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Donnerstag, 2. Mai 2024

WELTSPRACHEN

Eine Welt mit vielen Sprachen.



Eine Weltsprache ("internationale Verkehrssprache" [lingua franca]) ist eine Sprache, die als Verkehrssprache weit über ihr ursprüngliches Sprachgebiet hinaus wirkmächtig ist.
Um den Einfluss einer Sprache einzuschätzen, reicht es nicht, die Zahl der Erstsprachler (Muttersprachler) zu ermitteln. Wichtig ist auch die Zahl der Zweitsprachler und die Zahl derer, die ihr generell Bedeutung zumessen. Fachspezifischer ausgedrückt: Es muss eine weite Verbreitung über das autochthone (alteingesessene) Sprachgebiet hinzukommen.

Zu Beginn des 21. Jahrhunderts ist z. B. Englisch eindeutig eine Weltsprache, aber Spanisch hat fast so viele Erstsprachler wie Englisch. Chinesisch (Mandarin) hat fast 1 Mrd. Erstsprachler und Hindi eine halbe Milliarde.

Hier eine Liste von 12 Weltsprachen nach der Zahl der Sprecher. Die Einteilung ist umstritten. Einige bezeichnen z. B. nur die Sprachen von 1 - 9 als Weltsprachen.
  • Englisch (unter 400 Mio. Erstsprachler, insgesamt ca. 1,5 Mrd. Sprecher)
  • Chinesisch (fast 1 Mrd. Erstsprachler, über 1 Mrd. Spracher)
  • Hindi/Indisch (fast 0,5 Mrd. Ersprachler)
  • Spanisch
  • Französisch
  • Arabisch (über 200 Mio. Ersprachler, ca. 300 Mio. Sprecher)
  • Russisch
  • Portugiesisch
  • Bengalisch
  • Deutsch
  • Japanisch
  • Koreanisch

Wir haben gesehen, dass die Einteilung in Weltsprachen und Nicht-Weltsprachen umstritten ist. Lokal starke Sprachen werden auch Vernakulärsprachen genannt.

Weltsprachen haben in der modernen vernetzten Welt eine hohe Bedeutung als Verkehrssprachen (lingua franca; Pl.: linguae francae). Sie sind für Politik, Diplomatie, Wirtschaft und nicht zuletzt die Freizeit wichtig.

Die dominante Rolle des Englischen stammt zunächst vom riesigen Britischen Empire und dann von der im 20. Jhd. entstandenen führenden Rolle der USA in der Welt.
Spätestens seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges ist dominant. Das in der Diplomatie davor starke Französisch leistete nur noch hinhaltenden Widerstand.


