch überhöht man seine eigene Position und buttert andere unter.

Man sollte sich zuerst fragen, ob Wissenschaftlichkeit etwas Objektives ist und auf strengen Methoden aufbaut. Dieses wird ja behauptet.
Ich will jetzt nicht aus dem Stand heraus den kompletten Wissenschaftsbetrieb der Gegenwart und Vergangenheit als "konstruiert" oder "ausgedacht" hinstellen.
Aber es gibt auch den Gegenstandpunkt, dass Wissenschaftlichkeit "relativ" ist, quasi etwas Subjektives.
Und es gibt auch die Zwischenmeinung, dass in der Wissenschaft Objektivismen und Subjektivismen koexistieren.
 
Ein Beispiel: In Deutschland gab es im 20. Jhd. 5 verschiedene Systeme:
  • das Kaiserreich (II. Reich)
  • das "Weimarer Republik" genannte Deutsche Reich
  • das Nazireich (III. Reich)
  • die Bundesrepublik Deutschland
  • die DDR 
JEDES dieser Systeme hatten Wissenschaftler, die es unterstützten. Ebenso Politiker, Lehrer und Richter.
Sprich: Jedes dieser Systeme hatte RECHT!

Aber wie können z. B. das NS-System und das offiziell Antifaschistische System der DDR gleichermaßen Recht haben?
Sicher kann man einem anderen System vorwerfen, es sei "pseudowissenschaftlich". Aber das andere System mag das auch von unserem eigenen System denken.

Man sieht diese Widersprüche allerdings auch innerhalb eines Systems:
Wer schon einmal ein historisches oder politisches Seminar bei einem SPD-Prof und bei einem CDU-Prof besucht hat, weiß, dass das eigentlich zwei Arten von Geschichts- oder Politikbetrachtungen sind. Noch extremer wird es, wenn man zu einem marxistischen Prof geht.
 

2. Einschränkungen des Anspruchs auf Wissenschaftlichkeit und Rationalität


Es geht hier nicht darum, das Ziel der Wissenschaftlichkeit als etwas Falsches darzustellen.
Man muss die Sache aber genauer betrachten und fragen:
"WAS ist (angeblich) wissenschaftlich?"

Denn häufig steht hinter der (Gesamt-)Rationalität nur eine Teil-Rationalität oder Zweck-Rationalität.

Es stellt sich also nicht nur die Frage, ob der Anspruch der Wissenschaftlichkeit berechtigt ist, sondern auch, auf welchen Bereich er sich erstreckt.

Wir haben also mehrere Arten der Rationalität:
  • eine Gesamt-Rationalität, die global ist, also alles umfasst und - wenn sie eine ethische Intention hat - allen Menschen helfen will
  • eine Teil-Rationalität, die nur aus einer bestimmten Perspektive heraus (räumlich, zeitlich, Interessengruppe) rational sind

Ein Beispiel:

Jemand kann sagen: "Rauchen gefährdet die Gesundheit des Menschen."

Diese Aussage ist zunächst wissenschaftlich korrekt, denn es gibt viele Studien über die vielfältigen Gefahren des Rauchens.

Man muss hier jedoch ein ABER setzen!

Wenn ein Mensch sagt, "Rauchen gefährdet die Gesundheit", dann bezieht sich das NUR auf eben diese Gesundheit.
Ob der Mensch selber (gesamt-)rational vorgeht, lässt sich damit noch nicht sagen.

Was will denn der Mensch mit dieser Aussage?

Es gibt mehrere Möglichkeiten:
  • er möchte Menschen helfen (positiv, rational)
  • er möchte unter dem Vorwand der Hilfe Menschen auf die Nerven gehen
  • er möchte seinen Alltagsfrust abreagieren
  • er möchte seine Engstirnigkeit ausleben
  • er möchte durch "Kreuzzüglertum" sein Ego pampern
  • er möchte mit Nichtraucherprogrammen Geld verdienen
Von diesen Faktoren können nicht alle Wissenschaftlichkeit (bzw. rationale Begründetheit) für sich beanspruchen. Eigentlich kann das nur der erste Punkt.

Eine ähnliche Einseitigkeit sieht man beim Kampf gegen Krankheiten, bei der Erziehung von Menschen (Kindern oder Erwachsenen), bei akademischer Tätigkeit oder bei Vorgängen in der Berufswelt.

Immer wieder kommt es vor, dass Wissenschaftlichkeit oder Rationalität mit Dingen vermischt werden, die eben nicht rational sind.

Weitere Beispiele:

Ein Erwachsener bringt einem Kind etwas bei:
  • er will dem Kind helfen
  • er will sich einem Gegenüber überlegen fühlen
  • er will seinen Sadismus ausleben und rationalisieren
  • er will Regeln um ihrer selbst wahrnehmen

Ein Firmenchef sagt, er müsse Mitarbeiter entlassen:

  • die Wirtschaftslage erfordert dies
  • er nutzt die Wirtschaftslage nur als Vorwand, um unliebsame Mitarbeiter zu feuern
  • er will seinen Sadismus oder Sozialdarwinismus ausleben
  • er ist Doppelmoralist und erhöht sein Vermögen (trotz der Wirtschaftslage), während er bei anderen kürzt 

Ein Richter spricht Recht und begründet dies juristisch:

  • weil er die Gerechtigkeit liebt
  • weil er gerne straft (ein Sadist ist) und nur einen Vorwand dafür sucht
  • trotz äußerlich-juristischer Begründung kann es sein, dass der Urteilsspruch beim Pinkeln ausgehandelt wurde (kam schon vor!)
  • trotz äußerlich-juristischer Sprache kann das Strafmaß von der Tagesform oder der Tagesbinnenform des Richters abhängen 

 

3. Der Wissenschaftsbetrieb selber

Der Wissenschaftsbetrieb, also die praktisch ausgeübte "Wissenschaft", beweist bereits, dass es mit der "Wissenschaftlichkeit" nicht so weit her ist.

Äußerlich behauptet man, streng methodisch vorzugehen. Man sollte auch nicht gänzlich sagen, dass so etwas überhaupt nicht möglich sei.
Zum Beispiel kennt die Numismatik (Münzkunde) gewisse Regeln, die relativ verlässlich sind.

Andererseits gibt es Subjektivismen:

  • will ein Professor in einem konservativen Bundesland seine Karriere voranbringen, dann mag er sich mit linken Ansichten schwertun; umgekehrt mag es mit einem konservativen Professor in einem linken Bundesland sein 
  • der Professor mag einer Lehramtsstudentin eine ungerechtfertigt gute Note geben, damit sie ihr Referat erhält, weil er mit ihr liiert ist
    (und später soll sie als Lehrerin objektiv beurteilen?
  • ein Professor hat neben seiner Unitätigkeit noch Tätigkeiten für Firmen, die sein Erkenntnisinteresse beeinflussen ("erkenntnisleitende Interessen"
  • ein Professor merkt, dass ihm ein anderer einen Lehrstuhl wegschnappt:
    plötzlich bricht die Firniss der wissenschaftlich-sachlichen Sprache und er greift zu übelster Polemik, um seinen Konkurrenten zu diffamieren
  • ein Geschichtsprofessor, der die Bundeswehr mag, hat eine völlig andere Haltung zur Militärgeschichte als eine Professorin, die Radikalpazifistin ist
  • auch wenn Professoren sagen, dass man "vorurteilsfrei" und "wissenschaftlich" an Themen herangehen soll, so sind dennoch viele Mitglieder einer Religionsgemeischaft;
    sie haben dafür ein "Vorverständnis", quasi ein "Vortuning", dass ihre Interessen leitet 

 




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