Cursus - Ausgabe A |
TRANSLATIO NOVA (Neue Version)
CURSUS A 01: Wo bleibt sie denn?
Die Sonne brennt, es ist/herrscht Stille; das Landhaus ("Villa") liegt unter der Sonne.
Auch der Hund schweigt, der Esel schreit/ruft noch nicht.
Quintus steht und wartet.
Wo ist Flavia?
Warum kommt seine Freundin nicht? Warum zögert sie zu kommen?
Es macht keinen Spass, zu stehen und zu warten,
es macht keinen Spass, ohne Freundin zu sein,
eine Villa ohne Freundin macht keinen Spass,
die Sonne macht keinen Spass,
die Stille macht keinen Spass.
Plötzlich bellt der Hund, auch der Esel schreit.
Was ist? Schau(t)! Wer kommt?
CURSUS A 02: Überraschungen
Auch M. Flavius Lepidus und seine Mutter Caecilia kommen,
CURSUS A 03: Ein Befehl des Kaisers
Ein Pferd nähert sich, es schnaubt und bleibt stehen, es grüsst den Reiter.
Auf der Stelle fragt Quintus: "Wer bist du? Woher kommst du?
Was bringst du herbei?"
Der Reiter antwortet: "Ich bin ein Bote."
Ich komme aus der Stadt und bringe eine Botschaft.
Wo ist M. Flavius Lepidus? Er muss auf der Stelle nach Rom eilen."
Jetzt spricht Flavius Lepidus: "Ich bin M. Flavius Lepidus."
Was höre ich? Warum muss ich nach Rom eilen?"
Darauf der Bote: "Kaiser Hadrian erwartet dich."
Flavius steht und staunt. Dann sagt er: "Was befiehlt er?"
Der Bote: "Du bist nun der Statthalter (Verwalter) und musst nach Kreta segeln."
Flavius Lepidus: "Ich freue mich sehr. Denn mir gefällt es, eine Provinz zu verwalten."
Darauf Caesilia: "Ich fürchte die Gefahren, Marcus."
Aber Flavius Lepidus: "Ich fürchte keine Gefahr."
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Dann schreit er: "Kreta erwartet mich" und ruft Sklaven und Sklavinnen.
"Syrus, Galla, wo seid ihr? Warum kommt ihr nicht?
Warum gehorcht ihr nicht? Warum bereitet ihr nicht den Reisewagen (vor)?"
Die Sklaven antworten:
"Hier sind wir. Schon gehorchen wir, schon kommen wir, schon bereiten wir den Reisewaagen vor."
Nun rufen Marcus und Aulus: "Toll! Nach Kreta zu segeln macht viel Spass."
Aber Flavia steht und schweigt.
Dann fragt Quintu seine Freundin: "Was ist, Freundin?"
Nun hält Flavia die Tränen nicht mehr zurück.
CURSUS A 04: Ein letztes Mal im Circus Maximus
Quintus Domitius und Flavia betreten den Circus Maximus.
Dort sitzen schon viele Menschen; schon lange warten sie auf das Spektakel.
Schau! Dort sitzt der Konsol M. Annius;
nicht weit davon sitzen Senator Flavius, der Grossvater von Flavia,
und Senator Servilius, der Freund der Domitier.
Quintus und Flavia grüssen die Senatoren.
Dann sehen sie Cornelia und Claudia, die Freundinnen von Flavia und winken (ihnen zu).
Schon erscheint der Kaiser - Caesar Traianus Hadrianus Augustus.
"Sei gegrüsst, Caesar!", das Volk grüsst den Kaiser, "sei gegrüsst, Caesar!"
Dann schweigen die Menschen und hören die Worte des Kaisers Hadrian.
Nun kommt der Festzug.
Flavia: "Sieh da, die Götterbilder!"
Dort ist Jupiter, der Herrscher der Menschen und Götter und dort Juno, die Königin der Göttinnen."
Quintus: "Und dort erscheint auch Venus, die Göttin der Liebe."
Flavia lacht und Quintus freut sich.
Endlich erscheinen die Quadrigen (Viergespanne);
der Kaiser gibt das Zeichen zum Spektakel (Spiel).
Auf der Stelle stacheln die Wagenlenker die Pferde an, auf der Stelle stürmen die Pferde los.
Was für eine (wie gross ist die...) Begeisterung (Glut) der Pferde!
Wie gross ist das Gebrüll der Menge!
Wie gross ist der Furor (Wildheit) des Volkes!
Die Menschen sitzen noch nicht, sondern stehen und schreien.
Das Spektakel macht Freude, der Circus Maximus macht Freude.
Auch Quintus und Flavia schreien (rufen) und spornen die Wagenlenker an und denken nicht an Kreta.
In Gedanken versunken, geht Quintus zum Forum Romanum. Immer wieder bleibt er kurz stehen und liest in einem Brief, den er soeben erhalten hat. Doch schließlich beschleunigt er seine Schritte, denn seine Freunde Gaius und Lucius erwarten ihn bestimmt ungeduldig.
Gaius und Lucius sitzen vor der Basilica julia [von Julius Cäsar errichtet] und warten auf Quintus.
Sie spielen, dann zu spielen macht den Freunden immer Spaß.
Lucius: "Quintus kommt noch nicht (wörtlich: zögert zu kommen). Warum gehen wir nicht in die Basilica?"
Der Vater des Quintus, der Anwalt des Prozesses, spricht schon."
Dann sehen sie Quintus. Während er sich der Basilika nähert, liest er einen Brief.
Gaius: "Hallo, Freund! Warum zögerst du? Wir müssen uns beeilen!"
Quintus: "Seid gegrüßt, Freunde! Ich eile schon (beeile mich schon), aber ich lese einen Brief, den Brief Flavias (der Flavia)."
Endlich treten die Freunde in die Halle/Gerichtshalle und hören:
"...Es ist Nacht, ihr Richter, alle schlafen.
(Irgend-)jemand/(irgend-)einer dringt in das Landhaus des Rutiius ein, nähert sich dem Schlafzimmer der Sempronia und tritt ein.
Nun nimmt der Mann die Smaragde und verschwindet.
Auf der Stelle hört Sempronia den Mann und schreit.
Während die Sklaven herbeieilen, steht Sempronia (da) und gibt Tränen/weint.
Endlich eilt auch der (Haus-)Herr herbei.
Dann (sagt er): "Ich sehe Sulpicius nicht. Wo ist er?"
Die Sklaven, während sie den Dieb suchen, betreten auch das Schlafzimmer des Angeklagten.
Plötzlich rufen sie: "Hier sind die Smaragde!"
Aber der Angeklagte schläft tief und fest.
Sulpicius ist nicht der Dieb, ihr Richter, denn die Diebe pflegen, während sie sich der Flucht geben (mit der Flucht befassen), nicht zu schlafen."
Die Menschen lachen und spenden dem Redner Domitius Beifall.
Aber den Richtern gefallen die Worte des Anwaltes nicht - sie sitzen und schweigen.
Das Schiff der Flavier ist vor fünf Tagen aus dem Hafen von Brundisium ausgelaufen und befindet sich auf hoher See. Die Flavier stehen an Deck und atmen die salzige Meeresluft ein. Die Sonne strahlt vom wolkenlosen Himmel. Wellen klatschen an die Planken des Schiffes.
Schon lange fahren die Flavier auf hoher See.
Flavius ist glücklich, Aulus und Marcus sind glücklich, denn sie halten (Kurs) auf neues Land;
und die Frau Caecilia ist nicht mehr traurig.
Der Wind ist günstig und der Kapitän des Schiffes (Schiffskapitän) und die Seemänner freuen sich.
Nur Flavia ist traurig, denn sie denkt an ihren Freund Quintus.
Plötzlich erscheint ein großes Schiff von weitem (in der Ferne).
Dann/darauf(hin) sagt Aulus: "Sieh, Marcus! Vater, Mutter, sehet!
Ein Schiff nähert sich (kommt näher)."
Schon ruft der Kapitän Seeläute und treibt sie an:
"Höret, (ihr) Seeleute! Piraten kommen äher.
Greift zu den Waffen/nehmet die Waffen! Bringt die Frauen zum Vorderschiff!
Verteidigt das Schiff! Treibt die Piraten in die Flucht!"
