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01.08.30 in Denguin
23.01.02 in Paris
Pierre Bourdieu ist ein französischer Sozialwissenschaftler und Philosoph.
Bourdieu wurde 1930 in Deguin in Pyrénées Atlantiques geboren und besucht dort das Lycée de Pau. 1948 wechselte er an das renommierte Lycée Louis-le-Grand in Paris.
Bourdieu stammte selber aus einer sehr kleinbürgerlichen Familie. Sein Vater war Landwirt und kleiner Postbeamte. Die Diskrepanz zwischen dem Bemühen seines Vaters, ihm eine Bildungskarriere zu ermöglichen und seiner eigenen geistigen Langsamkeit in dieser Hinsicht sowie der innere Widerspruch zwischen Anpassung und Rebellion prägten Bourdieus frühes Erleben und damit sein Denken.
So durchlief Bourdieu zwar einerseits hohe Stationen einer französischen Bildungskarriere, genehmigte sich aber andererseits auch immer wieder Auszeiten für sportliche Betätigung und Kennenlernen des Alltagslebens, das er dann erforschte. Außerdem lehnte Bourdieu ein Studium in Richtung Medizin oder Jura ab. In Interviews streute er gerne immer wieder burschikose Witze ein. Politisch engagierte er sich immer wieder auf Seiten der Linken, lehnte aber ganz extreme Ansichten ab.
Nachdem Bourdieu auch noch die Eliteschule der École Normale Supérieure durchlaufen hatte, folgte eine steile akademische Karriere. Von 1958 bis 1960 war er Assistent an der Faculté des lettres in Algier, das damals noch zu Frankreich gehörte, und wechselte dann nach Paris und Lille. 1964 wurde Bourdieu Professor an der École Pratique des Hautes Études en Sciences Sociales. Im selben Jahr startete er die Reihe Le sens commun beim Verlag Éditions de Minuit und erhielt einen Lehrauftrag an der Ècole Normale Supérieure. Es folgten Gastprofessuren und Forschungsaufenthalte in Princeton und am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung. Seit 1975 gibt er die Forschungsreihe Actes de la recherche en sciences sociales heraus. 1982 folgte schließlich die Berufung an das Collège de France. 1993 erhielt er die höchste akademische Auszeichnung, die in Frankreich vergeben wird, die Médaille d'or des Centre National de Recherche Scientifique. 1997 wurde ihm der Ernst-Bloch-Preis der Stadt Ludwigshafen verliehen.
In seinen ersten ethnologischen Arbeiten untersuchte Bourdieu die Gesellschaft der Kabylen in Algerien. Die in der empirischen ethnologischen Forschung gemachten Erfahrungen bildeten die Grundlage für seine 1972 vorgelegte Esquisse d'une théorie de la pratique (dt. Entwurf einer Theorie der Praxis, 1979). In seinem wohl bekanntesten Buch La distinction (1979, dt. Die feinen Unterschiede, 1982) analysiert Bourdieu wie Gewohnheiten, Freizeitbeschäftigungen, und Schönheitsideale dazu benutzt werden, das Klassenbewußtsein auszudrücken und zu reproduzieren. An zahlreichen Beispielen zeigt Bourdieu, wie sich Gruppen auf subtile Weise durch die feinen Unterschiede in Konsum und Gestus von der jeweils niedrigeren Klasse abgrenzen. Mit Le sens pratique (dt. Sozialer Sinn. Kritik der theoretischen Vernunft, 1987) folgte 1980 eine ausführliche Reflexion über die konkreten Bedingungen der Wissenschaft, in der Bourdieu das Verhältnis von Theorie und Praxis neu zu denken versucht. Ziel dieser Analysen ist es, die »Objektivierung zu objektivieren« und einen Fortschritt der Erkenntnis in der Sozialwissenschaft dadurch zu ermöglichen, daß sie ihre praktischen Bedingungen kritisch hinterfragt.
Seit dem Beginn der 90er Jahre engagiert sich Bourdieu für eine demokratische Kontrolle ökonomischer Prozesse. 1993 rief er zur Gründung einer »Internationalen der Intellektuellen« auf, deren Ziel darin besteht, das Prestige und die Kompetenz im Kampf gegen Globalisierung und die Macht der Finanzmärkte in die Waagschale zu werfen. Die im selben Jahr gegründete Zeitschrift Liber soll dazu ein unabhängiges Forum bieten. Seine politischen Aktivitäten zielen darauf ab, eine Versammlung der "Sozialstände in Europa" einzuberufen, die den europäischen Einigungsprozeß kontrollieren und begleiten soll.
In einigen Bereichen kritisierte Bourdieu aber die französischen Intellektuellen. Einer davon war die Rezeption deutscher Philosophen. Seiner Meinung nach machten die französischen Intellektuellen gerade um diejenigen Deutschen Denker einen Kult - beispielhaft seien hier Heidegger oder Jünger genannt - die dem Faschismus bzw. Nazismus besonders nahegestanden hätten.
Einer von Bourdieus Schülern war Loic Wacquant, der ähnlich wie Bourdieu sozial engagiert war, aber seine Studien stärker in die USA verlegte und viele teilnehmende Beobachtungen in Bereichen wie Sport oder Ghettoforschung durchführte. In seiner Studie über das Boxen und seine sozialen Implikationen einschließlich Geldverteilung, Hierarchisierung und Rassismus nahm er selber verdeckt am Boxsport teil.
Pierre Bourdieu stirbt am 23. Januar 2002 in Paris.
QUELLEN:
Wikipedia
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