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Sonntag, 31. Dezember 2017

ALEXANDER DER GROẞE UND DIE DIADOCHENKRIEGE

Mosaik der "Alexanderschlacht" (2. Jhd. v. Chr., Pompeji; vllt. früheres Vorbild;
mit der Schlacht ist wohl Issos oder Gaugamela gemeint)

* 20.07.356 v. Chr. in Pella
+ 10.06.323 v. Chr. in Babylon

Alexander III. der Große (altgr.: Ἀλέξανδρος ὁ Μέγας Aléxandros ho Mégas) wurde 356 v. Chr. als Sohn von Philipp II. von Makedonien und seiner Frau Olympias aus Epirus (ein Ehrenname, ihr richtiger Name ist umstritten) geboren. Er war damit nur "Halbmakedone", was seine Autorität am Hofe angriff.


Der Aufstieg Makedoniens unter Philipp II. und die politische Lage in Griechenland

Makedonien war lange Zeit Spielball von Nachbarstämmen wie Illyrern und Thrakern. In Phasen der persischen Expansion mussten sie "einlenken" und nahmen z. B. in den Perserkriegen mit Athen und Sparta eher eine pro-persische Haltung ein.
An sich sahen sich die Makedonen aber als mit den Griechen verwandt an und leiteten daher eine hohe kulturelle Stellung ab. Viele Griechen sahen dies aber anders.

Philipp II. von Makedonien schaffte es dann, die militärische Schlagkraft seines Landes zu erhöhen und Stämme zu unterwerfen, von denen man vorher noch drangsaliert wurde. Besonders die makedonische Reiterei war gefürchtet. Gleichzeitig ließ er die Infrastruktur seines Landes ausbauen.
Philipps nächster Plan war, die zerstrittenen griechischen Stadtstaaten und Stadtstaatenbünde mit Gewalt und Bestechung zu einigen und dann als nächste Stufe "panhellenisch" gegen das Perserreich vorzugehen. 
 
Einige griechische Stadtstaaten, allen voran Athen und Sparta, hatten um 490 und 480 v. Chr. persische Angriffe unter schweren Verlusten abwehren können. Danach gelang es dem attisch-delischen Seebund unter Führung Athens, sogar das Gebiet der griechischen Stadtstaaten in Westanatolien zu befreien.
Durch den Peloponnesischen Krieg 431 - 404 v. Chr. zwischen Athen und Sparta schwächten sich die beiden Machtblöcke um die stärksten Stadtstaaten Griechenlands aber gegenseitig so stark, dass sie wieder einen persischen Einfluss im griechischen Kulturgebiet zulassen mussten. Sparta gewann den Krieg zwar gegen Athen, konnte aber selber keine langfristige Hegemonie mehr aufbauen.
Theben wurde vorübergehend der neue starke "Player" unter den Griechen, konnte sich aber auch nicht ewig halten. Athen konnte sich in Grenzen wieder von der schweren Niederlage 404 v. Chr. erholen.

In dieses Durcheinander stieß nun Philipp II. und besiegte die vereinte Heeresmacht von Thebanern und Athenern 338 v. Chr. bei Chaironeia. Dann bereitete er den schon vorher angedachten "Einigungsfeldzug" mit den Griechen gegen die Perser vor, wurde aber 336 v. Chr. ermordet.
Es ist bis heute nicht klar, wer genau hinter dem Anschlag steckte. Der ausführende täter war Pausanias, der sich vorher in einem Streit mit Attalos gekränkt und von Philipp II. zu wenig geschützt fühlte.
Unklar ist aber, ob hinter dem Anschlag auch Olympias, die Mutter von Alexander, steckte oder vielleicht sogar Alexander selber (zumindest als Mitwisser).
Hintergrund ist, dass Philipp II. Probleme mit seinem Sohn Alexander hatte und inzwischen eine neue Frau namens Kleopatra geheiratet hatte, die von ihm schwanger war. Für Alexander bestand dadurch höchste Gefahr, bei der Thronfolge ausgebootet zu werden. Außerdem spottete Attalos darüber, dass er, anders als das Kind im Leibe von Kleopatra, kein "richtiger" Makedone war.

Schon zeitgenössische Historiker beurteilten den Anschlag auf Philipp II. unterschiedlich. Einige meinten sogar, Olympias habe dem Attentäter Pausanias sogar das Fluchtpferd bereitgestellt, dieser sei bei der Flucht aber in einer Ranke hängengeblieben und dann gestürzt. Unklar ist auch, ob der Attentäter sofort nach dem Aufgreifen getötet wurde oder erst später und nach einem Verhör gekreuzigt wurde. Anhänger letzter Theorie gehen davon aus, dass er im Verhör auch Mittäter preisgab.
Auf jeden Fall scheint sich bei Olympias keine große Trauer eingestellt zu haben, denn sie soll den hingerichteten Attentäter Pausanias später feierlich geehrt haben.


