Fachbereiche: Geschichte (Politik, Sowi, Philosophie) - Sprachen - Wirtschaft, Recht - Biologie (Chemie) - Technik (Physik) und Blödsinn.
Dieser Universal-Blog ist aus einer Seite für Geschichte, Politik (und Realienkunde) hervorgegangen, die sich dann in Richtung Humanwissenschaften weiterentwickelt hat.
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Dienstag, 31. Juli 2012

HUSSERL, EDMUND


File:Edmund Husserl 1900.jpg

* 08.04.1859
+ 26.04.1938

Edmund Husserl war ein deutscher Philosoph mit jüdischen Wurzeln. Er begründete die Phänomenologie.



Er wurde 1901 Professor in Göttingen und seit 1916 Professor in Freiburg im Breisgau. Husserl begründete die Phänomenologie und wollte mit ihr (in Überwindung des Psychologismus, Historismus und Szientismus) nicht nur die Philosophie als apriorisch "strenge Wissenschaft", sondern auch die Einzelwissenschaften neu begründen. Hierfür konstatierte Husserl die Existenz eines "reinen Bewusstseins", aus dem sich die objektive Welt ableiten lässt. Zu gültigen Aussagen gelangt man durch eine Folge immer radikalerer (ikrrationaler, intuitiver) Reduktionsschritte: Zu den Phänomenen durch "phänomenologische Reduktion" (Ausklammern der realen Welt), zur Wessensstruktur des Bewusstseins durch "eidetische Reduktion" (Ausklammern der [bildhaften] Vorstellungen), zur transzendentalen Sphäre durch die "transzendentale Reduktion" (Ausklammerung des Übersinnlichen); sie erschliesst die "transzendentale Subjektivität" (das reine Bewusstsein), die den Sinn von Welt und Weltinhalt und somit alle Gegenständlichkeit konstituiert.
Husserl beeinflusste Philosophen wie M. Scheler, N. Hartmann und M. Heidegger.
Werke: Philosophie als strenge Wissenschaft (1911), Ideen zu einer reinen Phänomenologie (1913), Formale und transzendentale Logik (1929).



GÜNTHER ANDERS (GÜNTHER STERN)

GÜNTHER ANDERS (GÜNTHER STERN)
[von 07.2012 - 06.2024 "unter construction"!]



* 12.07.1902 in Breslau
+ 17.12.1992 in Wien

Günther Anders war ein deutsch-jüdischer Philosoph und Technikkritiker.

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JUGEND, KRIEG, STUDIUM, BERUF

Günther Anders wurde 1902 als Günther Stern in Breslau geboren. Seine Eltern waren die deutsch-jüdischen Psychologen William und Clara Stern. Manchmal musste der junge Anders mit seinen Geschwistern als psychologisches Forschungsobjekt für seine Eltern herhalten.
Die Ergebnisse erschienen dann im Standardwerk "Psychologie der frühen Kindheit".

1915 zog die Familie im Ersten Weltkrieg (1914 - 18) von Breslau nach Hamburg. Später wurde der Schüler Anders als Erntehelfer an der Westfront eingesetzt. Das wurde für ihn zu einem prägenden Erlebnis. An einem Bahnhof (in Lüttich?) sah er beispielsweise amputierte Männer, die "sonderbarerweise an den Hüften anfingen" und die man einfach an die Wand gelehnt hatte.
Auch erlebte Anders im nationalistischen Schulklima Antisemitismus.
Er gründete schon 1917 mit zwei Jugendfreunden den Bund "Europa Unita". Sie übermalten die Grenzen einer Europakarte und ritzten sich ein E und ein U in die Hände. Die elsässische Krankenschwester, die ihnen die Hände verband, wurde dann zum dritten Mitglied.

Nach dem Ersten Weltkrieg studierte Anders bei Husserl, Heidegger und Cassirer Philosophie.
1923 promovierte er bei Husserl in Freiburg über Phänomenologie.
Danach lebte er von journalistischer Tätigkeit. Er veröffentlichte auch Essays mit sozialkritischem Inhalt. Beim "Berliner Börsen-Courier" erhielt Günther Anders dann den Namen, unter dem er später bekannt werden sollte. Er selber war zwar kommerzkritisch eingestellt, benötigte aber einen Lebensunterhalt. Das Pseudonym soll aber auch gewählt worden sein, weil Anders so viele Artikel schrieb.
Eine akademische Karriere wurde Anders in den 1920ern und frühen 1930ern erschwert - angeblich von Adorno. Anders strebte eine Habilitation mit einer Philosophie der Musik an. Einige Universitätsdozenten sollen später auch gesagt haben, man müsse die Nazizeit kurz (!) abwarten und könne ihn dann einstellen.
In Marburg lernte er 1925 Hannah Arendt kennen und beide zogen nach Berlin, Heidelberg und später Frankfurt.


NAZIZEIT

Anders nahm 1933 den Beginn der Nazizeit ernst und betrachtete sie als zweite Zäsur in seinem Leben.
In dieser Phase musste Anders nach Frankreich und dann in die USA ins Exil ausweichen.
Im Pariser Exil versuchte Anders, seinen nazikritischen Roman "Die molussische Katakombe" zu veröffentlichen. Er scheiterte damals jedoch an dem ebenfalls geflüchteten Kommunisten Manès Sperber, der damals noch ein strenger Parteisoldat war. Das wäre nach Adorno das zweite Mal, an dem sich ein Linker blockierend auf Anders' Karriere auswirkte!
Im Quartier Latin in Paris scheiterte auch Anders' Ehe mit Hannah Arendt an den widrigen Lebensumständen. Interessanterweise kehrte sie später zu ihrem Universitätslehrer - und Nazi - Martin Heidegger zurück.
Anders floh 1936 in die USA, wo sein Vater bereits an der Universität dozierte. Anders lebte dort von der Unterstützung seines Vaters, von Aufsätzen und von Gelegenheitsarbeiten. Das brachte ihn auch dazu, die Industriegesellschaft genauer zu studieren. Nach einer kurzen Stelle im Office for War Information (OWI), die er ablehnte, weil er die Propaganda für falsch hielt, erhielt er eine Dozentenstelle an der New School for Social Research. Hier geriet er aber mit Studenten aneinander, für die seine Vorlesungen thematisch zu breit gefächert waren.
(Der belesene Anders hielt sich nicht gerne an strikte Lehrpläne.)


NACHKRIEGSZEIT UND ATOMZEITALTER

Der Abwurf der Atombombe am 06.08.45 auf Hiroshima war die dritte Zäsur in Anders' Leben. Die ganze Menschheit konnte jetzt vernichtet werden. Anders war darüber innerlich sehr erschüttert und konnte erst nach seiner Rückkehr nach Europa 1950 darüber schreiben.
Anders entschied sich für Wien, da er die gerade entstandenen beiden deutschen Staaten ablehnte und aufgrund der Hilfe seiner Brüder.
Anders engagierte sich mit Robert Jungk u. a. gegen Kernwaffen. Anders besuchte auch Hiroshima und Nagasaki und schrieb darüber 1959 den Essay "Der Mann auf der Brücke". Im selben Jahr begann er einen Briefwechsel mit dem Piloten Claude Eatherly.

Von 1945 bis 1955 war Anders mit der Österreicherin Elisabeth Freundlich verheiratet. Beide nahmen die Österreichische Staatsbürgerschaft (sie wieder) an. Die Entscheidung für Österreich war auch ein Politikum: Anders lagen damals weder die BRD, noch die DDR.
1957 heiratete er die amerikanisch-jüdische Komponistin Charlotte Zelka (Zelkowitz), die sich 1972 von ihm trennte, aber nicht geschieden wurde.
In den späten 80er-Jahren kehrte Anders wieder zu der fast erblindeten Elisabeth Freundlich zurück.

Beruflich beschäftigte sich Anders mit Journalismus und der Übersetzung von Theaterstücken. Eine Professur an der Universität Halle, die ihm Ernst Bloch angetragen hatte, lehnte er ab. Er konnte schematisches Denken und "stereotype philosophische Schulausdrücke" nicht leiden.

Das 1951 erschienenen Buch "Kafka: Pro und Contra. Die Prozeß-Unterlagen" beeindruckte den Herausgeber des Merkur, Hans Paeschke.
Paeschke druckte auch mehrere Kapitel des ersten Bandes des dann folgenden Hauptwerks "Die Antiquiertheit des Menschen" vorab.
Anders' Kernaussage ist, dass der Mensch aufgrund seiner relativ festen Verhaltensweisen mit dem technischen Fortschritt in Medien, Industrie und Waffentechnik nicht mithalten kann.

Einen Ruf an die Freie Universität Berlin lehnte Anders 1959 aber ab. Er blieb bei seiner Ablehnung der akademischen Philosophie.

1961 und '62 veröffentlichte er Bücher über George Grosz und Bertolt Brecht, die er beide von früher kannte.

1964 setzte sich Anders in "Wir Eichmannsöhne" mit dem Holocaust auseinander.

1967 war er während des Vietnamkriegs am Russell-Tribunal (von Bertrand Russel) gegen Kriegsverbrechen beteiligt. Sein Werk "Visit beautiful Vietnam" kritisierte den Vietnamkrieg direkt. In der aufkommenden 68er-Zeit näherte Anders sich damit dem Zeitgeist an.

Danach setzte Anders seine Technikritik fort:
"Der Blick vom Mond" über die erste Mondlandung 1969, "Endzeit und Zeitenende" über die Atombombe und der zweite Band von "Die Antiquiertheit des Menschen".

Anders beschäftigt sich auch mit seinen jüdischen Wurzeln und jüdischer Geschichte:
"Mein Judentum" und "Besuch im Hades. Ausschwitz und Breslau 1966" mit "Rückblendung 1944 - 1949" und "Nach "Holocaust" 1979".

