8 Tarnmuster: Oliv (einfarbig) - Splittertarn Schweden - CCE aus Frankreich - Flecktarn Deutschland - Lizardmuster Frankreich - Duck Hunter USA - Strichtarn DDR - Matrixtarn. |
ANFÄNGE
Einfache Tarnungen wurden vom Menschen wahrscheinlich schon seit der Frühgeschichte angewendet, um sich an Beute oder an einen menschlichen Gegner heranzuschleichen.
Trotzdem gab es erst spät systematische Tarnungen in Armee.
Erste Ansätze hierfür gab es bei den Briten während der Napoleonischen Kriege, die einige Jäger-Einheiten in Grüntönen einkleideten.
Bereits im Unabhängigkeitskrieg der entstehenden USA haben viele Loyalisten, also Siedler, die der britischen Krone loyal blieben, in Grün gekämpft. Es ist aber nicht klar, ob schon damals eine Tarnabsicht bestand. (Die regulären britischen Einheiten waren als "Rotröcke" bekannt und die amerikanischen Unabhängigkeitskämpfer ("Patriots") kämpften in dunkelblau, wenn sie überhaupt einheitlich uniformiert waren.)
ERSTER WELTKRIEG
Systematischer ging man die Sache erst kurz vor und im Ersten Weltkrieg an. Nach 1900 stellten viele Europäische Armeen auf eine Einfarben-Tarnuniform um. Deutschland wählte 1908 Feldgrau, wobei einige Jäger auch in graugrün gekleidet waren. Frankreich blieb bei Blau, die Briten experimentierten mit Khaki. Man verwendete auch Vorerfahrungen aus den Kolonien.
Blitzende (reflektierende) Applikationen wurden reduziert oder ganz abgeschafft.
Während des Ersten Weltkrieg machte man sich auch Gedanken über Mehrfarbentarnanstriche und Tarnmuster.
Britische und später US-amerikanische Schiffe wurden durch Dazzle-Camouflage unkenntliche gemacht, damit U-Boote sie schwerer versenken konnten. Gemeint sind damit eckige Hell-Dunkel-Muster. Selbst wenn ein Schiff entdeckt wurde, konnten seine Struktur und seine Geschwindigkeit nur erschwert eingeschätzt werden.
Bei den Flugzeugen experimentierten die Deutschen mit Polygon-Mustern (Vieleckmuster, also mit scharfen Kanten). Die Briten nannten diese deutsche Konzeption Lozenge-Camouflage (also Rauten-Tarnung).
Lozenge Camouflage (Sie konnte zum Boden hin grüner und zum Himmel hin blauer sein. Heute seltsam sind die Farben Rosa für den Himmel und Violett für den Boden.) |
Die Briten und später Franzosen ahmten dies nach und verwendeten es auch auf ihren Panzerfahrzeugen ("Tanks"), bei deren Entwicklung sie schneller waren als die Deutschen.
Viele Tarnmuster waren anfangs aber noch nicht standardisiert, sondern individuell gefertigt. Farben wurden auch meistens mit Pinsel aufgetragen und noch nicht gesprüht.
Buntfarbenanstrich |
Richtige Verordnungen kamen erst 1918 in Deutschland auf, als der Krieg schon fast verloren war. Im Juli 1918, also als quasi die letzte Deutsche Westoffensive nach dem Zusammenbruch Russlands im Osten gescheitert war, wurde in Deutschland offiziell als erstes standardisiertes Tarnmuster der "Buntfarbenanstrich" eingeführt. Er galt für Heer wie für Luftwaffe, die allerdings noch keine eigene Truppengattung war.
Diese Tarnung war für "Großgerät" wie Panzer (nur wenige vorhanden), Kanonen, Flugzeuge, Lkws und Kisten gedacht. Bei der Ausrüstung des Infanteristen sollte zumindest der Helm getarnt werden.
Der Buntfarbenanstrich bestand aus scharfkantigen Polygonen, die durch dicke schwarze Striche getrennt waren. Die Grundfarben waren Rostbraun, Grün und Ockergelb. So sollten verschiedenfarbige Böden und Vegetation nachgeahmt werden.