Kindheit und Jugend Alexanders des Großen

Alexander der große erhießt eine theoretische und eine militärsportliche Ausbildung. Sein Vater Philipp II. bat Aristoteles aus Thrakien, dessen Vater schon Leibarzt des Makedonenkönigs Amyntas war, sich der Erziehung seines Sohnes anzunehmen. Es wird vermutet, dass Aristoteles in Alexander früh das Interesse für griechische Kultur weckte. Selbstverständlich wurde er auch in den Werken Homers geschult.
Alexander galt bei seinen Sportspielen als recht temperamentvoll. Er litt aber auch unter den Launen seines Vaters Philipp. Einmal gelang es Alexander, den ungestümen Hengst Bukephalos mit sanften Mitteln zu zähmen, was seinen Vater bloßstellte.

Mit der Zeit wurde Alexander auch an den Feldzügen seines Vaters beteiligt. 336 v. Chr. befehligte er bei Chaironeia die Reiterei.
Nach dem Tod seines Vaters wurde er König von Makedonien und Hegemon des Korinthischen Bundes, in dem viele Griechenstädte unter makedonischer Ägide handeln mussten.
Einen schnell ausbrechenden griechischen Aufstand schlug Alexander mit äußerster Brutalität nieder und zerstörte zur Strafe Theben - angeblich außer das Haus des Dichters Pindar.


Der Feldzug gegen das Perserreich ("Alexanderzug")

Die Planungen zum Feldzug gegen das Perserreich der Achämeniden übernahm Alexanders sofort. Man spricht auch vom "Alexanderzug". Alexander wollte das ganze Reich der Perser erobern, während ein Teil seiner Generäle und wohl vorher auch sein Vater nur westliche Teile davon erobern wollten.
334 v. Chr. schlug Alexander schon bald nach dem Übersetzen nach Asien ein persisches Heer am Granikos. Im Jahre 333 v. Chr. traf er dann bei Issos auf ein zahlenmäßig weit überlegenes Heer des Perserkönigs. Früher lernte man in der Schule: "333, bei Issos Keilerei."
Alexander griff gegen das Anraten seiner eigenen Heerführer nicht nachts an, weil er nicht feige sein wollte. Außerdem waren die Perser auf einen Nachtangriff vorbereitet.
Stattdessen nutzte er die Trägheit des großen persischen Heeres und die Panik der Einheiten um den Perserkönig selbst aus. Alexander schwenkte mit seiner Kavallerie zuerst nach rechts und riss damit Teile der entgegengesetzten linken Flanke der Perser auf, um dann wieder nach innen zu ziehen und den Großkönig und sein Gefolge direkt anzugreifen. Dadurch löste er in den Reihen der Perser ein Chaos aus, überlebte aber selber nur knapp. Auf eine Verfolgung des Perserkönigs musste er dann doch verzichten, weil sonst ein Flügel seines Heeres überrannt worden wäre. Dessen Familienangehörige konnte er aber gefangennehmen.

Alexander zog dann weiter nach Süden und eroberte das Gebiet der phönizischen Handelsstädte im heutigen Libanon. Tyros wollte seine Stadttore nicht öffnen, so dass er die Seefestung über einen Damm im zweiten Anlauf erstürmen ließ.

Während dann die Truppen Alexanders entweder umkehren oder nach Osten gegen das Zentrum des Perserreiches marschieren wollten, eroberte dieser erst Ägypten und besuchte heilige Stätten in Oasen (Fayyum). Hier gründete er auch die nach ihm benannte Stadt Alexandria, die aber nicht die einzige dieses Namens war.

Nach der Einnahme Ägyptens zog Alexander wieder nach Osten und schlug bei 331 v. Chr. Gaugamela das Perserheer endgültig. Einen "Deal" mit dem Perserkönig über eine Aufteilung des Reiches hatte er zuvor abgelehnt und von diesem eine klare Unterwerfung verlangt.
Die Schlacht bei Gaugamela verlief ähnlich wie die von Issos und wieder konnte der Perserkönig fliehen. Doch diesmal war ihm das Glück nicht lange hold: Er wurde von eigenen Leuten umgebracht, die Alexander dafür aber nicht belohnen, sondern bestrafen ließ, weil sie auch für ihn ein Risiko darstellten.