In den "Ketzereien" schildert Anders Begegnungen und Auseinandersetzungen mit Vertretern von Religionen und Weltanschuungen.

Aber auch innerhalb der jüdischen Gemeinde eckte Anders an: 1982 verließ er die Israelitische Kultusgemeinde Wien aus Protest gegen deren unkritische Gutheißung des Libanon-Feldzuges.
(In diesem kam es zu schweren Massakern durch die israelische Armee und verbündete christliche Milizen unter Duldung von Ariel Sharon, aber auch zu Massakern der Gegenseite.)

Ab 1983 hatte Anders die Möglichkeit, in der Zeitschrift FORVM unter dem Herausgeber Gerhard Oberschlick zu publizieren.

1985 lehnte Anders den Andreas-Gryphius-Preis ab. 1992 die Ehrendoktorwürde der Universität Wien.

Im politisch-technischen Kurs lehnte Anders auch die zivile Nutzung der Atomenergie ab und warf die Frage auf, ob auch Attentate auf Betreiber von Atomkraftwerken legitim seien. Dies löste - auch im Zusammenhang des damaligen Linksterrorismus' - kontroverse Diskussionen aus.

Anders starb verarmt am 17.12.1992 in Wien im Pflegeheimt Confraternität (19. Bezirk).
Sein Nachlassverwalter wurde Gerhard Oberschlick.
Erst im Todesjahr 1992 konnte Anders Roman "Die molussische Katakombe", die in den 1930er-Jahren aus Einzelgeschichten kompiliert worden war, erscheinen. Hier werden die psychologischen Mechanismen gezeigt, die nach Anders dem Nationalsozialismus zu Grunde liegen.

Seit August 2023 existiert an der Universität Freiburg die Günther-Anders-Forschungsstelle.


QUELLEN UND LITERATUR:

Wiki
-
Anders, Günther: Die Antiquiertheit des Menschen 1. Über die Seele im Zeitalter der Zweiten Industriellen Revolution; München 2002 (C. H. Beck)
Anders, Günther: Übertreibungen in Richtung Wahrheit; München 2002 (C. H. Beck)
(Hg. von Ludger Lütkehaus)
Liessmann, Konrad Paul: Günther Anders kontrovers; München 1992 (C. H. Beck)







Montag, 30. Juli 2012

SALLUSTIUS CRISPUS, GAIUS ("SALLUST")

* 86 in Amiternum (= Vittorino)
+ 35/34 in Rom

Sallust war ein bedeutender römischer Geschichtsschreiber, der Rom im Verfallsprozess sah und dessen Schreibstil durch eine prägnante Kürze ("brevitas") gekennzeichnet war.



Sallust schlug zunächst die Ämterlaufbahn ein und wurde 55 oder 54 Quästor und 52 Volkstribun. Sallust galt als Gegner Milos und Ciceros und stand auf Cäsars Seite.
Er wurde 50 aus dem Senat ausgestossen, 49 aber schon wieder von Cäsar rehabilitiert. 46 war er Statthalter der Provinz Africa Nova. Nach Cäsars Ermordung zog er sich aus der aktiven Politik zurück und widmete sich der Geschichtsschreibung.

Von Sallust sind eine Invektive gegen Cicero erhalten, zwei Briefe an Cäsar, Bruchstücke eines zeitgeschichtlichen Hauptwerkes "Historiae" (5 Bücher über die Zeit von 78 bis 67) und zwei historische Monographien, nämlich "Die Verschwörung des Catilina" und "Der Jugurthinische Krieg".
Sallust beschäftigt sich darin neben der reinen Geschichtsschreibung mit der Frage nach der Verantwortung für den angeblichen Verfall Roms. Er vertritt darin die These, dass es ursprünglich einmal eine bessere Zeit gab, von der aus es einen permanenten Verfall gab, der sich besonders bei der Nobilität zeige.


QUELLEN UND LITERATUR:

Wikipedia
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Ronald Syme: Sallust; Berkeley u.a. 1964;
dt.: Darmstadt 1975, ND 1995
Viktor Pöschl (Hrsg.): Sallust; Darmstadt 1981
Stephan Schmal: Sallust; Darmstadt 2001




KELTISCHE INSCHRIFTEN



Die Inschriften der Kelten waren meistens Weih- und Grabinschriften. Sie waren oft sehr kurz.
Eine Ausnahme ist der Kalender von Coligny, der deshalb für die Forschung von besonderem Wert ist.
In diesem fragmentarisch überlieferten Kalender, der Ende des 19. Jhd. wiederentdeckt wurde, findet man viele gallische Monatsnamen. Er ist auf fünf Sonnenjahre ausgelegt.
Keltische Inschriften wurden mit griechischen, italischen (etruskoiden) oder lateinischen Schriftzeichen gefunden.

Kalender von Coligny:

Der Kalender von Coligny ist ein lunisolarer Kalender auf 5 Jahre mit je 12 Monaten und 355 Tagen.
Sein Beschreibstoff ist Bronzeblech. Er wurde 1897 zusammen mit einer Bronzestatue des Mars entdeckt.
Sieben Monate haben 30 Tage und fünf Monate haben 29 Tage. Nach 30 Monaten wird aber ein Schaltmonat zu 30 Tagen eingeschaltet, so dass es sich hierbei nicht um einen reinen Mondkalender handelt.
Der gefundene Kalender enthält also 62 Monate (auf 5 Jahre). Jeder Monat ist mit einem Namen und dem Zusatz MAT (30 d) und ANMAT (29 d) gekennzeichnet. Es ist umstritten, ob die Monate nach Göttern benannt sind. Einige Forscher halten die Namen für sehr archaisch. Es gibt noch weitere Namenszusätze.





Inschriftenbeispiele:

Gallisch (RIG I, 153):
Segomarus Villoneos, toutius Namausatis eiorou Belesami sosin nemeton.
Segomarus, Sohn des Villus, Bürger von Nemausus (Nimes), hat dieses Nemeton der Belisama gestiftet.

Gallisch (CIL XIII, 5468):
Doiros Segomari ieuru Alisanu.
Doiros, Sohn des Segomaros, hat (diese Opferschale) dem Gott Alisanos gestiftet.

Keltiberisch:
eni Orosei uta Tigino tiatumei trecaias
to Luguei araianom comeimu
ein Orosei Equeisuique Ocris olocas togias sistat Luguei tiaso togias.
In Orosis und im tiatumis des Teginus dreifache Umzäunungen
dem Lugus das Gerechte: eine Wallfahrt
und für den Gott der Equaesi in Orosis hat Ogris die Überdachungen der Gemeinde aufgestellt
für den Lugus die Überdachungen des Tiasos.

Lusitanisch:
oilam Trebopala
indi porcom Labbo
comaiam Iccona Loim-
inna oilam usseam
Trebarune indi Taurom
ifadem(-)
Reve + Re(-)
Ein Schaf für Trebopala
und ein Schwein für Laebo
eine Comaia für Iccona Loiminna
und ein einjähriges Schaf für Trebarunis
und einen ebensolchen Stier
für Revis.

Lepontische Inschriften:
Uvamogozis Blialetu (Vu)ltiauiobus ariunebos sidess dedu.
Uvamogozis, Sohn des Blialetos, offerierte Sitze den herrschenden Voltiavi.



KELTISCHE SPRACHEN



Das keltische Sprachgebiet war in den Jahrhunderten vor Christus über weite Teile Europas verbreitet.
Heute ist es dagegen nur noch in den Randgebieten der Britischen Inseln und der Bretagne zu finden.

Archäologisch werden die Kelten mit der Latène-Kultur in Verbindung gebracht, die sich im 5. Jhd. v. Chr. aus der westlichen Hallstadtkultur entwickelte. Geographisch kann sie damit grob im Ober- und Mittelrheingebiet verortet werden. Damals herrschte in Europa die jüngere vorrömische Eisenzeit. (La Tène liegt in der Westschweiz.)

Die moderne Sprachwissenschaft unterteilt die keltischen Sprachen in festlandskeltische (kontinentalkeltische) Sprachen und inselkeltische Sprachen. Die ersteren sind alle ausgestorben. Das Bretonische (s. u.) ist auch eine inselkeltische Sprache, weil die Bretagne von Grossbritannien aus keltisch rückbesiedelt wurde.

Festlandskeltischen Sprachen sind:
Gallisch, Lepontisch (Oberitalien), Norisch (östlicher Alpenraum), Keltiberisch, Galatisch (Anatolien).
Von diesen Sprachen ist besonders das Gallische interessant und relevant. Das liegt nicht nur an seiner weiten Verbreitung und der Bekanntheit durch diverse Comichelden, sondern auch daran, dass es die am besten überlieferte antike keltische Sprache ist.

Inselkeltische Sprachen sind:
Walisisch, Kornisch (Cornwall), Bretonisch; Manx, Irisch(-Gälisch), Schottisch-Gälisch.
Die ersten Sprachen werden als britannische Sprachen zusammengefasst, die zweiten als goidelische.
Kornisch (um 1800) und Manx (1974) sind ausgestorben. Es gibt aber kleine Wiederbelebungsversuche.
Einige Forscher sehen das ebenfalls ausgestorbene Kumbrisch als eigene, nordbritannische Sprache.

Unterschieden werden die keltischen Sprachen auch in P-keltisch und Q-keltisch, wobei zu letzteren dann alle goidelischen Sprachen und Keltiberisch gehören. Diese Unterscheidung ist aber umstritten.

Die inselkeltischen Sprachen haben sich selbstverständlich über die Jahrhunderte von antiken keltischen Sprachen deutlich differenziert. Das sieht man z. B. am Wegfall der Endungen wie -os/-us und an den mehr oder weniger starken Anlautmutationen (in Ansätzen schon in der Antike).
Inselkeltische Sprachen fallen auch durch die Satzstellung VSO und konjugierbare Präpositionen auf.