ZWISCHENKRIEGSZEIT
Das erste auf Stoff gedruckte Tarnmuster in der Zwischenkriegszeit war das "Telo Mimetico", das in etwa die Farben des deutschen Buntfarbenanstrichs übernehm. Es wurde 1929 beim (faschistischen) italienischen Militär für die Zeltbahnen eingeführt. Ab 1937 wurden diese Stoffe auch für Uniformen verwendet. Zum Beispiel rüstete die italienische Luftwaffe damit ihre Fallschirmjäger aus.
Das Telo Mimetico wurde erst 1992 endgültig abgeschafft.
Telo Mimetico |
Die deutsche Reichswehr zog nur wenig später nach. 1931 wurde ein neues Buntfarbenmuster (heute "Splittertarn" bzw. "Splinter Camo" genannt) eingeführt. Das Buntfarbenmuster war dadurch gekennzeichnet, dass auf einem beigen Untergrund grüne und braune Polygonflächen zu sehen ware, über die zusätzlich noch grüne Striche gelegt waren.
Buntfarbenmuster 31 |
Auch hier wurde der Stoff zuerst für Zeltbahnen verwendet, die von Scharfschützen aber auch als Tarnponcho verwendet werden konnten.
Aus diesem Muster wurden dann später offiziell oder auf Eigeninitiative diverse Uniformteile gefertigt.
Die Fallschirmjäger verwendeten das Buntfarbenmuster z. B. für ihren "Knochensack" genannten Jumpsuit. Während des Weltkrieges wurden vom Buntfarbenmuster leichte Abweichungen gefertigt, z. B. mit kleineren Polygonen.
Einen großen Schritt nach vorne in der Tarnforschung machte in den 1930er-Jahren die Waffen-SS. Sie ließ Grafiker besonders durchdachte Tarnmuster entwickeln, die heute als "Flecktarnmuster" bekannt sind und etwas variiert weltweit verwendeten. Führend war hier Professor Johann Georg Otto Schick, Leiter der 1935 aufgebauten Abteilung T ("Tarnung") und Wim Brant
Flecktarnuniformen waren die weltweit ersten in Massenproduktion hergestellten Mehrfarbenuniformteile (v. a. Jacken).
Die SS achtete aber auch die Patentierung dieser Entwicklung, so dass Wehrmachtseinheiten nur selten in den "Genuss" solcher Unformteile kamen.
Oft war auch nur die Jacke einer Uniform in Mehrfarbentarn.
ZWEITER WELTKRIEG
Die SS entwickelte innerhalb der Flecktarnreihe verschiedene Muster, die meist mit Nachkriegsnamen benannt werden, weil die zeitgenössischen Namen verloren gegangen sind. Das Platanenmuster wurde vor dem Krieg entwickelt und zu Kriegsbeginn eingesetzt. Dann kamen im Krieg weitere Entwicklungen zum Tragen.
1941 führte die Luftwaffe eine eigene Version des Splittertarnmusters, das Splittertarnmusters 41 mit kleineren Polygonen ein.
1943 wurde neben dem Splittertarnmuster noch das Sumpftarnmuster entwickelt und 1944 abgewandelt, das an Splittertarn angelehnt war. Die braunen Partien waren jetzt kleiner als die grünen Partien und von diesen etwas abgesetzt und die Kanten wurden etwas "weichgezeichnet".
Sumpftarn-Muster |
Ungefähr zu der Zeit wurden aber auch Tarnmuster aus Italien (Tele Mimetico) oder aus Ungarn (größere abgerundete Flächen) übernommen.
Gegen Ende entwickelte man im Deutschen Reich noch das "Leiber-Muster" (benannt nach den Entwicklern), dass ein universelles Tarnmuster für Wehrmacht und Waffen-SS sein sollte und bei dem schon Infrarot-Tarneigenschaften berücksichtigt wurden.
Das Muster kam aber nur noch begrenzt zum Einsatz.
Trotz der Vereinheitlichungsabsichten soll die Wehrmacht an einem verbesserten Splittertarnmuster weitergearbeitet haben.
Die Vereinigten Staaten machten sich auch Gedanken um eine bessere Tarnung.
Sie entwickelten - wahrscheinlich beeinflusst durch das SS-Flecktarn - ein Tarnmuster, dass vulgo "Duck Hunter-Pattern" genannt wurde. Weil es aber zu Verwechslungen mit SS-Kämpfern kommen konnte, setzte man es lieber im Pazifikkrieg gegen Japan ein.
