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Donnerstag, 7. Dezember 2017

EVA GLAWISCHNIG(-PIESCZEK)

* 28.02.1969 

Eva Glawischnig(-Piesczek) ist eine österreichische Grünen-Politikerin.


JUGEND

Eva Glawischnig wurde in Villach geboren in Kärnten geboren. Sie wuchs in Unterhaus in der Gemeinde Seeboden am Millstätter See auf.

Nach der Grundschulzeit ging sie an das Bundesgymnasium Porcia in Spittal an der Drau. Ihr christliches Bekenntnis war evangelisch (lutherisch).
Die Familie besaß ein Wirtshaus, in dessen Betrieb die Kinder früh eingespannt wurden. Die Familienstrukturen waren damals hierarchisch. Der Vater galt als Familienvorstand, während die Mutter sich um die soziale, religiöse und musische Erziehung zu kümmern hatte.

Diese Schulzeit war ziemlich genau deckungsgleich mit den 80er-Jahren. Entsprechend beeinflusste auch der Zeitgeit dieses Jahrzehntes die Schüler auf dem Gymnasium. Die Jugend der 80er wuchs - insbesondere in ländlichen Gebieten - noch in einem konservativen Sozialumfeld auf. Gleichzeitig waren aber die 80er als relativ flippig und rebellisch bekannt. Das zeigte sich nicht nur in er Frisuren- und Kleidungsmode, die im positiven und negativen Sinne typisch für das Jahrzehnt galt.
Bis zum Ende des Jahrzehnts bestimmte noch der Kalte Krieg die Weltpolitik. Das bedeutete, dass besonders mitten in Europa eine permanente Atomkriegsgefahr bestand. Gleichzeitig war die Umweltthematik sehr stark. Aus diesem Konglomerat und Resten des Geistes von '68 entstanden in Europa seit den 70er-Jahren die sogenannten Neuen Sozialen Bewegungen (NSB; v. a. Umwelt- Friedens- und Frauenbewegung), aus denen in den 80er-Jahren Grüne Parteien hervorgingen.
Diese Bewegungen und Parteien fanden besonders bei Jugendlichen und Künstlern anklang, wurden aber wegen ihrer Kritik am Bestehenden von Konservativen als zersetzend kritisiert. Kurz- wie längerfristig wurde auch kritisiert, dass die von Grünen gemachten Prognosen eines ökologischen Niederganges maßlos übertrieben waren.

Neben dem Schulbetrieb engagierten sich die Schüler für Umweltschutz, gegen Atomkraft. Dem Vater von Eva Glawischnig gefielen diese Umtriebe gar nicht. Er gehörte zur deutsch-nationalen Rechten und unterstützte in den 80er-Jahren den damaligen rechten Karrieristen Jörg Haider, der sich gerade aufmachte, die FPÖ nach Liberalisierungsbemühungen der 70er-Jahre unter Norbert Steger wieder nach rechts zu ziehen.
Die linken Schüler störten dagegen Jörg Haiders Auftritte in Spittal.
Doch auch wenn der sogenannte Zeitgeist der 80er-Jahre noch links war, so waren dennoch nicht alle Schüler so gesinnt. Einige waren auch unpolitisch oder entwickelten sich nach rechts.
Hierher gehört auch Glawischnigs späterer Widersacher Herbert Kickl, der sich nach abgebrochenem Philosophiestudium zum Einflüsterer der FPÖ entwickeln sollte. Das Arbeiterkind Kickl war als Schüler noch nicht eindeutig rechts, zeigte aber schon äußerliche Tendenzen in diese Richtung durch kurzen Haarschnitt, Tragen von militärischen Hosen und den Wunsch, nach der Schule zur Eliteeinheit der Fallschirmjäger zu gehen. Dort war es ihm dann allerdings zu militärisch, so dass er sich bald wieder für eine Uni entschied.