-

Antike keltische Sprachen wie das Gallische haben gewisse Ähnlichkeiten mit dem Italischen:

Gallische Sprache, Bsp.: o-Deklination

Nom. -os
Gen.  -o
Dat.   -ui
Akk. -om




HITPARADE (CHARTS)


August 2005

01. Maria                                                                   US 5
02. Un Monde Parfait                                                 Ilona Mitrecey
03. La camisa negra                                                    Juanes
04. Jump, Jump (DJ Tomekk kommt)                         DJ Tomekk feat. Fler introducing G-Hot
05. Axel F.                                                                 Crazy Frog
05. All 4 One                                                              Kool Savas & Azad
07. La tortura                                                             Shakira feat. Alejandro Sanz
08. Space cowboy                                                     Banaroo
09. Die Eine 2005                                                      Die Firma
10. Since U Been Gone                                              Kelly Clarkson


August 2000

01. Around The World                                                ATC
02. It Feels So Good                                                   Sonique
03. Take A Look Around                                            Limp Bizkit
04. Türlich, türlich                                                        Das Bo
05. Lucky                                                                    Britney Spears
06. Grosser Bruder                                                      Zlatko & Jürgen
07. I'm Outta Love                                                      Anastasia
08. I Turn To You                                                       Melanie C.
09. The Real Slim Shady                                             Eminem
09. Freestyler                                                              Bombfunk MC's


August 1995

01. Scatman's World                                                   Scatman John
02. Wish You Were Here                                            Rednex
03. Alice, Who The Fuck Is Alice                                Gompie
04. Boom, Boom, Boom                                              Outhere Brothers
05. Shut Up (And Sleep With Me)                               Sin With Sebastian
06. A Girl Like You                                                     Edwyn Collins
07. Kleine Maus                                                          Das Modul
08. Shy Guy                                                                Diana King
09. Hold Me, Thrill Me, Kiss Me, Kill Me                   U2
10. Have You Ever Really Loved A Woman                Bryan Adams
11. Ich lieb' Dich                                                          PUR
11. Endless Summer                                                    Scooter


August 1990

01. Verdammt ich lieb dich                                          Matthias Reim
02. Oops up                                                                Snap
03. U Can't touch this                                                  MC Hammer
04. It Must Have Been Love                                           Roxette
05. Kingston Town                                                     UB 40
06. Un estate italiana                                                    Edoardo Bennato & Gianna Nannini
07. We Love To Love                                                 PM Sampson
08. I Can't Stand It                                                      Twenty 4 Seven
09. Killer                                                                     Adamski
10. Close To You                                                        Maxi Priest







IUVENALIS, DECIMUS IUNIUS ("JUVENAL")

* zw. 58 und 67 in Aquinum
+ nach 127

Juvenal war ein römischer Satiriker. Seine nach den ersten Jahren des 2. Jhd. in 5 Büchern veröffentlichten 16 Satiren (saturae) in Hexametern kritisieren mit scharfem Witz, leidenschaftlicher Entrüstung und rhetorischem Pathos den Sittenverfall Roms zur Zeit Domitians.

Angeblich wurde Juvenal unter Domitian verbannt (unsicher). Er war mit Martial befreundet, soll da aber noch kein Dichter gewesen sein.

Sat. 01: Juvenals Absichten
Sat. 02: sexuelle Ausschweifungen
Sat. 03: sündiges Grossstadtleben
Sat. 04: Parodie einer Kabinettssitzung unter Domitian
Sat. 05: Kritik am Umgang mit Klienten
Sat. 06: Ehe und Frauen
Sat. 07: Anprangerung der Geringschätzung geistiger Berufe
Sat. 08: Geburtsadel
Sat. 09: sexuelle Ausschweifungen
Sat. 10:
Sat. 11: Kritik an Völlerei
Sat. 12: Anprangerung von Erbschleicherei
Sat. 13: Trostworte an einen Freund, der Geld verloren hat
Sat. 14: Kindererziehung, Habsucht
Sat. 15: ein ägyptischer Fall von Kannibalismus
Sat. 16: Soldatenhochmut gegenüber Zivilisten


QUELLEN UND LITERATUR:

Wikipedia
Manfred Fuhrmann: Geschichte der römischen Literatur; Stuttgart 2005



Sonntag, 29. Juli 2012


SCHRIFTSYSTEME



1. Diese Darstellung aus Wikipedia zeigt die Schriftsysteme der Gegenwart. Sie ist auch für die Antike sehr interessant, weil sich dort schon die Vormachtstellung des lateinischen Alphabetes in weiten Bereichen des Mittelmeerraumes manifestierte. Im Osten blieb aber das griechische Alphabet stark (ursprl. variantenreich).
Die lateinische Schrift stammt aber - vermutlich durch etruskische Vermittlung - von griechischen Alphabeten ab, die ihrerseits von phönizischen Vorbildern abstammen.
Man muss sich im Kopf die antike politische Karte des Mittelmeerraumes vor Augen halten!
Erst in der Zeit der Entdeckungen am Ende des Mittelalters konnte die Lateinische Schrift aber ihren deutlichen Siegeszug antreten.
2. Eine weite Verbreitung erkennt man im indogermanischen Sprachraum bei der kyrillischen Schrift, die v. a. in Russland verwendet wird und aus griechischen und lateinischen Vorbildern gestaltet wurde.
Die kyrillische Schrift wird ausser in Russland auch in Bulgarien und Serbien verwendet und ist seit 2007 auch Amtsschrift in der europäischen Union. Sie ist benannt nach Kyrill von Saloniki (9. Jhd.), obwohl dieser eher Vorarbeiten geleistet hat.
Selbst in der Mongolei, die früher unter sowjetischer Kontrolle stand, herrscht die kyrillische Schrift vor. Es gibt aber traditionell noch eine eigene Schrift, die aussieht wie "hängende Zapfen" und von oben nach unten und von links nach rechts geschrieben wird (diese Kombination ist ungewöhnlich). Diese Schrift wurde 1208 von einem uigurischen Schreiber auf Befehl Dschingis Khan entworfen, der seinerseits sich an uigurischen Vorbildern orientierte, die selber wiederum aramäische und damit phönizische Vorbilder hatten.

3. Sehr einflussreich sind auch die indischen Schriften. Die bekannteste ist sicher die Devanagari.
Devanagari ist eine Silbenschrift, deren Konsonanten einen inhärenten Vokal haben.
Indische Schriften können von den Zeichen her eher linear oder eher rund sein. Man führt das auf den Beschreibstoff zurück. Faserige pflanzliche Materialien können bei runden Ritzungen leicht zerstört werden.
Devanagari stammt von der Brahmi-Schrift ab, die ihrerseits von phönizischen Vorbildern abstammt.
Man erkennt also wie bei lateinischen und griechischen Alphabeten auch hier das phönizische Vorbild.
Die frühen Hochkulturen am (H)Indus waren aber vermutlich schriftlos.

4. Im (hamito-)semitischen Sprachraum regiert die arabische Schrift klar. Sie wird nicht nur im arabischen Sprachraum verwendet, sondern auch in Persien und bis nach Westchina hinein.
Die hebräische Schrift existiert auch noch bzw. wieder. In der Antike war noch die aramäische Schrift im östlichen Mittelmeerraum bis über Mesopotamien hinaus weit verbreitet. Von ihr stammt die hebräische Schrift und bedingt auch die arabische Schrift ab. Ihrerseits hat die aramäische Schrift wie so viele Schriften phönizische Vorbilder.
Berühmte Schriften früher Hochkulturen wie die ägyptische Hieroglyphenschrift oder die aus Mesopotamien stammende Keilschrift existieren leider nicht mehr (oder nur museal).

5. In Fernost behauptet die chinesische Schrift auch im Computerzeitalter ihre Vormachtstellung. Stark ist aber auch die japanische Schrift, die z. T. auf chinesischen Hanzi/Kanji beruht und z. T. auf den Silbenschriften Hiragana und Katakana. Letztere wurden aber auch nach chinesischem Vorbild modelliert.
Die koreanische Schrift wurde dagegen erst 1446 durch einen Erlass geschaffen. Sie ist zwar eine Buchstabenschrift, diese Buchstaben werden aber zu Silben gruppiert. Optisch sollte sie wohl der an die chinesische Schrift angelehnt sein, strukturell ist sie das aber keineswegs. Manchmal und v. a. früher wurden aber die koreanischen Schriftzeichen auch mit chinesischen Zeichen vermischt.

Abschliessend sollte man noch einmal betonen, wie wichtig die phönizische Schrift einst als Vorbild für viele andere Schriften war, obwohl sie heute schon lange nicht mehr in Gebrauch ist. Bis auf die chinesische Schrift und sich an diese anlehnenden Schriften in Ostasien stammen fast alle verbreiteten Schriften auf der Welt letztlich von phönizischen Vorbildern ab.



BEHINDERTE IM RÖMISCHEN REICH

(Vortrag in der Reihe "Armutsproblematik im RR")


Die trunkene Alte (Anus ebria) gehört zwar weder direkt zur Gruppe der Behinderten, noch stammt sie aus dem Römischen Reich, aber sie zeigt, dass in der Kunst des Hellenismus im Gegensatz zur Klassik durchaus auch Randgruppen thematisiert wurden. EINLEITUNG

Im Römischen Reich wurden Behinderte wie viele andere Randgruppen massiv diskriminiert.
Quellen dafür sind z. B. Livius, Seneca, Martial und Galen. In einigen Punkten waren auch griechische Vorbilder prägend wie Platon, Aristoteles, Hippokrates u. a. Juristische Vorlagen findet man schon in den Zwölftafelgesetzen und in Sparta in den Lykurgischen Gesetzen.
Grundlage dieses Denkens waren die Nützlichkeitserwägung gegenüber der Gemeinschaft und das Vorrecht des "Pater familias", über seine Familienmitglieder existentiell zu entscheiden und zu richten.
Erst mit dem Christentum kam es in der Spätantike zu einer bedingten Revision dieser Beurteilung.
Grundlage dieser neuen Anschauung war die Idee, dass alle Menschen Kinder Gottes seien und die positive Einstellung Jesu gegenüber Behinderten (soweit die Überlieferung glaubhaft ist).

