Harun Farocki, 2013 |
Harun Farocki ist ein deutscher Filmemacher, Drehbuchautor und Dozent. Sein filmisches Schaffen umfasst über 90 Filme.
Farocki wurde 1944 zum Kriegsende im Reichsgau Sudetenland in Neutitschein geboren. Sein Vater war ein in den 20er-Jahren eingewandeter indischer Arzt.
Nach dem Krieg musste die Familie das Sudetenland verlassen und ließ sich nach mehreren Umzügen 1958 in Hamburg nieder.
Farocki studierte 1966 - 1968 an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin (dffb). Er gehörte zum ersten Jahrgang der von Willy Brandt (Reg. Bürgermeister) eröffneten Akademie und geriet auch gleich in die Wirren der Umbruchjahre der späten 60er.
An dieser Hochschule studierte auch der spätere RAF-Terrorist Holger Meins sowie später bekannt gewordene Regisseure wie Wolfgang Petersen (u. a. Das Boot, Die unendliche Geschichte).
Farocki äußerte sich zu den Zielen der 68er-Bewegung mehrfach in späteren Interviews. Die Bewegung wollte die Gesellschaft durch Erziehung verändern und hatte trotz ihres egalitären Anspruchs auch elitäre Elemente. Farocki weist aber darauf hin, dass viele Revolutionäre aus gehobenen Verhältnissen gekommen seinen.
Entsprechend dieser Prägung beschäftigte sich Farocki in seinen Filmen mit Themen wie Kapitalismus, Konsumismus, Krieg, Medien, Unterhaltung und den Auswirkungen der Technologie.
Eines der in den späten 60er-Jahren unter Künstlern im wahrsten Sinne des Wortes brandaktuellen Themen war der Vietnamkrieg. Harun Farocki fuhrte in diesem Zusammenhang 1969 Regie im Film "Nicht löschbares Feuer" (Inextinguishable Fire) über den Einsatz von Napalm in Vietnam.
Von 1974 bis 1984 war Farocki Redakteur der Zeitschrift "Filmkritik".
1976 inszenierte er im Theater Basel mit Hanns Zischler gemeinsam zwei Stücke von Heiner Müller: "Die Schlacht" und "Traktor".
1978 verfasste er den Film "Zwischen zwei Kriegen".
1983 zeigte Farocki als Regisseur Jean-Marie Straub und Danièle Huillet bei der Arbeit an ihrem 1984 in Deutschland erschienenen Film "Klassenverhältnisse", der auf Franz Kafkas Romanfragment "Amerika"/"Der Verschollene" beruht.
In den späten 80er-Jahren beschäftigte sich Farocki mit dem Zusammenhang von Bildern und Krieg.
1995 verfasste Farocki das Werk "Arbeiter verlassen die Fabrik". Unter diesem Titel wurde in Frankreich im späten 19. Jhd. einer der ersten Dokumentarfilme überhaupt veröffentlicht. Farocki ordnete die Thematik in den Lauf der Zeiten ein.
Im Folgejahr 1996 verfasste er den Fernsehfilm "Bewerbungen" und zeigte die gefährlichen Mechanismen von Selektion und Manipulation in Bewerbungsszenarien.
Neben dem Filmschaffen nahm Farocki Dozententätigkeiten wahr. 1993 bis 1999 war er Dozent an der University of California in Berkeley. 2000 sah er seine einstige Hochschule, die dffb, als Dozent wieder und lehrte auch an der Universität der Künste in Berlin. 2004 ff ging er als Dozent an die Akademie der bildenden Künste in Wien.
Auch in dieser Zeit ließ seine aktive filmerische Tätigkeit nicht nach. 2000 drehte er mit Christian Petzold den Film "Die innere Sicherheit" über eine bundesdeutsche Terroristenfamilie, die im Untergrund leben muss. Farocki und Petzold arbeiteten über Jahre in vielen Projekten zusammen. Farocki war an der dffb Petzolds Lehrmeister gewesen.
Im selben Jahr drehte er den Dokumentarfilm "Gefängnisbilder", in dem die Herrschaftsmechanismen in Gefängnissen - insbesondere in den USA - aufgezeigt werden.
In den 2000er-Jahren schuf Harun Farocki eine Reihe von künstlerischen Arbeiten, die in Museen ausgestellt wurden, und sich mit Themen wie Gefängnissen oder Shopping Malls beschäftigten.
2006 war er mit seiner Frau Antje Ehmann Kurator der Ausstellung "Kino wie noch nie" in Wien, die 2007 in Berlin gezeigt wurde.
2007 nahm er an der Documenta 12 in Kassel teil (Medieninstallation Deep Play).
2014 verfasste Farocki mit dem Film "Phoenix" noch einmal ein gemeinsames Werk mit Christian Petzold.
Am 30. Juli 2014 starb er unerwartet im Alter von 70 Jahren bei Berlin.
QUELLEN:
Wikipedia
Interviews mit Harun Farocki
Filme von H. F.
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