Eva Glawischnig war neben Schule und Politik auch musisch unterwegs. Diese Tendenz wurde schon in der Familie intensiv gefördert. Unter dem Label "Hausmusik Glawischnig" traten die Frauen der Familie gelegentlich auch im Fernsehen auf. Dabei wurde noch Tracht getragen.
Mit der Zeit wagte Glawischnig auch hier die Emanzipation: Sie schloss sich der "Gerald Gaugeler Band" an und war vor allem als Keyboarderin aktiv.
Die Band wurde in der Endphase der Neuen Deutschen Welle und noch in der Phase des Austropops mit Liedern wie "Gelati" und "Blauer Montag" berühmt.
Gaugeler hatte zunächst Kontakte nach Wien geknöpft, agierte dann aber lieber unabhängig und widmete sich der eigenen Band. Die Band zog quer über das Land und spielte vor viel Publikum, darunter auch viele Gäste aus Westdeutschland.
Obwohl es schon Anzeichen für eine Politisierung Glawischnigs in Schulzeiten gab, sagte Gaugeler später in Interviews (Quelle: Oe24) zu Protokoll, dass die späteren Faktoren Politik und Umwelt bei ihr noch nicht so eine große Rolle gespielt hätten.



BERUFLICHER WERDEGANG

Nach der Matura am Bundesgymnasium Porcia fasste Glawischnig zuerst ein Musikstudium ins Auge. Nach eigenen Angaben gab sie das aber aufgrund des harten Kampfes um wenige Studienplätze nach Bewerbung und Vorstellung auf. Glawischnig trat im Fach Jazz zur Aufnahmeprüfung an, konnte aber den einzigen freien Platz nicht ergattern.
Danach studierte sie kurz ein technisches Fach und dann Rechtswissenschaften (in Österreich Jus genannt) an der Karl-Franzens-Universität Graz. 1993 beendete sie ihr Jus-Studium mit dem Titel Magistra. 1999 erlangte sie noch ein Doktorat.
Zur Eigenfinanzierung des Studiums arbeitete Glawischnig z. B. in Kellnerjobs, was sie auch zum Oktoberfest nach München führte.

Im Studium verschärfte Glawischnig ihr politisches Engagement. Sie agierte aber noch nicht bei den Grünen, sondern trat 1992 der Umweltschutzorganisation Global 2000 bei. Hierbei beriet sie Umweltaktivisten juristisch. Eine ihrer Aufgaben war es, nach Demonstrationen, bei denen es zu Zusammenstößen mit der Polizei gekommen war, die Verletzungen von Demonstranten aufzuzeichnen und Beschwerden zu formulieren. Dabei nahm sie auch Kontakt zu den Grünen auf - unter anderem zu Peter Pilz, mit dem sie später mehrmals aneinandergeraten sollte. Der Kampf gegen die Kernenergie bestimmte auch ihre Doktorarbeit über grenznahe Atomkraftwerke. Sie klagte mit diesen Erkenntnissen gegen das umstrittene Atomkraftwerk Mochovce "auf Unterlassung der Gefährdung durch radioaktive Immissionen", das zu Slovenské Elektrárne a. s. (Slowakische Kraftwerke AG) gehörte. Diese Klage wurde aber in zweiter Instanz vor dem Landesgericht für Zivilrechtssachen Wien im Juli 2005 abgewiesen.


