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Samstag, 30. September 2023

DIE TERRORANSCHLÄGE AUF DAS WORLD TRADE CENTER AM 11.09.2001 (KURZ: "9/11")

Die brennenden Zwillingstürme (Twin Towers) des World Trade Centers.
Links steht die Freiheitsstatue.
Wikipedia/National Park Service



Als am 11. September 2001 Flugzeuge in die Zwillingstürme des New Yorker World Trade Centers (WTC) und andernorts einschlugen und durch den Einsturz beider Türme fast 3.000 Menschen starben, war das für die Welt ein Schock.
Viele Menschen können sich noch heute erinnern, wo sie am 11.09.2001 waren - ähnlich wie beim Attentat auf John F. Kennedy am 22.11.1963. Wir waren damals auf der Rolltreppe in einem Mannheimer Hochhaus und wunderten uns, dass auf der Etage so viele Leute gebannt auf einen oben angebrachten Monitor starrten. Das Textlaufbahn berichtete, dass die Zwillingstürme des WTC von Flugzeugen getroffen worden waren. Etwas später wurde gemeldet, dass erst ein und dann beide Zwillingstürme eingestürzt sind. Damals gab es noch keine Smartphones. Ein Bekannter von uns war kurz vor dem Anschlag bei einem Außenpraktikum in den USA sogar im World Trade Center.
Erst erschien ein Unfall noch als möglich, aber dann wurde ein Terroranschlag wahrscheinlich. Bald war das sicher.

Früh bildeten sich auch Legenden um diesen Anschlag:
  • Der Anschlag auf das WTC 2001 war nicht der erste. Am 26.02.1993 erfolgte in der Tiefgarage ein Anschlag mit einer Harnstoffnitrat-Bombe mit 6 Toten und hunderten Verletzten.
    Mitglieder dieser Gruppe hatten bereits am 05.11.1990 Meir Kahane, einen rechtsgerichteten US-Israeli, in Manhattan/New York getötet.
  • Im Internet kursierten sogenannte Verschwörungstheorien, dass Regierungskreise der USA den Anschlag selbst inszeniert haben. Dies erscheint aufgrund der Faktenlage als sehr unwahrscheinlich. Was allerdings später ans Licht kam, ist, dass die Regierung verschwieg, dass viele Organisatoren in der Logistik der Anschläge aus Saudi-Arabien kamen, also von einem Verbündeten der USA.
  • Bis heute ist umstritten, wie das Gebäude WTC 7 zum Einsturz kam. Denkbar wäre, dass das Gebäude durch brennende Trümmer der Zwillingstürme in Brand geriet und dann die defekte hausinterne Löschanlage eine Erhitzung der tragenden Gebäudeteile nicht verhindern wollte.

09:03 Uhr: Flug UA 175 ist gerade in das WTC 2 (Südturm) eingeschlagen.
Wikipedia/Robert J. Fisch (CC BY-SA 2.0)

Der Anschlag

WTC-Gelände mit den Einschlagstellen.
Wikipedia/Fred the Oyster

Um 08:46 Uhr flog ein Flugzeug (Flug AA 11) in den Nordturm (WTC 1) des World Trade Centers. Es schlug zwischen dem 93. und dem 99. Stockwerk ein. Das Flugzeug war fast vollgetankt und explodierte laut hörbar. Daraufhin richteten viele Fernsehanstalten ihre Kameras auf das brennende Gebäude.

Diese filmten dann, wie 17 Minuten später um 09:03 Uhr ein zweites Flugzeug (Flug UA 175) in den Südturm (WTC 2) zwischen dem 77. und dem 85. Stockwerk einschlug.

Innerhalb der nächsten anderthalb Stunden stürzten beide Türme ("Twin Towers") ein. Viele Menschen rannten um ihr Leben und wurden von einer Staubwolke und herumfliegenden Trümmern verfolgt.

Dann wurde bekannt, dass zwei weitere Flugzeuge entführt worden waren. Eines (Flug AA 77) traf das Pentagon (Verteidigungsministerium), das andere (Flug UA 93) stürzte auf ein Feld im Bundesstaat Pennsylvania. Es war damit klar, dass es sich um einen Terroranschlag handelte und keinen Unfall.

Man schätzte die Anzahl der Toten zunächst auf über 3.000, später wurde sie auf unter 3.000 korrigiert (wahrscheinlich < 2.800).


