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Sonntag, 12. Januar 2014

Juzo ITAMI

Juzo Itami

* 15.05.1933
+ 20.12.1997

Juzo Itami (Yoshihiro Ikeuchi) war ein japanischer Schauspieler und Regisseur.


JUGEND UND IDENTITÄTSSUCHE

Schon der Vater Juzo Itamis, Mansaku Itami, war vor dem Zweiten Weltkrieg ein bekannter Satiriker und Regisseur. Juzo Itami erlebte als Kind den Zweiten Weltkrieg und sollte bei Kriegsende sogar einer speziellen naturwissenschaftlichen Schule/Klasse in Kyoto beitreten, die darauf ausgelegt war, dass Japan durch technische Aufholprozesse den Krieg doch noch gewinnen kann.
In seiner Klasse waren auch die später berühmten japanischen Naturwissenschaftler Hideki Yukawa und Sin-Itiro Tomonaga. Nach der Auflösung dieser Klasse zog Itami in die Präfektur Ehime auf Shikoku.
Juzo Itami war schon als Schüler eher "kreativ unterwegs" und nicht ganz so diszipliniert, wie es offiziellen japanischen Vorstellungen entspricht. Stattdessen las er aber an seiner neuen Schule Arthur Rimbaud auf Französisch. Als er sitzenblieb, traf er en späteren Schriftsteller Kenzaburo Oe, der später seine Schwester heiratete. Juzo Itami musste aber zum Bestehen seiner Abschlussprüfung wieder die Schule wechseln.
An der Universität Osaka sollte er zunächst am College of Engineering aufgenommen werden, verfehlte aber das Eingangsexamen. Stattdessen arbeitete er als Werbegrafiker, beim Fernsehen und als Schriftsteller. In den 1980ern war er sogar Herausgeber des psychoanalytischen Magazins "Mon Oncle".


SCHAUSPIELKARRIERE

Nach seinen frühen Bildungsrückschlägen studierte Juzo Itami in Tokio Schauspiel.
Er trieb seine künstlerische Karriere jetzt als Schauspieler gezielt voran und schloss sich 1960 Daiei Film an. Im selben Jahr heiratete er Kazuko Kawakita, ließ sich von ihr aber 1966 scheiden.
1961 verließ er Daiei Film wieder und trat in ausländischen Produktionen auf. 1963 spielte er im Film "55 Tage in Peking" über den Boxeraufstand neben Ava Gardner und Charlton Heston. Itami hielt sich zu Beginn seiner Schauspielkarriere auch oft in London auf und lernte fließendes Englisch.
Er wurde aber auch durch etliche heimische Produktionen bekannt. Im Jahre 1967 arbeitete Itami mit dem Regisseur Nagisa Oshima für "Sing a Song of Sex" (Nihon Shunka Ko) zusammen. Dabei lernte er seine spätere Frau Nobuko Miyamoto kennen. 1968 spielte er Saburo Ishihara in der Kinderserie "Cometto-san". Dadurch wurde er zusammen mit Yumiko Kokonoe in vielen spanischsprachigen Ländern bekannt.
1969 heiratete er Nobuko Miyamoto und arbeitete mit ihr zusammen. Sie brachte zwei Kinder in die Ehe mit.
In den 1970ern trat Itami der "TV Man Union" Fernsehkompanie bei und produzierte Fernsehdokumentationen, die seine spätere Karriere als Filmdirektor beeinflussten. Er arbeitete im Fernsehen auch als Reporter ("Afternoon Show").
1983 spielte Itami jeweils in "The Family Game" von Yoshimitsu Morita und in "The Makioka Sisters" von Kon Ichikawa den Familienvater.
Im Jahre 1984 gewann er für diese und andere Nebenrollen den Hochi Film Award und den Kinema Junpo Award.