Der vorliegende Post enthält beispielhaft Quellen aus der römischen Zeit und ein Skript, das die Situation der Behinderten kurz erläutert (anhand von Quellen und Literatur). 


QUELLEN

Zwölftafelgesetz, Tafel IV:

Cito necatus insignis ad deformitatem puer esto.

Ein eindeutig missgebildetes Kind/Junge soll schnell getötet werden.


Seneca: De Ira I, 15:

Seneca verfasste auf Bitten seines Bruders Novatus diese unvollständige Schrift in 3 Büchern über den Zorn.
Darin beschreibt Seneca zunächst die Formen des Zorns, um sie dann zu kritisieren und statt "ira" mehr "ratio" zu fordern.

[1] Corrigendus est itaque, qui peccat, et admonitione (Erinnerung, Mahnung) et vi, et molliter et aspere, meliorque tam sibi quam alliis faciendus non sine castigatione (Züchtigung, Strafe), sed sine ira; quis enim cui medetur irascitur? At corrigi nequeunt (nicht können) nihilque in illis lene aut spei bonae capax (geräumig, weit fähig) est. Tollatur e coetu (Versammlung) mortalium facturi peiora quae contingunt, et quo uno modo possunt desinant mali esse, sed hoc sine odio. 

Und so ist zu verbessern, wer sich falsch verhält, sowohl in Bezug auf die Ermahnung also auch in Bezug auf die Gewalt, sowohl weich als auch hart und so ist es besser so für sich als für andere zu tun ohne Züchtigung, aber (auch) ohne Zorn; denn wer wird erzürnt, der geheilt wird? Aber sie können auch nicht verbessert werden und nichts ist bei jenen leicht/sanft oder guter Hoffnung fähig. Es sollen enthoben/entfernt werden von der Zusammenkunft/Gesellschaft der Sterblichen die, wenn sie alles schlechter machen, was sie berühren und lasst sie aufhören, schlechte Menschen zu sein auf die einzige Art, die sie können, aber das ohne Hass.

[2] Quid enim est, cur oderim eum, cui tum maxime prosum, cum illum sibi eripio?
Numquis membra sua tunc odit, cum abscidit? Non est illa ira, sed misera curatio.
>>Rabidos (wütend, rasend, toll) effligi (totschlagen) muscanes et trucem (rauh, wild, furchtbar) atque immansuetum (roh, ungezähmt) bovem occidimus et morbidis pecoribus, ne gregem polluant, ferrum demittimus; portentosos (wunderlich, ungeheuer, missgebildet fetus extinguimus, liberos quoque, si debiles monstrosique editi sunt, mergimus; nec ira, sed ratio est a sanis inuitilia secernere (absondern, trennen; unterscheiden).<<

Denn welchen Grund sollte ich haben, denjenigen zu hassen, dem ich dann am meisten beistehe wenn ich jenen vor sich selbst schütze? Hasst etwa jemand seine Glieder so sehr, wenn er sie abschneidet? Das/jenes ist kein Akt des Zornes, sondern der mitfühlenden Heilung. Wir schlagen tolle Hunde tot und töten einen wilden und ungezähmten Stier und kranke Schafe/Vieh, damit sie nicht die Herde infizieren, töten wir sie mit dem Messer; wir vernichten missgebildete Föten, auch Kinder, wenn sie schwachsinnig und monströs auf die Welt gekommen sind, versenken wir; aber/und es ist kein Zorn, sondern Vernunft, von den Gesunden das Nutzlose zu trennen.



[3] Nil minus quam irasci punientem decet, cum eo magis ad emendationem poena proficiat, si iudicio lata est. Inde est, quod Socrates servo ait: "Caederem te, nisi irascerer."
Admonitionem servi in tempus sanius distulit, illo tempore se admonuit. Cuius erit tandem temperatus affectus, cum Socrates non sit ausis se irae committere?Es ziemt sich nichts weniger, als wenn ein Strafender zornig ist, weil umso mehr die Strafe zur Verbesserung beiträgt, wenn sie ein überlegtes Urteil ist. 
Deshalb sagte Socrates zu dem Sklaven: "Ich würde dich töten, wenn ich nicht so wütend wäre." Er verschob die Bestrafung/Ermahnung des Sklavens auf einen ruhigeren Zeitpunkt, zu jenem Zeitpunkt tadelte/ermahnte er sich. Wer kann von sich sagen, dass sein Gemüt so kontrolliert/gezügelt sei, wenn nicht (einmal) Sokrates es wagt, sich dem Zorn anzuvertrauen?]


SKRIPT/HANDOUT

Die Einstellung der Römer zu Behinderten war bereits durch die der Griechen beeinflusst.

In Sparta war die Staatsphilosophie stark auf Erhaltung der militärischen Kampfkraft ausgerichtet.
Deshalb wurden die Kinder nach der Geburt vom Vater und auch von der Gerusia (Ältestenrat) einer Selektionsprozedur unterzogen. Der Vater führte das Kind der Gerusia vor, die dann gemäss den Lykurgischen Gesetzen bestimmte, ob es in die Gemeinschaft aufgenommen werden durfte. Die Lykurgische Verfassung berief sich auf den wahrscheinlich nicht historischen Lykurgos, der nicht nur die Regierung Spartas neu ordnete (Doppelkönigtum, Gerusia und Apella), sondern auch die soziale Struktur der spartanischen Herrenschicht und ihre Bevölkerung regelte.
Schwache oder missgebildete Kinder wurden demnach ausgesetzt oder vom Berg Taygetos in Schluchten geworfen.

In Athen konnten behinderte Neugeborene auch getötet werden, weil man von ihnen erwartete, dass sie für den Staat nichts beitragen konnten und man ihnen umgekehrt auch keine Unterstützung gewähren wollte.
Das athenische Staatswesen basierte neben der militärischen Kraft auch auf der Stärke des Seehandels.
Es war daher auf kampfkräftige wie wirtschaftlich produktive Menschen angewiesen. Ausserdem mussten die Familien mangels staatlicher Unterstützung ihre älteren Angehörigen selbst versorgen.
Daher sprach schon die Gesetzgebung Solons (594 v. Chr.), die ansonsten in einigen Punkten von der Gleichheit der Menschen ausging, behinderten Menschen das Lebensrecht ab.
Ähnliche Positionen vertraten der Philosoph Platon (ca. 370 v.) in seinem Werk "Politeia" (πολιτεια) sowie der Arzt Hippokrates, der eine Behandlung nur dann für nötig befand, wenn sie Aussicht auf Erfolg versprach.

"Der Arzt, der die Methode der Heilung kennt, muss nur solche Kranken behandeln, wenn sie jung und arbeitsfreudig sind ... unheilbare Fälle muss man überhaupt ausweisen, zumal wenn man eine annehmbare Ausflucht hat."

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Corpus Hippocraticum; zit. nach Hans Schadewald: Die Einstellung der Gesellschaft zum Behinderten im Laufe der Geschichte, 1969, S. 33

Die Stellung der Behinderten im antiken Rom lässt sich grob mit dem in Griechenland vergleichen. Rom setzte auf sein militärisches Potential als Landmacht und vertrat in der Wirtschaft agrarische Ideale. Dafür waren einsatzfähige Bürger notwendig. Deshalb übte in der römischen Gesellschaftsordnung der Vater ("Pater familias") eine unumschränkte Verfügungsgewalt über seine Frau und seine Kinder aus.
Er konnte ein neugeborenes Kind einfach töten lassen. Das war bei den meisten missgebildeten Kindern der Fall, konnte aber auch bei Mädchen vorkommen. Ein Vater konnte seine Kinder auch später noch töten lassen.

Das Zwölftafelgesetz von ca. 451 v. Chr. empfiehlt sogar ausdrücklich die Tötung behinderter
Kinder (vgl. auch Solons Gesetzgebung).
Die Tafel IV beschäftigte sich im Kern mit Familienrecht:
"Cito necatus insignis ad deformitatem puer esto."
Ein eindeutig missgebildetes Kind/Junge soll schnell getötet werden.

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Dieter Flach: Das Zwölftafelgesetz. Leges XII tabularum; Darmstadt 2004
Der Heilpädagoge Max Kirmsse kommentierte das in seiner Geschichte der frühen Krüppelvorsorge so: "Vielfach wurden sie auf die Strasse geworfen, in dem velabrenischen See, wo die Kloaken der Stadt ausmündeten, ertränkt, in Wüsten, Wälder, an den Tiber, auf den Gemüsemarkt gelegt."

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Max Kirmsse: Zur Geschichte der frühesten Krüppelvorsorge; 1911, S. 5

Wenn behinderte Kinder aber nicht getötet wurden, konnte es sein, dass sie versklavt wurden oder ihr Leben als Narren und Komiker fristen mussten. Versklavt wurden v. a. Kinder, bei denen eine Behinderung erst spät auffiel.

Was Narren ("moriones") betrifft, so wurden v. a. Verkrüppelte, Kleinwüchsige oder geistig Behinderte eingesetzt. Am liebsten waren vielen Unternehmern kombinierte geistig-körperliche Behinderungen. Das lies die Narrenmärkte ("forum morionum") boomen.

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Max Kirmsse: Vielfach wurden sie auf die Straße geworfen, in dem velebrensischen See, wo die Kloaken der Stadt ausmündeten, ertränkt, in Wüsten Wäldern, an den Tiber, auf den Gemüsemarkt gelegt; 1911, S. 5

Ein weiteres denkbares Los für Behinderte war die Bettelei. Manchmal wurden wegen des Mitleidseffekts die Verunstaltungen sogar verstärkt.