KARRIERE BEI DEN GRÜNEN 

Glawischnig trat selber bei den Grünen bei, erlebte bei Abstimmungen aber auch Rückschläge und musste sich zuerst in der Wiener Gemeindepolitik (ab 1996) durchkämpfen. Erst später wechselte sie zur Bundespartei.
2002 wurde sie dann stellvertretende Bundessprecherin der Grünen unter dem Bundessprecher Alexander van der Bellen, der als Wirtschaftsprofessor auch von Peter Pilz zu den Grünen geholt worden war. Gleichzeitig wurde sie Klubobmann-Stellvertreterin im Nationalrat (derartige Titelformulierungen sind in Österreich weit verbreitet, vgl. Landeshauptmann-Stellvertreterin).
2006 (30.10.) wurde Glawischnig zur dritten Nationalratspräsidentin gewählt.
2008 (03.10) gab Alexander van der Bellen seinen Rücktritt als Parteiobmann der Grünen bekannt und sprach sich für Eva Glawischnig als neue Parteisprecherin aus. Sie wurde daraufhin einstimmig zur neuen geschäftsführenden Parteichefin gewählt (24.10.) und später am Parteitag bestätigt.

Die Amtszeit von Eva Glawischnig verlief über mehrere Jahre für eine Grüne Partei recht erfolgreich. Die Partei erzielte Wahlergebnisse von 10 - 15 %, vereinzelt sogar darüber. Das liegt im europäischen Vergleich im Spitzenfeld. 2013 schafften die Grünen bei der Nationalratswahl 12,4 %.
Glawischnig erziehte ihre Erfolge mit viel persönlichem Engagement und einem Team von PR-Beratern, die den Auftritt der Grünen vereinheitlichten. 
Es gab allerdings auch Kritik: Einige der Auftritte seien zu boulevardesk, das Erscheinungsbild zu glatt und Debatten würden zu schnell abgedreht. Auch wurde der Vorwurf erhoben, Protokolle hätten einige Strategiebesprechungen nicht richtig wiedergegeben. Dieser Konflikt wird 2015 im Nachrichtenmagazin Profil beschrieben.
Unter den Kritikern befanden sich jüngere Abgeordnete wie Sigi Maurer (ehem. ÖH-Vorsitzende), aber auch grüne Veteranen wie Peter Pilz, Karl Öllinger und Johannes Voggenhuber.
2016 wurde aber wieder ein starkes Jahr für die Grünen. Das lag daran, dass die Wahlen für das Bundespräsidentenamt völlig anders verliefen als erwartet: Die Kandidaten der "Altparteien" der Großen Koalition, SPÖ und ÖVP, büßten im ersten Wahlgang massiv ein. Dafür erklomm der rechte Kandidat Hofer (FPÖ) die erste Position. Auch die Kandidaten der Grünen, van der Bellen, und der liberalen Neos, Irmgard Griss schnitten gut ab.
So sollte es nun zu einer Stichwahl zwischen Hofer und van der Bellen kommen. Van der Bellen wurde dabei von einem großen Parteienbündnis unterstützt.
Aber auch der 2. Wahlgang, die 1. Stichwahl, verlief nicht wie erwartet: Zunächst war das Ergebnis nach einem sehr harten Wahlkampf fast genau 50:50, dann beschwerte sich die nach Auszählung der Briefwahlstimmen knapp unterlegene FPÖ über unzureichend abgeklebte Wahlcouverts.
Das Ergebnis wurde auch juristisch angefochten und es kampf zu einer 2. Stichwahl und damit insgesamt zu einem dritten Wahlgang. Der Termin für diese wurde nach langem Hickhack erst für den Dezember angesetzt.
Der Wahlkampf für diesen Wahlgang verlief erneut sehr hart, konnte dann aber am Ene zugunsten von van der Bellen entschieden werden. Ausschlaggebend war unter anderem, dass sich eine Holocaustüberlebende für ihn und gegen Hofer ausgesprochen hatte. Van der Bellen bezeichnete aber selbst das Wahlergebnis als "arschknapp".
Obwohl van der Bellen als überparteilicher Kandidat angetreten war, galt sein Sieg letztendlich auch als Erfolg der Grünen.