Überall ist Geschrei und (lärmende) Unruhe.
Flavia fürchtet sich sehr und hält die Tränen nicht mehr zurück,
Caecilia ruft Iuno (an):
"Oh Königin der Göttinnen! Hör/erhöre mich! Sei gnädig!
Gib/sende uns Hilfe! Wende die Gefahr ab!"
Aber Iuno hört Caecilia nicht.
Schon viele Piraten springen auf das Schiff (hinüber).
Groß ist die (Kampf-)Wut. Die Seeleute kämpfen erbittert,
aber die Piraten sind überlegen.
Die einen töten sie, die anderen werfen sie kopfüber ins Meer,
wieder andere entführen sie zur Insel Zypern/nach Zypern.
Seit Flavias Abreise sind fast vier Wochen vergangen. Das alltägliche Leben hat Quintus wieder.
Er unternimmt viel mit seinen beiden Freunden Gaius und Lucius und genießt den Spätsommer in Rom.
Quintus geht mit den/seinen Freunden Lucius und Gaius im Forum spazieren,
aber sie sehen nichts Angenehmes und hören nichts Neues.
Deshalb/Und so fragt Quintus:
"Warum eilen wir nicht zu den Thermen? Dort erwarten uns viele "spaßige Dinge"."
Lucius: "Ich mag das Kaltwasserbad. Fürchtet ihr euch etwa vor kaltem Wasser?"
Sie spielen zuerst auf dem Sportplatz (der Palaestra) Ball.
Dann betreten sie das Kaltwasserbad und bleiben nicht lange im Wasser, denn es ist sehr kalt.
Während sie in den Thermen spazieren, kommen sie in die Schwitzecke.
Dort sitzt der Senator Tiberius Balbulus Calvus, mit anderen Senatoren.
Mit Freude/Spaß reibt er sich den Schweiß ab.
Plötzlich gibt er einen Schrei von sich und verdreht die Augen.
Schon liegt er (da) ohne Besinnung/Bewusstsein.
Während viele Menschen herbeirennen und schauen, schreit Quintus:
"Kommt (her), Bademeister! Leistet Hilfe (wörtlich: gebt Hilfe)! Ruft den Arzt!"
Auf der Stelle laufen sie herbei. Darauf sagte einer von den Bademeistern:
"Was sehe ich? Liegt der Senator Balbulus Calvus etwa nicht hier? Ist er nicht wiederum ohne Bewusstsein?" [?]
Schon eilt ein Arzt herbei. Er schaut Balbulus lange an, sagt aber nichts.
Endlich (sagt er) zu den Bademeistern: "Trägt Tragt Balbulus aus der Schwitzecke!"
Während die Senatoren (ihn) hinaustragen, sagt der Arzt:
"Senator Tiberius Balbulus Calvus ist tot."
CURSUS A 08: Menschenhandel
Während Quintus das Leben in Rom genießt, laufen Flavia und Galla - gekettet an andere - hinter dem Wagen her, der sie in eine kleine Stadt der Provinz Asia führt.
Nach der Trennung von ihren Eltern und ihren Brüdern ist Flavia völlig verzweifelt, doch Galla kümmert sich liebevoll um sie und versucht immer wieder, ihr Mut zuzusprechen.
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In der ganzen Stadt ist (herrscht) Geschrei und Lärm.
Schon beim ersten Tageslicht kommen Menschen im Forum zusammen,
denn sie hoffen auf ein großes Schauspiel.
Deshalb/und so begrüßen sie den Sklavenhändler, während er sich dem Forum nähert, mit lauten Rufen (lautem Geschrei).
Auf der Stelle/sofort stellt er Flavia mit den anderen im Schaugerüst zum Verkauf aus.
Endlich ruft er mit lauter ("großer") Stimme:
"Kommt näher, schaut und kauft!
Schaut euch Alexander an! Er ist äußerst gesund/fit (es geht im äußerst gut), er hat keine Laster, ist kräftig und ... ein großer Philosoph. -
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Gib ein Beispiel der (deiner) Weisheit, Alexander!"
Nun (sagt) Alexander: "Die einen Menschen sind als Herren geboren,
die anderen als Sklaven, wie Aristoteles sagt.
Aber auch die Sklaven sind Menschen und alle Menschen sind gleich.
Deshalb gibt es keinen Unterschied zwischen Herren und Sklaven..."
Dann lachen die Menschen sehr und Alexander schweigt.
"Sehr gut, Alexander! Du bist zur Sklaverei geboren.
Hier seht ihr Flavia und Galla.
Flavia pflegt die Herrin zu sein, Galla die Sklavin.
Habt ihr die Worte des Alexanders vernommen/gehört?
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Es gibt keinen Unterschied zwischen Herren und Sklaven.
Und so bleibt heute beiden zugleich die Sklaverei.
Sind sie nicht schön?
Flavia steht (da) und freut sich nicht über die Worte des Sklavenhändlers.
Sie denkt traurig über das Schicksal. Sie fürchtet sich sehr.
Plötzlich sagt einer von den Menschen:
"Ich nehme beide, aber der Philosoph gefällt (mir) nicht."
CURSUS A 09: "In der Arena"
Flavia und Galla sind an den gallischen Weinhändler Titus Aufidius Aridus weiterverkauft worden. Dieser hat sie auf sein Landgut in der Nähe von Nemausus (Nîmes; heutiges Südfrankreich) gebracht. Flavia beteuert immer wieder, sie sei eine frei geborene Römerin und dürfe deshalb nicht wie eine Sklavin behandelt werden. Um ihre Lage zu klären, darf sie einen Brief nach Rom schreiben. Sie muss aber - wenn auch leichte - Sklavendienste leisten.
Gerade ist sie dabei, die Herrin zu frisieren...
Flavia denkt bei sich (oder: im Stillen):
"Wie schön ist das Haar, wie schön ist die Herrin! Wie gut geht sie mit den Sklaven um.
Sie ist nicht hart, sondern angenehm und gut.
Auch wenn Aufidius ein harter und reuher Herr ist, führe ich kein elendes Leben.
Wie angenehm ist das Schicksal!"
Plötzlich erscheint T. Aufidius Aridus mit seinem Sohn Publius, ein zehn Jahre alter Junge (wörtlich: ein Junge von zehn Jahren); sie kommen von den Feldern.
Der Vater ruft: "Heute wollen wir die Gladiatoren sehen (oder: bemühen wir uns, die Gladiatoren zu sehen).
Und der Junge: "Komm mit uns, Mutter!"
Zuerst zögert Mutter Maronilla, weil sie das Gladiatorenspiel/die Gladiatorenspiele nicht mag.
Endlich verlassen sie die villa des Aufidius und machen sich auf zum Amphitheater.
Während sie eintreten, kämpfen schon Gladiatoren, schon glüht (ist ausgebrochen) die Kampfwut der Waffen.
Sie feuern die Gladiatoren mit lauten Rufen an,
die anderen den Netzkämpfer (= Gladiatorentyp) Pulcher, einen großen und starken Mann.
Schau/Sieh da! Columbus greift den Netzkämpfer mit einem Schwert in der Linken an, aber Pulcher verteidigt den Stoß.
Dann greift Columbus den Netzkämpfer mit der Rechten an und überfällt ihn mit harten Worten (auch: dringt auf ihn ein...).
Publius macht die Schlacht große Freude.
Plötzlich schreit das Volk: "Er ist getroffen, er ist getroffen!" (oder: es hat ihn erwischt!)
Der elende/unglückliche Netzkämpfer liegt im Sand/in der Arena (arena = Sand; Arena) und erwartet den Tod/wartet auf den Tod.
Maronilla erschreckt sich und schaut schon nicht mehr zu.
Endlich hört sie: "Lass ihn laufen!" und applaudiert dem Sieger.
Während Columbus die Arena verlässt, kommen neue Gladiatoren herein, stehen still und grüßen.
Während T. Aufidius Aridus mit seiner Frau und seinem Sohn im Amphitheater von Nemausus den Spielen zusieht, arbeiten Flavia und Galla gemeinsam im Haus.
Flavia sagt, während sie mit Galla das Essen vorbereitet:
"Ich bin als Herrin geboren worden, nicht als Sklavin.