Als zeitgenössische Quelle für das Los der Sklaven gilt u. a. Seneca:

"Diesem Sklavenherren zum Nutzen schwanken die Blinden auf den Stab gestützt einher, ihm zum Vorteil zeigen die anderen die verstümmelten Arme, die verrenkten Knöchel ... Jener Beinzermalmer haut dem einen den Arm ab, schwächt den anderen, verdreht diesem ... die Schulter, damit er höckrig werde"

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Seneca, De ira; zit. nach: Hermann Meyer: Geistigbehindertenpädagogik; in: Solarova Svetluse (Hg.): Geschichte der Sonderpädagogik; Stutgart etc. 1983
S. 80 ff

"Wir schlagen tolle Hunde tot und töten einen wilden und ungezähmten Stier und kranke Schafe/Vieh, damit sie nicht die Herde infizieren, töten wir sie mit dem Messer; wir vernichten missgebildete Föten, auch Kinder, wenn sie schwachsinnig und monströs auf die Welt gekommen sind, versenken wir; aber/und es ist kein Zorn, sondern Vernunft, von den Gesunden das Nutzlose zu trennen."    

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Seneca, De ira I, 15, 2

Seneca beschrieb nicht nur das Los der Sklaven, sondern kritisierte es auch. Dabei mag ihm sicher auch seine stoische Grundeinstellung geholfen haben, obwohl er deren Moralvorstellungen nie ganz mit seinem eigenen Lebensstil in Einklang bringen konnte. Seneca soll Geistesschwache in sein Haus aufgenommen haben, die von der Gesellschaft ausgestossen waren. Gleichzeitig forderte er aber von den Menschen, für die Gesellschaft nützlich zu sein, da sonst das Leben sinnlos sei.

Speziell für die als Narren eingesetzten Behinderten lässt sich auch der Dichter Martial als Gewährsmann anführen, der in einem Epigramm schildert, wie ein geschäftstüchtiger Händler einer reichen Dame sogar einen gesunden als Narren verkaufen will:
"Narr sein sollte er, ich habe ihn für zwanzigtausend gekauft. Gib sie mir, Gargilian, wieder, er ist bei Verstand!"

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Martial; zit. nach: Max Kirmsse; in: der Schwachsinnige und seine Stellung im Kulturleben der Vergangenheit und der Gegenwart, S. 85

Man kann sich also den Sadismus in der damaligen römischen Gesellschaft nicht gross genug vorstellen. Die Behinderte, die auf der Strasse zur Schau gestellt wurden, sollten am besten körperlich wie geistig behindert sein.

Ein Bewusstseinswandel setzte erst allmählich mit dem Christentum ein, dass sich im 4. Jhd. durchsetzte.

Wurden im Alten Testament noch Krankheit und Behinderung wird mit Schuld und Sünde in Zusammenhang gebracht, für die es zu sühnen gelte, schlägt das Neue Testament schon einen anderen Ton an: Jesus sieht Krankheit nicht mehr als Strafe für Sünde an. Er sieht die Menschen alle als Kinder Gottes.
Das zeigt sich beispielhaft bei Johannes 9 1-3 (ferner -9/-12),
hier in der Einheitsübersetzung:

"Unterwegs sah Jesus einen Mann, der seit seiner Geburt blind war.

Da fragten ihn seine Jünger: Rabbi, wer hat gesündigt? Er selbst?
Oder haben seine Eltern gesündigt, so dass er blind geboren wurde?

Jesus antwortete: Weder er noch seine Eltern haben gesündigt, sondern das Wirken Gottes soll an ihm offenbar werden."

Zusammenfassend kann man also sagen, dass in der Spätantike im Römischen Reich - auch durch die Christianisierung - ein Bewusstseinswandel gegenüber Behinderten stattfand, ähnlich wie das auch bei anderen Randgruppen oder bei Gladiatoren passierte. Es ist allerdings schwer zu überprüfen, in wie weit diese geistesgeschichtlichen Veränderungen auch empirisch Anwendung fanden.


GERARD JONES: GINNY GOOD



"Ginny Good" ist eine Biographie (biographischer Roman?) über Virginia "Ginny" Good, eine frühe Protagonistin der Hippiebewegung in Kalifornien. Ihr Verfasser ist Gerard Jones, der in einigen Phasen dieser Zeit mit ihr zusammenlebte. Good wollte von Jones, dass er etwas für sie tut, z. B. Geld verdient oder ein Buch schreibt. Der ökonomisch nur mäßig erfolgreiche Jones entschied sich für letzteres. Die Veröffentlichung seines Buches ließ aber lange auf sich warten - am Ende Jahrzehnte.
Im Jahre 2004 erschien das Buch bei Monkfish Book Publishing und wurde auch über das Internet publiziert. Inzwischen (seit 2015) ist es auch als bebildertes Hörbuch auf Youtube auf Jones' persönlichem Kanal erhältlich.

http://everyonewhosanyone.com/ggcha.html




Ginny Good: Kapitel 1 (andere folgen) [Englisch] 
 

 

Chapter One



Ashland

I'm using everyone's real name. They can all sue me. I hope they do. I could use the excitement. It gets kind of boring living in my eighty-year-old mother's house on the side of a mountain in Ashland, Oregon. She likes having me around, though. She wasn't all that happy being by herself. My dad died...wow, a while ago, going on nine years now. Sometimes it feels like yesterday; other times it feels like he's still alive. We keep finding scrawled notes in his ninth-grade handwriting here and there—like when I change a fuse in the fuse box or my mother digs through the glove compartment looking for a map. Plenty of other people seem to think he's still alive too. They keep sending him mail—brochures from hearing aid companies and long letters on good bond paper explaining to him how he might want to consolidate his debt. Hey, his debt's as consolidated as it gets. It's paid, paid in full—going on nine years now.

I do the things my father used to do: mow the lawn, get the car fixed, put in new light bulbs, change the furnace filter, take the lids off jars that are on too tight for my mother's arthritis. Other than that, I pretty much just play golf. I play golf every day, rain or shine. The rainier, the better—wind, sleet, hail, snow, nothing stops me. I whack the ball, find it, and whack it again. Sometimes I get to feeling a little like King Lear out there, talking to thunder, flipping off gusts of wind. Ha! The other day I held my putter up like a lightening rod, daring the elements to do their worst, but usually I just play golf.

I play golf with anyone who shows up. Ford. Wallace. Bergeron. Johnny Pelosi. Felix. Knapp. Tyrone. Tyrone's a black guy from the Shakespeare Festival. He was the King of France last year. We all play golf at a cheap, hilly little municipal golf course called Oak Knoll. It's out of town a ways, south on Highway 66, toward Emigrant Lake. Standing on the ninth tee, you can see everything for miles around. Pilot Rock's directly in front of you, off in the distance, toward California. Mt. Ashland's a little to the right; Grizzly Peak and Pompadour Bluff are to the left.

The golf course is home to five families of Canadian Geese. Nobody fucks with them. They poo on the greens with impunity. Even the feisty mallards and wood ducks and the seagulls that fly over from Klamath Lake stay out of their way. The five families of Canadian Geese correspond roughly with the five families of the New York Mafia. Well, according to Johnny Pelosi, anyway. He knows all about that sort of thing. Johnny Pelosi isn't his real name. I don't know for a fact that he got it as part of a witness protection program; all I know is you don't want to beat him out of more than a couple of bucks a round unless you want to wake up with your pet parakeet's head in your bed.

It's an eclectic group. Wallace drives a Winnebago. He's also a direct descendent of William Wallace, that Braveheart guy, so you want to watch how much money you beat him out of too. Ford has trouble keeping his trousers on. Bergeron has a twinkle in his eye. Knapp carries beer in a blue cooler in the summer and drinks whisky in the winter. Felix hangs drywall and thinks he's Lee Trevino. We all make up Mexican sounding things to say to him. Felix was one of my dad's buddies at the Elks. My dad used to make up Mexican sounding things to say to him, too.

Besides the five families of Canadian Geese and a few pesticide-resistant burrowing animals, there are flowering bushes and white birches and yellow birches and oak trees with mistletoe in their branches and willow trees. The groundskeepers prune them down to bare nubs in the fall but they always grow back into huge weeping willows by the time summer rolls around again. Then, on top of all that, there's the sky—all different kinds of sky, changing from one minute to the next; dark clouds, white clouds, mist, rainbows, double rainbows, you name it—anything you'd ever want to see in the way of weather.

If none of the guys I usually play golf with shows up, I play golf by myself. Nor do I play golf well. I play golf badly. I've been playing golf badly every day for the last two and a half years. I shot a 76 once, but that was a gigantic fluke. The wind kept changing direction. It was with me on every hole. Calm zephyrs gently guided my 90-compression Titleist straight toward the pin every time I hit the thing. If I'd been any good it would have been a 66. But I'm not any good. That's part of the reason I quit playing golf and decided to write this book, instead—well, that and just to get it the hell over and done with once and for all.

I'm not worried about getting it published. What publisher wants to get sued? No publisher, that's what publisher. I suppose I could get my sister to stick it on the Internet for me. She has a web-design company. One of her clients is the World Elephant Polo Association, which, according to People Magazine, was one of the hot sites of the week awhile back, so you never know. Someone I knew thirty years ago might just be idly browsing the web, stumble across his or her name, and decide to sue me for something. Hey, it could happen—Sandy Good, Donna McKechnie, Gordon Lish—any one of them might just up and sue my ass. I hope one of them does. I hope they all do. I might even throw in some people I didn't know, just to increase my chances—Mia Farrow, maybe, Jill Clayburgh, Elizabeth Clare Prophet, Courtney Love. I sort of did know Courtney Love, actually. She would only have been around two years old at the time, but I'll put her in anyway. Her father brought her over to where Ginny and I were living on Shrader Street in 1966. He needed a babysitter. We were on acid. Her angelic little towhead two-year-old glow lit up the whole room. So, yo, Courtney, sue me, man. Bring it on.