Alexander der Große zog daraufhin triumphierend in der Stadt Babylon ein. Dort ließ er seinen Sieg feiern und begann mit Erneuerungen der Infrastruktur.

Auf dem Zug weiter nach Osten verließ er sich nun immer mehr auf Söldner und übergelaufene Anhänger des Perserreiches. Viele Griechen entließ er in ihre Heimat.
Alexander der Große kämpfte am nordöstlichen Rande des Perserreiches gegen verschiedene Bergstämme. Wir sprechen ungefähr vom Gebiet des heutigen Afghanistans, dass nicht umsonst heute als "Friedhof der Imperien" bekannt ist. Auch Alexander stieß mit seinen Truppen an die Grenze seiner Möglichkeiten.

Er wollte aber noch Indien erobern und kämpfte hier gegen starke Einheiten des indischen Königs Poros. Dieser setzte auch Kampfelefanten ein. Zwar konnte er gerade noch einen knappen Sieg gegen die Truppen des Poros erringen, aber dieser war so verlustreich, dass seine Truppen meuterten.

Alexander entschied sich daraufhin wiederwillig zum Rückmarsch und schickte seine Landeinheiten - anders als die Flotte - ausgerechet auf den schwierigen und gefährlichen Weg durch die Gedrosische Wüste. Es wird angenommen, dass dies eine Strafaktion gegen die meuternden Soldaten war.


Hofhaltung in Babylon und neue Angriffspläne

Alexander kehrte schließlich wieder nach Babylon zurück und feierte seine militärischen Siege. Einige verfallene Tempel (z. B. der des Marduk) ließ er wieder aufbauen und die Wasserversorgung verbessern. Auch musste er die Verwaltung seines neuen Reiches straffen, denn viele Verwalter, die er auf seinem langen Marsch eingesetzt hatte, entwickelten schnell ein Eigenleben.

Alexander wollte aber nicht nur die Verwaltung seines Reiches straffen, sondern dachte bereits an neue Eroberungen. 323 v. Chr. wurden ein Heer und eine Flotte für einen Feldzug gegen Arabien vorbereitet. Dann wollte Alexander gegen Karthago ziehen und den Mittelmeerraum unter seine Kontrolle stellen. Es wäre strategisch interessant gewesen (wenn auch moralisch fragwürdig), ein Kräftemessen zwischen ihm und dem noch im Aufbau befindlichen römischen Reich zu sehen.
Als nächstes wollte Alexander nach Norden gegen die Länder der Skythen ziehen, wobei die bei damaligen antiken Geographen noch nicht klar eingegrenzt waren (einige Geographen beschreiben fast alle nördlichen Länder als von Skythen bewohnt).
Doch zu all diesen Aktionen kam es nicht mehr.

Der Grund liegt darin, dass Alexander im Jahre 323 v. Chr. bei einem seiner großen Trinkgelage, das in diesem Fall von Medios veranstaltet wurde, verstarb.
Bis heute ist die Todesursache umstritten. Einerseits wäre es denkbar, dass Alexander nach den enormen Anstrengungen und dem gigantischen Alkoholkonsum einfach keine Kraft mehr hatte.
Es ist aber auch denkbar - und diese Ansicht wird auch von uns vertreten -, dass er vergiftet wurde!
Diese Vermutung liegt an der Art seines Ablebens und an den Machtkämpfen um das Jahr 323.

  • Alexander fühlte sich schon zu Beginn des Gelages nicht wohl und hatte danach Unwohlsein und Lähmungserscheinungen. Diese Symptome verliefen auf und ab, aber tendenziell sich verschlimmert und nach einigen Tagen tödlich.
    Es ist wahrscheinlich, dass ihm mehrfach Dosen von einem Gift verabreicht wurden.
    Ein mögliches Gift wäre weißer Germer.
    Es ist abenso auffällig, dass der Körper Alexanders nach seinem Tod tagelang wie "konserviert" wirkte.
  • Es gab viele Feinde, die ein Motiv hatten, Alexander zu töten. Zuerst denkt man hier an die eroberten oder noch zu erobernden Völker.
    Alexander hatte aber auch Probleme in den eigenen Reihen: Die Antipatriden.
    Während er das riesige Reich eroberte, ließ er den erfahrenen Feldherrn Antipater in Makedonien zurück, um seine Heimat und Griechenland unter Kontrolle zu behalten. Hier vertraute er auf Antipater mehr als auf seine Mutter Olympias, die sich schmollend nach Epirus zurückzog.
    Olympias wurde aber nicht müde, immer wieder Schmähbriefe über Antipater und seine Söhne an Alexander zu schicken.
    Gegen 324 und 323 scheint Alexander nachgegeben und den General Krateros geschickt zu haben, um Antipater abzulösen. Gleichzeitig kam Antipaters Sohn Kassander zu Alexander nach Babylon, um sich zu rechtfertigen. Weil dieser nicht die nötigen Ehrbezeugungen erbrachte, packte Alexander ihn bei den Haaren und stieß seinen Kopf gegen die Wand.
    Kassander soll bei seiner Reise aber Gift dabeigehabt haben, dass er seinen jüngeren Bruder Iolaos überreichte, der "passenderweise" Alexanders Mundschenk war und auch beim Symposion des Medios anwesend war.
    Hier ist ein klares Motiv zu sehen: Alexander starb und Krateros musste sich mit Antipater, den er eigentlich ablösen sollte, verbünden, um die wieder aufständigen Griechenstädte niederzuwerfen. Die Antipatriden blieben aber an der Macht uns spielten bei den auf den Tod Alexanders des Großen folgenden Diadochekämpfen eine große Rolle.