Duck Hunter |
NACHKRIEGSZEIT BIS 1990
Nach dem Zweiten Weltkrieg lebten die deutschen Tarnmuster Splittertarn und Sumpftarn noch eine Weile weiter.
Die frühe Bundeswehr wurde ab 1955 mit Splittertarn-Uniformen ausgerüstet (vgl. Dienststelle Blank), passte sich aber 1960 an das in der NATO übliche oliv an (RAL 6014 - Gelboliv). Der Bundesgrenzschutz nutzte dagegen ab 1952 eine abgewandelte Version des Sumpftarnmusters weiter. Vereinzelt sah man das Muster als Helmüberzug bei der GSG9 noch bis ca. 2000.
Auch die andere europäische Armeen wie die der Schweiz und anfangs sogar Polens experimentierten mit Splittertarn. In Österreich entwickelte man es für den alpinen Raum zu Steintarn weiter (mit hohen Grauanteilen).
In den 1970ern begann man wieder, mit Mehrfarbentarnmustern zu experimentieren. Die Bundeswehr entwickelte neue Flecktarnmuster, die aber noch zu "gepunktet" aussahen und sich nicht durchsetzen konnten.
Vor Westdeutschland führten jedoch die Österreicher das Flecktarnmuster in begrenzter Anzahl wieder ein (angelehnt an das Erbsentarn-Muster der Waffen-SS). In den 1980ern entwickelten die Dänen ihr eigenes "grünlastiges" Flecktarn.
Die DDR entwickelte zwar ein eigenes "Blumentarn-Muster", das aber nicht lange im Einsatz war. Stattdessen übernahm mit nur das Strichtarnmuster des Buntfarbenmusters/Splittertarn von 1931 und blieb dabei.
Die USA nutzten z. T. ihr Duckhunter-Muster weiter, verwendeten aber auch wieder olivgrüne Uniformen oder suchten nach neuen Mustern. Man entwickelte jetzt bereits Vorformen des später berühmten Woodland-Tarnmusters, das seit den 1980er-Jahren so berühmt werden sollte.
Im Vietnamkrieg übernahmen einige US-Einheiten das südvietnamesische Tigerstripes-Muster, das seinerseits aus dem französischen Lizard-Muster der Nachkriegszeit entwickelt worden war.
Mit Beginn der 1980er war es dann so weit und die US-Streitkräfte bekamen ihr Woodland-Muster.
Später wurde dieses mehrfach verbessert und es wurden für den Wüsteneinsatz 6-Farben-Tarnmuster ("Chocolate Chips des Golfkriegs von 1991) und 3-Farben-Tarnmuster entwickelt.
Woodland aus den USA |
Frankreich führte bereits 1947 ein Mehrfarbenmuster ein, das man Lizard-Pattern nannte und das in den damaligen Entkolonialisierungskriegen in Indochina und Algerien berühmt-berüchtigt wurde. Den einheimischen prägten sich folternde Eliteeinheiten in Lizard-Muster tief ein.
Das französische Lizard-Muster wurde z. T. in Afrika weiterverkauft und tauchte über diesen Weg oder als portugiesische Abänderung in diversen Kolonialkriegen auf.
In Frankreich hielt man aber nicht am Lizard-Muster fest, sondern dachte über eine Rückkehr zu Oliv nach und entwickelte dann das Waldtarn-Muster CCE (Camouflage Central Europe), das an das US-amerikanische Woodland-Muster angelehnt war.
Großbritannien ging mit seinem DPM (Disruptive Pattern Material) auch einen "Pinselstrich-Weg" - ähnlich wie die Franzosen mit ihrem Lizard-Muster, forschten dann aber in andere Richtungen.
Das französische Lizard-Muster wurde z. T. in Afrika weiterverkauft und tauchte über diesen Weg oder als portugiesische Abänderung in diversen Kolonialkriegen auf.
Lizard |
In Frankreich hielt man aber nicht am Lizard-Muster fest, sondern dachte über eine Rückkehr zu Oliv nach und entwickelte dann das Waldtarn-Muster CCE (Camouflage Central Europe), das an das US-amerikanische Woodland-Muster angelehnt war.
CCE |
DPM |
AB 1990
Nach dem Ende des Kalten Krieges wurden größere militärische Beschaffungsprojekte zusammengestrichen. Trotzdem setzte die Bundeswehr in den 1990ern endgültig ihre lange gehegten Flecktarnpläne durch und führte ein 5-Farben-Muster ein.