The prospect of some hard working process server showing up at my mother's front door with a summons on behalf of some long forgotten friend or acquaintance just somehow warms the cockles of my heart. Duchess, my mother's little black ragamuffin dog, will bark her fool head off when the process server knocks on the door, but I'll be so glad I'll practically kiss the guy. The summons will tell me that I should get a lawyer, but I won't. Ha! I don't need no stinking lawyer. I'll be my own lawyer. That will be the exciting part.

The last job I had was as a paralegal. I got fired, but I was a paralegal all the same. I'll know how to defend myself if it ever comes to that. That's how I got the money to play golf every day for the last two and a half years, as a matter of fact—by suing the law firm that fired my ass: Shafer, Kirloff, Isaacson and Barish, those dicks. They were what you might call a mid-sized San Francisco labor and employment law firm. It all started out innocently enough. I had run out of money. My whole life I've been running out of money. I knew one of the associates. She recommended me. The partners took her word for it that I wasn't some kind of whacko—and I wasn't. Well, not right away. I was glad to have a job.

When I first started working there, I wasn't sure what a paralegal was supposed to do, exactly, but my predecessor left a pile of stuff on his desk, which gave me clues. Call people on the phone. Make lists. Look up things on Westlaw. Write memos. Come up with chronologies.

I worked there around a year and a half. I liked working there. I got good at it. Everyone loved me; well, almost everyone. By my standards, I made plenty of money. I rode through Chinatown on the crowded California Street bus, jaywalked across Montgomery Street, went into the lofty marble lobby through a chrome-plated revolving door and got free coffee in the company coffee room. I liked getting free coffee. Another thing I've always been is cheap. How do you think I've managed to play golf every day for the last two and a half years on the paltry settlement money I finally managed to squeeze out of those Bozos? By being cheap, that's how.

The partners billed me out at eighty-five bucks an hour. I had my own office. We took up the whole 22nd floor. My window looked out across the red roofs of Chinatown. I ate lunch in the park next to the Transamerica Pyramid—usually with one or another of the secretaries. They were all pretty cute, too. Terri. Stephanie. Tess. Barbara! I flirted with them. They flirted back. I was happy.

In my spare time I wrote thinly disguised fictional stories about the place. That's another thing I've always done—my whole life I've been writing thinly disguised fictional stories about stuff. In the stories I called the place "Sadler, Cristlieb, Altschule and Beckwith" or "SCAB." That's one of the slick things about fiction; you can thinly disguise the things you write about to suit your own clever, ironic purposes.

The reason Shafer, Kirloff, Isaacson and Barish fired my ass was that I tried to organize a union among the support staff. Organizing a union pissed them off. The partners prided themselves on being big time union busters. That was their job. That was what they were paid to do. It would have been hard to charge the kind of money they charged to keep unions out of other businesses if they couldn't keep a union out of their own damn business—hey, don't think we hadn't thought of that.

Organizing a union was intended to piss them off. They had pissed usoff—mainly by making us work longer hours without increasing our pay. I wasn't all that pissed off, myself; I was happy to be getting the money I was getting, but the secretaries were all up in arms. They were the ones who wanted the union in there. I couldn't have cared less. But I'd written some seminar material about how to avoid union organizing and therefore knew a little something about the mechanics.

The first thing you have to do when you're organizing a union is shut up about it. We had surreptitious planning sessions after work. Stephanie and Terri and I all took pictures of each other sitting in Kirloff's office with our feet on his desk, leaning back in his chair, and wearing a baseball hat that said, "Union, Yes!"

I called the local Teamsters Organizing Committee. They said they'd back us up—sure, go for it, they said—and the next day, on behalf of all the cute secretaries, I wrote a memo to the partners informing them that it was our intention to form a duly recognized labor union affiliated with the International Brotherhood of Teamsters.

That got their attention. The partners had a healthy respect for the Teamsters. Gary Barish used to work over there. He'd recently been made managing partner, although it was Rick Shafer who started the company and still really ran the place. Shafer looked like Lenin—Vladamir Ilyich, without the goatee. Barish looked like the guy from the Men's Warehouse. He turned the task of dealing with me and our union organizing efforts over to Walter Reynolds. Wally, he was called. Wally looked like the gray-haired guy on The Nightly Business Report.

With their fear of the Teamsters backing me up, I told the partners all they had to do was increase our pay to compensate for the increased hours. It seemed simple enough to me, not to mention fair and just and reasonable. Barish and Reynolds objected to the "tone" of my memo. That was it. We didn't get our raise.

It took them another couple of months, but the partners finally got the secretaries to give up on the idea of joining a union. Then they sent me a "warning" memo which included a bunch of cockamamie reasons they were going to use as pretexts to fire my ass for so-called "good cause." One of the things the memo mentioned was that I had said, "Gary Barish eats shit," to someone in the elevator. I drafted an answer which pointed out that it wasn't in the elevator, it was in the coffee room, and that, furthermore, it was a fact, Gary Barish did eat shit—not only due to the USDA finding that there's a certain amount of fecal matter in most commercially prepared foods, but in the more traditional meaning of the phrase, as well. My letter started out: "If you're reading this, I've been fired."

I carried it around with me wherever I went so I could whip it out on them when they finally got around to actually giving me the ax. In the meantime, just for practice, I whipped it out on Barbara Kalinowski. She was Wally Reynolds's secretary. Her cubicle was just outside his office. She had overheard some of our more heated conversations and liked the way I stood my ground.

I liked the way Barbara Kalinowski looked, period: green eyes, red hair, big juicy mouth all lipsticked up. She wasn't quite twenty-five but had been on her own since she was fifteen. Her husband produced pornographic movies. She was allowed to have sex with women, but not other men. Her husband was allowed to have sex with other women and didn't want to have sex with men. It didn't seem fair.

We went out for drinks after work one night on the verge of them getting around to finally firing me. She had four or five gin and tonics. I sipped a Glenfiddich on the rocks. She read my letter out loud to me and kept getting all breathless with laughter and cracking up in the middles of sentences.

After we'd taken a cab to my apartment, I went across the street to get her a six-pack of Michelob. When I got back, she was on my bed with no clothes on. She had a single body piercing—a small, tasteful, 24 carat gold clit ring. She had multiple orgasms. I forget how many. Sixteen? Seventeen? Some astronomical number. She must have had some sort of gynecological condition. It wasn't anything I was doing, exactly, she just kept having orgasms, one after another—you barely had to breathe in her direction and, whoops, there she was, having another orgasm. She said it wasn't quite a record, but record or no record, it was all the orgasms I ever wanted any chick I ever had anything to do with to have.

The next day, I was summoned to Gary Barish's office and was told I was being "let go." Fired. Terminated. Given the old heave ho. Shafer was on vacation. Barish and Reynolds did the actual axing of my ass. I whipped out the letter I'd already whipped out on Barbara Kalinowski on them. It had a few gin and tonic stains on the first page. Barish and Reynolds weren't particularly impressed with my Pleistocene understanding of labor law. Oh, well. I signed up for unemployment and wrote a letter to Rick Shafer. He said I should get on with my life. Guys like Shafer always say that. What it means is that they would like you to go away and leave them alone so that they can get on with their own lives.

A few months later, after I turned all our correspondence over to the National Labor Relations Board and filled out a formal complaint, Shafer and Kirloff met me at the Cadillac Bar and Grill and I agreed to take around ten thousand dollars in exchange for dropping the thing. It was kind of anti-climactic. I could have gotten a lot more, but I'd mainly just wanted to prove my point. Then I moved up to my mother's house in Ashland and played golf every day for the last two and a half years.

Barbara Kalinowski came up for a visit last summer. She was in the middle of getting a divorce. We played golf. I introduced her to some of the guys I usually play golf with. She had on a yellow tank top. When we got to Felix, he said, "Ay, Chihuahua." He didn't mean to say it. He couldn't help himself. She's a pretty good golfer, too. I can't think of anything Barbara Kalinowski's not good at.

Later on she and I took a blanket and a flashlight and a bottle of Scotch up to the cemetery where my father's buried. It's called Scenic Hills. It was still around eighty-five, even at night. During the day it had been up to a hundred and six—not quite a record, but close. We passed the Scotch back and forth and shined the flashlight on my dad's tombstone:

"Many Dreams Came True"

That's what the tombstone says. My mother picked it out. It was the truest thing she found among the samples she'd been shown. Under the words, there's a picture of a guy fly fishing beside a lake with snow-capped mountains in the background and fluffy clouds chiseled into the smooth gray granite.

Barbara Kalinowski turned off the flashlight and stretched out on the blanket. There was a sliver of moon and about a billion bright shining stars shimmering in the huge black cemetery sky. She watched the stars for a while. Then she rolled me over onto my back and I watched the stars for a while. There were times when neither of us watched the stars. Then we watched the stars together. It wasn't all that comfortable, even with the blanket. Plus, I kept getting the eerie feeling that my father was going to rise up from the grave to find out what the hell was causing all the commotion. He never did like a lot of commotion. But he didn't rise up from the grave. Not ever.

Barbara Kalinowski has a new boyfriend now. The last I heard, they were getting married. As for me, my meager settlement money's just about gone. I probably ought to be thinking about getting another job, but I've decided to conserve what little money I have left and take a stab at writing this book I've been threatening to write for longer than I can remember. I'm not exactly starting from scratch. I've started what amounts to the same book on and off for the last thirty years or so and have, in the process, accumulated a little stack of stuff I thought might come in handy someday—the oldest surviving scrap goes back to the spring of 1960. I also have a bunch of old letters and things—part of a diary, a few pictures, a Valentine's card from Wendy when she was around ten—but, basically, the book's about four people, Elliot Felton, Virginia Good, Melanie and me, and what we all tried to do with each other back in the summer of 1972.