In Rom gehorchten die Sklaven mir;
nun gehorche ich und möchte (bin bemüht) der Herrin gefallen.
Ich arbeitete nicht in Rom, sondern ich habe Sklaven Arbeiten auferlegt;
nun erlegt die Herrin mir Arbeiten auf."
Und sie fügt mit lauter Stimme hinzu: "Ich bin ein freies Mädchen.
Körperliche Mühen (mühevolle Arbeiten) sind meiner nicht würdig."
Daraufhin Galla: "Was sagst du, Flavia?
Weder ich noch die Gallier sind zur Knechtschaft geboren.
Einst waren wir frei und..."
Flavia: "Als Menschen wart ihr Barbaren und eure Sitten rauh (von den Sitten her rauh)."
Galla: "Du irrst dich, Flavia. Die Gallier entbehren nicht der Menschlichkeit (Bildung).
Die Druiden geben ein grosses Beispiel.
Niemand überragt sie an Weisheit. Sie richten über (in) alle öffentlichen und privaten Streitfälle.
Niemand hörte nicht auf die Druiden (= wirklich jeder hörte auf die Druiden).
Flavia: "Aber (so) wie die Könige mit dem Volk umgingen (agierten), so pflegten sie auch den Göttern Menschen zu opfern.
Ist etwa diese Sitte ein Beispiel von Menschlichkeit (Bildung)?
Bezeichnest du dies etwa als menschliche Sitte?
Die Römer mussten den Galliern ihre Sitten aufzwingen"
Galla antwortet nichts.
Es ist traurig, dass Flavia bis jetzt glaubte, dass sie die Herrin sei (sich für die Herrin hielt) und nicht daran dachte, die Gesinnung (Einstellung) zu ändern.
CURSUS A 11: Die Götter werden helfen
Quintus ist froh, dass sein Freund und dessen Vater am Leben sind. Dass beide nichts über den Verbleib Flavias und deren Mutter und Bruder wissen, stimmt ihn aber sehr unglücklich.
Alle sind ratlos, was sie als Nächstes unternehmen sollen.
Da Aulus und sein Vater sich ein wenig ausruhen wollen, läuft Quintus zu seinem Hauslehrer und erzählt ihm, was er soeben erfahren hat.
Der alte Mann hört ihm aufmerksam zu und versucht, ihn mit einer Geschichte zuversichtlich zu stimmen.
"Hör auf zu verzweifeln, Quintus, und erbitte/erflehe Hilfe von den Göttern!
Hör ein großes Beispiel der Güte der Götter,
hör die Geschichte von Deukalion und Pyrrha:
Nach der Sintflut blieben Deukalion und Pyrrha alleine zurück unter dem Menschengeschlecht,
denn die Übrigen waren tot.
(...)
(A 12; 13; 14; 15; 16; 17; 18; 19)
CURSUS A 20: Abschiedsfest
Domitius: "Es ist schon die zehnte Stunde ("10 Uhr"), es ist Zeit zu gehen.
Ich will bei Flavius (anwesend) sein, wenn das Essen beginnt.
Ich glaube, wir werden an einem grossen Essen/Schmaus teilnehmen."
Bald betreten die Domitier das Haus des Flavius Lepidus, wo schon viele Gäste (anwesend) sind.
Gerade eben bringen die Sklaven - unter ihnen ist auch Galla - die Vorspeisen und giessen den Wein in die Becher.
Sieh da! Schon fünf Senatoren liegen zu Tisch und trinken Wein.
Dann erblicken die Domitier auch Flavia, die mit ihrem Bruder Aulus am Tisch sitzt.
Auf der Stelle setzte sich Quintus neben sie.
Bevor die Eltern zu Tisch liegen konnten, bat/verlangte Flavius Lepidus mit lauter/grosser Stimme um Ruhe.
"Freunde! Ich weiss, dass ihr das Essen begehrt/wollt.
Aber bevor wir beginnen, hört mir zu!
Die Sklavin Galla war für vier Monate gut im Dienste meiner Tochter.
Und so werde ich ihr heute die Freiheit geben/schenken und sie zum Tisch begleiten.
Ihr werdet als Zeugen dabei sein/anwesend sein."
Nun sprach er Galla so an: "Nimm die Filzkappe (= Zeichen der freien Bürger), du sollst frei sein!", und er stellte sie neben Flavia auf.
Dann (sagte er): "Ich empfehle, dass wir essen/die Tafel ist eröffnet!"
Alle spenden Beifall, lassen sich am Tisch nieder und beginnen zu essen/geben sich dem Essen hin.
Galla freut sich sehr über die neue Freiheit.
Plötzlich treten zehn Akrobaten herein und alle freuen sich über ihre Kunst.
(???)
Allein/nur Flavia empfindet an dem Spektakel/Veranstaltung keine Freude; sie sass da und schwieg.
Dann/darauf sagte Quintus: "Bist du traurig, weil dir Mutter und Bruder fehlen?"
Flavia antwortet nicht.
Quintus zweifelt, endlich sagt er: "Warum schweigst du, Freundin?"
Flavia wandte die Augen dem Freund zu.
Quintus fragt ein zweites Mal: "Warum schweigst du, meine Venus? Ich begehte alles, was du willst."
Flavia betrachtet den Freund glücklich. Nun scheint auch ihr das Essen zu gefallen.
CURSUS A 21
Laokoon, der eine grosse Körperkraft besass, versuchte, die Knoten aufzureissen, aber die Kräfte verliessen ihn.
Die Drachen verschwanden/gingen weg, nachdem sie sie den Priester und dessen Söhne getötet hatten, im/in den Tempel der Minerva.
In dieser Angelegenheit waren die Menschen in grosser Furcht und standen unsicher an der Küste.
Endlich sagte Thymoetes, ein Mann von höchster Autorität/Ansehen:
"Liegt diese Sache denn nicht euch offen vor Augen/sticht euch die Sache denn nicht in die Augen?
Das Pferd ist ein Geschenk der Minerva; die Griechen haben es für eine (glückliche) Heimkehr gebaut.
Glaubt ihr mir etwa nicht, Bürger? Ein Zeichen dafür/dieser Sache ist der Tod Laokoons.
Der/dieser hat nämlich den Zorn der Minerva bewegt
(A 22; 23; 24; 25)
CURSUS A 26: Die kapitolinischen Gänse
Damals waren die Burg Romas und das Kapitol in grosser Gefahr.
Denn die Gallier bemühten sich, weil sie ja die Stadt erobert hatten, auch das Kapitol (den Berg Kapitol) zu erobern.
Aber die römischen Bürger glaubten, dass sie aufgrund der Natur des Ortes in der Burg sicher seien (sie glaubten sich sicher).
Oft wurden diese Worte gehört:
"Warum werden so viele Nachtwachen (?) gesetzt? Warum wird die Burg so sorgsam beschützt?
Der Zugang zur Burg ist eng; die Feinde werden von wenigen leicht abgehalten (werden).
Die Burg kann nicht erobert werden, weil sie von der Natur des Ortes her beschützt ist.
Warum werden wir gezwungen, Nachtwachen zu halten? Warum werden wir unseres Schlafes beraubt?"
Aber in einer gewissen Nacht stiegen die Gallier in einer grossen Ruhe zum Berg hinauf.
Endlich haben sie einen Felsen bemerkt, der für den Aufstieg geeignet war.
Einer von ihnen probierte einen Weg (aus), die übrigen stiegen nach ihm auf:
Sie schoben sich gegenseitig hoch und zogen sich gegenseitig, wie es der Ort/die Örtlichkeit (er)forderte.
So kamen sie zum Gipfel.
Schon glaubten sie, dass sie Wachen, ja sogar Hunde, getäuscht hätten,
als plötzlich die heiligen Gänse der Juno gerufen haben.
Diese waren (auch/selbst) im grössten Nachrungsmangel nicht geschlachtet worden.
Durch das Geschrei der Gänse (gewarnt) ergriff M. Manlius, ein tapferer und harter Kerl ("tough") die Waffen und rief ? diese Worte dem Feind entgegen:
"Ergreift die Waffen, Jungmänner/wackere Burschen, und eilt herbei! Wir werden von den Galliern belagert/angegriffen! Verteidigt die Frauen und Kinder! Verteidigt die Heimat/das Vaterland! Warum/Was zögert ihr? Werdet ihr etwa von den Galliern erschreckt?