REGIEKARRIERE

Ab diesem Jahr betätigte sich Itami auch als Regisseur.
Sein Erstlingswerk war "Beerdigungszeremonie" (The Funeral) mit Tsutomu Yamazaki und Nobuko Miyamoto, für das er weitere Auszeichnungen erhielt (Japanese Academy Awards).
Seine Frau Nobuko Miyamoto spielte in vielen seiner Filme die Hauptrolle.
1985 drehte Itami "Tampopo" (= Die Pusteblume), eine Filmkomödie über die japanische Nudelsuppe.
Itamis Filme haben häufig gesellschaftskritische Themen zum Inhalt.
1987 drehte er "A Taxing Woman" über eine konsequente Finanzbeamtin.
1990 drehte er "Tales of a Golden Geisha".

In einigen setzt wer sich auch mit der Yakuza, also dem japanischen Organisierten Verbrechen ("japanische Mafia"), auseinander.
Berühmt wurde sein Film von 1992 "Die Kunst der Erpressung" (Minbo/Minbo no Onna), erneut mit Nobuko Miyamoto in der Hauptrolle, für den er bedroht und physisch angegriffen wurde.
Die Täter packten ihn, schluen ihn und schnitten ihm langsam durch Gesicht und Körper. Sie stammten von der Goto-gumi (gumi = Bande) aus Shizuoka.
Als Itami daraufhin ins Krankenhaus eingeliefert wurde, analysierte er als Sozialkritiker gleich die quälende Überbürokratisierung der japanischen Gesundheitsverwaltung und drehte 1993 den Film "The Last Dance" (Daibyonin). Während der Aufführung des Films kam es zu einer Störung, bei der ein rechter Demonstrant die Kinoleinwand aufschlitzte.
Itami drehte bis zu seinem Tod noch drei Filme: "A Quiet Life" (Shizuka Na Seikatsu), "Supermarket Woman" (1996) und "Woman in Witness Protection" (Marutai no Onna; 1997).
Der letzte Itami-Film beschäftigte sich wieder mit der Organisierten Kriminalität.
Es gab Gerüchte, dass er in diese Richtung weiter recherchieren wolle und auch mögliche krumme Geschäfte der buddhistischen Soka Gakkai ins Visier nahm.

Neben seiner Schauspielkarriere übersetzte Itami auch mehrere Bücher aus dem Englischen ins Japanische, darunter "Papa, You're Crazy" von William Saroyan, "The Kitchen Sink Papers: My Life as a Househusband" von Mike McGrady und "The Potato Book" von Myrna Davis und Truman Capote.


STURZ IN DEN TOD: UNFALL ODER SCHUBSER?

Am 20.12.1997 stürzte Itami aus dem achten Stock (Dach) des Gebäudes, in dem sich sein Büro befand. Bis heute ist unklar, ob es sich dabei um Selbstmord oder Mord handelte und welche Motive vorlagen.
Für Selbstmord sprächen vorherige Presseberichte über eine Affäre mit einer 26 Jahre alten Schauspielerin. Angeblich wurde auch ein Bekennerschreiben gefunden, in dem er diese Affäre verneinte und meinte, er wolle mit seinem Selbstmord seinen Namen reinwaschen.

Für Mord spräche die Tatsache, dass Itami sich in einigen seiner Filme mit dem Organisierten Verbrechen (Yakuza) beschäftigte und gerade an einem Film über angebliche Verwicklungen der buddhistischen Gruppe Soka Gakkai (mit der Partei Komeito) und der Yakuza (Goto-gumi) arbeitete.

Die Mordtheorie stützt sich v. a. auf Recherchen des investigativen Journalisten Jake Adelstein.
Es gab offenbar Aussagen von 2008 eines ehemaligen Yakuza-Mitglieds, die darauf hinweisen, dass sich die Goto-gumi an Itami rächen wollte. Er wurde angeblich mit vorgehaltener Waffe vor die Wahl gestellt, zu springen oder gleich umgebracht zu werden.



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