DAS KRISENJAHR ("annus horribilis") 2017

Das kommende Jahr 2017 sollte dagegen eine schwere Stimmungswende gegen die Grüne Partei bringen. Dafür werden mehrere Gründe angeführt:
  • Die Flüchtlingskrise seit 2015 hat die Stimmung in ganz Europa nach rechts gewendet. 
  • Der knappe Sieg von van der Bellen 2016 hat die Grünen energetisch, personell und finanziell ausgezehrt.
    Der Wahlkampf war lang und schwer, kostete viel und einige Beteiligte verließen dann die Parlamentsarbeit.
  • Aufgrund des an sich erfolgreichen van der Bellen-Wahlkampfes wurden viele parteiinterne Konflikte unter der Decke gehalten. 
  • Der Parteivorstand lang insbesondere im Clinch mit (meist männlichen) Parteiveteranen, aber auch mit seiner eigenen Jugendorganisation. 
  • Auf Landesebene lieferten sich grüne Verbände auch eine Reihe von Fehlern.
Die anstehenden Probleme zeigten sich schon Ende 2016, als Eva Glawischnig den grünen Abgeordneten Peter Pilz in einer Pressekonferenz schwer rüffelte (Pilz war nicht anwesend). Pilz hatte wiederholt einen "Linkspopulismus" gefordert.

Im nächsten Jahr ging es dann mit Konflikten munter weiter. Am härtesten wirkte im Frühjahr der offene Konflikt mit der eigenen Jugendorganisation, den Jungen Grünen, die von Flora Petrik geführt wurde. Der Konflikt hatte schon lange geschwelt und entzündete sich jetzt unter anderem daran, dass die Jungen Grünen bei den Hochschulwahlen zur ÖH einen eigenen Studierendenverband unterstützten: Die Grünen Studierenden. Mit dem offiziellen Verband der Partei, der GRAS, hatte man sich überworfen. Die Jungen Grünen warfen der GRAS Trägheit vor, die Partei den Jungen Grünen dagegen Illoyalität und Vetternwirtschaft, da die Grünen Studierenden eng mit den Jungen Grünen verflochten seien.
Der Konflikt eskalierte derart in aller Öffentlichkeit, dass der Parteivorstand seiner eigenen Jugendorganisation mit dem Rauswurf drohte und diesen schließlich exekutierte. Dabei blieb eine Zeit lang unklar, ob nach dem Stop der finanziellen Zuwendungen auch eine Privathaftung des JG-Vorstandes in Frage kam.
Die Parteisprecherin Eva Glawischnig und ihre Verbündeten hatten von den Jungen Grünen ultimativ ein Verzicht auf die Unterstützung der Grünen Studierenden gefordert sowie erklärt, dass mit dem siebenköpfigen Vorstand keine Zusammenarbeit mehr denkbar sei. Am Ende spitzte sich das ganze zu einem Queen-Bee-Duell zwischen Eva Glawischnig und der JG-Chefin Flora Petrik zu, deren Mutter auch noch Sprecherin der Landesgrünen im Burgenland war.
Bei dem Machtkampf wurden drohende Mails des Parteivorstandes an die Öffentlichkeit gespielt und gleichzeitig der Eindruck erweckt, die Parteijugend könne nicht mit Geld haushalten und finanziere teure NLP-Seminare.
Zur Untermauerung des Rauswurfes hatte Eva Glawischnig den Erweiterten Bundesvorstand (EBV) einberufen, der laut Protokoll bis auf zwei Gegenstimmen FÜR den Ausschluss der Jungen Grünen stimmte. Die zwei Gegenstimmen waren wohl Regina Petrik, die Grünensprecherin des Burgenlandes und Mutter von Flora Petrik und Joachim Kovacs, der Landessprecher der Wiener Grünen. Kovacs ist seines Zeichens Tenniscoach und gilt als eigensinnig.
Mit der Zeit drang aber nach außen, dass die Begeisterung für den Rausschmiss der Jungen Grünen nicht so einhellig war. Einige Landesverbände wiesen darauf hin, mit ihren Jungen Grünen gut zusammengearbeitet zu haben. Kritik kam auch von Astrid Rössler, der Grünen-Sprecherin aus Salzburg.
Die Jungen Grünen hatten selber eine Vermittlung durch Ska Keller und Albert Seinhauser angeregt. Doch dazu kam es nicht mehr. Und ein erhofftes letztes Klärungsgespräch gestaltete sich kühl als Abschiedsgespräch.
Man hatte noch gehofft, durch den Verzicht auf eine Kandidatur der Grünen Studierenden außer in Graz und Linz doch noch eine Einigung zu finden.
Flora Petrik ließ später noch durchblicken, dass sie sogar noch nach dem offiziellen Rauswurf eine nachträgliche Streitbeilegung angeregt hat.