Die Burg wird belagert (werden), ihr werdet getötet (werden) ihr werdet in die Sklaverei abgeführt, wenn ihr euch nicht beeilen werdet!
Ich werde durch Lebensgefahr nicht erschreckt!/Ich lasse mich durch Lebensgefahr nicht erschrecken!"
Dann stürzte der erste Gallier, der schon auf dem Gipfel stand, von der Burg herab.
Durch dessen Sturz wurde die ganze Schlachtreihe der Gallier in die Tiefe gerissen.
CURSUS A 27: Hölzerne Mauern
Sogleich führte XERXES, jener große König der Perser, seine Heere nach Athen. Dort stand THEMISTOCLES dem Heer und der Flotte voran. Dieser überzeugte seine Mitbürger, daß der Angriff von jenem nicht ausgehalten werden könne. Deshalb verließen die Athener die Stadt und zogen sich nach SALAMIS zurück, wo die gemeinsame Flotte Griechenlands in Stellung gebracht worden war. Nachdem XERXES nach Athen gelangt war, zerstörte er nicht nur die Stadt durch einen Brand, sondern auch jene der MINERVA heilige Burg. Darauf bereiteten sich die Flottenbesatzungen vor (hatten vor), sobald sie die Flammen sahen, nach Hause wegzugehen, weil sie von Furcht ergriffen waren. Sie hofften nämlich, sich durch eine Mauer verteidigen zu können. THEMISTOCLES als einziger widerstand: "Bleibt!" sagte er, "zerstreut (wenn wir zerstreut sind) werden wir alle zugrunde (unter) gehen. Wir werden jenen nicht gleich sein können, außer wenn wir zusammenhalten ("außer alle zusammen"). Denkt an jenes Orakel, das von der PYTHIA verkündet worden ist: 'Schützt (befestigt) euch durch eine hölzerne Mauer!'-Begreift ihr etwa nicht, daß das Schiff die hölzerne Mauer bedeutet (...als...bezeichnet wird)? Also setzt die Hoffnung nicht auf eure hölzerne Mauer, sondern auf unsere Schiffe! Wir werden nicht siegen, außer (es sei denn) wenn wir mit den Persern auf dem gefährlichen ("engen"; schwierigen) Meer, einem für uns günstigen Ort, kämpfen werden."
Aber er überzeugte die übrigen Führer nicht. Deshalb schickte er mitten in der Nacht einen überaus treuen Sklaven zu XERXES und befahl jenem, dies zu melden (verkünden):
"Deine Feinde bereiten sich vor zu fliehen. Wenn sie weggegangen sind, wirst du gezwungen sein, jeden einzelnen (sie einzeln) mit deinen Heeren zu besiegen. Wenn du aber in kurzer Zeit siegen willst, beginne sofort den Kampf mit allen.
Die Perser begannen tatsächlich am nächsten Tag an einem für sie ungünstigen Ort mit den Griechen den Kampf.
Diese errangen einen großen Sieg, weil sie durch eine "hölzerne Mauer" geschützt waren, jene, da sie die Menge (große Zahl) der Schiffe nicht entfalten konnten, empfingen eine schwere Niederlage.
So ist ganz Griechenland durch die Klugheit eines einzigen Mannes befreit worden.
(A 28)
CURSUS A 29: Die Macht einer Mutter
Dann kamen die Frauen zu Veturia, der Mutter des Coriolan, und zu seiner Ehefrau Volumnia zahlreich zusammen. Eine von diesen sagte:
"Da ja die Männer die Stadt mit Waffen nicht verteidigen können, werden (wollen) wir zu Coriolan hingehen, um ihn von der Stadt fernzuhalten. Wir bitten und flehen euch an (beschwören euch), uns nicht die Hilfe zu verweigern. Alle Hoffnung liegt bei euch. Ihr alleine werdet sowohl den Sohn als auch den Gatten bewegen, sich von den Waffen fernzuhalten. Schließt euch uns an!
Kommt mit uns, um die Wut des Coriolan vom Verderben der Stadt abzulenken (abzuwenden)!"
Weder Veturia noch Volumnia lehnte ab (verweigerte sich). Bald darauf kam eine große Schar Frauen zum Lager des Coriolan.-
Dieser ist weder durch ihre (deren) Bitten noch Tränen von seinem Vorhaben (Plan) abgebracht worden ( wurde....abgebracht; konnte...abgebracht werden; ließ sich abbringen).
Plötzlich sagte einer von seinen Vertrauten: "Wenn ich mich nicht täusche (irre; wörtl.: getäuscht werde), sind die Mutter, Ehefrau
und Kinder da!"
Coriolan sprang entsetzt von seinem Sitz auf und wollte die Mutter umarmen (wörtl.: "brachte der Mutter eine Umarmung"). Diese sprach, heftig erzürnt: "Bevor ich deine Umarmung annehme (empfange), lasse mich wissen (wörtl.: mache, daß ich weiß), ob ich vor einem Feind oder vor meinem Sohn stehe, ob ich in deinem Lager Gefangene oder deine Mutter bin. (...)"
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"(...) Warum hast du mein Alter unglücklich gemacht? Warum bist du so hart, daß du dieses Land, das dich erzeugt (hervorgebracht)
und ernährt hat, verwüstest?
Kam dir nicht in den Sinn, als Rom in Sicht war (als du Rom sahest): 'Innerhalb jener Mauer(n) sind mein Haus und meine Schutzgötter, die Mutter, die Frau und Kinder?' Wenn du (so) weitermachst (fortfährst), erwartet deine Söhne entweder ein vorzeitiger Tod oder lange Knechtschaft."
Schließlich brachen die Worte der Mutter, die Umarmungen der Frau und Kinder, das Weinen (Geheule) der Weiber den Sinn (das Herz)
des Coriolan.
CURSUS A 30: Wie lange noch, Catilina?
In welcher Stadt leben wir, versammelte Väter? Welchen Staat haben wir? In Etrurien ist gegen das römische Volk ein Lager aufgestellt worden, dessen Feldherr-welch' Frechheit!-noch kurz zuvor in den Senat gekommen ist. Ihr fragt, wer er ist (sei), welches Verbrechen er vorhat ("im Geiste wälzt"). Dieser Mensch ist das Haupt der Verschwörung, täglich denkt er über unseren Untergang, über das Verderben dieser Stadt nach. Merkst du etwa nicht, Catilina, daß deine Pläne offenliegen? Glaubst du etwa, daß ich nicht weiß, was du in der letzten Nacht getan (getrieben) hast, wo du gewesen bist, welche Männer du zusammengerufen hast, welche Pläne beschlossen worden sind? Du fragst, auf welche Weise ich dies alles erfahren habe.Sowohl höre als auch sehe als auch fühle ich, was von dir und den Deinen gedacht wird, was getan wird, da nichts meiner Sorgfalt entgeht. Und ich weiß ganz genau, warum ihr in tiefer Nacht im Haus des M. Laeca zusammengekommen seid: Du hast befohlen, daß deine Leute die Stadt durch einen Brand zerstören, du hast befohlen, daß deine Leute mich in meinem Bett kurz vor Tagesanbruch töten. Wagst du etwa zu leugnen? Ich werde mich dafür einsetzen, daß du als Staatsfeind abgeurteilt wirst, und ich werde nicht ruhen. Schon habe ich gegen dich, Catilina, einen schwerwiegenden (gewichtigen) Senatsbeschluß (in der Hand). Aber auch wenn (obwohl) erlaubt wird, daß du mit der Höchststrafe "versehen" wirst/die Todesstrafe erhältst, werde ich dennoch nicht befehlen, daß du getötet (beseitigt) wirst. Nur dieses (allein dies) fordere ich von dir: geh' weg, verschwinde, verlasse die Stadt! In Rom wird dich nichts mehr erfreuen, weil du von meinen vielen (zahlreichen) Wachmannschaften bedrängt (observiert) wirst. Die Augen und Ohren vieler werden dich immer und überall bewachen. Alle haben dich von allen Seiten umstellt. Bis wohin schließlich/endlich wird deine Gegenwart unseren Zorn noch "entzünden"/ erregen.
