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Montag, 4. September 2023

MEINUNG: WAR PUTINS AGGRESSIVES VERHALTEN VORHERSEHBAR?

Krieg in der Ukraine


Wir haben jetzt seit gut eineinhalb Jahren Krieg in Osteuropa (der Ukraine).

Interessant ist, dass viele Menschen zunächst nicht glauben wollten, dass Putin angreift. Auch sogenannte Experten nicht. Auch dann nicht, als Putin über 100.000 Soldaten um die Ukraine herum versammelt hat (besonders im Norden und Osten) und bereits Blutbanken an die Front bringen ließ.

Interessant war Kommentare in Richtung: "Wir haben uns in Putin getäuscht." 
Wirklich?

Irgendwie schien es so, als ob viele Menschen die offensichtlichen Signale nicht lesen konnten:

  1. Der Anfang seiner Präsidentschaft:
    Als Putin als Präsident Russlands kandidierte, war er noch relativ unbekannt. Plötzlich flogen in und um Moskau herum Hochhäuser in die Luft. Ein Sprengsatz - Granulat im Keller eines Hochhauses von Ryazan - explodierte nicht, weil ein aufmerksamer Beobachter zwei Männer und eine Frau Säcke aus einem Auto mit gefälschtem Nummernschild heraustragen sah. Der Mann informierte die Polizei und diese nahm in einer Großfahndung die drei Personen fest: Es waren alles Agenten des Geheimdienstes FSB. Es gab noch weitere Vorkommnisse und Spuren, die auf eine "False-Flag-Operation" hinwiesen.
    Putin aber behauptete, die Anschläge in Moskau (und in Dagestan) stammten von Tschetschenien und nahm dies als Vorwand oder Grund für den Zweiten Tschetschenienkrieg. Die zerstörten Hochhäuser wurden schnell eingeebnet.
    Was bedeutet das? Putin war schon zu Beginn seiner Amtszeit fähig, rund 300 Menschen (viele davon Russen) zu opfern, um seine politischen Ziele umzusetzen.
  2. Kriege:
    Putin führte während seiner Amtszeit viele Kriege. Neben offiziellen Kriegen führte er auch viele kleine Interventionen durch, z. B. in Afrika. (Man muss allerdings sagen, dass auch die USA, GB, Frankreich, China und andere Ähnliches tun.)
    • 1999 - ca. 2009 : Zweiter Tschetschenienkrieg
      Die tschetschenischen Verteidiger ließen anfangs die russischen Bodentruppen in die Hauptstadt Grozny einmarschieren und nahmen die ungesicherte Kolonne dann von den Häusern aus unter Feuer. Dabei zerstörte man zuerst die ersten und die letzten Fahrzeuge, damit die Kolonne in der Falle saß. Putin rächte sich, indem er die Stadt durch seine Luftwaffe zerstören ließ. Mit der Zeit ermüdete der tschetschenische Widerstand und Putin suchte Kollaborateure, die er für ihre Zusammenarbeit belohnte.
      Es gab trotzdem immer wieder kleine Widerstandsnester, so dass sich der Krieg fast zehn Jahre hinzog.
    • 2008: Georgienkrieg
      Putin störte sich an der Expansion der NATO nach Georgien, auch wenn dieses nicht Mitglied wurde. Unter der Präsidentschaft Medwedews initiierte er einen Krieg gegen Georgien und begünstigte die Abspaltung aufständischer Provinzen.
    • 2014: Annexion der Krim und Förderungen von Aufständen in der Ostukraine
      Putin versuchte erfolgreich, den relativ pro-russischen ukrainischen Präsidenten dazu zu bringen, Verhandlungen mit der EU abzubrechen. Dies führte aber zu schweren Protesten auf dem Maidan, worauf dieser nach Russland floh. Russland seinerseits annektierte die Halbinsel Krim, auf der auch die russische Flotte in Sewastopol stationiert war, mit Einheiten, die zunächst nicht als russisch gekennzeichnet waren ("grüne Männchen"). Zusätzlich initiierte er in der Ostukraine "Gegen-Maidans", wobei es in Odessa zum Brand eines Gewerkschaftshauses mit vielen Toten kam. Es ist unklar, ob die Belagerer zuerst von oben mit Molotowcocktails angegriffen worden waren oder ob sie zuerst das Haus in Brand setzten.
    • 2015: Eingriff in den Syrischen Bürgerkrieg