Als Alexander der Große im Sterben lag, stellte sich die Frage, wer denn die Nachfolge in seinem Reich übernehmen solle. Seine Antwort war: "Der Stärkste!" (kratistos)
Dann übergab er seinen Siegelring aber doch Perdikkas, der nach dem Tod seines Freundes Hephaistion einer seiner engsten Kampfgefährten und Berater war.
Alexander kommentierte laut einigen Quellen noch - wohl ironisch gemeint, dass seine Freunde sicher bald herrliche Leichenfeiern veranstalten würden.

Nach Alexanders Tod kam es zunächst zur (vorläufigen) Babylonischen Reichsordnung:

Ptolemaios wollte eigentlich das Reich in lose verbundene Satrapen-Staaten aufteilen, konnte sich damit aber (noch) nicht durchsetzen.

  • Arrhidaios' Wahl zum König wurde bestätigt. Ihm wurde aber eine Geistesschwäche nachgesagt.
    Roxanes kommender Sohn könnte Mitkönig werden.
  • Antipater (Reichsverweser in Makedonien) wurde zum Strategen der europäischen Gebiete.
  • Perdikkas wurde Chiliarch, also Anführer der Adelsreiterei ("Hetairoi").
    Dieses Amt trat er später an Seleukos ab.
  • Krateros sollte Repräsentant und Sprecher des Königs ("Protates") werden.
    Er war aber nicht anwesend und so übernahm Perdikkas dieses Amt und baute es in der Folge zum Reichsverweser ("Epimeletes") aus.
  • Kassander wurde Führer der Somatophylaken (hohe Leibwächter).
  • Die Satrapien wurden unter den ranghöchsten Philoi (Königsfreunde) und Somatophylaken aufgeteilt.
    Wichtig: Die Satrapie Ägypten ging an Ptolemaios!
  • Der Leichnahm Alexanders sollte nach Siwa überführt werden.

Alexanders Familie selbst konnte nach seinem Tod kaum einen herrschaftsfähigen Nachfolger stellen.
Sie geriet deshalb immer mehr "ins Hintertreffen".
Die Loyalität seiner Heerführer, die eben noch mit ihm zusammen gekämpft haben, erwies sich als ebenso schwach und begrenzt wie deren Loyalität untereinander.
  • Alexanders Halbbruder Philipp III. Arrhidaios (Arrhidaios war sein Geburtsname) galt als geistesschwach, obwohl diese Sichtweise von einigen modernen Forschern angezweifelt wird.
    Plutarch spricht von einer Vergiftung durch Olympias (umstritten). Er fand in den Machtkämpfen ebenso den Tod wie viele andere Verwandte Alexanders (+ 317, Hinrichtung von Anhängern Polyperchons, Olympias' und Aiakides').
  • Alexanders Sohn Alexander IV. Aigos (+ ca. 310 durch Kassander/Glaukias)
  • Alexanders illegitimer Sohn Herakles (+ 309 durch Polyperchon als Vertragsbedingung des Kassander)
  • Alexanders Schwester Kleopatra (+ 308 nach gescheitertem Fluchtversuch von Sklavinnen, wahrscheinlich im Auftrag des Antigonos)
  • Alexanders Halbschwester Kynane (+ 322 durch Alketas, den Bruder des Perdikkas) und deren Tochter Eurydike (+ 317 durch Olympias)
  • Alexanders Mutter Olympias (+ 317)
  • Alexanders Frau Frau Roxane (+ 310 durch Kassander/Glaukias)