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L 30: Cicero als Schriftsteller ("blaues Kästchen")
Cicero war nicht nur ein großer Redner und Konsul, sondern er schrieb auch viele Bücher über viele Dinge (Themen). Außer den Büchern sind auch so viele Briefe Ciceros überliefert, daß aus ihnen viele Dinge aus seiner Zeit (aus seinem Zeitalter) noch immer erkannt (erfahren) werden können. Im Unglück (in widrigen/mißlichen Umständen) schickt(e) Cicero Briefe an seine Frau, um ihr seine Liebe und Furcht zu zeigen. Auch an den Freund Atticus schreibt er so, daß von jenem alle Sorgen erkannt werden können. In den Briefen erzählt er dem Freund, wo er gewesen ist, was er getan hat, was vorher getan worden ist (was man zuvor getan hat), was er erwartet, was er fürchtet. Er wünscht nämlich, daß von Atticus alles verstanden wird (alle Dinge...). Jener aber setzt sich dafür ein, daß er seinem Cicero nützliche Ratschläge gibt (seinem...zu geben). Alle Briefe, die Cicero an Atticus geschrieben hat, beginnen mit diesen (den folgenden) Worten: Cicero (wünscht) dem Atticus S.D., d.h. Cicero wünscht dem Atticus Wohlergehen (Wohlsein; alles Gute).----------
CURSUS A 31: Caesar und Kleopatra
Caesar erwartete die Ankunft der Kleopatra, von der er so Wunderbares gehört hatte. Er hatte freilich den Wachen befohlen, ihre Ankunft sogleich zu melden, doch er zweifelte, ob die Königin überhaupt in den Palast gelangen könnte. Er wußte nämlich, mit wie großem Eifer die Freunde des Ptolemaeus alle Zugänge zum Palast verschlossen hatten. Es war jedoch (außerdem; ferner) unsicher (ungewiß), was jene unternommen hatten, um Kleopatra (daran) zu hindern, den Palast heimlich zu betreten. Während er dies überlegt(e), tritt einer von seinen Vertrauten heran und sagt: "Höre, Cäsar! Nicht weit vom Palast ist ein Mann ergriffen worden, als er aus einem kleinen Schiff herausstieg. Er trug eine große (schwere) Last, die in eine Decke eingewickelt war. Er versichert, daß er ein Geschenk der Kleopatra bringe. Was...?"
Sofort Cäsar: "Führe ihn herbei!"
Kurz darauf ist ein Mann herbeigeführt worden, der ein nicht zu erkennendes längliches Ding auf der Schulter trug. Ohne Verzögerung legte er die Last vor Caesar ab.
CURSUS A 32: Gift im Becher? (Alexander/Gr.)
Teil 1:
Unter den vornehmen Ärzten, die Alexander mit sich führte, war Philippus. Dieser liebte den König sehr und verehrte ihn mit (in) Treue. Als einziger unter den (aus den) Ärzten machte er ihm Hoffnung mit ungefähr (den folgenden) Worten:
"Du, König, hast schnell wirkende Medikamente gefordert (verlangt). Wie glücklich wäre ich, wenn ich dir die Krankheit erleichtern könnte! Dies werde ich nicht machen können außer mit einem starken Mittel. Daher werde ich einen Heiltrank aus Kräutern brauen. Es ist aber nötig, daß dieser allerdings drei Tage köchelt, sonst wird er nicht Gesundheit bringen, ja er würde sogar schaden (er würde im Gegenteil...), wenn er überstürzt angewendet werden würde."
Auch wenn er mit einer so großen Verzögerung (Zeitspanne) nicht zufrieden war, erwartete Alexander den bestimmten (festgesetzten) Tag.
Inzwischen empfing er einen Brief von Parmenion, dem treuesten unter den Hofbeamten. Als er diesen las, ist er sehr erschrocken: (...)
(Fortsetzung folgt-oder auch nicht.)
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"Hüte dich vor Philipp, König! Er legt dir einen Hinterhalt (plant einen Anschlag). Dareios hat ihn mit 1000 Talenten bestochen; außerdem hat er ihm die Hochzeit mit seiner Schwester in Aussicht gestellt (vorgeschlagen)."
Weil Alexander nicht wußte, was er tun sollte, überlegte dieser (er) (folgendes):
"Einen solchen Brief hätte ich nicht beachtet, wenn er nicht von Parmenion geschrieben worden wäre. Nun aber bin ich unsicher, ob ich der Furcht oder der Hoffnung gehorchen soll (hätte sollen). Aber ich werde (will, möchte) nicht von der Angst überwältigt werden. Denn wenn die Götter mich im Zelt, nicht in der Schlacht töten wollten, hätten sie nicht so viele günstige Gelegenheiten verstreichen lassen."
Am festgelegten Tag trat Philipp mit einem Becher ein, in dem er das Mittel zurechtgemacht hatte.
Alexander, der den Brief des Parmenion in der linken Hand hielt, empfing (nahm...an) den Becher und trank unerschrocken.
Darauf befahl er, daß Philipp den Brief liest, und er wendete nicht die Augen vom Gesicht des Lesenden, da er glaubte, er könne irgendwelche Anzeichen von schlechtem Gewissen in seinem Gesicht erkennen.
CURSUS A 33: Ein Schock für den Kaiser
Augustus ruhte nach dem Essen auf einer Liege, als plötzlich ein Wächter des Ruheraumes eintrat:
"Verzeih mir, wenn ich deine Ruhe unterbrochen habe (gestört habe). Der Tribun Aemilius Patavinus verlangt (fordert) Zugang zu dir. Sagend (und sagt) die Sache dulde keinen Aufschub.
Augustus schwieg lange. Endlich sagte er: Was meldet er?
Welche Sache (Angelegenheit) ist von so grosser Bedeutung, dass sie nicht auf den morgigen Tag verschoben werden kann (könnte)?"
Sofort sagte der Wächter: "Ich weiss nicht. Jener versichert freilich (allerdings), dass er aus Germanien schlechte Nachricht bringe."
Darauf erhob sich Augustus und sagte (sagend): "Führe ihn her!"
Kaum war der Tribun eingetreten, als Augustus fragte:
"Aus welchem Teil Germaniens bist du gekommen? Welche Schreckensnachrichten bringst du?"
Sogleich sagte der Tribun: "Ich bin aus der Stadt der Ubier gekommen.
.....
Statim tribunus (Sogleich sagte der Tribun): "Veni ex oppido Ubiorum (Ich bin aus der Stadt der Ubier gekommen).
Sed animus horret referre (Aber das Herz erschreckt zu berichten; schaudert davor...; ich erschrecke davor...), quid in Germania...(was in Germanien...)"
"Quid de Germania (Was gibt es hinsichtlich Germaniens; was gibt es über Germanien zu sagen; was ist mit Germanien)? Nonne eam terram pacavi (Habe ich etwa nicht dieses Land "befriedet"; unterworfen)? Nonne (Etwa nicht) gentes Germanorum (die Völker der Germanen) per legatos (durch Gesandte) pacem et amicitiam populi Romani (um Frieden und Freundschaft mit dem römischen Volk) petiverunt (haben gebeten; baten; haben ersucht)?"
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"Illis barbaris (Jenen Barbaren) fidem ferri non oportet (darf nicht (kein) Vertrauen entgegengebracht werden)."
Quintilius Varus quidem (Quintilius Varus freilich) eis nimiam fidem tulit Hat ihnen zu großes Vertrauen entgegengebracht)."
"Quid accidit (Was ist passiert; geschah)? Refer (Berichte; erzähle)!"
"Germani Varum rogaverunt (Die Germanen baten den Varus), ut in nonnullas lites iudicaret (daß er in einigen Rechtsstreitigkeiten urteile/urteilte; in einigen...zu urteilen).
Quoniam iustitiam Romanam (Da ja die römische Rechtssprechung) blandis laudibus efferebant ( sie mit schmeichlerischen Worten lobten), Varus (V.) sine ulla suspicione (ohne jeden Verdacht) cum exercitu (mit dem Heer) iter in mediam Germaniam fecit ("machte den Weg" mitten nach Gemanien; marschierte er...).