I suppose I need to start with Ginny. She was the first hippie, in case anyone's ever wondered. That tidbit of information probably never made its way into any history books, but it's true. I have proof, documentary evidence. She was also the older sister of Sandra Good, the same Sandra Good who used to be one of the chicks in the so-called Manson Family. Sandy's still one of the chicks in the so-called Manson Family. I saw her on TV a while ago, talking about how she and Squeaky had set up a website to show what a bum rap poor Charlie got. When I get my sister to stick this all up on the Internet for me, I'll have her link it to the Charlie Manson site.

I'm pretty sure I still have a letter Ginny sent me about her sister and the so-called Manson Family back before anyone had ever heard of them. I've got all kinds of letters and things, stuff I haven't looked at in years. I think I'll go ahead and start with a biography of sorts—just write down whatever I vaguely recollect Ginny telling me about what happened to her before I met her. I always used to tell her I was going to write a book about her someday. That was probably partly why she even liked me in the first place. Oh, well. Better late than never.



CCS

Cyborg C. von Saturn















* irgendwann in den 70ern
+ noch nicht, aber mehrfach angeschossen (z. B. Zylonenkriege)

CC strebte schon früh danach, sich von seinem Klassenboden abzuheben.
Während die anderen v. a. Fussball und Handball spielten, versuchte CC, die Weltlage des späten Kalten Krieges der 1980er-Jahre zu deuten und seinen Beobachtungsüberschuss anderen mitzuteilen.
Statt der üblichen Sportarten wie Fussball und Handball griff er auf historische und historisierende Sportarten wie Faustkampf, Fechten, Speerwerfen und Bogenschiessen zu Fuss und vom Holzpferd des örtlichen Spielplatzes zurück. In der Schule legte er Wert auf Geschichtskenntnisse, Sprachen und Naturwissenschaften.
Seine Tätigkeit mit Experimentierkästen war daher vielfältig, wenn auch nicht immer von Erfolg gekrönt.
Politisch setzte er sich für einen bedingungslosen Antikommunismus ein, solange dieser keine freien Wahlen zuliess und Spielekonsolen Mangelware waren. Danach war es ihm egal.
Den Beinamen "von Saturn" erwarb er sich angeblich, weil er trotz seiner Erdgebundenheit auch extraterrestrische Impulse erhalten haben soll. Andere Zungen meinten, dass er einfach (zu) viel auf der SEGA Saturn gezockt habe.
Gegen Ende des Kalten Krieges wird eine Involvierung von CC auf dem Balkankrieg diskutiert. Zumindest eine Beteiligung am Salamischmuggel gilt als erwiesen.

Mit fortschreitender Pazifisierung Europas kümmerte sich CC in den 1990er-Jahren verstärkt um das aufkommende Internet. Gleichzeitig machte er sich Gedanken über PCs, die gerade die Heimcomputer verdrängten, tragbare Computer und alternative Betriebssysteme. Obwohl er schon früh das Potential von Unix (BSD) und Linux erkannte, blieb er ostentativem Windows-"Gehasse" und zwanghaft-alternativer Verherrlichung von OS/2, Linux und MacOS gegenüber distanziert.

Momentan scheint er an geheimdunklen Parallelstrukturen zu herrschenden Inter- und Intranets zu arbeiten und weiterhin politisch zu agieren. Dabei hat er seine Agitation offenbar auf eine multipolare und ideologisch desillusionierte Welt ausgerichtet.

In welchem historischen Gemäuer oder Erdbunker er gerade verweilt, ist nicht geklärt.

LUDWIG FEUERBACH


File:Feuerbach Ludwig.jpg

* 28.07.1804 in Landshut
+ 13.09.1872 in Rechenberg/Nürnberg

Ludwig Feuerbach war ein deutscher Philosoph, Anthropologe und gewissermaßen Proto-Psychologe, der als Materialist und Religionskritiker in die Geschichte einging. Er begründete seinen Atheismus v. a. psychologisch. 
Feuerbach war aufgrund seiner Ansichten schweren Schikanen ausgesetzt.



Ludwig Feuerbach, der Sohn von Paul Johann Anselm Ritter von Feuerbach, interessierte sich früh für Philosophie. 1828 war er Privatdozent in Erlangen. Feuerbachs Theologie- und Religionskritik verhinderte aber eine akademische Laufbahn. Seit 1836 lebte er daher als Privatgelehrter auf Schloss Bruckberg bei Ansbach. Seit 1860 lebte er auf dem Rechenberg in ärmsten Verhältnissen. Der Anfang seiner Theologie- und Religionskritik steht in einem engen Zusammenhang mit der Kritik an Hegels Philosophie, besonders an der Konzeption vom "absoluten Geist". Feuerbach erkannte darin eine verkappte Form tradierter Theologie.
Für Feuerbach war das sinnliche Einzelwesen die wahre Wirklichkeit. Die Wahrheit werde nicht durch Denken erkannt, sondern durch sinnliche Erfahrung, Anschauung und Liebe. Aus dem dialogischen verhältnis von "Ich und Du" resultieren Sinn und Objektivität.
Die Religion ist danach die Selbstanbetung des Menschen, der seine Wünsche auf Gott projiziert. Feuerbach will Religion und Theologie nicht negieren, sondern in Anthropologie auflösen. So soll die Zerrissenheit des Menschen in seinem Verhalten zur Welt und seinen Wpnschen überwunden werden.
Feuerbachs Anthropologie hatte Auswirkungen auf die Werke von Karl Marx und Friedrich Engels, den deutschen Realismus, Martin Buber und Karl Löwith.


WERKE:

Das Wesen des Christentums (1841)
Grundsätze der Philosophie der Zukunft (1843)
Das Wesen der Religion (1845)

QUELLEN:

Wikipedia
Meyers Großes Taschenlexikon







Donnerstag, 26. Juli 2012

ÄGYPTISCHE GESCHICHTE


(Eigenbezeichnung Ägyptens: Kemet)


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Vorgeschichte
(bis ca. 3000 v. Chr.)
Ägypten ist eines der frühesten bewohnten Gebiete der Erde. Eine frühe mehrphasige Grossiedlung im Neolithikum ist Merimde am westlichen Deltarand. In oberägypten gab es eine frühe Kulturgruppe in Tasa und Al Badari. In der folgenden Nakadakultur gab es v. a. in der Spätphase (Gerzean) in der 2. H. des 4. Jtd. eine Bevölkerungsverdichtung und kulturelle Differenzierung. Diese Verfeinerung erfasste erst Ober- und dann Unterägypten. Es soll schon einzelne Beziehungen zur in etwa parallel entstehenden mesopotamischen Hochkultur gegeben haben.

Altertum
Die Periode von der Reichsgründung Ägyptens bis zur Eroberung durch Alexander dem Grossen wird in 31 Dynastien eingeteilt. Dabei spielten neben Geschlechterfolge auch Herrschaftsbereich und Residenz eine Rolle. Die Ägypter selbst bezeichneten ihr Land als Kemet (Schwarzes Land) oder Ta Meri (Geliebtes Land).
Unterteilt werden Altes, Mittleres und Neues Reich sowie Spätzeit.

Frühzeit: 1. - 2. Dynastie (2900 - 2620)
Es kam zur Herausbildung eines Einheitsreiches, das in der Tradition dem König Menes zugeschrieben wird. Historisch ist das schwer überprüfbar. Heimat dieser beiden Dynastien war Abydos. Memphis wurde aber auch stärker.
Damals wurde die Staatsverwaltung mit einem Beamtenapparat entwickelt. Möglicherweise bildete sich auch die ägyptische Schrift aus Vorläufern heraus. Am Ende zerfiel das Einheitsreich, was aber später rückgängig gemacht werden konnte.

Altes Reich: 3. - 8. Dynastie (2620 - 2100)
In der 3. und 4. Dynastie wurde die Gründung eines Einheitsstaates gefestigt und ausgebaut. Gleichzeitig wurden die Weichen für die Entstehung der als klassisch empfundenen ägyptischen Kultur gelegt.
König Djoser (und Imhotep) liess eine Stufenpyramide bauen und Cheops, Chephren und Mykerinos erbauten grosse echte Pyramiden. Die Verwaltung wurde ausgebaut, wobei die Zentralregierung über den Wesir die Verwalter der Gaue in Abhängigkeit hielt.
Seit der 5. Dynastie galten die Herrscher als Söhne des Sonnengottes. Die damaligen kleineren Grabmäler wurden bei Abu Sir errichtet. Mit dem Beamtentum war auch Grundbesitz als Lehen verbunden, wobei immer wieder strittig war, ob es der Inhaber vererben durfte. So entwickelte sich eine Beamtenschicht ("Beamtenadel").
In die 6. Dynastie versuchte, diesen Prozess wieder rückgängig zu machen, wurde aber von den oberägyptischen Gaufürsten abhängig. Unter der Regierung Pepis II. kam es zu sozialen Unruhen und nach seinem Tod zu einer blutigen Revolution und der Ersten Zwischenzeit.

In der Ersten Zwischenzeit kämpften die Gaufürsten in wechselnden Koalitionen um die Macht.
Geistig gilt diese Periode des Umbruchs aber als fruchtbar. Die Literatur beschäftigte sich mit Sinnfragen.
Am Ende dieser Phase wollten die 9. und 10. Dynastie von Herakleopolis die Einheit des Landes wiederherstellen, wurden aber von einem Gaufürstengeschlecht aus Theben daran gehindert.