GESCHICHTE: ANTIKE UND MITTELALTER

ANTIKE

In der Antike galten als Weltsprachen oder zumindest einflussreiche Sprachen:
  • Ägyptisch:
    • die Ägyptische Kultur entstand deutlich vor 3000 v. Chr., wenn auch die ersten bedeutenden Reiche erst nach 3000 entstanden und von Perioden der Schwäche unterbrochen waren
    • Ägypten konnte in Phasen der Stärke über das Nilgebiet und das Nildelta wirken, z. B. nach Libyen, Palästina und im Süden nach Nubien hinein
    • auch die ägyptische Sprache war entsprechend stark, es ist aber nicht klar, inwieweit sie über Ägypten hinaus eine "lingua franca" war;
      es liegen aber Verträge z. B. mit den Hethitern vor
    • Ägyptisch liegt in mehreren Sprachstufen vor (Überschneidungen denkbar):
      Proto-Altägyptiscch (3300 - 2700 v. Chr.)
      Altägyptisch (2700 - 2000)
      Mittelägyptisch (2300 - 1400; Mittelägyptisch galt als "klassisch")
      Neuägyptisch (1500 - 700)
      Demotisch
      (und Ptolemäisches Ägyptisch in der Priesterkaste) und Koptisch
    • Koptisch als letzte Sprachstufe des Ägyptischen entfaltete leider keine große Außenwirkung und verlor Schritt für Schritt seinen Einflussbereich an das Ägyptisch-Arabische; es hielt aber bis in die Frühe Neuzeit durch!
  • Sprachen mesopotamischer Großreiche:
    • in Mesopotamien, also ungefähr im heutigen Irak, entstanden in der antike viele Reiche, die sich gegenseitig in der Führungsposition abwechselten und häufig mit Keilschrift schrieben
    • dazu gehören: Sumerer, Akkader (Assyrer und Babylonier), Elam (geographisch in Richtung Persien) usw.
    • Babylonien und seine Sprache sind unten extra aufgezählt!
  • Babylonisch:
    • die Babylonier lebten im (südlichen) Mesopotamien, also ungefähr dem heutigen Irak
    • sie sprachen eine mit dem Assyrischen verwandte ostsemitische Sprache
    • die Babylonier errichteten verschiedene Reiche, die durch Schwächeperioden abgelöst wurden
  • Aramäisch:
    • die Aramäer sprachen eine NW-semitische Sprache ähnlich dem Hebräischen
    • sie wurden zwar militärisch unterworfen (z. B. von den Assyrern), setzten sich aber kulturell durch)
  • Griechisch:
    • die griechische Sprache verfügt ähnlich dem Ägyptischen oder Chinesischen über eine extrem lange Sprachgeschichte, wobei es das Ägyptische nicht mehr gibt (heute wird in Ägypten Ägyptisch-Arabisch gesprochen)
    • das Urgriechische existierte wohl schon um 2000 v. Chr., dann folgten weitere Sprachstufen:
      Mykenisches Griechisch (ab 1600 v. Chr.)
      quellenlose/-arme ("schwarze") Zeit
      Altgriechische (ab 800 v. Chr.)
      Koine-Griechisch (ab 300 v. Chr.), eine am Attischen orientierte Gemeinsprache nach den Eroberungen Alexanders des Großen;
      einige Forscher sehen Koine-Griechisch noch als spätes Altgriechisch an
      Mittelgriechisch (ab 600 n. Chr.)
      Neugriechisch (ab 1500 n. Chr.; zunächst mit schwerem Stand unter osmanischer Besatzung)
    • im Neugriechischen gibt es theoretisch eine Diglossie, also im Prinzip eine Volkssprache, Dimotiki, und eine gehobene ("reine") Sprache, die Katharevousa
  • Persisch
  • Sanskrit und Pali (m. E.; sie wurden besonders durch Hinduismus und Buddhismus verbreitet)
  • Latein:
    • die Römer eroberten zuerst Italien (Latein von der Region Latium) und dann um das Mittelmeer herum ein Großreich
    • im Osten konnten sie zwar Makedonier und Griechen militärisch schlagen, Griechisch blieb aber kulturell dominierend
    • in der Spätantike baute die Stärke des Lateins auch auf dem noch jungen Christentum auf, das ausgerechnet das Reich zu seiner Machtgrundlage machte, von dem es zunächst massiv verfolgt worden war
  • (Klassisches) Chinesisch:
    • China war lange Zeit nicht geeint und hatte historisch wie viele andere Reiche Phasen der stärke und Schwäche. 
    • Um 200 v. Chr. wurde es z. B. unter der Qin-Dynastie (Chin-Dynastie) gewaltsam geeinigt. Darauf folgte die Han-Dynastie, die zwar die extreme Brutalität der Qin-Dynastie abschwächte, viele ihrer Gesetze aber beibehaltete.
    • Entsprechend dieser politischen Einheitsbemühungen wurden auch Sprache und Schrift vereinheitlicht. Man schrieb aber damals mit verschiedenen Schreibstiften auf verschiedene Schreibstoffe, so dass die chinesische Schrift noch nicht ihre charakteristische "Pinselform" besaß.
    • Die Sprache des klassischen Chinesisch war noch kompakter als das heutige Chinesisch.

MITTELALTER

Mit der arabisch-islamischen Expansion seit dem frühen Mittelalter begann der Aufstieg des Arabischen.

Die antike Dominanz des Latein im westlichen Mittelmeerraum blieb erhalten. Das Mittellatein glich aber die Wortstellung und manchmal auch die Wortwahl den zeitgenössischen Gepflogenheiten an.
Aussagesätze mit AcI (Accusativus cum Infinitivo) wurden z. B. mit "..., ut..." für "dass" ausgedrückt. Für "oder" nahm man statt "vel" oder "aut" lieber "seu".

Im östlichen Mittelmeerraum blieb das Griechische zwar noch als Mittelgriechisch bestehen, geriet aber in Konkurrenz durch die Araber, aber auch Slawen, diverse Reitervölker aus dem Osten und später die Türken.

Eine besondere Stärke erlangten seit dem Hochmittelalter auch die Turksprachen, die sich nicht nur mit der Expansion der (islamisierten) Türken (z. B. Kök-Türken), sondern auch anderer Turkvölker und der (wohl sprachlich verwandten) Mongolen verbreiteten.


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