Generell machte das Flecktarnmuster international Karriere.
Die USA mischten ihr bewährtes Woodland-Muster mit Flecktarnelementen (z. B. Multicamo), Italien entwickelte mit Veggetato (und Vegettato) deserto Flecktarnmuster, in denen auch größere zusammenhängende Farbflächen erkennbar waren, Japan entwickelte ein Flecktarnmuster und China ebenso, wobei man sich an gestohlenen Unterlagen orientierte.
Die Entwicklung von Tarnmustern erfolgt immer mehr auch computergeneriert. Der Trend zu Matrixmustern (kleine "digitale" Rechteckmuster) scheint jedoch wieder abzuebben. Die USA haben damit bei einigen Auslandseinsätzen schlechte Erfahrungen gemacht.
In Kanada ist es ähnlich.
Es gibt natürlich noch weitere Tarnansätze, wie Amöbentarn, Netztarn oder "batikähnliche" Muster, die aber schwer herzustellen sind:
Außerdem möchte man nicht durch durch ein Mehrfarbenmuster eine "Konturauflösung" erzeugen, sondern z. B. durch Formveränderung. Besonders deutlich wird das am Ghillie-Suit von Scharfschützen.
Bei Heer, Luftwaffe und Marine versucht man auch, mit "Counter Shadowing"-Mustern den Schattenwurf zu verschleiern und die erkennbarkeit zu erschweren.
Absehbar ist, dass bei einer Weiterentwicklung der Technik bald immer mehr "Chamäleon"-Tarnanzüge und generell Tarnflächen aufkommen werden. Bislang sind die nur noch zu teuer und zu fehleranfällig.
Da wir immer mehr auf einen Roboterkrieg zusteuern, wird man sich auch über die Tarnung dieser Kriegsgeräte Gedanken machen müssen. Roboter werden immer mehr fähig sein, auch in Schwärmen anzugreifen und sich selber zu steuern. Die Gefahr ist jedoch, dass sie dabei gehackt werden und gegen ihre eigenen Einheiten zurückmarschieren.
Nach dem Ende des Kalten Krieges wurden größere militärische Beschaffungsprojekte zusammengestrichen. Trotzdem setzte die Bundeswehr in den 1990ern endgültig ihre lange gehegten Flecktarnpläne durch und führte ein 5-Farben-Muster ein.
Generell machte das Flecktarnmuster international Karriere.
Die USA mischten ihr bewährtes Woodland-Muster mit Flecktarnelementen (z. B. Multicamo), Italien entwickelte mit Veggetato (und Vegettato) deserto Flecktarnmuster, in denen auch größere zusammenhängende Farbflächen erkennbar waren, Japan entwickelte ein Flecktarnmuster und China ebenso, wobei man sich an gestohlenen Unterlagen orientierte.
Die Entwicklung von Tarnmustern erfolgt immer mehr auch computergeneriert. Der Trend zu Matrixmustern (kleine "digitale" Rechteckmuster) scheint jedoch wieder abzuebben. Die USA haben damit bei einigen Auslandseinsätzen schlechte Erfahrungen gemacht.
In Kanada ist es ähnlich.
Es gibt natürlich noch weitere Tarnansätze, wie Amöbentarn, Netztarn oder "batikähnliche" Muster, die aber schwer herzustellen sind:
Außerdem möchte man nicht durch durch ein Mehrfarbenmuster eine "Konturauflösung" erzeugen, sondern z. B. durch Formveränderung. Besonders deutlich wird das am Ghillie-Suit von Scharfschützen.
Bei Heer, Luftwaffe und Marine versucht man auch, mit "Counter Shadowing"-Mustern den Schattenwurf zu verschleiern und die erkennbarkeit zu erschweren.
Absehbar ist, dass bei einer Weiterentwicklung der Technik bald immer mehr "Chamäleon"-Tarnanzüge und generell Tarnflächen aufkommen werden. Bislang sind die nur noch zu teuer und zu fehleranfällig.
Da wir immer mehr auf einen Roboterkrieg zusteuern, wird man sich auch über die Tarnung dieser Kriegsgeräte Gedanken machen müssen. Roboter werden immer mehr fähig sein, auch in Schwärmen anzugreifen und sich selber zu steuern. Die Gefahr ist jedoch, dass sie dabei gehackt werden und gegen ihre eigenen Einheiten zurückmarschieren.
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