Nuntius (Eine Botschaft) ad nos (zu uns; uns) perlatus est (ist überbracht worden) eum (daß er) insidias Germanorum intravisse (in einen Hinterhalt der Germanen geraten sei) et cum tribus legionibus (und mit drei Legionen) caesum esse (geschlagen worden sei; vernichtet...)."
Tum Augustus (Darauf Augustus) manus ad caelum tendens (die Hände zum Himmel erhebend; indem er...):
"O Iuppiter (O Jupiter)", inquit (sagte er), fac (mach'), ut hanc calamitatem perferam (daß ich diese Niederlage ertrage)."
Eum adeo perterritum esse ferunt (Man sagt, daß er (dieser) so sehr erschreckt (schockiert) war; man berichtet...), ut multos menses (daß er viele Monate lang (hindurch)) per domum (durch sein Haus) intonsus (unrasiert und mit langem Haar) erraret (irrte) et interdum (und manchmal; bisweilen) caput (den Kopf (das Haupt)) ad fores offenderet (an die Türen schlug) clamans (rufend; indem er schrie; und dabei ausrief):
"Quintili Vare (Quintilius Varus), legiones redde (gib mir meine Legionen zurück)!"
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Anm.:
20-10 v. Chr: Gründung des röm. Köln als Vorort der UBIER (oppidum Ubiorum).
50 n.: Claudius und Agrippina erheben die Haupstadt der Ubier zur Bürgerkolonie: COLONIA CLAUDIA ARA AGRIPPINENSIS (CCAA).
Nachdem Caesar die EBURONEN fast vollständig ausgerottet hatte, kamen an ihrer Stelle die Ubier ins Land.. Die Ubier waren auf das linke Rheinufer umgesiedelt worden.
R. PÖRTNER: MIT DEM FAHRSTUHL IN DIE RÖMERZEIT (unbedingt lesen!)
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Die im zweiten Abschnitt genannten Legionen waren die 17., 18. und 19. Legion. Der auf dem berühmten Grabstein dargestellte MARCUS CAELIUS gehörte der 18. Legion an, die in VETERA stationiert war.
Die Legionen wurden im Teutoburger Wald von meinen Vorfahren völlig aufgerieben, sozusagen mit deutscher Gründlichkeit. Ganze Arbeit! Die Römer wollten ganz Germanien bis zur Elbe erobern. Das hätten sie mal besser sein (bleiben) lassen.
Drei Legionen, ungefähr ein Achtel des röm. Heeres. Nicht schlecht.
CURSUS A 34: Alkibiades
Alcibiades übertraf die (alle) übrigen an Lastern und Tugenden. Auch wenn er zu sehr freizügig lebte und bisweilen sich hochmütig aufführte, war er ein glänzender und herausragender Mann durch seine (aufgrund seiner) Begabung und durch das (im) Kriegshandwerk. Nachdem er lange Krieg geführt hatte, ist er von den Athenern zum Führer gemacht worden. Aber während er die Truppen gegen die Lakedaemonier führt (e), ist er in Athen von seinen Feinden der Gotteslästerung angeklagt und zum Tode verurteilt worden. Als er diese Sache erfahren hatte, floh er zu den Feinden und bot ihnen seine Arbeit (Hilfe) an. Diese nahmen ihn gerne in der Stadt auf. Da er viele Dinge gut ausgeführt hatte, sind ihm viele Ehren erwiesen worden, so daß er nicht wenigen zu Neid und Haß gereichte (von nicht wenigen beneidet und gehaßt wurde). Daher verließ er die Lakedaemonier, weil er durch Furcht vor Hinterhalt bewegt (aus...besorgt)war, und begab sich zur Flotte der Athener. Dort ist er mit großer Freude empfangen worden. Sogleich kam er den Athenern zu Hilfe und besiegte die Lakedaemonier in einem Seegefecht. Nachdem dieser Sieg errungen war, war es ihm erlaubt, nach Athen zurückzukehren.
(Dazu muß man wohl nichts sagen. Keiner hat so oft die Seiten gewechselt wie Alkibiades. Er muß eine schillernde Figur gewesen sein. Soweit ich mich erinnern kann (Starkenburggymn. Heppenheim 1977, 12. Kl, Hr. OStR Behringer), taucht er in PLATONS "SYMPOSIUM" (das Gastmahl) auf, wo er plötzlich erscheint und den Agathon und Sokrates bekränzt. Alle schwul!)
Ein Witzbold hatte auf das Buch geschrieben: It's a very clear book, it's from PLATO!
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Als seine Ankunft gemeldet worden war, ging die ganze Bürgerschaft zum Hafen Piraeus hinunter und, obwohl viele Schiffe gelandet waren (eingelaufen waren), lief sie allein beim (zum) Schiff des Alkibiades zusammen, um ihn zu besuchen und (mit Lob) zu preisen. Dieser stand auf dem Vorderdeck und hörte die Menge, wie sie immer wieder rief: "Es lebe Alcibiades!"-Sehr bewegt stieg er aus dem Schiff und tauchte in die Menge ein.-Als er so wie ein Sieger in Olympia auch mit Lorbeerkränzen beschenkt wurde, hielt er die Tränen nicht mehr zurück (konnte er nicht...).
Alle führten ihn mit (unter) höchster Fröhlichkeit in die Stadt, allen gereichte er zur Bewunderung. Obwohl (als) er so große Ehren empfangen hatte, dachte er bei sich: "Mit so großer Wut haben mich die Bürger neulich verurteilt, mit wie großer "Glut" (Leidenschaft) sie mich nun empfangen! Wie wankelmütig ist das Volk, wie unbeständig!"
CURSUS A 35: Rom brennt
Imperator Nero (Der Kaiser Nero) cum nonnullis comitibus (mit einigen Begleitern) per domum regiam ambulabat (wandelte durch seinen Palast; durch das "königliche" Haus) et de Graecorum tragoediis disserebat (und unterhielt sich (sprach) über die Tragödien der Griechen) ceteris audientibus (während die übrigen zuhörten). Tum versus Graeci recitabantur (Dann wurden griechische Verse vorgetragen; vorgelesen), cum subito (als plötzlich) Nero ad fenestram adiit (Nero zum Fenster hinging; ans Fenster trat).
In urbem despiciens (Auf die Stadt herabblickend; indem er auf...)"Valde (Sehr)", inquit (sagte er), "oculi mei (meine Augen) hoc aspectu offenduntur (werden durch diesen Anblick beleidigt).
Quam deformia (Wie häßlich) sunt haec vetera aedificia (sind diese alten Gebäude), quam angusti (wie eng) hi vici viaeque (diese Gassen (Stadtviertel) und Wege)!"
Cum unus ex comitibus (Als einer von den Begleitern) recitaret (vorlas): "Me mortuo (Bei meinem Tod; wenn ich tot bin) terra flammis consumatur (soll die Erde von Flammen verzehrt werden; in Flammen aufgehen)!"
Nero (N.): "Immo" inquit ("Ganz im Gegenteil", sagte er), "me vivo" ((noch) zu meinen Lebzeiten)!"
Ac profecto (Und tatsächlich) paucis diebus post (wenige Tage später) Roma incendio ardebat (brannte Rom "durch einen Brand"; lichterloh; stand in Flammen).
Flammis per sex dies septemque noctibus saevientibus (Währen die Flammen durch sechs Tage und Nächte hindurch wüteten) incendium (der Brand) omnes fere partes urbis comprehendit (ergriff fast alleTeile der Stadt) periculumque erat, ne (und es bestand die Gefahr, daß) tota urbs igne deleretur (die ganze Stadt durch Feuer zerstört würde (wird).
(Der Palst ist die "domus aurea", das goldene Haus. Als Nero dort einzog, soll er gesagt haben, nun könne er endlich wie ein Mensch leben (s. SUETONIUS). Aktion schöner wohnen.
Der Brand wurde Nero von den lieben Christen in die Schuhe geschoben, die in ihm den Antichrist sahen. Nero wiederum schob alles den Christen in die Schuhe, die er für Unruhestifter, Sektierer und (fast noch schlimmer) für Langweiler hielt.)
Das war das "incendium Romae". Es ging zu wie im alten Rom (Redensart).