Die Flugrouten der 4 entführten Flugzeuge.
Wikipedia/FBI


Die Folgen des Anschlags


Löscharbeiten am WTC 6.
Wikipedia/Mike Goad

Die Anschläge auf das World Trade Center versetzten die USA und die Welt in einen Schockzustand. Unter den knapp 3.000 Toten waren 343 Feuerwehrleute. Fast 200 Leute sind aus den Fenstern in den Tod gesprungen, weil es im Gebäude heiß wurde und die Fluchtwege zerstört waren.

Die Stahlkonstruktion der Zwillingstürme stand in Ruinen und drumherum befanden sich Trümmer und Staub. Die Aufräumarbeiten dauerten ca. 8 Monate.

Sozial ungerecht war, dass die Familien von Feuerwehrleuten viel weniger Schadensersatz erhielten als die Familien von Bankern. Außerdem entwickelten viele Betroffene der Anschäge Krankheiten, die z. B. die Atemwege betrafen. Hier zeigte sich wieder, dass das US-Gesundheitssystem solche Risiken völlig ungenügend abdeckt. Eine Frau, die im Gesicht und an ihrer Businesskleidung völlig verstaubt war und deren Photo als "Dust Lady" um die Erde ging, starb an den Folgekrankheiten aufgrund ihres mangelnden Versicherungsschutzes.
Besonders in Lower Manhattan lag viel giftiger Staub. Man rechnet mit fast 20.000 Kranken als indirekte Folge der Anschläge.



Die Drahtzieher des Anschlags



Sofort nach dem Anschlag schossen Spekulationen ins Kraut, wer hinter der Aktion gesteckt haben könnte. Einige Überlegungen gingen in Richtung Al-Qaida (die Basis). Deren damaliger Anführer, Osama Bin Laden hatte vorher Angriffe auf US-Einrichtungen befohlen. Darunter waren auch Sprengstoffanschläge auf US-Kriegsschiffe mit "harmlosen" zivilen Booten.

Dieses netzwerk wollte den US-Einfluss in islamischen Ländern zurückdrängen.
Ihr Anführer hatte zunächst in den 1980er-Jahren im Afghanistankrieg mit Billigung und Unterstützung der USA gegen die Sowjetunion gekämpft, störte sich aber nach dem Ende des Kalten Krieges und besonders durch den Golfkrieg 1991 an der Truppenpräsenz der USA in der Nahost-Region. Außerdem störte Bin Laden die israelfreundliche Haltung der USA.

Es ist davon auszugehen, dass ungefähr 19 Terroristen die vier Flugzeuge am Morgen des 11. September entführt haben. Vier davon haben sich vorher in US-Flugschulen ausbilden lassen. Den Fluglehrern ist nicht aufgefallen, dass die späteren Attentäter v. a. den Flug und kaum Starten und Landen üben wollten.
Neben diesen "Hauptterroristen" muss es aber ein noch größeres Netzwerk von Unterstützern gegeben haben - sozusagen die Logistik. Erst schrittweise kam durch Untersuchungsausschüsse heraus, dass darunter viele saudi-arabische Staatsbürger waren. Viele führen das darauf zurück, dass Saudi Arabien als Geschäftspartner und z. T. Verbündeter der USA gilt, während später die Länder Afghanistan (2001) und der Irak (2003) angegriffen wurden.

Es wurde auch bekannt, dass die Anschläge zu einem nicht unerheblichen Teil in Hamburg in Norddeutschland geplant worden waren.
Sogar drei der Todespiloten waren Mitglieder der so genannten "Hamburger Terrorzelle", eines deutschen Ablegers von Al-Kaida.
Für die Bundesregierung war dies äußerst peinlich.
Viele Attentäter waren in Hamburg als Studenten eingeschrieben und radikalisierten sich an einer dortigen Moschee. Sie lebten großteils in der Marienstraße 54. Trotz starker Geheimdienststrukturen in Hamburg ließ man das Geschehen offenbar einfach so laufen. Eigentlich war seit Jahren bekannt, dass es in Hamburg Treffpunkte von radikal-religiösen Aktivisten gab.
Sowohl der Verfassungsschutz, der die dortige religiöse Szene offenbar nur oberflächlich überwacht hatte, als auch der Bundesnachrichtendienst, der eine Arabistin mit der Übersetzung abgefangener Kommunikation beauftragt hatte, die aber die Bedeutung des Textinhaltes nicht verstand und ins Wochenende ging, bekamen es mit heftigen Verbalinjurien zu tun.