Perdikkas' Kampf für die Reichseinheit und der erste Diadochenkrieg

In der Tat kam es nach dem Tod Alexanders des Großen zuerst zu einem Aufstand der Griechen, der aber niedergeschlagen werden konnte, und dann zu kämpfen zwischen Reichseinigern wie Perdikkas und ehemaligen Kampfgefährten Philipps II. und Alexanders, die das Reich unter sich aufteilen wollten. Der Sarkophag Alexanders des Großen, der eigentlich in seine Heimat Makedonien zurückgeführt werden sollte, wurde durch eine Kavalliersaktion von Ptolemaios nach Ägypten umgelenkt, womit dieser seinen Machtanspruch unterstreichen wollte. Dort bließb der Sarkophag lange erhalten, geriet aber irgendwann in Vergessenheit und ist heute noch auf der Agenda von Archäologen und Abenteurern.

Perdikkas wollte zunächst die Reichseinheit bewahren - und damit auch seine eigene Macht, stoppte aber die von Alexander dem Großen noch geplanten weiteren Eroberungen. Die Lage kippte jedoch in die andere Richtung, so dass sogar die Einheit des bisher eroberten Reiches in Frage gestellt wurde.
Perdikkas ging zunächst mit äußerster Brutalität gegen Reichsauflöser, aber auch gegen meuternde Infanteristen in den eigenen Reihen vor. Die Infanterie fand ihre militärische Leistung gegenüber der höher gestellten Kavallerie nicht ausreichend gewürdigt. Meleagros, ein Gegner des Perdikkas, nutzte das für sich aus.
Das ergebnis war, dass Perdikkas zum Schein nachgab und bei einem feierlichen Aufmarsch Kavallerie und Infanterie nebeneinander marschieren ließ, dann jedoch die Infanterie von seiner Kavallerie (einschließlich von Kampfelefanten) umzingeln ließ und sie ultimativ aufforderte, die Namen ihrer Anführer preiszugeben. Als diese dann tatsächlich ausgeliefert wurden, ließ er sie eingraben und tottrampeln.

Perdikkas konnte jedoch seine Vormachtstellung als Reichsverweser nicht lange halten.
Im Ersten Diadochenkrieg (321 - 320) kämpfte er gegen Antipater, dessen Sohn Krateros und Ptolemaios.
Bei einem Feldzug gegen Ptolemaios, der die Kontrolle über Ägypten übernommen hatte, scheiterte er mehrfach bei der Überquerung des Nils und verlor viele Soldaten durch Ertrinken oder Krokodile.
Dies schwächte sein Ansehen und führte zu seiner Ermordung durch eigene Offiziere. Eumenes (ein Grieche!), den er zur Abwehr des Krates an den Hellespont ausgesandt hatte, siegte zwar, aber es war zu spät, die Stimmung noch zu Gunsten der Reichseiniger zu kippen. So musste sich Eumenes in Sicherheit bringen. Das Reichsheer wurde von Ptolemaios übernommen.


Die Diadochenkriege nach Perdikkas

Nach dem Scheitern des Perdikkas gab es zwar immer mal wieder Versuche, symbolisch an der Reichseinheit festzuhalten (zu appellieren), aber es ging immer mehr darum, dass sich jeder Feldherr einen möglichst großen Teil des Kuchens herausscheiden wollte.

Auf der Konferenz von Triparadeisos (wahrscheinlich 320 v. Chr.) legten die Sieger des ersten Diadochenkrieges nach dem Tod des Reichsregenten Perdikkas eine neue Machtverteilung für das Alexanderreich fest und modifizierten dafür die 323 vereinbarte Babylonische Reichsordnung.

  • Antipater (+ 319 v. Chr., natürlich) wurde zum neuen Reichsregenten ernannt.
  • Antigonos wird zum Oberbefehlshaber in Asien.
  • Seleukos wird Statthalter von Babylon.
  • Für Philipp III. Arrhidaios und Alexander IV. Aigos werden Leibwächterkorps (Somatophylakes) gebildet.
  • Eumenes und Alketas werden geächtet.
Die Provinzen (Satrapien) des Reiches wurden insgesamt neu geordnet.

In Folge des ersten Diadochenkrieges und der Konferenz von Triparadeisos kam es zum Kampf gegen die Perdikkaner (320 - 318 v. Chr.), und zwar von Antigonos gegen Alketas und Eumenes.