      Im "Arabischen Frühling" entwickelten sich in vielen arabischsprechenden Ländern Aufstände gegen autoritäre Herrscher. Der syrische Präsident Assad glaubte zunächst nicht, dass diese Aufstände auch sein Land erfassen würden. Als dies dann doch geschah, zögerte er zunächst und ließ dann die Proteste - auch von Schülern - von seinen Familienmitgliedern gewaltsam ersticken. Daraus entstand dann ein Bürgerkrieg, der das Assad-Regime an den Rand eines Zusammenbruchs brachte. Putin griff 2015 militärisch ein, um die Waage doch wieder zu Assads Gunsten zu "kippen".
    • 2022: Angriff auf die Ukraine
      Nachdem das Minsker Abkommen nicht richtig vorankam, stationierte Putin russische Truppen entlang der ukrainischen Grenze. Der Aufmarsch bezog auch Weißrussland im Norden der Ukraine mit ein. Offiziell war das ganze als Übung deklariert.
      Im Februar 2022 griff Russland dann die Ukraine an. Der erste Blitzvorstoß mit Luftlandetruppen gegen den Kyiver/Kiewer Flughafen war fast erfolgreich. Hätten die russischen Truppen einen Brückenkopf errichten und halten können, wären sie mit Elitetruppen im Zentrum der Ukraine gewesen. Die Ukraine hat alle verfügbaren Einheiten einschließlich bewaffneter Zivilisten zum Flughafen beordert, um den Überraschungsangriff noch abschlagen zu können, was nach schweren Kämpfen schließlich gelang.
  3. Haltung zur Kriminalität:
    Putin trat auf als starker Mann, der mit der Kriminalität aufräumt und eigenmächtige Oligarchen "zurechtstutzt". Aber ist das wahr?
    Zunächst einmal begann Putins Aufstieg nach seiner Agententätigkeit in der DDR damit, dass ihn Sobtschak nach St. Petersburg holte. Hier war Putin wahrscheinlich in dunkle Machenschaften involviert. Die Stadt brauchte dringend Versorgungsgüter aus Zentraleuropa, bei denen er Waren umlenkte und sich bereicherte. Später als FSB-Vorsitzender ignorierte er Berichte von Litwinenko, dass Geheimdienstagenten mit der Organisierten Kriminalität als Bodyguards und als Killer zusammenarbeiten.
    Putin schützte also nicht Russland vor der OK oder vor Oligarchen, sondern nur vor den Oligarchen, die ihm nicht willfährig waren.
    Dieses Vorgehen setzte sich fort.
  4. Umgang mit Gegnern:
    Während Putins Amtszeit wurde nicht nur die Macht zentralisiert ("Vertikale der Macht"), indem die politische Verwaltung gestrafft, Militär und Geheimdienste gestärkt und eigenwillige Oligarchen entmachtet wurden, sondern es wurden viele Gegner eingesperrt oder gleich liquidiert. Mit der Zeit vergisst man, wie viele es waren, aber wenn man sich bewusst erinnert, wird die Liste lang:
    • Igor Domnikow (+ 2000)
    • Iskander Chatloni (+ 2000)
    • Sergej Juschenkow (+ 2003)
    • Jurij Schtschechotschichin (+ 2003)
    • Paul Klebnikow (+ 2004)
    • Anna Politowskaja (+ 2006)
    • Alexander Litwinenko (+ 2006)
    • Stanislaw Markelow (+ 2009): Menschenrechtsanwalt
    • Anastasia Baborowa (+ 2009): zusammen mit Markelow erschossen
    • Natalia Estamirowa (+ 2009)
    • Sergej Magni(t)zki (+ 2009)
    • Boris Beresowski (+ 2013)
    • Boris Nemzow (+ 2015)
    • gleich zu Beginn des Ukrainekrieges starben viele "kritische Geister" aus der russischen Elite durch seltsame Umfälle (Sturz vom Balkongeländer, Treppensturz, angebl. Suizid usw.)
    • Jewgenij Prigoschin und Dmitri Utkin (+ 2023): Der finanzielle und der militärische Anführer der Söldnergruppe (PMC) Wagner sterben in ihrem Flugzeug. Offiziell war dies ein Unfall, wahrscheinlich enthielt das Flugzeug aber eine Bombe oder wurde abgeschossen.
  5. Umgang mit Frauen:
    Putins Verhalten zu Frauen war auch nie ein Geheimnis.
    Es ist nicht nur bekannt, was er zu DDR-Zeiten über Frauen allgemein und über seine eigene Frau sagte.
    Man weiß auch, dass er bei einem Treffen mit Julia Timoschenko vor allen Menschen so tat, als ob er ihr an die Brüste fassen wolle.
    Man weiß auch, dass Putin dem israelischen Präsidenten Katzav, den er während der Untersuchungen wegen Vergewaltigung gegen ihn empfing, sagte, dass es ihn wundere, dass diese Vergewaltigungen in Israel negativ gesehen würden. In Russland würde man ihn als "starken Kerl" sehen. Die Wirtschaftszeitung Kommersant schrieb darüber und bekam deswegen Ärger.


 

 

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