Das World Trade Center und seine Twin Towers als Wahrzeichen New Yorks

Bis zum Anschlag vom 11. September galten die Zwillingstürme (Twin Towers) als eines der Wahrzeichen New Yorks und prägten seine Skyline.
Sie standen an der Südspitze Manhattans (Stadtteil von NY) und waren das Aushängeschild des World Trade Centers. Das WTC und seine Türme galten jedoch nicht nur als Symbol New Yorks, sondern mithin auch des US-Kapitalismus. Es symbolisierte die wirtschaftliche und finanzielle Macht der USA. Damit war es aber auch auch Angriffsziel von deren Gegnern.

Das World Trade Center war bzw. ist ein riesiger Bürokomplex, der ursprünglich aus 7 Gebäuden bestand. Die Bauzeit betrug 1966 bis 1973. In dem Film "French Connection" (dt. "Brennpunkt Brooklyn") von 1971 ist das gerade im Bau befindliche WTC zu sehen.
Die Zwillingstürme hatten 110 Stockwerke und waren bei ihrer Eröffnung waren sie die höchsten Gebäude der Welt (Nordturm: 417 m; Südturm: 415 m). Die Antenne war noch einmal über 100 m lang.
Auch nach unten dehnte sich das WTC aus. Eine riesengroße Einkaufspassage erstreckte sich über 6 UGs.

Im Gesamtkomplex sollen an die 50.000 Menschen gearbeitet haben. Hier waren viele Unternehmen aus vielen Ländern der Welt vertreten. Dazu kamen noch riesige Ströme an Besuchern. Besonders in den Zwillingstürmen gab es Aussichtsplattformen und Restaurants.

Möglicherweise hat es aber auch Baumängel gegeben. Der Zeitdruck war enorm und die Hitzeschutzkacheln, die das tragende Stahlgerüst schützen sollten, waren möglicherweise nicht überall korrekt aufgesetzt oder haben sich mit der Zeit gelöst und sind nicht richtig gewartet worden.

Die Zwillingstürme waren oft Schauplatz spektakulärer Aktionen: 1974 wurde ein Seil zwischen beiden Türmen gespannt, damit ein Hochseilartist darüber balancieren konnte. 1975 sprang ein Bauarbeiter mit einem Fallschirm vom Nordturm. Auch Gebäudekletterer übten mehrfach an der Außenfassade. Einige kamen sogar bis zum Dach.

In Europa weniger bekannt ist, dass es bereits 1993 einen religiös motivierten Anschlag gegen das WTC gab.
Am 26.02.1993 erfolgte in der Tiefgarage ein Anschlag mit einer Harnstoffnitrat-Bombe mit 6 Toten und hunderten Verletzten. Mindestens einer der Attentäter war schon am 05.09.90 in ein Attentat auf Meir Kahane in Manhatten beteiligt.


Der "Krieg gegen den Terror"

Die USA wollten nach diesem für sie demütigen Angriff sofort zurückschlagen. Sie mussten aber erst die Täterstruktur noch genauer ermitteln.
George W. Bush verkündete einen weltweiten Kampf gegen den Terror ("War against terror").
Bereits am 07.10.2001 wurde Afghanistan von den USA und NATO-Verbündeten angegriffen. Man beschuldigte es, Osama bin Laden, den Chef von Al-Qaida, beherbergt zu haben. Die USA bombardierten das Land erst aus der Luft und griffen dann am Boden mit Hilfe der einheimischen "Nordallianz" an.
Hier gab es wieder moralische Kritik, weil die Nordallianz ein loser Verbund unterschiedlicher Interessengruppen war: Warlords, ehemalige Sozialisten (Dostum), Drogen- und Menschenhändler.

Im Jahre 2003 griffen die USA zusätzlich noch den Irak an. Dies wurde damit begründet, dass Saddam Hussein wahrscheinlich Massenvernichtungswaffen und Verbindungen zur Al Qaida hätte. Beides wurde früh angezweifelt und erwies sich tatsächlich später als falsch.
Es gab auch Streit mit dem NATO-Verbündeten Frankreich, weil französische Offiziere behauptet haben, die USA seien nicht wirklich an einem schnellen Ergreifen Bin Ladens interessiert und würden Hinweise auf seine Aufenthaltsorte liegen lassen, um stattdessen andere Missionen (Agenden) im Land auszuführen.