Im Zweiten Diadochenkrieg (318 - 316 v. Chr.) kämpften Polyperchon und Eumenes zusammen mit Alexanders Mutter Olympias gegen Kassander und Antigonos.
Auslöser war, dass der 319 verstorbene Antipater Polyperchon und nicht seinen Sohn Kassander zum Reichsverweser vorgesehen hatte. Dieser verbündete sich daraufhin mit Antigonos.

Auch Olympias, die unter Antipater noch kalt gestellt war und in Epirus verweilte, mischte eine Zeit lang bei den Diadochenkriegen mit, unterlag aber schließlich den Antipatriden.
Die Feldherren auf der Seite der Olympias machten etliche strategische Fehler. Trotzdem gelang es den Truppen der Koalition um 317 v. Chr. durch die Autorität der Olympias und das Überlaufen einiger Truppen der Gegner vorübergehend, Makedonien wieder einzunehmen.
Olympias beging jetzt aber den Fehler, blutige Rache an ihren Gegnern zu nehmen. Sie ließ viele davon foltern und töten. Wahrscheinlich bestärkte sie das in ihrem Eindruck, dass die Antipatriden und besonders Iolaos für den Tod ihres Sohnes verantwortlich waren. Da Iolaos bereits tot war, ließ sie sein Grab schänden.

Der weitere Kriegsverlauf verlief für sie aber ungünstig: Kassander marschierte bald wieder in Makedonien ein und konnte Olympias auf der Flucht in Pydna einschließen. Aiakides und Polyperchon waren nach Überläufen eigener Truppen für einen Entsatzangriff zu schwach.
Durch die radikale Belagerung zu Land und zu Wasser war im Winter 317/316 der Hunger mit der Zeit so groß, dass einige Soldaten ein Recht auf Abzug erzwangen. Sofort wechselten sie auf Kassanders Seiten.
Olympias nahm schließlich nach einem gescheiterten Fluchtversuch zu Wasser ein Angebot Kassanders an, sich bei Schonung ihres Lebens zu ergeben. Die Zusage, dass man sie dann verschonen wollte, wurde aber nicht eingehalten: Olympias wurde vor der Heeresversammlung angeklagt und zu Tode verurteilt - ohne Möglichkeit der Verteidigung.
Da sie aber als Alexandermutter immer noch Anhänger hatte, bot man ihr an, in einem Schiff zu fliehen, was sie aber ablehnte. Das Schiff war sowieso so präpariert, dass es auf hoher See untergangen wäre. Schließlich ließ man die an Land gebliebene Olympias 316 v. Chr. im zweiten Anlauf ermorden.

Der militärisch recht gewandte Grieche Eumenes wird im selben Jahr von eigenen Offizieren an Antigonos verraten. Dieser will Milde walten lassen, lässt ihn aber auf Druck des Heeres einige Tage hungern, bis er dann von Unbekannten mit einem Speer erstochen wird.


Im Dritten Diadochenkrieg (315 - 311 v. Chr.) kämpften Kassander, Ptolemaios und Lysimachos gegen Antigonos, Demetrios und Polyperchon.

Im Babylonischen Krieg (310 - 309 v. Chr.) kämpften Antigonos und Demetrios gegen Seleukos.

Im Vierten Diadochenkrieg (308 - 301 v. Chr.) kämpften Kassander, Ptolemaios, Lysimachos und Seleukos gegen Antigonos und Demetrios.
Der Vierte Diadochenkrieg ist besonders wichtig, weil viele Historiker der Ansicht sind, dass er auf die Entscheidung zulief, ob das Alexanderreich doch noch als Einheit fortbestehen konnte oder aufgeteilt werden sollte. Er lief auf die Schlacht bei Ipsos in Westanatolien 301 v. Chr. hinaus.

In den frühen Diadochenkriegen war es darum gegangen, ob sich die Anhänger der Reichseinheit oder die Anhänger von Partikularinteressen durchsetzen konnten. Das Problem der Reichseiniger war, dass aus dem Herrscherhaus Alexanders des Großen kaum noch handlungsfähige Repräsentanten hervorgegangen sind. Am Anfang versuchten die Diadochen (Nachfolger) Alexanders noch, Mitglieder der Herrscherfamilie wie Philipp III. Arrhidaios oder Alexander IV. Aigos vor ihren Karren zu spannen. Doch dann wurden die Mitglieder des Herrscherhauses in den Diadochenkämpfen einer nach dem anderen liquidiert. Bis 306 v. Chr. war das makedonische Königshaus der Argeaden ausgerottet!

