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Sonntag, 29. Juli 2012
SCHRIFTSYSTEME
1. Diese Darstellung aus Wikipedia zeigt die Schriftsysteme der Gegenwart. Sie ist auch für die Antike sehr interessant, weil sich dort schon die Vormachtstellung des lateinischen Alphabetes in weiten Bereichen des Mittelmeerraumes manifestierte. Im Osten blieb aber das griechische Alphabet stark (ursprl. variantenreich).
Die lateinische Schrift stammt aber - vermutlich durch etruskische Vermittlung - von griechischen Alphabeten ab, die ihrerseits von phönizischen Vorbildern abstammen.
Man muss sich im Kopf die antike politische Karte des Mittelmeerraumes vor Augen halten!
Erst in der Zeit der Entdeckungen am Ende des Mittelalters konnte die Lateinische Schrift aber ihren deutlichen Siegeszug antreten.
2. Eine weite Verbreitung erkennt man im indogermanischen Sprachraum bei der kyrillischen Schrift, die v. a. in Russland verwendet wird und aus griechischen und lateinischen Vorbildern gestaltet wurde.
Die kyrillische Schrift wird ausser in Russland auch in Bulgarien und Serbien verwendet und ist seit 2007 auch Amtsschrift in der europäischen Union. Sie ist benannt nach Kyrill von Saloniki (9. Jhd.), obwohl dieser eher Vorarbeiten geleistet hat.
Selbst in der Mongolei, die früher unter sowjetischer Kontrolle stand, herrscht die kyrillische Schrift vor. Es gibt aber traditionell noch eine eigene Schrift, die aussieht wie "hängende Zapfen" und von oben nach unten und von links nach rechts geschrieben wird (diese Kombination ist ungewöhnlich). Diese Schrift wurde 1208 von einem uigurischen Schreiber auf Befehl Dschingis Khan entworfen, der seinerseits sich an uigurischen Vorbildern orientierte, die selber wiederum aramäische und damit phönizische Vorbilder hatten.
3. Sehr einflussreich sind auch die indischen Schriften. Die bekannteste ist sicher die Devanagari.
Devanagari ist eine Silbenschrift, deren Konsonanten einen inhärenten Vokal haben.
Indische Schriften können von den Zeichen her eher linear oder eher rund sein. Man führt das auf den Beschreibstoff zurück. Faserige pflanzliche Materialien können bei runden Ritzungen leicht zerstört werden.
Devanagari stammt von der Brahmi-Schrift ab, die ihrerseits von phönizischen Vorbildern abstammt.
Man erkennt also wie bei lateinischen und griechischen Alphabeten auch hier das phönizische Vorbild.
Die frühen Hochkulturen am (H)Indus waren aber vermutlich schriftlos.
4. Im (hamito-)semitischen Sprachraum regiert die arabische Schrift klar. Sie wird nicht nur im arabischen Sprachraum verwendet, sondern auch in Persien und bis nach Westchina hinein.
Die hebräische Schrift existiert auch noch bzw. wieder. In der Antike war noch die aramäische Schrift im östlichen Mittelmeerraum bis über Mesopotamien hinaus weit verbreitet. Von ihr stammt die hebräische Schrift und bedingt auch die arabische Schrift ab. Ihrerseits hat die aramäische Schrift wie so viele Schriften phönizische Vorbilder.
Berühmte Schriften früher Hochkulturen wie die ägyptische Hieroglyphenschrift oder die aus Mesopotamien stammende Keilschrift existieren leider nicht mehr (oder nur museal).
5. In Fernost behauptet die chinesische Schrift auch im Computerzeitalter ihre Vormachtstellung. Stark ist aber auch die japanische Schrift, die z. T. auf chinesischen Hanzi/Kanji beruht und z. T. auf den Silbenschriften Hiragana und Katakana. Letztere wurden aber auch nach chinesischem Vorbild modelliert.
Die koreanische Schrift wurde dagegen erst 1446 durch einen Erlass geschaffen. Sie ist zwar eine Buchstabenschrift, diese Buchstaben werden aber zu Silben gruppiert. Optisch sollte sie wohl der an die chinesische Schrift angelehnt sein, strukturell ist sie das aber keineswegs. Manchmal und v. a. früher wurden aber die koreanischen Schriftzeichen auch mit chinesischen Zeichen vermischt.
Abschliessend sollte man noch einmal betonen, wie wichtig die phönizische Schrift einst als Vorbild für viele andere Schriften war, obwohl sie heute schon lange nicht mehr in Gebrauch ist. Bis auf die chinesische Schrift und sich an diese anlehnenden Schriften in Ostasien stammen fast alle verbreiteten Schriften auf der Welt letztlich von phönizischen Vorbildern ab.
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