Die schweren Streitigkeiten auf Bundesebene wurden auch von Gezänk auf Landesebene begleitet. Darauf kann hier aber nicht mehr im Detail eingegangen werden.
Im Focus des Streits stand bei den Wiener Grünen der Kampf um das Heumarkt-Projekt, bei den Kärtner Grünen eine Wahlentscheidung durch erst kürzlich der Partei beigetretene Migranten und bei den Tiroler Grünen die erfolgte Zustimmung zu Sozialkürzungen in einer Koalition mit der ÖVP.


Noch während der Debatte über den Rauswurf der Jungen Grünen und weitere innere Querelen und trotz mehrfacher gegenseitiger Beteuerungen erklärte Eva Glawischnig am 18.05.2017 aus gesundheitlichen Gründen ihren Rücktritt von allen politischen Ämtern, wobei sie ankündigte, ihr Nationalratsmandat erst mit der nächsten Sitzung des Nationalrates am 7. Juni 2017 zurückzulegen, während sie ihr Amt als Bundessprecherin und Klubobfrau der Grünen mit sofortiger Wirkung zurücklegte.
In der Pressekonferenz zog Frau Glawischnig von ihrer Amtszeit eine insgesamt positive Bilanz und erwähnte den kräftezehrenden Kampf mit den Jungen Grünen mit keinem Wort. Gleichzeitig griff sie die ihrer Meinung nach immer aggressivere Medienlandschaft an und forderte erneut mehr Frauen in Führungspositionen. Einigen Männern im Politikbetrieb warf sie vor, "sexistische Machos" zu sein, ohne Namen zu nennen.
Für ihre Nachfolge empfahl sie eine Führung durch eine Person, was aber dann nicht umgesetzt wurde. Nach der Rücktrittspressekonferenz sah man ihr die Erleichterung deutlich an.
Der Rücktritt Glawischnigs erwischte die Grünen angesichts der vorgezogenen Neuwahlen im Herbst 2017 schwer. Die Nachfolge übernahm eine Doppelspitze: Ulrike Lunacek als Spitzenkandidatin (vorher Grünen-Funktionärin im EU-Parlament) und Ingrid Felipe als Parteivorsitzender (Landeshauptmann-Stellvertreterin in Tirol). Während Lunacek ihr vorheriges Amt aufgab, weigerte sich Felipe, das zu tun.