Im Vierten Diadochenkrieg war das Reich faktisch schon in mehrere Interessensphären zerfallen.
Die wichtigsten waren Makedonien unter Kassander, Ägypten unter Ptolemaios, Thrakien unter Lysimachos und Mesopotamien unter Seleukos. Nur Antigonos Monophthalmos, der Syrien und weitere umliegende Gebiete beherrschte, hatte noch eine realistische Chance, das gesamte frühere Alexanderreich zu übernehmen. Weitere Nahrung bekam diese Vorstellung, als sein Sohn Demetrios Poliorketes im Jahre 306 v. Chr. einen großen Sieg in der Doppelschlacht von Salamis gegen den ansonsten meist erfolgreich agierenden Ptolemaios errang. Nun übernahmen beide den Königstitel und beanspruchten die Königsherrschaft über das ganze Alexanderreich nach dem Prinzip des "speergewonnenen Landes".
Der Versuch von Antigonos Monophthalmos, Ptolemaios auch in seiner Bastion Ägypten zu schlagen, misslang allerdings. Jetzt nahmen alle wichtigen Diadochen den Königstitel an, ohne jedoch nach der Macht im Gesamtreich zu streben. Da Antigonos Monophthalmos aber als einziger noch nach der Herrschaft im Gesamtreich strebte, schlossen sie sich gegen ihn zusammen. Es musste zur Entscheidungsschlacht kommen.

Leider sind die Quellen über die Schlacht bei Ipsos dürftig. Diodors 21. Buch der Bibliothéke historiké ist nur fragmentarisch erhalten und Arrians Diadochengeschichte ist ganz verloren. Von Plutarch haben wir in der Biographie über Demetrios eine oberflächliche Schlachtbeschreibung aus späterer Zeit.
Bei Ipsos standen sich beide Heere - die des Antigonos Monophthalmos und die der Koalition - in beinahe identischer Formation gegenüber. Ptolemaios war nicht an der Schlacht beteiligt.
Die Fußsoldaten standen in Phalanx und die Reiterei in Keilformation. Nur bei den Elefanten entschied sich Antigonos für eine Aufstellung VOR der Phalanx (als vorgelagerte Abwehr) und die Koalition zu einer Aufstellung HINTER der Phalanx zur besonderen Verwendung. Demetrios führte die Kavallerie seines Vaters Antigonos. Antigonos war schon über 80 Jahre alt und trug deshalb nur leichte Rüstung.
Bei einem schnellen Kavallerieangriff verfingen sich die Einheiten von Antigonos und Demetrios aber untereinander. Sie konnten zwar die Kavallerie des Seleukos abdrängen, aber dieser glich seinen Verlust mit den in Reserve gehaltenen Kampfelefanten aus. Gleichzeitig war nun die Phalanx das Antigonos nicht mehr durch Kavallerie gedeckt und drohte, von den angreifenden Elefanteneinheiten umfasst zu werden. Demetrios, der lange die gegnerische Kavallerie verfolgt hatte, musste nun umkehren, um der Phalanx des Gegners in den Rücken zu fallen. Doch dabei versperrten ihm die Elefanten den Weg.
Demetrios versuchte nun, die Elefanten zu umgehen, um seinen Fehler doch noch auszugleichen und seinem Vater zu helfen. Doch inzwischen kam es schon dazu, dass illoyale Söldner die gefährliche Lage erkannten und zu den Koalitionstruppen überliefen. Antigonos versuchte zwar noch, die Formation zu halten, weil er sah, wie sein Sohn die gegnerischen Elefanten umging. Jedoch wurde er bald von gegnerischen Pfeilen getroffen, die ihn töteten. Das Heer löste sich auf. Nur Thorax aus Larissa soll den Körper seines Königs noch mit seinem Schild geschützt haben. Demetrios entschied sich zur Flucht.
Nach diesem Sieg teilten wie üblich die Sieger die Beute auf. Einen Streit mit langfristigen Folgen gab es jedoch zwischen Seleukos und Ptolemaios bzw. zwischen den Seleukiden und den Ptolemäern.
Ptolemaios sicherte sich das wichtige Koile-Syrien, was aber den Seleukos verärgerte. Er war der Meinung, dass jemand, der nicht mitgekämpft hat, auch kein Anrecht auf einen Anteil an der Beute habe. Die syrischen Kriege sollten noch bis 168 v. Chr. dauern.
Demetrios konnte nach seiner Flucht Heer und Flotte in Ephesos sammeln. Allerdings fielen die Griechen an Kassander ab. Demetrios führte in den folgenden Jahren einen brutalen Kampf um die Herrschaft in Makedonien und Griechenland, starb aber dann in der Gefangenschaft des Seleukos.
Seinem Sohn, Antogonos II. Gonatas, gelang dann doch die Erringung der Herrschaft in Makedonien. Er konnte hier die Dynastie der Antigoniden für Jahre etablieren.