Mittleres Reich: 11. - 14. Dynastie (2040 - 1650)
Die Fürsten von Theben begründen die 11. Dynastie, Hauptstadt bleibt Theben. Die Könige hiessen Mentuhotep. Im allgemeinen war ihre Politik den Gaufürsten freundlich gesinnt.
Die 12. Dynastie verlegte die Residenz nach Memphis und an den Eingang zum Becken von Al Faijum. Das Königtum baute eine neue Propaganda auf und nutze das Bürgertum, die Macht der Gaufürsten auszugleichen. Nach Kleinasien hin bemüht man sich um friedliche Beziehungen (zu den Fürsten), zum Süden hin wurden Teile Nubiens besetzt. Man baute hier einen Festungsgürtel auf.
In der 13. und 14. Dynastie kam es zu einem Niedergang, dessen Ursachen umstritten sind. Zahlreiche Herrscher wechelten sich in kurzer Folge ab, z. T. gab es Gegenkönige. Die Verwaltung blieb aber weitgehend intakt. Beendet wurde diese Phase erst durch die Angriffe der Hyksos.

In der Zweiten Zwischenzeit (1650 - 1551) herrschten die 15. - 17. Dynastie. Die 15. Dynastie wurde von Hyksos gebildet, die wohl aus Asien stammten. Sie waren nur eine dünne Oberschicht und erkannten Unterkönige (auch einheimische) an. Mit dem sich inzwischen etablierten Reich von Kusch in Nubien wurde ein Bündnis geschlossen. Die Hauptstadt war Auaris im Ostdelta.
Erst Kamose von Theben griff die Hyksos an, sein Bruder Amosis I. bezwang sie.

Neues Reich: 18. - 20. Dynastie (1551 - 1070)
Amosis I. weitete die Herrschaft Ägyptens auch auf Nubien aus. Thutmosis I. machte Ägypten zu einer Grossmacht. Der Herrschaftsbereich wurde im Nordosten bis an den Euphrat aufgebaut und im Süden bis zum 3. oder 4. Katarakt. Später gelangte eine Frau, Hatschepsut, die vorübergehend ihren Sohn Thutmosis III. an die Seite gedrängt hatte, aber dann verschwand. Thutmosis III. zog gegen die verbündeten und von Mitanni unterstützten Fürsten, die er bei Megiddo schlug. In mehr als einem Dutzend weiteren Feldzügen gegen Asien erweiterte er den ägyptischen Einflussbereich und und errichtete entlang der Küste nach Norden befestigte Stützpunkt, die er dann ins Landesinnere vortrieb. Im Süden bildete der 4. Katarakt die Grenze.
Die Nachfolger, Amenophis II. und Thutmosis IV., konnten den territorialen Bestand weitgehend halten. Unter Amenophis III. erreichte der Wohlstand Ägyptens einen Höhepunkt. Eine auch geistige Wende kam unter Amenophis IV., der als Echnaton in Mittelägypten mit Amarna eine neue Hauptstadt gründete. Echnaton errichtete eine Art Monotheismus, indem er die Sonnescheibe Aton anbeten liess. Politisch wurde das Reich unter ihm allerdings geschwächt und verlor seine asiatischen Besitzungen. Seine Regierung wirkte sich auch deutlich auf Verwaltung, Kunst und Kultur aus. Er versuchte, die zentrale Stellung des Königs weiter auszubauen.
Nachfolger Echnatons war Tutanchatons, später Tutanchamun, für den wohl Eje einen Teil der Throngeschäfte führte und dann sein Nachfolger wurde. Sein Nachfolger wurde Haremheb, ein nicht mit dem Königshaus verwandter General. Er bekämpfte die Korruption, reorganisierte die Verwaltung und stärkte den Einfluss Ägyptens in Asien wieder. Residenz wurde jetzt Memphis.
Sethos I., der zweite König der 19. Dynastie, stellte jetzt in Syrien die Verhältnisse vor der Amarnazeit wieder her. Jetzt war der Gegner das Hethiterreich. Gleichzeitig bedrohten libysche Stämme die ägyptische (N)W-Grenze. Ramses II., der Sohn Sethos I., verlegte die Residenz endgültig ins Ostdelta. Er liess bei Kantir Palast und Wohnanlagen seines Vater prunkvoll ausbauen. Die Auseinandersetzung mit dem Hethiterreich gipfelte 1285 oder 1274 in der Streitwagenschlacht bei Kadesch und endete unentschieden. Ramses II. musste Kadesch aufgeben, konnte aber in folgenden Feldzügen abgefallene Vasallen wieder unter seine Herrschaft zwingen. 15 Jahre nach der Schlacht bei Kadesch kam es zu einem Friedensvertrag mit den Hethitern. Darin wurde der Status quo anerkannt und gegenseitige Hilfe vereinbart.
In der folgenden Friedenszeit widmete sich Ramses II. der Bautätigkeit: Karnak, Luxor, Abu Simbel und das Ramesseum sind nur einige Beispiele dafür. Merenptah, der Sohn Ramses II., musste wieder die Westgrenze gegen libysche Stämme verteidigen. Die grosse 19. Dynastie endete in Wirren.
Ramses III., der bedeutendste Herrscher der 20. Dynastie, konnte noch einmal unter grossem Einsatz den Angriff der aus dem Norden hereinbrechenden Seevölker auf dem Wasser und zu Lande abwehren. Die Kraft des Landes war aber erschöpft. Es kam zu inneren Unruhen.
Mit Ramses XI. endete die Dynastie und damit das Neue Reich.

In der Dritten Zwischenzeit (21.-24. Dynastie, 1070 - 711) wurde das Land in kleinere Herrschaftsbereiche aufgespalten.







Mittwoch, 25. Juli 2012

DIE BARTHULE-FAMILIE AUS HOFHEIM IM RIED:

Nach anstrengenden und zeitraubenden Recherchen im HOFHEIMER KIRCHENBUCH DER EV. KIRCHE konnte ich folgendes über die VORFAHREN meiner GROSSMUTTER BARBARA ROTHENHÄUSER (1904-1977) herausfinden:
Vater: Nikolaus Rothenhäuser II. ((1879-1956), Schlosser.
Mutter: Barbara Lösch (1877-?)
Eltern von Barbara Lösch:
Vater: Johannes Lösch (1839-1892), Bahnwärter
Mutter: Katharina Barthule: (1841-1902)
Vater: Johann Wendel Barthule (1808-?)
Vater: Johannes Jakob Barthulé (1774-?)
Vater: Johannes Valentin Barthulé (1742-1786)
Vater Johannes Jakob Barthulé (Hochz. 1736)
Vater: Johannes Barthule=Johannes Bartholé (ca. 1665-1750)=? Johannes Berthulé (aus Mutterstadt)
Vater: Andreas Berthulé (um 1635)
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EREC

ARTHUR SCHOPENHAUER



* 22.02.1788, Danzig+ 21.09.1860, Frankfurt/Main

Arthur Schopenhauer studierte ab 1809 Naturwissenschaften und Philosophie in Göttingen und 1811 in Berlin bei Fichte. Seine Mutter Johanna hatte einen literarischen Salon in Weimar, wo er Goethe, Wieland und den Gebrüdern Schlegel begegnete. 1820 lehrte er für kurze Zeit und wenig erfolgreich in Berlin. Seit 1831 war er Privatgelehrter in Frankfurt/Main.
Schopenhauer formulierte seine Philosophie schon 1819 in seinem Hauptwerk "Die Welt als Wille und Vorstellung". Seine übrigen Werke führen diese nur weiter aus (Kommentar, Detailergänzung).
Die Welt ist für Schopenhauer "meine" Vorstellung und von mir abhängig (vgl. Kant). Als Erscheinung bedingt durch die Anschauungsformen Raum und Zeit und die Kategorie Kausalität. Alles, was Objekt ist, kann dies nur in bezug auf ein Subjekt sein. Gerade deshalb kann die Welt aber nicht nur Vorstellung sein: Das Subjekt erkennt die eigene Bedingtheit als Subjekt. Der Welt als Vorstellung muss also noch etwas als Ding an sich zugrunde liegen. Jeder ist sich selbst in zweifacher Hinsicht gegeben, als "Leib" und als "Wille".
Zwischen Wille und Leib besteht kein Ursache-Wirkung-Verhältnis, da Willensakte und Leibesveränderungen ein Vollzug in zwei Bereichen sind: Der Leib (und analog die gesammte Welt) ist die Objektivation des Willens, d. h. der zur Vorstellung gewordene Wille, wobei den Entwicklungsstufen der Welt als Vorstellung Objektivationsstufen des Willens entsprechen. Diese setzt Schopenhauer mit den Urbildern der Einzeldinge im platonischen Sinne gleich (Ideen). Die Ideen selbst sind Gegenstand der Künste, die die Objektivationsstufen des Willens zur Anschauung bringen.
Die Verdrängung des Willens zum Leben ist der Ursprung des Leidens. Dessen endgültige Überwindung erfordert, den Willen zum Leben durch Abtötung der Bedürfnisse in der Askese zur Ruhe zu bringen, wodurch der Eingang in das Nirwana, das bewusstseinslose Nichts erreicht wird (allgemeiner Pessimismus). Schopenhauer übernimmt den Erlösungsgedanken vom Buddhismus und bezieht ihn auf das Individuum. Die Weltgeschichte aber hat keinen Sinn, da sie die Objektivation eines blinden Willens ist, dessen Freiheit Schopenhauer aber verteidigt.
Schopenhauer hatte grossen Einfluss auf Philosophen wie Nietzsche und Wittgenstein, aber auch auf Künstler wie Richard Wagner und Schriftsteller wie Tolstoi und Thomas Mann.

Werke:
Die Welt als Wille und Vorstellung (1819)
Über die vierfache Wurzel des Satzes vom zureichenden Grund (1813)
Über den Willen in der Natur (1836)
Die beiden Grundprobleme der Ethik (1841)
Parerga und Paralipomena (1851)