Erst knapp zehn Jahre nach den Anschlägen, am 02.05.2011 wurde Osama bin Laden bei dem Einsatz einer mit Hubschraubern herangeflogenen US-Spezialeinheit in einem Haus in Pakistan an der afghanischen Grenze getötet und danach im Meer "bestattet".
Seit 2008 war nicht mehr George W. Bush sondern Barack Obama Präsident der USA.

Neben diesen militärischen Maßnahmen wurden die Befugnisse von Polizei und Geheimdiensten deutlich erhöht. In vielen Ländern traten Gesetze zur Terrorismusbekämpfung in Kraft. Die Rechte von Privatpersonen wurden stark eingeschränkt.
Bei Flügen wurden Körper- und Gepäckkontrollen intensiviert und die Regeln für mitgeführte Gegenstände verschärft (keine Messer, keine waffenähnlichen Gegenstände, keine großen Flüssigkeitsmengen).

Aus der Sicht von Kritikern gehen diese Maßnahmen zu weit. Die an sich gerechtfertigte Terrorabwehr werde immer mehr als Vorwand genutzt, um die Bürger auszuspionieren. Hinzu kommt, dass viele Gesetze am Anfang nur zeitlich begrenzt wirksam sein sollten, jetzt aber schon längst Normalzustand sind.
Gerade in den USA wurden unter Bush die Maßnahmen zum Ausbau des staatlichen Sicherheitsapparates und der Geheimdienste vorangetrieben. Dabei kam es auch zu schweren Menschenrechtsverletzungen bei der Behandlung von Gefangenen (z. B. Guantanamo). Inzwischen haben die USA so viele und so mächtige Geheimdienste, dass diese sich neben dem enormen Verbrauch an Steuergeldern bei ihrer Arbeit gegenseitig auf den Füßen stehen.


Gedenken an die Anschläge

Die Anschläge vom 11. September 2001 (kurz: "9/11") blieben über die Jahre in den Köpfen der Menschen präsent. Es ist klar, dass es viele Gedenkfeiern gab. An der Stelle der eingestürzten Zwillingstürme wurde z. B. das blaue Lichtdenkmal "Tribute in Light" installiert.

Knapp zehn Jahre nach den Anschlägen wurde auf "Ground Zero", dem Gebiet der zerstörten Twin Towers, das "9/11 Memorial" eröffnet. Es besteht aus einem Museum, einem Park und Wasserbassins. An den Rändern sind die Namen aller Opfer - auch der des Anschlags von 1993 - eingraviert.

Ab 2002 wurde an der Anschlagsstelle außer dem "9/11 Memorial" ein neuer Bürokomplex errichtet. Dessen berühmtestes Gebäude ist das "One World Trade Center", das mit 541,30 m zum Bauabschluss das höchste Gebäude der USA war und heute ähnlich wie einst die Zwillingstürme die Skyline von New York prägt.


QUELLEN UND LITERATUR:

Wikipedia
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planet wissen: Die Terroranschläge vom 11. September 2001
https://www.planet-wissen.de/kultur/metropolen/new_york/new-york-11-september-100.html
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Aust, Stefan: 11. September. Geschichte eines Terrorangriffs; München (dtv) 2011
(in verschiedenen Verlagen erschienen)

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Die Anschläge vom 11. September 2001 werden auch in diversen Büchern von Daniele Ganser aufgearbeitet. Während Ganser über Stay-Behind-Strukturen der NATO ("Gladio") sehr gute Werke verfasst hat (z. B. "NATO Geheimarmeen in Europa. Inszenierter Terror und verdeckte Kriegsführung"), neigt er beim Thema 9/11 zum Spekulieren. Er deutet sogar an, dass er glaubt, dass Zirkel der USA die Türme selber gesprengt hätten, sagte es aber (auch) nicht klar.
Problematisch erscheint bei Ganser nicht nur, dass er sogenannte "Verschwörungstheorien" verbreitet (einige davon können durchaus wahr sein, z. B. beim Mord an John F. Kennedy), sondern dass er sich in seinen Schriften und Vorträgen ständig auf den "US-Imperialismus" stürzt und damit impliziert, dass fast alle krummen Touren der Imperien aus den USA kommen. Dirty Tricks anderer Imperien wie Russland oder China vernachlässigt er oder verschweigt sie sogar ganz.




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