(...)

Die Diadochenkriege sollten aber insgesamt rund 50 Jahre andauern. Das Kriegsglück wechselte häufig. Hier konnte nicht auf jede Einzelheit eingegangen werden.


Der "Hellenismus"

Am Ende entstand eine "grobe Neugliederung" des Raumes des ehemaligen Alexanderreiches:
  • Die Antipatriden hatten lange Zeit lang das militärisch starke Makedonien gehalten, bis sie durch Antigonos II. Gonatas die Herrschaft an die Antigoniden abgeben mussten.
  • Die Seleukiden erhielten den größten Teil des Reiches bis zur Ostgrenze.
    Dieses große Reich begann aber, an der Ostgrenze, bei Armenien und später in weiteren Bereichen nach außen hin zu bröckeln und nach innen durch fehlende Einheit aufzuweichen.
  • Die Ptolemäer ("Lagiden") behielten unter Ptolemaios I. und seinen Nachfolgern Ägypten und konnten - wie frühere ägyptische Pharaonen - bei innerer Stärke ihren äußeren Einfluss über Palästina, Teile der Levante und vielleicht bis nach Zypern ausdehen; bei innerer Schwäche dagegen wurden sie aus der Region Palästina, aus Libyen und im Süden aus Nubien bedrängt.
Die drei genannten Reiche - das Seleukidenreich wurde deutlich abgeschmolzen - wurden schließlich schrittweise durch das Römische Reich inkorporiert: Makedonien und Griechenland im 2. Jhd. v. Chr., das Seleukidenreich schrittweise danach und Ägypten bis zur Niederlage von Marcus Antonius und Kleopatra (VII.) um das Jahr 30 v. Chr.

Man sprach später von dem Zeitalter des "Hellenismus", weil trotz des Niedergangs des Alexanderreiches sich die griechische Kultur über weite Teile der damals bekannten Welt ausbreiten konnte.
Es gab schon vorher durch Kolonialisierung griechische "Pflanzstädte", aber diese Expansion war noch nicht so stark und die Städte blieben lange kulturell mit ihrer Mutterstadt verbunden und sprachen z. B. attischen Dialekt oder dorischen Dialekt.
Im Hellenismus eroberte man dagegen größere Gebiete und verwendete als griechische "Gemeinsprache" die auf dem attischen Dialekt basierende "Koine (glossa)".
Auch nach der Eroberung durch die Römer sprach der östliche Mittelmeerraum eher Griechisch (Koine) als Latein. So ist auch das Neue Testament in Koine verfasst.
Nach dem Untergang des Weströmischen Reiches um 500 n. Chr. konnte das Oströmisch Reich bzw. "Byzanz" die griechische Kultur und Sprach weitertragen. Das Byzantinische Reich wurde aber erst durch die arabische Expansion ab dem 7. Jhd. dezimiert und später durch die osmanische Expansion, der es gegen 1453 erlag.


Nachwirkungen

Die Eroberungen Alexanders des Großen haben wegen ihrer großen militärischen auch eine große Auswirkung auf die Literatur (Stichwort: Alexanderroman) und Kunst. Trotzdem war Alexander durch seine "krassen" Taten und sein Vorgehen nie unumstritten.

Im 20. und 21. Jhd. wurden Leben und Kriegszüge Alexanders auch verfilmt.
Bedeutend sind:
  • 1956 "Alexander der Große" ("Alexander the Great") von Robert Ros(s)en mit Richard Burton als Alexander, Danielle Darrieux als Olympias und Fredrick March als Philipp von Makedonien.
  • 2004 "Alexander" ("Alexander") von Oliver Stone mit Colin Farrell als Alexander, Angelina Jolie als Olympias und Val Kilmer als Philipp II.


QUELLEN/LITERATUR:

Wiki
-
FAZ: Tilman Spreckelsen: Woran starb eigentlich Alexander der Große? (aktualisiert 21.02.2019)
Welt: Berthold Seewald: Alexander der Große soll mit Aristoteles' Gift ermordet worden sein (23.06.2023)
-
Arrianus (Arrian), Lucius Flavius
Diodor
Plutarchos
-
Barceló, Pedro: Alexander der Große. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2007
Demandt, Alexander: Alexander der Große: Leben und Legende. Beck, München 2009
Will, Wolfgang: Alexander der Große (= Urban Taschenbücher. Band 370). Kohlhammer, Stuttgart 1986




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