Nach diesen schweren Rückschlägen gab es für die Grünen Ende Juni noch einen weiteren Treffer, mit dem sie sich auf Bundesebene vorerst selbst versenkt haben. Nur war das zu diesem Zeitpunkt nur wenigen klar und Eva Glawischnig bekam diese Vorgänge nur noch als Zuschauerin von außen mit.
Peter Pilz pokerte bei der Kandidatur um Listenplätze hoch und wollte nur einen Platz 4 akzeptieren. Dies hat er schon vorher gemacht, aber diesmal ging es schief: Pilz unterlag gegen den Nachwuchspolitiker Julian Schmid.
Peter Pilz galt als Urgestein der österreichischen Grünen und als guter Aufdecker. Er legte sich aber auch mit Menschen innerhalb und außerhalb der Partei an - auch mit Eva Glawischnig.
Angebote, über andere Optionen zu kandidieren lehnte er ab und hielt eine bewegende Abschiedsrede, bei der er sich über Unterbrechungsversuche des Parteimanagements hinwegsetzte. Pilz erweckte zunächst den Eindruck, sich ins Privatleben als Rentner zurückziehen zu wollen.
Kurz danach erweckte er aber den Eindruck, von vielen Menschen gebeten worden zu sein, eine neuartige Liste zu gründen und wieder anzutreten. Dabei half ihm auch sein Rechtsanwalt Alfred Noll.
Kritiker hielten Pilz vor, dieser Entschluss sei gar nicht so spontan, wie Pilz glauben machen wolle. Wie dem auch sei: Pilz schaffte es in der Folge, eine eigene Liste mit relativ exquisiten Kandidaten zusammenzustellen, von denen nicht wenige ehemalige grüne und rote Politiker waren, deren Karriere blockiert war. Pilz wählte aber auch diverse Bürgerrechtler aus.
Als Medienprofi zog Pilz die Aufstellung der Liste und die Vorstellung ("Präsentation") der Kandidaten öffentlichkeitswirksam in die Länge.
Der Showman Pilz erklärte auch ausführlich, keine Plakate außer einem drucken zu wollen, um den Steuerzahler nicht zu belasten. Für sein minimales "Merchandising" bat er aber um Spenden.

Die Bombe schlug dann für die Grünen am Wahlabend ein:
Während die Liste Pilz mit über 4 % (am Ende 4,4 %) in den Nationalrat einzog, mussten die Grünen den ganzen Abend über bangen und schieden am Ende mit 3,8 % ganz aus. In Österreich gibt es eine 4 %-Hürde und die Auszählung aller Wahlkarten und Briefwahlstimmen samt Verkündung des Amtlichen Endergebnisses dauerte bis zum Donnerstag.
Besonders verärgert war Klubobmann Albert Steinhauser, der Pilz als "too big to fail" einschätzte und schon im Vorfeld versucht hatte, mit der Vorstellung "bürgerlicher Kandidaten" und Schmeicheleien und Drohungen gegenüber Pilz die von ihm befürchtete Niederlage abzuwenden.
Neben der nicht immer "kernig" genug auftreten Doppelspitze war Steinhauser der dritte Akteur.
Glawischnig selber hielt sich aus dem Wahlkampf fast ganz heraus. Sie hatte aber noch einen kurzen Auftritt bei der Abschlussveranstaltung, bei der auch Cem Özdemir aus Deutschland anwesend war.
Schlagzeilen machte sie aber durch juristische Vorstöße gegen Cybermobbing, mit denen sie schon vor ihrem Rücktritt begonnen hatte und bei denen sie einige wichtige Prozesse gewann.


PRIVATLEBEN

Eva Glawischnig ist seit dem 02.06.2005 mit dem österreichischen Fernsehmoderator und Sportjournalisten (ATV, Puls 4 usw.) Volker Piesczek verheiratet. Die kirchliche Trauung erfolgte in Seeboden. Zwei Söhne wurden 2006 und 2009 geboren. Glawischnig hatte die Schwangerschaft im Oktober 2005 bekannt in einer Society-Talkshow des Radiosenders Ö3, was ihr als Mitglied der Seitenblickegesellschaft auch Kritik einbrachtete.
Um die Grünen für breitere Wählerschichten zu öffnen, stimmte Glawischnig auch boulevardesken Auftritten zu, hielt aber ihre Kinder aus diesen heraus.
Auch kritisierte sie schon früh, dass Frauen gewisse Auftritte angelastet würden, während Männer wie Peter Pilz, der gerne auch mit musikalischen Darbietungen die Bühne betrat, sich mit Songs wie "(Baby, Baby) Balla Balla" zum Trottel machen dürfe.



QUELLEN:

Wikipedia
-
Kurier.at
Oe24
Profil.at
derStandard.at
weitere Internetquellen

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