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Nero autem (Nero aber; hingegen) omnibus noctibus (in allen Nächten) ex turri alta (von einem hohen Turm) urbem occidentem spectabat (betrachtete die untergehende Stadt) et pulchritudine flammarum delectatus (durch die Schönheit der Flammen erfreut; von der... entzückt; weil er...)excidium Troiae canebat (besang den Untergang Trojas).
Sed populus (Aber das Volk), cum ea clade (weil es durch diesen Schaden) tam diu tamque vehementer (so lange und so heftig) premeretur (bedrückt; belastet wurde), omnibus rebus ad vitam necessariis carebat (entbehrte aller zum Leben notwendiger Dinge; hatte nicht das Lebensnotwendige).
Itaque Tigellinus (Daher Tigellinus), familiaris Neronis (ein Vertrauter Neros), timebat, ne (fürchtete, daß) seditio plebis moveretur (ein Aufstand des Volkes (Volksaufstand) "bewegt würde"; entstünde).
Eo suadente (Auf dessen Rat; Anraten; während/ als dieser es riet) Nero (N.) hortos suos aperuit (öffnete seine Gärten (wie rührend! AdV), subitaria aedificia exstruxit ( erbaute Notunterkünfte), pretium frumenti minuit (und veminderte den Preis des Getreides; senkte den Getreidepreis).
Civibus summam inopiam deplorantibus (Obwohl die Bürger den größten Mangel beklagten) tamen simul iussit (befahl er dennoch zugleich) domum auream sibi aedificari (daß ihm das "Goldene Haus" gebaut werde).
Qua de causa (Aus diesem Grund) fama per urbem serpebat (kroch das Gerücht durch die Stadt) incendium (daß der Brand) Nerone auctore (auf Veranlassung von Nero; Neros) factum esse (gemacht; gelegt worden sei).
Itaque princeps (Deswegen der Kaiser) suspicionem a se removere studebat (bemühte sich, den Verdacht von sich zu lenken) et crimen incendii (und das Verbrechen der Brandstiftung) in Christianos vertit (wendete; schob er auf die Christen).
Quos capitis damnavit (Diese verurteilte er zum Tode) et in hortis suis (und in seinen Gärten) poenis crudelibus affecit ("versah" er sie mit grausamen Strafen; bestrafte er sie...).
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Anm./Lit.:
Michael Grant: Nero, Despot, Tyrann, Künstler (Heyne Biographien)
Philipp Vandenberg: Nero, Kaiser und Gott, Künstler und Narr (Heyne Bücher)
CURSUS A 36: Tyrannenglück
Dionysius hatte schon als junger Mann der Herr der Syrakusaner sein gewollt. Als er schliesslich die höchste Macht errungen (erworben, sich verschafft) hatte, erwies er sich als ein solcher Tyrann, dass die Bürger gegen seinen Willen nichts zu tun, nichts zu sagen wagten. Er glaubte, dass ihm selbst aber alles erlaubt sei. Darüber hinaus führte er ein Luxusleben und hatte an Reichtum Überfluss.
Er besass (ihm waren) goldene Liegen, silberne Gefässe, schöne Gemälde und herrliche Statuen. Deswegen war allen sein Leben verhasst (zum Hass), viele (aber, doch viele) nannten ihn glücklich. Dennoch hatte Dionysius auch in glücklichen Umständen (obwohl die Dinge blühten) immer Sklaven der Bewachung wegen um sich (herum). Er selbst nämlich fühlte, wie (sehr) glücklich er (doch) war.
Als Damocles, einer von seinen Begleitern, in einem Gespräch dessen Reichtum, Macht und Grossartigkeit seines königlichen Hauses (Palastes) erwähnte und dessen Leben als glücklich lobte (pries), sagte er: "Willst du also, Damocles, persönlich dieses (mein) Leben kennen lernen und mein Glück versuchen (ausprobieren)?
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Sogleich sprach Damocles, dass er genau dies wolle (wünsche). Also befahl Dionysius, dass dieser (er) in ein goldenes Bett gelegt werde. Als ein Tisch mit erlesensten Speisen aufgebaut wurde und wohlriechende Stoffe verbrannt wurden, stellten sich Knaben von herausragender Schönheit an den Tisch und bedienten ihn sorgfältig.
Damocles glaubte (nun), er sei glücklich.
Gerade versuchte er, seine Hand zum Tisch auszustrecken, als er über sich ein Schwert erblickte, das an einem Pferdehaar aufgehängt war (ein an einem Pferdehaar aufgehängtes Schwert).
Dieses Schwert war auf Veranlassung des Dionysius so von oben mit der Spitze nach unten aufgehängt, dass es über dem Hals von jenem hing. Durch diesen Umstand wurde Damocles ein so grosser Schrecken eingeflösst, dass er nichts anderes mehr machte, ausser die Augen auf das Schwert zu richten.
Schliesslich bat er den Tyrannen, dass es ihm erlaubt sei zu gehen (gehen zu dürfen). Er sagte:
"Hinreichend hast du mir gezeigt (bewiesen), wie (beschaffen) dein Leben ist. Auf solche Weise will ich jedenfalls nicht glücklich sein."
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Anm.:
Siehe auch dazu Schillers Ballade "Die Bürgschaft". Von dieser Begebenheit leitet sich auch der Begriff "Damoklesschwert" ab, ein Übel, das über einem schwebt.
CURSUS A 37:
Am 10. Tag der Reise kamen wir nach Olympia zu jenem berühmten und heiligen Ort. Wie angenehm ist der Wald, wie breit ist das Stadion!
Wie schön sind die Tempel, die Bilder und Statuen.
Besonders der Tempel des Jupiter gereichte uns zu grösster Bewunderung.
Sein Innenraum ist mit Abbildungen des Herkules geschmückt, der jene (bekannten) 12 Arbeiten auf sich nimmt (wie er...).
Und niemals werde ich das Bild des Jupiter vergessen, (wird es meine Erinnerung fliehen), das dort aufgestellt ist, welches von Phidias aus Elfenbein und Gold gemacht (hergestellt) worden ist.
Es ist völlig klar, warum die Griechen diesen Ort für den schönsten und heiligsten von allen gehalten haben (hielten), weshalb sie hier alle vier Jahre (in jedem fünften Jahr) zu Ehren Jupiters hochberühmte (weithin berühmte) Spiele abgehalten haben.
Ich habe aber auch aus einem Buch gelernt, dass Herkules die Olympischen Spiele eingerichtet habe, um allen Griechen eine Wohltat zu erweisen. Weil nämlich die Städte Griechenlands lange untereinander Krieg führten, wollte er die Gewalt und den Hass der Menschen beenden.
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Nachdem diese Spiele eingerichtet (eingeführt) worden waren (nachdem er diese Spiele eingerichtet hatte), erreichte (bewirkte) er (brachte er es zustande), dass die besten und tapfersten (stärksten) jungen Männer aus ganz Griechenland nach Olympia zusammengerufen wurden, um nicht nur mit Waffen, sondern auch mit ihren Körpern untereinander (gegenseitig) zu kämpfen.
Dort strengte sich jeder einzelne gewaltig an, tapferer (stärker, besser) zu ringen, schneller zu laufen und den Diskus weiter zu werfen als die übrigen, ja er bemühte sich sogar mit höchsten Kräften, sich als besser zu erweisen als jener bekannte (damalige) (Held) Herkules.
In Olympia zu siegen führte für die Athleten zu Lob (Ruhm) und Nutzen (war rühmlich und nützlich; gereichte den Athleten zu Lob und Nutzen/Vorteil); denn sie wurden in der Heimat mit höchsten Ehren empfangen, von hochberühmten Dichtern gefeiert und sogar mit viel Geld beschenkt.
Alle Städte freilich strengten sich gewaltig an (wörtl.: wünschten sehr heftig), möglichst viele Sieger in Olympia zu haben; von überall her kamen sehr viele Bürger in Olympia zusammen (trafen sich in Olympia), um die Jugend Griechenlands zu sehen, wie sie um den Sieg kämpfte (Hyperbaton; Participium coniunctum).
Damit dies geschehen konnte, beschlossen (setzten fest; stellten auf) die Städte Griechenlands für sich ein sehr gutes Gesetz.
Dieses Verbot, Krieg zu führen, während die Spiele abgehalten wurden.
