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Dienstag, 5. September 2023

DIODOROS ("DIODOR")

Gedruckte Ausgabe von 1746


Diodor (Διόδωρος ὁ Σικελιώτης/Diódōros ho Sikeliṓtēs; latinisiert: Diodorus Siculus, also Diodor der Sizilier bzw. von Sizilien) war ein antiker griechischer Geschichtsschreiber des späten Hellenismus. Er lebte wahrscheinlich in der ersten Hälfte des 1. Jhd.s v. Chr.

Wir wissen wenig über Diodors Leben. Es wird gesagt (Beiname!), dass er aus Sizilien stammte, und zwar aus der Polis Argyrion. Man weiß, dass er für sein Quellenstudium längere Zeit in Rom weilte und dass er generell viel reiste. Zu seinen Zielen gehörte auch Ägypten (180. Olympiade bzw. 60/59 - 57/56 v. Chr.). Im Jahre 59 v. Chr. sah er nach eigenen Angaben in Alexandria eine römische Gesandtschaft zu König Ptolemaios XII.

Diodors Geschichtswerk ist auf Griechisch verfasst und trägt den Namen Βιβλιοθήκη ἱστορική/Bibliothḗkē historikḗ (vollständig: Διοδώρου τοῦ Σικελιώτου Βιβλιοθήκη ἱστορική), lateinisch Diodori Siculi Bibliotheca historica.
Es handelt sich um eine Universalgeschichte in 40 Büchern. Davon sind die Bücher 1 - 5 und 11 - 20 erhalten, davon weist das 17. Buch eine Lücke auf.
Die übrigen Bücher sind fragmentarisch v. a. durch die byzantinische Überlieferung erhalten (Kaiser Konstantin VII. und Patriarch Photios ab Buch 31). Des weiteren haben wir Exzerpte von David Höschel aus dem Jahr 1603 von den Büchern 21 - 26.
Die geschichtliche Darstellung reicht von der sagenhaften Vorzeit bis zur Zeit Caesars, und zwar ungefähr bis zu dessen Konsulat 60/59 v. Chr.
Es ist damit das umfassendste griechische Geschichtswerk der Antike.

Diodor ist für sein Geschichtswerk nach eigenen Angaben 30 Jahre lang gereist und hat viele Quellen ausgearbeitet, die er auch mehrfach nennt. Dabei hat er diese gekürzt und auch die damals üblichen Reden gekürzt oder weggelassen.
Sein Schreibstil/Erzählstil ist hellenistisch-vorattizistisch, also in Koine-Griechisch verfasst. Der Text ist dadurch gut lesbar, galt aber in der Kaiserzeit, als man sich wieder auf das klassische Athen berief (Attizismus), als nicht so elegant.
Hier seien einige Quellen genannt:
Hekataios von Abdera (Ägypten), Ktesias von Knidos (Assyrien und Persien), Megasthenes (Indien), Dionysios Skytobrachion, Theopompos von Chios (?), Ephoros von Kyme, Kleitarchos (Alexander der Große), Hieronymus von Kardia (?; sonst kaum erhalten; Diadochenkriege), Duris von Samos, Timaios von Tauromenion, Philinos von Akragas, Silenos von Keleakte (Ort unklar?), Polybios (Universalgeschichte), Agatharchides (Asiatika) und Poseidonios (Universalgeschichte).

Aus heutiger Sicht bedeutende Historiker wie Herodot, Thukydides und Xenophon werden zwar genannt, fanden aber wohl nur indirekt Eingang in das Werk (über Ephoros?).

Diodor benutzt eine eigene Zeiteinteilung/Chronologie: Olympiaden, Archontenjahre, Konsulate.

Sein Werk ist besonders für das 5. und das 4. Jhd. v. Chr. wichtig (Philipp, Alexander der Große, Diadochen), sowie für die Geschichte Siziliens.
Durch Diodors Werk sind uns auch wichtige Zitate aus ansonsten verlorenen Werken erhalten.
Insgesamt ist die Universalgeschichte also ein wertvolles Werk, auch wenn sie einige Fehler und Ungenauigkeiten aufweist, bei denen man oft nicht weiß, ob sie vom Autor stammen oder aus seinen benutzten Quellen.


QUELLEN UND LITERATUR

Diodors Werk liegt in der Übersetzung von Gerhard Wirth und Koautoren vor, aber auch in der von Julius Friedrich Wurm aus dem 19. Jhd.

Historisch-literarische Analysen liegen u. a. von Kai Brodersen und von Gerhard Wirth vor.




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