(...)
CURSUS A 38: Archimedes - Störe meine Kreise nicht!
G: Was ist diese kleine Säule, die die übrigen Gräber (Grabmäler) überragt?
M: Ich weiss es nicht. Warum gehen wir nicht hin? Niemand verbietet (hindert uns daran), dass wir sie (genau) betrachten (sie genau zu betrachten).a
M (wenig später): Was sehe ich (da)? Oben auf dem Denkmal ist eine Kugel mit einem Zylinder (einer Walze) angebracht (oben auf das ... ist ... gestellt).
M: Bei Hercules! Ich glaube, dass wir vor dem Denkmal des Archimedes stehen.
G: Ich gebe zu (gestehe), dass ich diesen Namen schon gehört habe.
Weisst du, warum die Syrakusaner ein Denkmal dieser Art für ihn errichtet (gemacht) haben?
M: Dies ist ein Denkmal sowohl seiner Klugheit als auch des Dankes der Bürger (seiner Mitbürger).
Archimedes erwarb sich nämlich grossen Ruhm, weil er Geschütze nicht nur erfunden, sondern auch gebaut hatte.
G: Diese Geschütze gab (machte) er den Syrakusanern zum Geschenk. Hat er etwa nicht wegen diesen sein Leben verloren?
M: Deine Worte ermahnen (veranlassen) mich, dass ich dir erzähle (dir zu erzählen), welches Unglück er erlitten hat.
Einige Jahrhunderte vorher (vor ...) griffen unsere Vorfahren unter der Führung von Claudius Marcellus diese Stadt mit einer grossen Anzahl von Schiffen an.
Dieses Unternehmen (diese Sache) hätte Erfolg gehabt, wenn die Syrakusaner zu dieser Zeit nicht Archimedes gehabt hatten (wenn den Syrakusanern ... nicht gewesen wäre).
Dieser hatte Geschütze von verschiedener Grösse auf den Mauern verteilt. durch die er ungeheuer grosse (gewaltige) Steine auf die Schiffe warf (schleuderte; werfen konnte).
Marcellus machte mit allen (mit seinen ganzen) Kräften einen Angriff zu Land, nachdem (weil) er vergeblich versucht hatte, die Stadt zu erobern.
Aber auch auf dieser Seite waren Geschütze jeder Art verteilt (worden).
Im dritten Jahr schliesslich bemächtigte sich Marcellus der Stadt (eroberte Marcellus die Stadt) und übergab (überliess) sie seinen Soldaten zur Plünderung (Gerundiv!).
Da er die Klugheit des Archimedes sehr bewunderte, befahl er, dass die Soldaten ihn schon(t)en (befahl er den Soldaten, ihn zu schonen), auch wenn er bemerkt hatte, dass dieser (er) den Sieg lange verzögert habe (hinausgezögert habe).
Dieser aber nannte dem Soldaten
(...)
CURSUS A 39: Konsequent bis in den Tod
Socrates benutzte bei seinen Richtern eine sehr weise Verteidigungsrede, und dennoch gelang ihm nicht, jene (davon) zu überzeugen, daß er unschuldig sei. So nämlich sprach er für sich selbst, daß er nicht bittend, sondern der Lehrer der Richter zu sein schien.
Auch Thales soll ein sehr berühmter Philosoph gewesen sein (man sagt, daß er...). Wir wissen, daß dieser in der Zahl der sieben Männer gewesen ist, die damals die Weisesten gewesen sein sollen. Diesem Philosoph gefiel es, den Himmel zu betrachten. Er bemühte sich nämlich zu erkennen, auf welche Weise die Sterne bewegt werden konnten (sich bewegen!). Einst soll diesem (ihm) dies passiert sein: Während er mit einem Freund spazieren geht und dabei den Himmel beobachtet (indem er...; wobei er...) fiel er in einen Brunnen. Es ist überliefert, daß eine Sklavin lachte und ausgerufen habe: "Die Dinge am Himmel freilich willst du kennen lernen (erkennen), was aber vor deinen Füßen gelegen ist, das bemerkst du nicht." Auch heute pflegen die Jungen und Mädchen in der Schule eine von jenem gefundene Sache zu lernen. Wer kann sagen, welche große (wichtige) Sache Thales gefunden (erfunden) hat?
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Anm.:
Thales steht für den weltfremden und hilflosen Philosophen, der sich in den Augen der Sklavin lächerlich macht. Man könnte Mitleid bekommen.
Die Sklavin steht für das ungebildete Volk. Obwohl sie eine dumme Nuß ist, fühlt sie sich dem großen Philosophen überlegen. So ist die Welt.
Mein Vorschlag: Die Sklavin an eine Bibliothek verkaufen, wo sie von morgens bis abends die Werke der großen Philosophen ordnen und abstauben muß.
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CURSUS A 40: Vesuvausbruch, 24. August 79 n. Chr., ein Berg explodiert
Schon viele Tage hindurch hatte die Erde gezittert.
Dann aber ist das Beben so vergrößert worden (wurde...größer; ist so angeschwollen), daß wir glaubten, alles werde ausgelöscht. Eine große Furcht vor Einsturz befiel uns; daher setzten wir uns auf ein Feld, nachdem wir aus dem Haus herausgegangen waren.
Es war ungefähr die sechste Stunde des Tages, als wir sahen, wie aus dem Berg Vesuv Feuer und Flammen mit allergrößter Gewalt in die Höhe hervorbrachen (schossen).
Und auf dem Gipfel des Berges ist eine ungeheuer große Wolke in den Himmel emporgestiegen (hat sich erhoben; ist..."emporgetragen worden"), aus der eine große Menge (der) Erde und Asche herabfiel (-regnete) und alles bedeckte.
Dann gab es für uns nicht mehr (keine) die/ eine Möglichkeit des Zögerns und Bleibens (zu zögern und zu bleiben), sondern die Zeit des Weichens und Weggehens (zu weichen...) war gekommen.
Sofort fliehen wir ("geben wir uns der Flucht hin").
Es folgt das äußerst erschreckte Volk; es bedrängt uns und stößt uns an.
Nachdem wir die Stadt verlassen hatten (nachdem wir aus der Stadt herausgegangen waren), machen wir halt (bleiben wir stehen). Wir sehen, daß das Meer durch das Zittern der Erde gewissermaßen zurückgestoßen (-gedrängt) wird.
Wir können nicht einmal mit Schiffen entkommen.
Dann steigt eine dunkle Wolke auf die Erde herab und meine Mutter sagte: "Ich bin bereit zum Sterben und ich werde gut sterben, wenn ich dir/für dich nicht die Ursache des Todes bin (gewesen sein werde). Des Lebens wegen (um zu leben), fliehe ohne mich!"
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Plinius spricht...
Doch ich (sagte): "Ich werde nicht wohlbehalten sein außer zusammen mit dir." Und ich ergreife ihre Hand.
Die Asche aber verdunkelt allmählich die Sonne, indem sie immer (unablässig) herabfällt ("durch immer Herabfallen"). Wir fahren fort zu fliehen (wir fliehen weiter).
Ich schaue zurück: Ein dichter Rauch folgt uns.
Bestrebt, schneller voranzukommen ("begierig des schneller Vorwärtskommens"; weil wir schneller vorwärtskommen wollten...), gehen wir von der Straße weg (weichen wir vom Weg ab), um die Menge zu vermeiden.
Plötzlich überfällt uns dichte Nacht; wir haben nicht mehr die Möglichkeit (uns ist nicht mehr die Macht; wir können nicht mehr), die Gegend zu erkennen ("des die Gegend Erkennens").
Wir lassen uns nieder (setzen uns hin). Immer mehr werden wir von Asche bedeckt.
Das Jammern der Frauen wird gehört (man hört...), das Weinen der Kinder, das Schreien (die Rufe) der Männer.
Einige bitten aus Furcht vor dem Tod um den Tod.
Auch wir fühlen, daß wir dem Tod näher sind (ziemlich nahe).
Endlich verschwand der Qualm; der Tag erschien wieder; auch die Sonne leuchtete hervor.
Den restlichen Tag verbrachten wir mit Hoffen und Fürchten, die Erde hatte nämlich nicht aufgehört zu beben.
(...)
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